Getestet: Sonos Arc – die derzeit beste Dolby-Atmos-Soundbar?
Sonos hat die Spitze seines Audio-Portfolios runderneuert – mit der Sonos Arc. Ihr grosses Feature: Dolby Atmos, und zwar auf eine Art und Weise, die tatsächlich Sinn macht.
Sonos gibt seinem Soundbar-Portfolio ein Update. Ein ordentliches Update. Oder noch genauer: ein Dolby-Atmos-Update. Endlich. Der Premium-Anbieter in Sachen Audioprodukte hat lange auf Atmos-Sound warten lassen; Konkurrenten wie Sony oder Samsung sind längst auf den Atmos-Zug aufgesprungen.
Zu kaufen gibt’s die neue Dolby-Atmos-Soundbar – die Sonos Arc – seit dem 10. Juni. In der News oben versprach ich euch ein Review vor Verkaufsstart. Dass es nicht geklappt hat, ist Schuld eines gewissen Virus, der die Auslieferung von Testgeräten verzögert hat. Sorry dafür. Jetzt ist er aber da, der Test. Und so viel lässt sich vorab sagen:
Die Sonos Arc ist nicht irgendeine Soundbar. Sie ist ein Statement – ein teures Statement, allerdings.
Eine interessante Lautsprecher-Architektur
Die Sonos Arc ist breit. Etwa 114 Zentimeter breit. Im Vergleich zu ihrem Vorgänger, der Playbar, sind etwa 30 Zentimeter dazugekommen. Ziemlich sperrig, gerade für Besitzer eines kleineren Fernsehers: Die Arc wird eine TV-Bilddiagonale von bis zu 49 Zoll überragen.
Breite: 114.2 cm
Höhe: 8.7 cm
Tiefe: 11.6 cm
Sperrig heisst aber nicht klobig – oder gar hässlich. Die Arc macht einen deutlich edleren Eindruck als die Playbar. Weg ist der Stoffbezug, der Staub angezogen hat wie Licht die Motten. Stattdessen ist da ein Sonos One-ähnliches Gitter. Dazu eine ovale, weniger eckige Form. Das wirkt ausgesprochen edel und – ja, doch – angenehm schlank.
Die Arc ist übrigens so gebaut, dass sie «stehend» oder «liegend» funktioniert. Also unabhängig davon, ob du sie vor den Fernseher legst oder an die Wand montierst. Für Letzteres brauchst du allerdings den Wall Mount von Sonos.
Unterhalb des Gitters befinden sich elf Treiber. Konkret:
- Acht elliptische Tieftöner. Sie sorgen für die klare Wiedergabe mittlerer Sprachfrequenzen und einen satten Bass.
- Vier Tieftöner strahlen nach vorne, zwei nach oben (für Dolby Atmos) und zwei seitlich, um für eine noch breiter wirkende Sound-Kulisse zu sorgen.
- Unterstützt werden die Tieftöner von drei nach vorne abstrahlende Kalottenhochtöner für die Höhenfrequenzen. Sie sorgen vor allem für klare Dialoge.
Zum Vergleich: In der sieben Jahre älteren Playbar sind sechs Mitteltief-, drei Hochtöner und ein Woofer für den Bass verbaut. Die Arc bietet also mehr. Darum wohl auch die zusätzlichen 30 Zentimeter in der Breite. Zudem besitzen sämtliche der elf Arc-Treiber einen digitalen Verstärker der Klasse D.
Insgesamt spricht Sonos von einem 5.0.2-Soundsystem. Die «5» anstelle der «3» der Playbar und die «2» am Schluss beziehen sich auf die seitlich und nach oben abgewinkelten Treiber.
Die Erklärung: Das amerikanische Unternehmen aus Santa Barbara, Kalifornien, benutzt einen Chip, der zusammen mit der überarbeiteten Lautsprecherarchitektur eine Kombination aus Ton- und Gegensignalen erzeugt. Das erschafft um den Zuhörer herum eine Art «Klangkuppel» mit vertikaler und horizontaler Sound-Ebene, ohne dass Sound tatsächlich von oben oder der Seite kommt – ob nun von den Wänden reflektiert oder von physisch vorhandenen Lautsprechern.
Natürlich habe ich das getestet.
Der Sound: Dolby Atmos at it’s finest – für Soundbars
Einer der besten Atmos-Tonspuren, die ich kenne, hat der Rennsport-Film «Ford vs. Ferrari». Der Film spielt in den 1960er-Jahren. Ferrari galt als Mass aller Dinge im Motorsport. Besonders im 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Ford wollte diese Dominanz brechen und schickte mit Autobauer Carroll Shelby (Matt Damon) und Pilot Ken Miles (Christian Bale) seine zwei Besten ins Rennen.
