Kärcher Se4001
Nass-Trockensauger
Du willst dir das Geld für eine professionelle Teppichreinigung sparen? Trotzdem soll dein Teppich sauberer werden als mit dem Staubsauger? Dann könnte der SE 4001 ein guter Kauf für dich sein. Er sprüht und saugt den Dreck aus deiner Auslegeware.
Kürzlich wollten wir unseren Wohnzimmerteppich reinigen lassen. Nach fünf Jahren dürfte sich darin allerhand Schmutz festgesetzt haben – trotz regelmässigen Staubsaugens. Meine Anfrage bei einer Teppichreinigung war ein Fehlschlag. Man reinige derzeit keine Teppiche. Seltsames Geschäftsmodell für eine Teppichreinigung, dachte ich mir. Eine Lösung für den Teppich musste trotzdem her.
Wenn kein Profi will, muss ich eben selbst ran. Und so steht bald ein Testgerät von Kärcher vor der Tür: der SE 4001.
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Im würfelförmigen Karton steckt der Kärcher-gelbe Teppichreiniger, der auch ein Staubsauger ist. Und wer ein richtiger Staubsauger sein will, braucht: Düsen. Viele. Für Polster, Fugen, Hartböden, Teppichböden. Die lasse ich aber erst einmal links liegen. Ich will einen Teppich reinigen. Dazu muss ich zwei Dinge anschliessen. Erstens: den Sprühschlauch. Aus diesem spritzt der SE 4001 nachher mit Reinigungsmittel vermischtes Leitungswasser auf den Teppich. Zweitens: den Saugschlauch. Er saugt das Wasser samt Dreck wieder ab. Den dünnen Sprüh- und den dicken Saugschlauch verbinde ich mit Befestigungsclips. Das ist clever, weil es weniger Kabel- und Schlauchsalat bedeutet. Die beiden Schläuche stecke ich an die Anschlüsse im Gerät, wo sie spür- und hörbar einrasten. An das andere Ende der Schlauchkonstruktion montiere ich einen Handgriff und zwei ineinander gesteckte Saugrohre. Hier rastet nichts ein, so dass ich nicht genau weiss, ob ich es fest genug zusammengesteckt habe. Wird wohl schon halten.
Dann fehlt noch das Teil, das den SE 4001 zum Teppichreiniger macht: die Sprüh-ex-Bodendüse. Diese sieht ein wenig aus wie die Wisch-Einheit des Kärcher-Fensterreinigers. Und sie funktioniert auch ähnlich. Sie sprüht Reinigungsmittel mit einer Düse auf den Teppich. Durch einen schmalen Spalt saugt sie das dann gleich wieder ein und sammelt das Schmutzwasser im Gerät.
Die Methode nennt sich Sprüh-Extraktionsverfahren. Im Grunde ist es das Arbeitsprinzip einer Waschmaschine auf ein neues Gerät übertragen. Denn ein Teppich passt selten in die Waschtrommel. Eine Maschine mit Sprüh-Extraktionsverfahren sprüht das Reinigungsgemisch mit hohem Druck auf die Teppichfasern. Dabei lösen sich leichte Verschmutzungen bereits. Bei hartnäckigen Verschmutzungen wird eine Einwirkphase für das Reinigungsmittel empfohlen. Anschliessend wird die Reinigungsflüssigkeit mit dem Schmutz direkt wieder aus dem Teppich extrahiert, also gesaugt. Das Verfahren vermeidet so, dass sich der Dreck zwar mit einem Reinigungsmittel löst, aber zum Beispiel durch Bürsten einfach im Teppich verteilt wird. Abgesaugt werden sollen bis zu 90 Prozent der Flüssigkeit, so dass der Teppich wenig Restfeuchte behält und nach der Behandlung schnell wieder trocken und begehbar ist.
