knog. Plus
40 lm, 20 lm
Während der Vorbereitung auf den Halbmarathon habe ich mich zur Abwechslung aufs Velo gesetzt. Und bin damit auf Abwege geraten.
So, jetzt ist es definitiv passiert. Ich habe meine Laufschuhe an den Nagel gehängt und mich sitzend auf den Greifenseelauf vorbereitet. Wenn du meine bisherigen Beiträge zum Thema gelesen hast, erinnerst du dich vielleicht an meine Idee, ab und an etwas Abwechslung in meinen Trainingsplan zu bringen. Vor zwei Wochen war es soweit. Ich entschied eines Abends – die Kinder waren im Bett, der Haushalt soweit erledigt – mein Velo aus der Garage zu holen und eine gemütliche Runde in der Gegend zu drehen. Aber mein Vorhaben war von einigen kleinen Stolpersteinen geprägt.
Ich bin seit einiger Zeit Besitzer eines E-Mountainbikes. Und wie du vielleicht weisst, bin ich daher verpflichtet, «mit eingeschaltetem Tagfahrlicht zu fahren». An sich kein Problem, wären die Dinger zumindest halbwegs geladen. Dem war natürlich nicht so. Und ein schneller Batteriewechsel war nicht möglich, da ich über Modelle verfüge, die via USB geladen werden müssen.
Also hiess es, Netzteil holen, Lichter einstecken und die unfreiwillige Wartezeit damit nutzen, gleich mal den Reifendruck meines Mountainbikes zu prüfen. Und als hätte mir der Stromgott persönlich ein Zeichen geben wollen, zeigte das Manometer an meiner Velopumpe unmissverständlich, dass in den Schläuchen meines Drahtesels viel zu wenig Luft war. Somit bestand mein Warm-Up vor der ersten Velorunde aus mehr oder weniger enthusiastisch ausgeführten Pumpbewegungen. Easy, besser als nichts. Die Reifen waren relativ rasch wieder prall und nach zirka 15 Minuten hatte ich dann auch keine Geduld mehr, was die Velolichter anging. Also brachte ich die mehr schlecht als recht geladenen Dinger am E-Bike an. Nun noch Helm und Brille aufsetzen und ab die Post.
Falls du zu jenen gehörst, die seit dem Begriff E-Bike mit Brechreiz kämpfen oder das Gefühl hast, mit Unterstützung eines Motors könne man nicht richtig trainieren: Man (also ich) kann! Mein Bike verfügt über insgesamt fünf Unterstützungsstufen. Die reichen von «mach die Arbeit gefälligst selbst, Claudio!» bis hin zu «darf es während der Fahrt noch eine Massage oder ein Espresso sein, Herr Candinas?». Daher war ich sehr zuversichtlich, die Intensität meiner Fahrt sehr gut steuern zu können und meinen Puls dementsprechend gut in die gewünschten Sphären zu katapultieren.
An dieser Stelle noch ein kleiner Exkurs in die Kommentarspalten meiner letzten Beiträge. Die Community hat fleissig kommentiert, mir Tipps gegeben und unter anderem auch Kritik an meinen persönlichen Herzfrequenzzonen geäussert. Danke dafür. Wie du weisst, bin ich weder Profi, noch auf dem Weg dazu, einer zu werden. Und wie hoffentlich alle trainiere ich in dem Bereich, der für mich am besten passt. Und der liegt bei mir zwischen 115 und 125 Herzschlägen pro Minute. Die lasse ich mir (noch) nicht nehmen – ich lass dir deine dafür auch. Deal? Deal!