Was die Sonos Arc in den Rennszenen veranstaltet, ist genauso oscarverdächtig wie der Film selbst.
Getestet habe ich die Soundbar ohne zusätzliche Surround-Speaker oder Subwoofer. Ich will ja wissen, was die Arc kann – auf sich allein gestellt. Bass zum Beispiel. Mann-o-Mann, brummt der weich und gleichzeitig kraftvoll auf, wenn Raubein Miles das Gaspedal runterdrückt und die 550 PS des V8-Motors seines Ford GTs aufheulen lässt. Da ist kein Kratzen und kein Überschlagen. Eine Balance, die ich einer Soundbar niemals zugetraut hätte, hätte ich es nicht selbst gehört.
Mit anderen Worten: Es ist, als ob ich selbst im Cockpit sässe und spürte, wie die Beschleunigung mich in den Sitz presste und wie bei jedem Gang, den ich einlegte, das Auto bebte.
Aber die Szene geht weiter. Im 24-Stunden-Rennen beginnt die Nachtphase. Es ist dunkel. Es regnet. Die Sicht ist furchtbar. Immer wieder presst Miles mit seinem unverkennbar britischen Akzent ein «bloody hell!» zwischen den Lippen hervor. Wortfetzen, die ich inmitten einer wundervollen Klang-Kakofonie aus Regenprasseln, fauchenden Motoren, knirschenden Karosserien und knarzenden Boliden, die es ob der wirkenden G-Kräfte beinahe auseinanderreisst, glasklar hören kann.
Das liegt am Zusammenspiel von Sonos’ Treiber und Dolby Atmos. Du musst wissen: Dolby Atmos bedeutet nicht per se bessere Audioqualität. Es ist die Qualität der Information übers Audio, die bei Dolby Atmos besser ist als bei einer herkömmlichen Surround-Tonmischung.
Kurz gesagt: Bei Dolby Atmos werden Töne nicht einfach auf einen Kanal gelegt. Stattdessen werden Dinge, die sich bewegen – wie Rennautos, abbrechende Bremsscheiben oder auch der Regen selbst – einem simulierten Objekt zugeordnet. Dolby nennt sie auch «dynamische Audio-Objekte». Dank Algorithmen ist es möglich, diese Audio-Objekte vom Hintergrund hochpräzise zu trennen und punktgenau im Raum zu positionieren.
Genau deswegen kommt es in der obigen Szene zu keinem überfrachteten Klanggewitter. Ein Beispiel: Wenn ich die Surround-Mischung auswähle, geht der schwere Regen irgendwo im Bass unter. Das Abbrechen von Teilen, das Quietschen der Räder, das Knattern des protestierenden Getriebes – alles Dinge, die ich in der Atmos-Mischung viel deutlicher vom Hintergrundlärm unterscheiden kann als in der Surround-Mischung.
Das ist es, was Atmos ausmacht. Nicht dieses Marketing-Bla-Blub über «Ton von oben» dank Hokuspokus-Trara wie «Wandabstrahlung».
Überhaupt scheint sich Sonos viel Gedanken über die Stärken von Atmos’ dynamischen Audio-Objekten gemacht zu haben. Ich meine, selbst wenn ich meine Augen schliesse, kann ich genau hören, wie da ein Ferrari und ein Porsche vor Ken Miles Ford GT hin- und herschwenkerln, um Miles das Überholen zu erschweren. Wenn dann eines der Boliden gegen die Bande kracht und Miles Rennauto nur um Haaresbreite verfehlt, ducke ich mich unbewusst seitlich weg.
Das ist schlicht grossartig.
Aber eben: Keine Wunder bewirkt die Arc beim vertikalen Sound. Sie füllt zwar den Raum ausgesprochen gut, aber wirklich von oben kommenden Sound habe ich nie gehört. Habe ich auch nicht erwartet. Ich durfte schon viele Lautsprecher-Systeme mit nach oben abstrahlenden Treibern anhören. Alle versprachen Sound wie von der Decke aus kommend. Keines dieser Systeme hielt sein Versprechen. Wie gesagt: Marketing-Hoppla-Schorsch.
Sonos ist cleverer. Hat Decken-Sound nie versprochen. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Nur eine raumfüllende, reichhaltige Soundkulisse, in der sich Audio-Objekte hörbar positionieren lassen. Und das ist ein Versprechen, das die Sonos Arc hält.
