Dell UltraSharp U3224KB
6144 x 3456 Pixel, 32"
Der Dell UltraSharp U3224KBA hat eine hohe Pixeldichte und viele Anschlüsse. Er scheitert jedoch an starken Reflexionen, einer ungleichmässigen Ausleuchtung und seinem hohen Preis.
Bildschirme mit einer Auflösung über 4K sind selten. Dell nimmt einen Anlauf mit dem neuen UltraSharp U3224KBA. Sein Display hat eine Diagonale von 31,5 Zoll und eine 6K-Auflösung. Grösse und Auflösung ähneln damit den Werten von Apples Pro Display XDR. Während dieses auf LED-Hintergrundbeleuchtung mit 576 separaten Zonen setzt, muss Dells Monitor ohne Local Dimming auskommen. Das ist weniger teuer, aber auch weniger gut.
Günstig ist der U3224KBA nicht. Mit einem Preis von über 2500 Franken oder Euro kostet er mehr als mancher Computer. Immerhin kann der Monitor dank vielen Anschlüssen auch als Dockingstation fungieren und bringt seine eigene Webcam und eine Soundbar mit. Insgesamt positioniert sich der Bildschirm als Premium-Display für Produktivitätsanwendungen. Ich teste, ob er seinen stolzen Preis wert ist.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Mein Auge findet das Design des U3224KBA gewöhnungsbedürftig. Seine Ränder und Seiten sind schwarz, die Rückseite und der Standfuss silbrig. Mir gefallen solche zweifarbigen Anstriche nicht – vor allem, wenn die silbernen Teile nicht aus Metall, sondern wie hier aus Kunststoff bestehen. Auf dem Bildschirm thront eine 4K-Webcam. Sie ist zur Hälfte in die Lautsprecher eingelassen, die mit Stoff bezogen sind.
An Verarbeitung und Ergonomie habe ich nichts auszusetzen. Das Display lässt sich weit nach unten und oben verstellen, drehen und neigen. Die Mechanismen fühlen sich leichtgängig an, dafür wackelt der Monitor etwas mehr als andere Modelle. Insgesamt finde ich die Stabilität aber in Ordnung. Der Standfuss nimmt nicht zu viel Platz ein, die Säule hat ein Loch, durch das ich die Kabel fädeln kann.
Sehr gross ist die Auswahl an Anschlüssen. Für das Bildsignal stehen mir HDMI 2.1, USB-C oder DisplayPort 2.1 zur Verfügung. Von letzterem aber nur die Mini-Version, was ich blöd finde. Dell legt nicht einmal ein passendes Kabel von DP auf MiniDP bei. So eines musst du dir selber besorgen, wenn du wie ich eine Grafikkarte ohne HDMI 2.1 hast. HDMI 2.0 kann die 6K-Auflösung des Bildschirms nicht übertragen.
Sehr gut gefällt mir, dass ich den Monitor als ausgewachsene Dockingstation verwenden kann. Die USB-C-Schnittstelle unterstützt Thunderbolt 4, auf der Rückseite finde ich einen Ethernet-Anschluss mit 2,5 Gbps, vier USB-A- und zwei USB-C-Downstreams. Einer davon unterstützt ebenfalls Thunderbolt 4. Damit kann ich per DaisyChain einen weiteren Monitor verbinden. Auf der Vorderseite kommen zwei USB-C- und eine USB-A-Buchse zum Vorschein, wenn ich unten links reindrücke. Brauche ich die Anschlüsse nicht mehr, versorge ich sie wieder im Chassis. Sehr elegant.
«IPS Black LCD» nennt Dell die Panel-Technologie, die im U3224KBA steckt. Sie soll hell sein und mehr Kontrast als gewöhnliche IPS-Panels bieten. Ich messe einen Kontrast von 1534:1. Das ist für IPS gut, gleichzeitig aber unter Dells Angabe von 2000:1. Der Grund: Das Schwarz ist nicht besonders dunkel. Die maximale Helligkeit ist hingegen sehr hoch: Ich messe bildschirmfüllend 533 Nits. Da ich helle Bildschirme mag, würde Dell normalerweise damit bei mir punkten.
Normalerweise. Leider macht die Beschichtung des Panels die Vorteile der Helligkeit zunichte. Sie reduziert Reflexionen nicht effektiv. Ich teste den Dell U3224KBA auf meinem Tisch mit einem seitlichen Fenster. Das Zimmer ist nach Nordosten ausgerichtet, hat also nur frühmorgens Sonne. Direkt neben dem Dell steht mein bewährter BenQ SW271. Beide Bildschirme sind matt beschichtet, beide haben ein IPS-Panel. Aber im Dell U3224KBA spiegelt sich bei Tageslicht die weisse Wand hinter mir stärker. Der Kontrast fällt viel mehr ab, als bei meinem BenQ-Monitor. Das nervt.