Eine Teppichreinigung im Sprüh-Extraktionsverfahren ist definitiv effektiver als Staubsaugen. Egal wie saugstark dein Gerät ist, erwischt es nämlich in der Regel den tief unten im Teppich steckenden Schmutz nicht. Je höher der Flor ist, desto gravierender ist das Problem. Über Jahre kann sich so im Teppich eine regelrechte Dreckschicht bilden.
Wie ein Profi kann ich meinen SE 4001 dank sechs Rollen manövrieren. Zusammen mit dem über fünf Meter langen Kabel bin ich damit sehr mobil. Nach knapp einer halben Stunde ist der Zusammenbau erledigt. Jetzt stellt mich die Kärcher-Anleitung allerdings vor ein erstes Rätsel. Beim Zubehör finde ich eine Probe des Teppichreinigungsmittels. Schön. Bleibt die Flasche, die ich mir noch extra gekauft habe, also erst einmal zu. Nur: Welches Mischverhältnis ist das richtige? Wie viel Wasser muss ich zu den 100 Millilitern des Reinigungsmittels geben? In der Anleitung heisst es dazu nur: «mit Leitungswasser auffüllen, nicht überfüllen». Das hilft jetzt nicht wirklich.
Die Nachfrage bei Kärcher liefert die Antwort: Ich soll den Frischwassertank komplett füllen. Das sei wegen des dann erzielten Mischverhältnisses sinnvoll. Gut, ich kippe knapp vier Liter Frischwasser nach. Das hole ich mir in einer PET-Flasche aus dem Wasserhahn. Der abnehmbare Frischwassertank passt nämlich nicht unter den Hahn in der Spüle.
Bei der Teppichreinigung ist Teamwork angesagt. Meine Frau hilft – auch schon, damit ich für den Testbericht die Fotos machen kann. Wir entscheiden uns, nicht gleich volles Risiko zu gehen. Bei einem günstigen Teppich vom schwedischen Möbelhaus wäre ein eventueller Schaden durch Falschanwendung verkraftbar. Der Teppich ist aus Flachgewebe, hat im Lauf der Jahre einige Flecken eingesammelt und ist unwürdig ergraut.
Bevor es losgeht, geht der Blick wieder in die Anleitung. Wir versuchen, das Ingenieurs-Deutsch zu verstehen. Wir sollen den Nebenluftschieber schliessen, den Schalter für Sprühen drücken (Stellung I), den Schalter für Saugen in Stellung I bringen. Drei Schalter in die richtige Position bringen – das schaffen wir gerade so.
Am Sprühgriff gibt es einen kleinen Hebel. Zieht man an ihm, sprüht er das Reinigungsmittel auf den Teppich. Weil das zuerst passieren soll und das Absaugen danach, setze ich die Sprüh-ex-Bodendüse vor mir auf und ziehe sie dann zu mir hin. So wird der Teppich erst besprüht und dann abgesaugt. Nach ein paar Längen habe ich verstanden, worauf es ankommt. Im möglichst exakten 45-Grad-Winkel entwickelt die Düse die höchste Saugkraft.
Der Ikea-Teppich ist sechs Quadratmeter gross. Wir nassreinigen ihn in etwa 20 Minuten. Der Verbrauch an Reinigungsgemisch lässt sich gerade zu Beginn schwer einschätzen. Sprühen wir zu viel? Zu wenig?
Am Ende haben wir ungefähr drei Liter aufgesprüht und den grösseren Teil wieder eingesaugt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Im Wasserbehälter des Geräts steht eine grau-braune Brühe. Da sieht man, was ein normaler Staubsauger alles nicht aus dem Teppich holt.
Die Menge Wasser, die nicht wieder eingesaugt wurde, lässt den Teppich leicht feucht zurück. Das muss an der frischen Luft trocknen. Es stecken wohl noch gut anderthalb Liter Wasser im Teppich, denn ich habe nur etwa anderthalb Liter Schmutzwasser im Tank. Folglich ist noch deutlich mehr Restfeuchte im Teppich als theoretisch beim Sprüh-Extraktionsverfahren möglich wäre. Auf einem Holzparkett solltest du den frisch gereinigten Teppich also besser nicht zum Trocknen liegen lassen.
