Ich teste den viralen Haribo-Hack – und scheitere kläglich
Hintergrund

Ich teste den viralen Haribo-Hack – und scheitere kläglich

Habe ich Süssigkeiten-Tüten mein Leben lang falsch geöffnet? Das behauptet zumindest eine Momfluencerin, die mit einem Clip zurzeit durch die Decke geht. Ihr Haribo-Hack sieht so plausibel wie simpel aus. Ist er aber gar nicht. Ein Selbstversuch.

«Moooment bitte, was?!» Das habe ich mir gedacht, als mir Instagram am Wochenende zum ersten Mal Casey Major-Bunces Mum-Hack in die Timeline spülte. Da habe ich doch tatsächlich mein ganzes bisheriges Leben eine praktische Vorrichtung an der Haribo-Tüte ignoriert und die Verpackung falsch geöffnet! Nämlich, indem ich entweder eine obere Ecke abgeschnitten oder die ganze Siegelnaht von beiden Seiten her auseinandergezogen habe.

Dabei hätte es so viel einfacher funktioniert – und wiederverschliessbar noch dazu, wie mich die britische Momfluencerin aufklärt: Gummibärchen-Tüte an der Lasche im Loch nach unten ziehen, dann – der Clou – aufrollen, die Lasche durchs Loch ziehen und wieder verschliessen.

Die Lasche im Loch an der Haribo-Tüte ist offenbar nicht nur zum Aufhängen gedacht.
Die Lasche im Loch an der Haribo-Tüte ist offenbar nicht nur zum Aufhängen gedacht.
Laut einer Momfluencerin sollst du sie herunterziehen, …
Laut einer Momfluencerin sollst du sie herunterziehen, …
... um das eingerollte Pack binden und …
... um das eingerollte Pack binden und …
... am Ende wieder durchs Loch ziehen.
... am Ende wieder durchs Loch ziehen.
Quelle: Instagram/majormumhacks

Immerhin: Es scheint nicht nur mir so zu gehen. Über 100 Millionen Mal wurde Casey Majors Reel auf Instagram schon gesehen, auf Tiktok weitere 16 000 Mal (Stand Dienstagnachmittag, 4. Juni). Hinzu kommen Zehntausende Kommentare von «Was zum Teufel???» über «Game Changer» bis hin zu «Bester Mom-Tipp, den ich je gesehen habe».

Der Clip hat auch schon Nachahmer gefunden. Der deutsche Dadfluencer Tim Johnson etwa heimst seinerseits mehr als 20 Millionen Views mit seiner Version ein. Mein Redaktionskollege Patrick teilt dessen Reel Anfang Woche in unserem Teams-Chat und zeigt sich ebenfalls verblüfft über die Tüten-Offenbarung. Dann, einen Tag später, erscheint der Clip von @majormumhacks nochmals in meiner Insta-Timeline. «Jetzt reicht’s!», denke ich mir. Fest entschlossen, den Hack auszuprobieren. Ist ja kinderleicht, oder?

Spoiler: Nope, ist er nicht.

Ein Fail in mehreren Akten

Mit der Unterstützung meines Redaktionskollegen Lorenz versuche ich, die Tüten – vier Stück! – Social-Media-konform zu öffnen. Das klappt kein einziges Mal.

Das Problem: Die Lasche im ausgestanzten Loch ist zusammengeschweisst. Der erste Versuch scheitert, weil wir gleich beide Seiten aufs Mal, Vor- und Rückseite, nach unten reissen. Nur mit Mühe schaffen wir es, die Laschenseiten mittels Schere voneinander zu trennen – dann aber reisst die heruntergezogene Lasche, noch bevor wir die Verpackung richtig geöffnet haben. Vielleicht umgekehrt, also auf der Rückseite nach unten ziehen? Auch hier: keine Chance. Die Verpackung ist einfach zu fragil. Was sowohl bei Casey Major als auch bei Tim Johnson mühelos und robust aussieht, will uns partout nicht gelingen.

Während ich bereits an meiner Fingerfertigkeit zweifle, beginnt Lorenz, die Clips Sekunde für Sekunde zu analysieren. Für ihn steht fest: «Das ist Fake!» Entweder weisen die Kurzvideos einen Schnitt vor dem Reissen auf. Oder die Packung ist so vor der Kamera platziert, dass die Rückseite nicht zu sehen ist.

Ich wage derweil einen letzten Versuch. Mit dem letzten vorhandenen Haribo-Pack. Und der Hilfe von Tiktokerin Testsofa, die den Hack ebenfalls ausprobiert hat. Sie reisst die Lasche nur bis zur Hälfte nach unten. Ha! So muss es doch klappen … Doch siehe selbst:

Das sagt Haribo zum Hack

Diese verflixte Lasche! Ich hake bei Haribo nach. Und erhalte eine klare Antwort: Die «schlitzförmige Aussparung in der oberen Siegelnaht des Beutels, auch Eurolochung genannt», so der deutsche Süssigkeiten-Hersteller, sei eigentlich zum Aufhängen der Produkte im Einzelhandel gedacht – «nicht per se zum Öffnen der Tüte». So viele Geschmacksvorlieben es beim Naschen gebe, so viele Möglichkeiten gebe es auch, den Beutel zu öffnen. «Einige reissen feinsäuberlich nur eine kleine Ecke auf, andere öffnen die gesamte obere Siegelnaht, manche greifen zur Schere und wieder andere drücken den Beutel so zusammen, dass er an einer zufälligen Stelle aufplatzt», sagt ein Sprecher des Unternehmens. Und fügt in bester Marketing-Manier an: «Für das Öffnen des Beutels gilt genau wie beim Naschen: Der kindlichen Freude und Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.»

Zumindest beim Öffnen via Lasche wurden mir die Grenzen klar aufgezeigt. Ob Fake oder Fail: Wer kommt überhaupt auf die bekloppte Idee, eine halbe Packung Gummibärchen wieder verschliessen zu wollen? Die Tüte ist doch ohnehin immer gleich leer.

Im Galaxus-Shop stösst du übrigens gar nicht erst aufs Laschen-Problem. Du kriegst die Süssigkeiten-Tüten ohne Eurolochung:

Titelbild: Lorenz Keller

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


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