Kärcher-Unkrautentferner im Test – das schöne Gefühl von Dentalhygiene
Produkttest

Kärcher-Unkrautentferner im Test – das schöne Gefühl von Dentalhygiene

Martin Jungfer
30.11.2024

Ich erklimme den Olymp des Bünzlitums: Mit einem Kärcher-Gerät bekämpfe ich Unkraut und Moos, das sich auf unserem Parkplatz breit macht. Erfolgreich?

So sehr ich mich über Blumenwiesen freue oder mich ein Wald mit umgestürzten und vor sich hin modernden Baumstämmen fasziniert – jeder Auswuchs der Natur ist mir nicht willkommen. Wo ich wohne, gibt es einen Innenhof mit einigen Parkplätzen. An einigen Stellen drückt Gras durch die Fugen der verlegten Pflastersteine, in den Randbereichen hat sich Moos breit gemacht, begleitet von anderen Unkräutern. Das muss weg!

Da kommt ein Gerät von Kärcher vielleicht wie gerufen. Es ist ein Unkrautenferner, englisch: Weed Remover. Kärcher hat das abgekürzt zu WRE und das Gerät auch gleich so benannt: WRE 18-55. Wobei die Zahl 18 für die Betriebsspannung in Volt steht, die 55 dagegen ist einfach eine Zahl. Jedenfalls wusste auch meine Ansprechperson bei Kärcher den Grund nicht.

Ich habe ein gutes Gefühl, als ich in den Spezifikationen von folgenden Vorteilen lese:

  • Betrieb mit Akku und bis zu 30 Minuten Laufzeit
  • Rückenschonendes Arbeiten
  • schnell rotierende Nylonbürste
  • Wechsel des Bürstenbandes ohne Werkzeug

Bisher nämlich sah ich nur drei Möglichkeiten, dem Moos und dem Unkraut im Hof Herr zu werden: mit Pflanzengift, Hochdruckreiniger oder einem Fugenkratzer. Gedanken an elendig verendete Bienen, an die Höhe der Wasserrechnung oder an Rückenschmerzen sorgten dafür, dass ich das Problem ignorierte.

So wird der WRE 18-55 zusammengebaut

Mit dem Kärcher-Gerät aber soll es dem Unkraut an den Kragen gehen. Die Galgenfrist verstreicht schnell, denn der Zusammenbau des WRE 18-55 stellt mich vor keine grösseren Probleme. Die paar Teile sind dank Kurzanleitung schnell montiert.

Aus den Einzelteilen wird mit wenigen Handgriffen die Maschine für den Kampf gegen das Unkraut.
Aus den Einzelteilen wird mit wenigen Handgriffen die Maschine für den Kampf gegen das Unkraut.

Einzig beim Borstenband bin ich kurz irritiert. Ich muss es zu einem Kreis biegen und zusammenklicken. Als Art Dornenkrone kommt es unten auf den Reinigungskopf. Hier kann ich aber nichts festklemmen, sondern muss es nur einlegen und erst mit einer Verschlusskappe fixieren.

Komplettiert wird der Zusammenbau mit einem Spritzschutz und einem Handgriff, den ich auf den Teleskopstiel aus Aluminium schiebe. Im Handgriff ist ein Gelenk eingebaut. Mit der Neigung und durch den Teleskopstiel kann ich das Gerät perfekt auf meine Körpergrösse einstellen. Beim Winkel hilft Kärcher: Es gibt zwei Einstellungen, einmal für Menschen bis 1,77 Meter und eine für alle, die grösser sind. Eine dritte Einstellung knickt den Reinigungskopf mit den Bürsten im rechten Winkel ab. So kommst du gut zum Beispiel unter Bänke.

Ob gross oder klein – du kannst es mit Teleskopstiel und Knickgelenk passend für dich einstellen.
Ob gross oder klein – du kannst es mit Teleskopstiel und Knickgelenk passend für dich einstellen.

So arbeitest du mit dem WRE 18-55

Um den Unkraut-Kürzer von Kärcher in Betrieb zu setzen, braucht er Strom. Der kommt aus einem Akkupack, den du am oberen Handgriff einsetzt. Es gibt zwei Akkugrössen, einmal mit 2,5 und einmal mit 5,0 Amperestunden. Im Set, das unten verlinkt ist, ist ein kleiner Akku dabei. Du kannst gemäss Angaben von Kärcher 15 respektive 30 Minuten lang arbeiten.

