Haare färben mit Pflanzenhaarfarbe: Blondieren geht nicht, mehr Brillanz aber schon
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Haare färben mit Pflanzenhaarfarbe: Blondieren geht nicht, mehr Brillanz aber schon

Henna zum Tönen kennst du sicher – doch es ist bei weitem nicht das einzige pflanzliche Haarfärbemittel. Du willst deine Haare lieber ohne Chemie färben? Dann lies hier, was gut funktioniert und was gar nicht.

Wenn Haarewaschen schon eine Wissenschaft für sich ist, dann gilt das für das Kolorieren der Haare erst recht. Zur Auswahl stehen jede Menge Produkte mit vielen Farbnuancen, die die Haare tönen oder permanent färben. Und sogar pflanzliche Färbemittel gibt es: Diese sind tendenziell schonender für Kopfhaut und Haar, wobei zum Beispiel ätherische Öle auch ein Allergiepotenzial aufweisen. Und: In der Regel ist Pflanzenhaarfarbe auch vegan.

Einen Nachteil aber gibt es: In Deckkraft und Farbauswahl musst du bei der Pflanzenhaarfarbe Abstriche machen.

Was genau ist pflanzliche Haarfarbe?

Du willst beim Färben keine Chemie an deine Haare lassen? Dann ist als erstes wichtig zu wissen: Begriffe wie «natürlich», «pflanzlich», aber auch «Henna», «Bio» oder «Natur» sind nicht geschützt. So untersucht beispielsweise Öko-Test Deutschland regelmäßig (vermeintliche) Pflanzenhaarfarben auf Herz und Nieren – und findet immer wieder Inhaltsstoffe, die in Naturhaarfarben nichts zu suchen haben – darunter sogar Verbotenes wie Pestizide. «Pflanzenzusätze machen aus einer Haarfarbe noch lange keine Pflanzenhaarfarbe», betont die Institution und fand heraus: Viele Kosmetik-Hersteller «werben mit pflanzlichen Zutaten und färben doch mit harter Chemie – beispielsweise mit extrem sensibilisierenden aromatischen Aminen.»

Anders als bei solchen Mogelpackungen ist pflanzliche Haarfarbe rein auf Naturbasis aufgebaut. Weder Ammoniak oder sonstige chemische Bestandteile dürfen drinstecken. Stattdessen müssen zu 100 Prozent natürliche Inhaltsstoffe enthalten sein, wie Henna, Indigo, Kurkuma, Walnussschalen oder Hibiskus. Achte daher beim Kauf von rein pflanzlicher Haarfarbe am besten auf vertrauenswürdige Kosmetik-Siegel. Woran du beim Verwenden erkennst, dass es sich um Pflanzenhaarfarbe handelt: Sie ist pulvrig und du musst sie nur mit heißem Wasser anrühren. Anders als bei herkömmlicher Farbe gehört kein Entwickler dazu.

Bewirken Pflanzenhaarfarben das Gleiche wie herkömmliche Färbemittel?

Nein, nicht ganz. Pflanzenhaarfarben sind semi-permanente Farben und enthalten keine künstlichen Pigmente. Die Farben legen sich also um die Haare und waschen sich nach circa 15 bis 20 Haarwäschen wieder aus. Anders herkömmliche Färbemittel: Sie brechen die Haarstruktur auf, wodurch sie viel länger halten. Aber eben auch das Haar stärker angreifen. Plus: Mit künstlichen Produkten sind tatsächlich mehr Farben möglich. Was mit pflanzlicher Koloration gut funktioniert: warme Farben, also Braun-, Rot-, Kupfer- und Goldtöne. Hingegen erzeugen Pflanzenhaarfarben keine kühle Farben, wie Violett, Grau oder Blau. Vielmehr eignen sich die pflanzlichen Färbemittel dazu, deine Naturhaarfarbe zu betonen.

Ein wenig dunkler färben, das bekommen pflanzliche Färbemittel durchaus hin. Stark aufhellen hingegen geht nicht – das bedeutet: Blondieren, also Bleichen ist nicht möglich. Bei blonden Haaren lässt sich aber mit Pflanzenextrakten mehr Brillanz ins Haar bringen. Eine komplette Typveränderung ist unmöglich. Auch von schwarz zu braun umfärben geht mit rein pflanzlicher Färbung nicht.