Besonders bei dunklen Bildschirminhalten muss ich deshalb trotz 500 Nits die Vorhänge ziehen. Dann reduzieren sich die Reflexionen. Dafür fallen mir bei wenig Umgebungslicht zwei andere Sachen negativ auf. Erstens sehe ich in den unteren Ecken gigantische Lichthöfe. Zweitens wirken die Schatten ausgewaschen. Ich erwarte kein perfektes Schwarz wie mit einem OLED-Monitor – doch auch im Vergleich zu meinem BenQ ist der Kontrast des Dell U3224KBA gefühlt schlechter.
Von der Qualität aus verschiedenen Blickwinkeln erhoffe ich mir in dieser Preisklasse ebenfalls mehr, als Dell abliefert. Wenn ich nicht im 90-Grad-Winkel auf den Monitor schaue, sieht das Bild schnell dunkler aus. So schnell, dass es mir bei hellen Inhalten zu den Rändern hin bereits in normaler Sitzposition auffällt. Immerhin halten sich die Farbverschiebungen in Grenzen. Das kann ich über die Gleichmässigkeit der Ausleuchtung nicht sagen: Katastrophale 18 Prozent heller ist die untere Mitte im Vergleich zur linken Mitte. Die Homogenität von Displays kann je nach Exemplar variieren und es ist möglich, dass ich Pech hatte. Doch in dieser Preisklasse darf das nicht passieren.
Das Schlagzeilen-Feature des Dell U3224KBA ist seine 6K-Auflösung. Genauer gesagt beträgt sie 6144 × 3456 Pixel. Das sind mehr als 2,5 Mal so viele Pixel wie bei einem 4K-Display und bedeutet bei 32 Zoll eine Pixeldichte von 223 Pixel pro Zoll (ppi). Zum Vergleich: Ein 32-Zöller mit 4K-Auflösung kommt auf 138 ppi, ein aktuelles MacBook Pro auf 254 ppi. Werte über 100 sind gut, alles über 200 ist hervorragend.
Wie erwartet sieht das Bild auf dem Dell deshalb knackscharf aus. Selbst kleiner Text franst nicht aus – auch wenn ich mich näher an den Bildschirm setze, als ich es in der Praxis je tun würde. Die hohe Pixeldichte ist sehr angenehm. Einen Vorteil gegenüber 4K nehme ich in Office-Anwendungen bei normalem Abstand allerdings kaum wahr. Erst bei der Bild- und Videobearbeitung ist die hohe Auflösung willkommen. So lässt sich die Schärfe besser beurteilen, ohne dass ich reinzoomen muss.
Im Betrieb mit MacOS hat die 6K-Auflösung einen weiteren Vorteil: Apple optimiert die Benutzeroberfläche auf 218 ppi. Die Skalierung passt in der Standard-Einstellung deshalb perfekt auf den Dell U3224KBA. Sie simuliert eine Auflösung von 3072 × 1728 Pixel, damit Menüs und Texte nicht winzig klein werden. Der Monitor erhält trotzdem ein Signal in seiner nativen Auflösung. Weil das Betriebssystem bei einem 6K-Display die Inhalte genau vierfach vergrössern kann, braucht das wenig Rechenaufwand und es kommt nicht zu Artefakten.
Nicht besonders scharf sind schnelle Bewegungen. Dells 6K-Bildschirm hat eine Bildfrequenz von nur 60 Hertz und eine Reaktionszeit von fünf Millisekunden. Adaptive Synchronisation gibt es keine. Der Monitor eignet sich nicht gut für Action-Games. Bei Kameraschwenks verwischt das Bild.
Der Dell-Monitor deckt die Farbräume sRGB und Rec 709 zu 100 Prozent ab, den DCI-P3-Farbraum zu 99 Prozent. Das ist gut für die Bearbeitung von Bildern für die digitale Anwendung sowie den Videoschnitt. Zur Abdeckung von AdobeRGB macht Dell keine Angabe, ich messe 90 Prozent. Das ist in Ordnung, für professionelle Kreativschaffende aber nicht gut genug, wenn sie Farben für den Druck beurteilen müssen.
Ähnlich adäquat, aber nicht herausragend ist die Farbgenauigkeit. Ich messe im sRGB-Farbraum ab Werk ein Delta E von 3,3. Gute Monitore erreichen Werte unter zwei, sehr gute schaffen ein Delta E von unter eins. Subjektiv betrachtet hat das Display einen leichten Grünstich. Die Sättigung empfinde ich als natürlich. Wenn ich den Dell U3224KBA als reinen Office-Monitor beurteile, würde ich die Farben insgesamt als gut bezeichnen. Für Fotografinnen oder Grafiker finde ich die Leistung nur befriedigend.