Zurück zum Thema. Mittlerweile war es etwas nach 20 Uhr und meine erste offizielle Trainingseinheit auf dem Velo sollte mich durch meinen Wohnort zum nahegelegenen Flugplatz am oberen Ende des Zürichsees und dann wieder zurück führen. Eigentlich. Denn mit einsetzender Dämmerung verabschiedete sich mein Sehvermögen langsam aber sicher schon mal in die wohlverdiente Nachtruhe. Und ich, schwer atmend und mit allem was ich hatte in die Pedale tretend, konnte, mochte oder wollte den Unterschied nicht mehr machen zwischen den Wegweisern für Velowege und denen für Mountainbikestrecken. So verirrte ich mich im Wald unseres Hausberges (gut, als Bündner würde ich es eher in der Kategorie Hügel ansiedeln) auf einen steilen und ungemütlichen Pfad, der mir nicht nur physisch einiges abverlangte sondern mich wirklich kurz um meine Sicherheit bangen liess.
Ich versuchte aber ruhig zu bleiben und mich auf das Atmen sowie auf die paar Meter vor mir zu konzentrieren. Dumm nur, dass meine Velolichter wohl in den nächsten fünf bis zehn Minuten den Geist aufgeben würden. Und so kam es dann soweit, dass ich mich auch vom Lichtkegel vor dem Fahrrad verabschieden musste und ich meine Fahrt umso langsamer und unsicherer gestaltete. Geduld während der Vorbereitung hätte sich also definitiv ausgezahlt…
Ich begann, die moderne Technik zu verfluchen, obwohl die ja wirklich nichts für meine Situation konnte. Als ich dann sämtliche Fluchwörter aus meinem Repertoire mehrfach in den Wald geschrien hatte, kam ich endlich am Fuss des Berges (also Hügels) an und hatte wieder einen normalen Veloweg vor mir. Erst mal aufatmen. Mit gemischten Gefühlen radelte ich die letzten Kilometer nach Hause. Einerseits war ich glücklich, meinen unfreiwilligen Ausflug in unwegsames Gelände überstanden zu haben, andererseits plagte mich das schlechte Gewissen, ohne Licht neben einer Hauptstrasse entlang zu fahren. Ein Glück, ist der Dorfpolizist im Ort, wo ich wohne, eher sowas wie eine Märchenfigur als eine patrouillierende Instanz. Mein Puls blieb trotzdem weiterhin erhöht. Nach knapp eineinhalb Stunden war ich also wieder zu Hause. Ich war erschöpft aber glücklich darüber, endlich eine Abwechslung in meinen Trainingsalltag gebracht und dies auch noch unbeschadet überstanden zu haben.
Ich werde das Velo definitiv weiter in meinen Trainingsplan integrieren. Zudem bin ich nach dieser Fahrt überzeugt vom E-Bike als Trainingsgerät. Ich konnte in meinem Fall eine nachweislich anstrengende Einheit absolvieren und dabei gleich auch eine erfrischend weite Strecke zurücklegen. Das hätte ich mit einem Velo ohne Unterstützung so nicht geschafft. Für mich passt es also auf jeden Fall. Ich freue mich aber nach wie vor sehr auf die nächsten Laufeinheiten, weil sich dieses Training für mich doch noch etwas mehr wie ein Training anfühlt. Ich hoffe alle Velofans mögen mir diese Aussage verzeihen.
Worin ich leider immer noch unglaublich schlecht bin, ist das Essen. Doch auch dafür habe ich bereits einen Plan. Ich werde mir den «den sehr inspirierenden Beitrag vom Kollegen Oliver Fischer» nochmals zu Gemüte führen und versuchen, nach seinem Vorbild auf meine Ernährung zu achten. Bei ihm läufts und mich motiviert das sehr. Und ich sollte wirklich beginnen regelmässig meine Gelenke zu stärken. Dafür gibt es ja zum Glück auch die eine oder andere Übung zu Hause. Aber wie haben es die New Kids on the Block schon 1990 treffend gesagt: Step by Step.
Meine Learnings aus den letzten zwei Wochen sind:
Willst du Oliver und mich auf dem Weg zum Halbmarathon begleiten? Hier gibt’s Einblicke in unsere (Fort-)Schritte.
Ich bin Fan von Ideen, die im ersten Moment Kopfschütteln erzeugen. Und von Kaffee.