FlipGo Dual im Test: portabler Monitor für digitale Nomaden
Produkttest

FlipGo Dual im Test: portabler Monitor für digitale Nomaden

Samuel Buchmann
13.12.2024

Das 649 Franken teure Doppel-Display von FreeVoice vergrössert die Arbeitsfläche um zweimal 16 Zoll. Im Test erweist es sich als gute Lösung für semi-fixe Einsatzorte. Es gibt allerdings ein paar technische Schwachstellen.

Mit dem Aufstieg des digitalen Nomadentums werden portable Monitore immer beliebter. Ihre grundsätzlichen Vor- und Nachteile hat Kollege Jan Johannsen kürzlich hier beleuchtet. Einfache Modelle gibt es bereits ab 150 Franken. Wer mehr Fläche und eine bessere Bildqualität will, muss tiefer in die Tasche greifen: Ich teste den 649 Franken teuren FreeVoice FlipGo Dual.

Zusammengeklappt ist das Doppel-Display etwas kleiner als mein MacBook Pro.
Zusammengeklappt ist das Doppel-Display etwas kleiner als mein MacBook Pro.
Quelle: Samuel Buchmann

Für den höheren Preis bekommst du ein aufklappbares Doppel-Display. Die zwei 16-Zoll-Bildschirme sind übereinander angeordnet, unter Windows kannst du sie auch um 90 Grad drehen und nebeneinander betreiben. Sie beziehen entweder aus einem Netzteil Strom, oder über USB-C von einem Laptop. Die Spezifikationen im Überblick:

  • Format: 2 × 16 Zoll, 16:10, matte Beschichtung
  • Auflösung: Je 2560 × 1600 Pixel, 189 ppi Pixeldichte
  • Helligkeit: maximal 500 Nits
  • Bildfrequenz: 60 Hertz
  • Farbraumabdeckung: 100 Prozent sRGB
  • Signalübertragung: Mini HDMI, USB-C
  • Gewicht: 1,59 Kilogramm

Zur Reaktionszeit macht der Hersteller keine Angaben. Da wohl niemand auf einem portablen Display zocken möchte, spielt das kaum eine Rolle.

Mobiler Betrieb mit Einschränkungen

Der FlipGo Dual wird mit einem aufklappbaren Standfuss geliefert. Er ist klein, aber überraschend stabil. Ich stelle das Display neben mein 16 Zoll grosses MacBook Pro und verbinde es per USB-C. Weil sich der Anschluss links befindet, platziere ich es links des Laptops und führe das Kabel hinter dem externen Display durch. In der umgekehrten Anordnung müsste ich es leicht nach hinten versetzen, damit der Stecker nicht im Weg ist.

So angeordnet muss ich den portablen Monitor etwas nach hinten rücken.
So angeordnet muss ich den portablen Monitor etwas nach hinten rücken.
Quelle: Samuel Buchmann

Über USB-C funktioniert der portable Monitor auch ohne zusätzliche Stromversorgung. In diesem Fall saugt er natürlich den Laptop-Akku leer. Mit meinem MacBook Pro kann ich so rund fünf Stunden arbeiten, ohne externes Display hält es mehr als doppelt so lange.

Ohne eingestecktes Netzteil ist die Helligkeit des FlipGo Dual knapp bemessen.
Ohne eingestecktes Netzteil ist die Helligkeit des FlipGo Dual knapp bemessen.
Quelle: Samuel Buchmann

Die zweite Möglichkeit zur Stromversorgung: Ich stecke am zweiten USB-C-Anschluss das Netzteil an. Dann steigt die maximale Helligkeit, der portable Monitor wird zur Docking Station und lädt mein MacBook auf. Allerdings ist das mitgelieferte Netzteil mit 65 Watt für zwei Geräte zu schwach: Erhöhe ich die Helligkeit des Displays und lade gleichzeitig den Laptop, wird der FlipGo Dual instabil und startet ständig neu – im schlimmsten Fall in einer Endlosschlaufe, weil ich vor dem nächsten Neustart nicht schnell genug ins Menü komme, um die Helligkeit wieder zu senken.

Ein stärkeres Netzteil wie das meines MacBook Pro mit 140 Watt löst das Problem. Anderenfalls lässt sich die volle Helligkeit von 500 Nits erst nutzen, wenn der Laptop-Akku voll ist, oder ich den Monitor per HDMI anschliesse. Einen solchen Design-Fehler hat in einem Premium-Produkt nichts zu suchen. Im Minimum sollte das Energiemanagement die Helligkeit abriegeln, bevor das Netzteil in Panik gerät und die Notbremse zieht.

Farbgenau und am Strom schön hell

Mit einer Auflösung von je 2560 × 1600 Pixel kommen die beiden Displays auf eine relativ hohe Pixeldichte von 189 Pixel pro Zoll (ppi). Die meisten anderen portablen Monitore müssen mit einer Full-HD-Auflösung auskommen – wobei auch das ausreicht. Bei der Helligkeit gibt es einen grossen Unterschied zwischen dem Betrieb mit oder ohne Netzteil: Nur am Laptop angeschlossen schafft das Display gerade mal 78 Nits. Das reicht bestenfalls in einem dunklen Raum. Mit Netzteil sind es bis zu 493 Nits, was ein guter Wert ist. HDR unterstützt der Monitor nicht.

Graustufen sind gut unter Kontrolle, die Gammakurve zeigt keine groben Ausreisser. Helligkeitsabstufungen werden also ziemlich akkurat dargestellt. Der Weissabgleich ist ab Werk zu kühl geraten, was sich zum Glück mit einer manuellen RGB-Einstellung beheben lässt. Der maximale Kontrast liegt bei 1200:1 – ein typischer Wert für ein IPS-Display.