Angetan bin ich hingegen von der Qualität der Webcam. Sie ist den gewöhnlichen integrierten Webcams anderer Bildschirme überlegen. Ich würde sie in die Klasse von guten externen Webcams wie der Logitech Brio 4K oder der Opal C1 einteilen – ohne dass ich dafür ein extra Gerät auf den Bildschirm setzen und per Kabel verbinden muss. Eine elegante Lösung in der Zeit von häufigen Videocalls.
Das Objektiv ist sehr weitwinklig, per Software kann ich digital zoomen. Selbst dann stimmt die Qualität noch. Wenn mir die Farben zu blass sind, stehen zudem vier verschiedene Farbprofile zur Auswahl. Feineinstellungen für Helligkeit, Kontrast und Sättigung gibt es leider nicht. Was mich zudem irritiert: Zwischendurch geht die Kamera unvermittelt ganz kurz an. Das merke ich am physischen Verschluss, der auf- und wieder zugeht, und an einer leuchtenden Kontroll-LED. Wieso die Webcam das tut, bleibt unklar. Es hat wahrscheinlich einen technischen Grund, ich finde es trotzdem etwas unangenehm.
Vom Mikrofon und den Lautsprechern erwarte ich keine Wunder. Tatsächlich ist die Aufnahmequalität nicht schlecht und für Teams-Calls absolut ausreichend. Ein Ersatz für ein gutes Headset oder gar ein externes Mikrofon ist es nicht. Genau wie die Lautsprecher, die wenig Bass haben. Für Office-Anwendungen oder ein YouTube-Video zwischendurch sind sie in Ordnung und laut genug.
Ich kann den Dell U3224KBA auf zwei Arten bedienen: Über das On-Screen-Display (OSD) oder Dells Software. Durch das OSD navigiere ich per Joystick auf der Hinterseite des Monitors. Das geht gut, denn das Menü ist logisch strukturiert und aufgebaut. Wenn ich nicht am physischen Knopf rumfummeln will, finde ich genau das gleiche Menü in der App «Dell Display and Peripherals Manager», kurz DDPM. Die gibt es für Windows und Mac.
In den Einstellungen kann ich zwischen verschiedenen Quellen wechseln, Farbprofile auswählen oder den KVM-Switch konfigurieren. Insgesamt gefällt mir die Bedienung gut. Einziger Verbesserungsvorschlag wären ein paar frei konfigurierbare Schnellwahltasten am Bildschirm, um zum Beispiel verschiedene Helligkeitsprofile zu speichern. Zwar gibt es links ein paar Touch-Tasten für Lautstärke und einige Teams-Funktionen, die bringen mir persönlich aber nichts.
Der Dell U3224KBA ist kein schlechter Monitor, wird meinen Ansprüchen in dieser Preisklasse aber nicht gerecht. Seine Beschichtung ist anfällig für Reflexionen, die Betrachtung aus seitlichem Blickwinkel suboptimal und der Schwarzwert nur durchschnittlich. Im Dunkeln machen sich in den Ecken die schlimmsten Lichthöfe breit, die ich seit langem gesehen habe. Zusammen ergibt das in der Praxis einen enttäuschenden Kontrast, da bringt auch die hohe Spitzenhelligkeit nichts. Die ungleichmässige Ausleuchtung meines Testexemplars ist zudem völlig inakzeptabel.
Über diese Nachteile trösten mich auch die Lichtblicke nicht hinweg: durchdachtes Design, logische Bedienung, viele Anschlüsse, gute Webcam und die hervorragende Schärfe des Panels dank 6K-Auflösung. Die Pixeldichte von 223 ppi eignet sich perfekt für MacOS in seiner nativen Skalierung. Ein Vergleich zu Apples Pro Display XDR ist aber trotz der ähnlichen Auflösung müssig. Dieses spielt mit Local Dimming sowohl qualitativ als auch preislich in einer anderen Liga.
Im Alltag sind die Vorteile der hohen Auflösung klein. Höchstens bei der Bildbearbeitung habe ich den Eindruck, dass ich den Unterschied zu einem gleich grossen 4K-Bildschirm wahrnehme. Kreativschaffenden würde ich trotzdem zu anderen Bildschirmen mit besserer Farbraumabdeckung und Farbgenauigkeit raten. Und für Gaming eignet sich das IPS-Panel mit seiner tiefen Bildfrequenz und hohen Reaktionszeit sowieso nicht.
Würde der Dell U3224KBA die Hälfte kosten, könnte ich ihn vielleicht als Office-Monitor empfehlen. Dank eingebauter Soundbar, Webcam und Dockingstation ist er eine elegante All-in-one-Lösung, um Laptops mit einem einzigen Kabel anzuhängen. Doch zum astronomischen Preis von 2500 Franken erwarte ich zusätzlich eine perfekte Bildqualität – die das Gerät leider nicht liefert. Der Dell UltraSharp U3224KBA lohnt sich deshalb nicht.
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.