Oh, du wunderbare Musik!
Bei all diesem Dolby-Atmos-Gerede geht etwas Wichtiges beinahe unter: Die Arc lässt sich auch als Musik-Lautsprecher innerhalb eines Multiroom-Speaker-Systems benutzen.
Sprich: Steuern lässt sie sich über die überarbeitete Sonos-App. Die wiederum kannst du mit Musikdiensten wie Spotify oder digitalen Radiosendern verbinden. Apple-User können Musik auch via AirPlay abspielen. Die Arc kann zudem via Google Assistant oder auch via Amazon Alexa sprachgesteuert werden. Dafür sorgen vier eingebaute Fernfeld-Mikrofone. Getestet habe ich das nicht; die Mikrofone bleiben bei mir zu Hause ausgeschaltet.
Zur Musik. Meine erste Wahl fällt auf «Another Day of Sun» aus dem Film «La La Land».
Der Song ist Jazz in Perfektion: Der Kontrabass brummt gemütlich vor sich hin, ein Klavier spielt mit den Harmonien, das Schlagzeug trommelt und wirbelt im Hintergrund während Trompeten die eingehende Melodie zelebrieren.
Minute 0:08: Da ist das erste von zahlreichen «Hmpf»-Punches, die ich hören will. Die Nylon-Besen in den Hochfrequenzen streicheln die Trommeln. Die Stimme der Sängerin hebt sich kristallklar vom Rest der Musik ab. Herrlich. Als ob die Band live vor mir spielen würde.
Dann probier ich’s mit John Powells «This is Berk» aus «How to train your Dragon». Den Score habe ich schon Dutzende Male gehört. Deshalb weiss ich genau, wie welche Passage zu klingen hat. Wo der Bass grummeln muss. Wo ich den Punch spüren will.
Und ja, ich höre viel – fast ausschliesslich – Filmmusik bei mir zu Hause, falls du dich das gerade fragst.
Die Arc gibt sich keine Blösse. Bedächtig spielen die Blechinstrumente das Thema von Berk. Sind das Posaunen? Oder Tubas? Egal. Es ist stark. Voluminös. Die Arc lässt irgendwas in meiner Magengrube vibrieren. Eine Klarinette setzt ein. Glaube ich zumindest. Dazu die Streicher. Ich höre ihre Melodie. Höre, wie sie für Körper sorgen. Wie die Trommeln im Hintergrund sachte den Takt angeben. Ein weiblicher Chor, da, im hohen Tonbereich, gibt dem Ganzen etwas Himmlisches.
Ich mag das, wenn Musik so reichhaltig und komplex klingt.
Dann Minute 1:10. Die Action-Passagen. Die Percussion rummst und poltert im Hintergrund, was das Zeugs hält. Die Mitteltöner der Arc füllen mein Wohnzimmer vollkommen aus. Bass vom Feinsten. Ein Männerchor mit tiefen, grollenden Stimmen gibt sich wild und ungezähmt. Und ich wähne mich mitten im Dorf von wahnwitzigen, Drachen reitenden Wikingern.
Die Sache mit den Anschlüssen
Eines noch. Mit dem Fernseher verbunden wird die Arc via HDMI-eARC. Also dem «enhanced Audio Return Channel». So wird TV-Sound via HDMI-Kabel zu einem externen Lautsprecher-System oder Receiver geleitet.
Dolby Atmos kann nämlich nur über die hohe eARC-Bandbreite verlustfrei an die Soundbar weitergegeben werden. In dem Fall nimmt das Dolby-True-HD-Format die Atmos-Informationen huckepack – salopp ausgedrückt. Hat dein Fernseher nur HDMI ARC – also ohne das «e» wie «enhanced» in eARC –, wird das Dolby-Atmos-Signal in ein Dolby-Digital-Plus-Signal komprimiert weitergegeben. Was die Arc dann wiedergibt, ist zwar durchaus Dolby Atmos, aber kein verlustfreies.
Eine Buchse für optische Kabel – Toslink – gibt’s nicht mehr. Dafür legt Sonos einen HDMI-zu-Toslink-Adapter bei. Das ist super, falls dein Fernseher über kein ARC oder eARC verfügt. Aber dann ist die Bandbreite maximal für Dolby Surround 5.1 gross genug. Einfach, damit du’s weisst.
Das eigentliche Problem ist allerdings ein anderes: Weitere HDMI-Eingänge, um externe Quellen wie etwa UHD-Blu-ray-Player direkt an die Arc zu schliessen, gibt es nicht. Für mich unverständlich.