Im Test bin ich mit dem grossen Akku auch ein paar Minuten länger durchgekommen. Wie lang der Akku durchhält, hängt auch von seinem Alter und von der Aussentemperatur ab. Egal ob grosser oder kleiner Akku, die Leistung des Motors ist bei beiden gleich. Er erzeugt 2300 bis 2800 Umdrehungen pro Minute.

Das ist schnell genug, dass ich damit ohne Mühe auch Unkraut mit dickeren Stängeln schneide. Ich führe das Kärcher-Gerät dafür horizontal über die Fläche und winkle leicht in Arbeitsrichtung an. Ich muss das Gewicht des Geräts nicht die ganze Zeit halten, sondern schiebe und ziehe es dank einer unter dem Bürstenband positionierten Halbkugel aus Kunststoff über das Pflaster. Für die Sicherheit ist auch gesorgt: Bevor der rotierende Spass beginnt, muss ich einen Knopf seitlich drücken, um den Handgriff betätigen zu können. Das verhindert versehentliches Rotieren zum Beispiel beim Aufheben des Geräts.

Beim Arbeiten fühle ich mich wie ein Dentalhygieniker. Die rotierenden Bürsten fräsen das Moos von den Pflastersteinen, ganz so wie das per Ultraschall dem Zahnstein passiert. Die bei uns im Hof verlegten T-Pflastersteine sind wasserdurchlässig und haben deshalb eine poröse Oberfläche. Die Nylonbürsten erreichen deshalb nicht alles an Moos, was sich auf ihnen breit gemacht hat.

Moos kann ich mit dem Kärcher-Gerät entfernen wie der Dentalhygieniker den Zahnstein.
Moos kann ich mit dem Kärcher-Gerät entfernen wie der Dentalhygieniker den Zahnstein.

In den Fugen zwischen den Pflastersteinen kommt der WRE 18-55 dann an seine Grenzen. Gras, das hier durchwächst und sich zu kleinen Büscheln zusammengerottet hat, streichelt das Kärcher-Gerät eher, als dass er es wirkungsvoll entfernt. Kurz schien es mir, als hätte ich einige Halme leise lachen hören. Wenn ich den Winkel steiler stelle und ein paar Mal in die Fugen gehe, erwische ich zumindest einen Teil des festsitzenden Grases. Die Sache wird erschwert, weil die Fugen in der Pflasterung eng und nicht gerade, sondern verwinkelt sind. Aber Zahnzwischenräume sind ja auch bei der Dentalhygiene anspruchsvoll.

Gras vorher: wächst frech aus den Fugen.
Gras vorher: wächst frech aus den Fugen.
Gras nachher: immer noch da, aber immerhin kürzer.
Gras nachher: immer noch da, aber immerhin kürzer.

Der WRE 18-55 arbeitet gut gegen Moos, umso trockener desto besser. An die Wurzeln von Unkraut komme ich nicht heran. Da wäre ein Fugenkratzer nötig, oder ein Unkrautbrenner. Gut, Kärcher sagt auch selbst über das Gerät, dass es zur «Oberflächenreinigung» dient. Also bürste ich ab, was sich zu weit herangewagt hat. Und weil sich Unkraut unter anderem dadurch definiert, dass es zäh ist und nachwächst, auch wenn du dir das nicht wünschst, wird es das auch in meinem Fall wieder tun. Das gehört zum Spiel – so wie der halbjährliche DH-Besuch. (Ab jetzt keine Dentalhygiene-Analogien mehr, versprochen.)

So schützt du dich

Der WRE 15-55 hat zwar eine Schutzabdeckung an der rotierenden Bürste unten. Ich empfehle dir trotzdem, nicht in kurzen Hosen zu arbeiten. Und: Eine Schutzbrille ist auch keine schlechte Idee. Es passiert schnell, dass Steinchen oder Split aufwirbeln und durch die Gegend schiessen. Deshalb: Zieh dir alte Schuhe und eine alte Hose an. Dich wird unweigerlich frisch abgebürstetes, feuchtes Moos oder noch gut im Saft stehendes Grünzeug treffen. Und Autos lieber umparken, solange die Bürste Dinge mit Wucht durch die Gegend schiesst und möglicherweise auf Lack trifft.