Heißt das auch: Graue Haare abdecken wird nicht gelingen?

Doch. Wie du vielleicht weißt, gibt es graues Haar gar nicht. Es erscheint nur grau. In Wirklichkeit lagern sich in den Hornschichten der «grauen» Haaren kleine Luftblasen ab – und machen aus ihnen pigmentlose Haare. Sprich: weiße Haare! Solange die weissen Haare in der Minderzahl sind, entsteht durch die Durchmischung mit den pigmentierten, also farbigen, Haaren der optische Eindruck von grauen Haaren. Je höher der Anteil der effektiv weissen Haare, desto heller wirkt schliesslich der Haarschopf, bis er irgendwann ganz so weiss aussieht wie er tatsächlich ist.

Doch zurück zur Frage: Graue (weisse) Haare lassen sich mit Pflanzenhaarfarbe durchaus anfärben – mitunter braucht es aber, je nach Ausgangshaarton, zweimaliges Färben oder sogar noch mehr Durchgänge. Auch hier gilt: Heller ist leichter hinzubekommen als dunkler. Bei Grauhaar-Abdeckung empfiehlt sich der Gang zu Naturhaarfarben-Experten oder -Expertinnen im Studio.

Wie unterscheiden sich die pflanzlichen Färbemittel in der Anwendung?

Mischst du die Pflanzenhaarfarbe an, wirst du merken: Sie ist viel bröckeliger und schwieriger zum Abrühren, als herkömmliche. Wie schon gesagt: Sie wird (nur) mit heißem Wasser abgerührt. Sobald noch eine andere Flüssigkeit oder Creme hinzugemischt werden muss, handelt es sich nicht um echte Pflanzenhaarfarbe. Durch das heiße Wasser wird das Pulver zu einer festen und kompakten Masse – und recht schwierig auf das Haar aufzutragen. Außerdem müssen Haarfarben auf Pflanzenbasis länger einwirken – das kann je nach Farbe und Intensität zwischen 45 Minuten und einer Stunde dauern. In dieser Zeit gilt es bei den meisten Produkten, die Haare in ein Papiertuch zu wickeln, um so die Wärmebildung zu unterstützen. Bei konventinellen Färbemitteln deckt man den Schopf nicht ab.

Kann man von herkömmlich gefärbten Haaren auf natürliche Färbemittel umsteigen?

Prinzipiell ist das möglich. Trotzdem kommt es wie bei jedem Färben auf die Ausgangslage an – egal, ob Naturhaarfarbe oder schon gefärbte Haare. Vielleicht machst du daher erst einmal nur an einer Haarsträhne einen Probedurchlauf. Entscheidend beim Färben zu Hause: Deine Haare sollten kein Silikon mehr enthalten durch vorherige Haarwäschen oder Haarpflegeprodukte. Diese verringern tatsächlich die Wirkung von pflanzlichen Färbemitteln. Du erkennst Silikone in den Inhaltsstoffen an den Endungen «-xane» und «-cone». Aber auch wenn du auf silikonfreie Haarpflege umsteigst, dauert es noch zwei bis drei Wochen bis die allermeisten Silikonreste aus deinen Haaren gewaschen sind.

Bist du dir unsicher, suche zum (Um-)Färben auch mit Pflanzenhaarfarbe lieber Profis auf. Sie schauen sich den Schopf genau an: Wie viel Weißanteil ist schon zu sehen? Welche Farbnuancen haben die Haare von Natur aus? Was unter Umständen schief gehen kann, ist der umgekehrte Umstieg: Hast du vorher mit Pflanzenhaarfarbe gefärbt und lässt dann deine Haare chemisch blondieren, endet das womöglich in grünen Haaren.

Titelbild: shutterstock

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Mareike Steger
Autorin von customize mediahouse

Ich hätte auch Lehrerin werden können, doch weil ich lieber lerne als lehre, bringe ich mir mit jedem neuem Artikel eben selbst etwas bei. Besonders gern aus den Themengebieten Gesundheit und Psychologie.


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