Ich erklärs dir.
Sonos legt sein Dolby Atmos in die Hände der TV-Hersteller. Und nur in ihre Hände. Denn Fernseher müssen eine elementare Voraussetzung erfüllen, damit die Sonos Arc tatsächlich Dolby Atmos wiedergibt: Sie müssen das empfangene Dolby-Atmos-Signal an die ARC- oder eARC-HDMI-Schnittstelle weitergeben können.
Ein Beispiel. LGs C8-OLED, den ich vor zwei Jahren getestet habe, besitzt eine Atmos-fähige Netflix-App. Zudem ist der TV in der Lage, Atmos auf seine internen Lautsprecher wiederzugeben. Was der C8 nicht kann – vielleicht wurde das zwischenzeitlich gefixt –, ist Atmos an sein HDMI-ARC weiterzuleiten. Ihm fehlt also die «pass through»-Funktion. Ergo: Die Sonos Arc hätte mir damals bestenfalls Dolby Surround 5.1 geliefert.
Verstehst du, was ich mit «in die Hände der TV-Hersteller legen» meine?
Hätte die Sonos Arc nämlich zwei, drei weitere HDMI-Eingänge, an die sich externe Wiedergabequellen direkt anschliessen liessen – so wie die meisten anderen Soundbars ihrer Preisklasse –, wäre Dolby Atmos nicht vom Fernseher alleine abhängig. Ich könnte beispielsweise meinen UHD-Blu-ray-Player direkt an die Arc anschliessen oder die Netflix-App des UHD-Blu-ray-Players benutzen.
Konkret heisst das für dich: Willst du die Sonos Arc wegen Dolby Atmos kaufen, dann musst du zwingend vorab klären, ob dein Fernseher eine «pass through»-Funktion hat. Nur so kannst du Atmos-Sound von der Smart-TV-App oder von einer externen Quelle à la UHD-Blu-ray-Player an die Sonos Arc schicken.
Apropos: Ein Dolby-Atmos-fähiger Fernseher muss nicht zwangsweise eine Dolby-Atmos-fähige Netflix-App besitzen. Aktuell teste ich gerade TCLs ersten Mini-LED-Fernseher – den X10. Der ist zwar Dolby-Atmos-fähig – zum Beispiel dann, wenn du eine UHD-Blu-ray abspielst –, aber seine Netflix-App verarbeitet kein Dolby Atmos. Nur Dolby Surround. Wohl ein Lizenzproblem mit Dolby.
Und ja, diese ganze Sound-Geschichte ist ein Clusterfuck der Extraklasse.
Fazit: Die beste Dolby-Atmos-Soundbar, die ich kenne
Das mit den fehlenden zusätzlichen HDMI-Anschlüssen ist ärgerlich. Würde ich Reviews mit Sternchen-Bewertungen schreiben, dann gäbe das einen satten Stern Abzug. Mindestens.
So ärgerlich das HDMI-Atmos-ARC-Schlamassel, so erfreulich die Soundqualität. Echt jetzt: Eine bessere Dolby-Atmos-Soundbar habe ich bis dato nicht erlebt. Dazu ist Sonos clever genug gewesen, keinen von der Decke runter kommenden Sound zu versprechen. Stattdessen versprechen die Kalifornier eine satte Soundkulisse, in der sich Audio-Objekte punktgenau platzieren lassen und die in keiner überfrachteten Hintergrundkulisse untergehen. Das hat laut meiner Erfahrung noch keine Soundbar besser gemacht als die Sonos Arc.
Zum Schluss möchte ich noch diese Frage von Leser missaq beantworten:
Privat besitze ich einen Sonos Sub plus zwei Sonos-One-Lautsprecher. Darum konnte ich den Test machen. Ergebnis: Die Sonos Arc alleine klingt schon so voluminös und raumfüllend, dass ich während der Testphase nicht das Bedürfnis hatte, die zusätzlichen Lautsprecher ins System zu integrieren. Als ich es zum Schluss dann doch tat – in Kombination mit Dolby Atmos – blieb mir fast die Spucke weg.
Lohnt es sich also, den Sub zusätzlich anzuschaffen? Ja. Nicht, weil die Arc ohne nicht gut klingt. Sondern, weil sie mit Sub und Ones einfach noch besser klingt. Falls es aber eine Frage des Budgets ist – ich meine, 999 Franken ist verdammt viel Geld für eine Soundbar – reicht die Sonos Arc vorerst aus.
Ziemlich locker sogar.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»