Aufräumen nach getaner Arbeit.
Aufräumen nach getaner Arbeit.

Das ist das Verschleissmaterial

Kärcher verwendet für die Bürsten Nylon. Diese Polyamid-Kunstfaser wird oft dort verwendet, wo es auf hohe Festigkeit und lange Haltbarkeit ankommt. In meinem Test belaste ich das Material stark, indem ich mit dem Bürstenkopf die Fugen bearbeite. Dabei schlagen die Nylon-Elemente tausendfach auf den Pflasterstein. Das Ergebnis ist bereits nach einer halben Stunde sichtbar.

So sieht ein Bürstenkranz bei mir nach zwei Stunden Arbeit aus. Der Fairness halber: Ich habe hart in die Fugen gebürstet.
So sieht ein Bürstenkranz bei mir nach zwei Stunden Arbeit aus. Der Fairness halber: Ich habe hart in die Fugen gebürstet.

Die Lebensdauer würde sich verlängern, wenn ich das unterlasse und bestenfalls versehentlich auf den Stein komme. Trotzdem ist die Abnutzung nicht vermeidbar. Ersatzbänder musst du also als Betriebskosten einkalkulieren.

Für die Umwelt sind die Nylonbürsten problematisch, respektive die kleinen Plastikteile, die sich beim Bearbeiten von Fugen und Platten lösen. Das Stichwort heisst: Mikroplastik. Auf der einen Seite rühmt sich Kärcher auf der eigenen Website, bei der Herstellung neuer Geräte möglichst viel recycelten Kunststoff zu verwenden. Auf der anderen Seite ist der WRE 18-55 eine wahre Mikroplastik-Schleuder.

Ergänzender Hinweis (13. Dezember 2024): Danke für die Kommentare, die es vor allem zur Frage von Mikroplastik gegeben hat. Ich habe wegen der Thematik mit Kärcher direkt Kontakt aufgenommen. Folgende Antworten habe ich erhalten: Die Frage des Verschleisses der Borstenbänder werde Kärcher prüfen, das Unternehmen sucht nach «Möglichkeiten, dies zu optimieren». Und weiter: «Bisher konnte noch keine Alternative mit den notwendigen Eigenschaften für diese Anwendung und einer besseren Beständigkeit gefunden werden.» Zum Vorschlag aus der Community, alternativ Stahlborsten zu verwenden, sagt Kärcher: «Dies wird momentan getestet. Bei dieser Variante werden aber teilweise starke Funken erzeugt, welche die Kunden verletzen könnten.» Dies wolle Kärcher vermeiden. Und auch das Thema Nachhaltigkeit beim WRE 18-55 komme «auf den Prüfstand». Hier habe Kärcher bereits nachhaltige Alternativen zum Nylon gesucht. Mit den getesteten Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen erreiche man aber noch nicht die gewünschte Reinigungsleistung. Die Suche nach geeigneten Materialien und Lösungen sei deshalb noch nicht abgeschlossen.

Fazit

Aufrecht im Kampf gegen Unkraut

Der WRE 18-55 entfernt nicht alles, was ich gerne loswerden würde. Aber genug, dass ich zufrieden bin. Rund eine halbe Stunde kann ich aufrecht stehend Moos und Unkraut bekämpfen, bis der (grosse) Akku leer ist. Der Bürstenkranz arbeitet effektiv, verschleisst allerdings auch schnell. Dabei gelangt Mikroplastik in die Umwelt.

Pro

  • stark beim Entfernen von Moos auf glatten Flächen
  • selbsterklärende Montage und Bedienung
  • stehende Haltung beim Entfernen von Unkraut
  • schneller Wechsel der Bürstenbänder
  • ortsunabhängiges Arbeiten dank Akku (kein Kabel)

Contra

  • Schwächen in engen Fugen
  • durch Akku-Laufzeit begrenzte Arbeitsdauer
  • Kosten für Ersatz-Bürstenbänder
  • Verbreitung von Mikroplastik durch Nylonbürsten-Verschleiss

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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