Greyscale-Messung bei 50 Prozent Helligkeit. Die Farbtemperatur ist rund 1000 Kelvin zu hoch.
Greyscale-Messung bei 50 Prozent Helligkeit. Die Farbtemperatur ist rund 1000 Kelvin zu hoch.
Quelle: Samuel Buchmann

Die Farbgenauigkeit geht ebenfalls in Ordnung. Das Display ist auf den DCI-P3-Farbraum abgestimmt, den es zu 99 Prozent abdeckt. Dort beträgt das durchschnittliche DeltaE der Farbabweichung 3,3, was ein solider Wert ist. Auch die AdobeRGB-Abdeckung kann sich sehen lassen (96,2 Prozent). Nach einer Kalibrierung würde sich der FlipGo Dual durchaus für professionelle Grafikarbeiten eignen.

Sowohl Abdeckung als auch Genauigkeit sind im DCI-P3-Farbraum sehr gut.
Sowohl Abdeckung als auch Genauigkeit sind im DCI-P3-Farbraum sehr gut.
Quelle: Samuel Buchmann

Funktioniert besser mit Windows

Normalerweise ordne ich mehrere Bildschirme nebeneinander an. Das Konzept von zwei übereinander ist ungewohnt, gefällt mir aber überraschend gut. Weniger wichtige Fenster schiebe ich in die obere Hälfte. So sind sie nicht direkt im Fokus meines Sichtfelds, aber bei Bedarf doch ohne Fensterwechsel sichtbar. Der FlipGo Dual verdreifacht die Arbeitsfläche meines MacBooks.

Allerdings gibt es einen Haken: Ich kann das Display unter macOS nur im Hochformat und nur im «Ultra»-Modus nutzen. In diesem wird es vom System als ein einziger grosser Monitor erkannt. Maximiere ich ein Fenster, vergrössert es sich über beide Teile. Das finde ich suboptimal, da es in der Mitte durch Bezels unterbrochen wird. Ich muss die Fenster also manuell zurechtziehen.

Im Ultra-Modus erkennt das System die zwei Displays als einen einzigen Monitor.
Im Ultra-Modus erkennt das System die zwei Displays als einen einzigen Monitor.
Quelle: Samuel Buchmann

Der zweite Nachteil unter macOS betrifft die Skalierung. Die Darstellung ist nur in nativen Stufen scharf – also entweder 2560 × 3200 oder «wie 1280 × 1600». Die Originalauflösung führt zu einer viel zu kleinen Darstellung. Die zweifach vergrösserte ist hingegen sehr gross, wenn ich den FlipGo Dual in Laptop-Distanz aufstelle.

Unter Windows gibt es diese Probleme nicht. Hier kann ich die Systemoberfläche in 25-Prozent-Stufen skalieren und das Bild sieht immer scharf aus. Mittels DisplayLink-Software lässt sich der FlipGo Dual zudem in zwei virtuelle Bildschirme unterteilen oder auch um 90 Grad drehen.

Fazit

Gut für semi-fixe Arbeitsplätze

Der FlipGo Dual ist eine interessante Lösung für digitale Nomaden. In einer Ferienwohnung oder einem Co-Working-Space lässt sich damit rasch ein Arbeitsplatz mit mehr Bildfläche aufbauen. Mit einem Stromanschluss fungiert der portable Monitor auch gleich als Docking Station für den Laptop.

Das Gewicht von 1,59 Kilogramm wäre mir zu hoch, um das Display im Rucksack mitzuschleppen. Im mobilen Betrieb saugt es ausserdem den Laptop-Akku schnell leer und ist nicht hell genug. Für die Arbeit zwischendurch in einem Café ist der FlipGo Dual deshalb nicht geeignet. Er gehört eher in einen Reisekoffer.

Ist der Premium-Preis gerechtfertigt? Jein. Die Bildqualität passt. Am Strom angeschlossen wird der FlipGo Dual schön hell, die Farbdarstellung ist akkurat und die Schärfe gut. Allerdings ist das mitgelieferte Netzteil zu schwachbrüstig. Lädst du im Betrieb den Laptop via dem portablen Monitor auf, darfst du diesen nicht zu hell machen. Sonst startet er sich ständig neu, weil der Strom nicht reicht. Sowas sollte in dieser Preisklasse nicht passieren.

Mit Windows funktioniert das Gerät besser als unter macOS. Bei letzterem muss dir die Standard-Skalierung passen und es darf dich nicht stören, dass die zwei separaten Displays als ein grosser Bildschirm agieren. Willst du möglichst viel portable Arbeitsfläche in einem kompakten Paket, kann ich den FlipGo Dual unter diesen Einschränkungen insgesamt trotzdem empfehlen.

Pro

  • viel zusätzliche Arbeitsfläche
  • solides Design
  • gute Bildqualität
  • am Strom schön hell
  • relativ kompakt und leicht

Contra

  • Netzteil zu schwach
  • Bug im Energiemanagement
  • im mobilen Betrieb düster
  • unter macOS leicht eingeschränkt
  • eher teuer
FreeVoice FlipGo Dual Monitor 16' (2560 x 1600 Pixel, 16")
Energielabel E

FreeVoice FlipGo Dual Monitor 16'

2560 x 1600 Pixel, 16"

FreeVoice FlipGo Dual Monitor 16' (2560 x 1600 Pixel, 16")
Monitor
Energielabel E

FreeVoice FlipGo Dual Monitor 16'

2560 x 1600 Pixel, 16"

Titelbild: Samuel Buchmann

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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