Nach dem ersten Teppich wagen wir uns an den zweiten. Diesmal ist es das Exemplar aus dem Kinderzimmer unserer Tochter. Es ist ein Kurzflorteppich. Die eingewebten Abbildungen von Tieren sorgen dafür, dass er nicht eben ist, sondern kleine Täler dort hat, wo die Farben des Teppichgarns wechseln. Hier stösst der SE 4001 an seine Grenze. Obwohl wir inzwischen den 45-Grad-Winkel gut im Griff haben und mehrmals sprühen und saugen, bleiben Fusseln und Schmutz im Teppich.
Theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten, einen Teppich mit dem SE 4001 zu reinigen. Entweder in einem Zug, bei dem gesprüht und direkt wieder abgesaugt wird. Oder du sprühst zuerst nur, bringst dabei also die Reinigungsflüssigkeit auf den Teppich auf. Nach einer Einwirkzeit von mindestens fünf Minuten folgt dann erst das Absaugen.
In der Praxis haben wir keinen Unterschied festgestellt, ob die eine oder die andere Art ein besseres Ergebnis bringt. Allerdings hatte auch keiner der Teppiche Flecken, die ich in die Kategorie «starke Verschmutzung» einordnen würde.
Das Wichtigste zuerst: Mit dem SE 4001 werden Teppiche sauber. Ob sie so sauber werden wie in einer professionellen Teppichreinigung? Wohl eher nicht. Aber für den Hausgebrauch lohnt sich das Gerät von Kärcher allemal. Das Material ist solides Plastik, sauber verarbeitet. Die Anschlüsse sind fest, nichts wackelt oder klappert. Mit der Bedienungsanleitung habe ich ein paar Mal kurz gehadert. Sie hat eindeutig eine Person verfasst, die das Gerät bereits gut kennt und sich nicht vorstellen kann, wie es ist, es zum ersten Mal zu benutzen. Da hat Kärcher noch Potenzial.
In der Praxis irritiert mich, dass bei leerem Reinigungsmitteltank einfach nur die Pumpe leer läuft und ich den erhöhten Lärm als Zeichen verstehen soll, nachzufüllen. Der Wassertank ist abnehmbar, aber für manche Waschbecken einfach zu sperrig, um ihn direkt dort nachzufüllen.
Dass der SE 4001 auch noch ein ziemlich kraftvoller Staubsauger ist, ist schön. Bevor du einen Teppich reinigst, kannst du ihn so schon einmal vom groben Schmutz befreien. Der Umbau zum Teppichreiniger ist deutlich schneller erledigt, als das erstmalige Zusammenbauen des Geräts.
Bei uns im Haushalt würde er den praktischen Akku-Staubsauger von Dyson trotzdem nicht ersetzen. Für das Saugen im Auto allerdings bietet er sich an. Oder für das Einsaugen von Flüssigkeiten. Da hat er unbestrittene Stärken.
Die knapp 250 Franken sind eine gute Investition, wenn du mehr Sauberkeit willst, als es beim Staubsaugen möglich ist. Ich werde unsere Teppiche einmal im Jahr mit dem SE 4001 reinigen. Und erspare mir Anfragen bei Teppichreinigungsfirmen, die derzeit keine Teppiche reinigen wollen oder können. Wobei das hier natürlich kein Pauschalurteil gegen sämtliche Teppichreinigungsunternehmen sein soll. Ich habe bei der Recherche auch gelernt, dass dort noch fähigere Maschinen im Einsatz sind und wie viel Aufwand eine professionelle Teppichreinigung bedeutet, wenn sie richtig gemacht wird. Aber das ist eine andere Geschichte.
Titelfoto: Martin JungferJournalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.