Produkttest

Die Alloy Rise 75 ist die beste Gaming-Tastatur zum Tippen

Kevin Hofer
30.6.2024

Keiner Tastatur gelingt der Spagat zwischen Custom- und Gaming-Keyboard so gut wie der Alloy Rise 75: Gutes Schreibgefühl und Individualisierungsmöglichkeiten treffen hier auf hohe Polling-Rate und RGB-Beleuchtung.

HyperX hat sich bei der Alloy Rise 75 von Custom-Keyboards inspirieren lassen. Dabei erstaunt mich als Enthusiast vor allem, wie gut der Hersteller den Gasket-Mount-Aufbau integriert hat: Die Tastatur gibt beim Tippen tatsächlich nach. Noch nie habe ich so gerne auf einer Gaming-Tastatur getippt.

Gasket-Mount wie er sein sollte: Die Tasten geben selbst unter leichtem Druck nach.
Gasket-Mount wie er sein sollte: Die Tasten geben selbst unter leichtem Druck nach.
Quelle: Kevin Hofer

Bester Gasket-Mount bei einem Gaming-Keyboard

Beim Gasket-Mount handelt es sich um den Befestigungsmechanismus der Platine und Deckplatte, worauf die Schalter stecken. Diese beiden Teile werden mit Dichtungen, den Gaskets, zwischen Ober- und Unterteil der Tastatur fixiert. Das isoliert sie einerseits vom Gehäuse, was sie leiser macht, und sorgt für ein weiches Tippgefühl. Die Black Widow V4 75 von Razer oder die ROG Azoth von Asus setzen auf den gleichen Aufbau. Dort ist er aber nicht so gut implementiert wie bei der Alloy Rise 75. Wenn ich auf ihr tippe, habe ich den Eindruck, dass ich mit der Tastatur interagiere und sie mir Feedback gibt. Dieses Gefühl habe ich sonst nur bei Custom-Keyboards.

Es tippt sich himmlisch auf der Alloy Rise 75.
Es tippt sich himmlisch auf der Alloy Rise 75.
Quelle: Kevin Hofer

Die Tastatur klingt so, wie ich es von einer mehrheitlich aus Kunststoff bestehenden Gasket-Mount-Tastatur erwarte: Eher dumpf und nicht allzu laut. Das liegt auch daran, dass zwischen der Deckplatte und Platine Dämmungsschaumstoff verbaut ist. Aufgrund des relativ hohen Gewichts von 1310 Gramm vermute ich, dass ebenfalls eine Silikondämmmatte im Gehäuse verbaut ist. Aber hör am besten selbst:

Offensichtlich hat sich HyperX auch die Mühe gemacht, die Stabilisatoren zu schmieren. Diese klappern nämlich kaum. Persönlich würde ich die Stabilisatoren dennoch etwas nachschmieren.

Nur auf den ersten Blick ein langweiliges Gaming-Keyboard

Auf den ersten Blick sieht die Alloy Rise 75 aus wie jedes Gaming-Keyboard: Eine schwarze Box auf einem Keil mit RGB-Beleuchtung und klappbaren Standfüssen. Ins Auge stechen der silberne Badge auf der rechten Seite, das gravierte Hyper-X-Logo rechts unten und der Drehknopf rechts oben. Ein fix montiertes Kabel fehlt. Du kannst entweder das mitgelieferte USB-C- auf USB-A-Kabel oder ein eigenes verwenden. Dieses steckst du hinten links in den USB-C-Port. Eine drahtlose Verbindungsmöglichkeit fehlt hingegen.

Auf den ersten Blick sieht die HyperX Alloy Rise 75 wie eine typische Gaming-Tastatur aus.
Auf den ersten Blick sieht die HyperX Alloy Rise 75 wie eine typische Gaming-Tastatur aus.
Quelle: Kevin Hofer

Die Alloy Rise 75 macht neben dem sehr guten Gasket-Mount, der Dämmung, den Stabilisatoren und dem exzellenten Tippgefühl noch mehr anders als 0815-Gaming-Keyboards. Die Tastatur kannst du etwa nicht nur mit der RGB-Beleuchtung personalisieren. Das Oberteil aus Aluminium lässt sich leicht entfernen. Es ist mit Magneten auf der Tastatur, die sonst aus Kunststoff ist, befestigt. Das Gleiche gilt für den Badge. Andere Tops und Badges sollen bald verfügbar sein. Du kannst dadurch das Aussehen deiner Tastatur mit der Zeit verändern.

Der Badge und das Oberteil aus Aluminium lassen sich tauschen.
Der Badge und das Oberteil aus Aluminium lassen sich tauschen.
Quelle: Kevin Hofer

Weiter lassen sich die Switches dank Hot-Swap-Sockeln leicht tauschen. Die Platine unterstützt 3- oder 5-Pin-Switches. Es sollte also jeder erhältliche MX-Stil-Schalter passen. Einziger Wermutstropfen: Die Schalter sind sogenannt north-facing. Das heisst, dass die Aussparung der Schalter für die RGB-LEDs gegen oben zeigen. Das sorgt zwar für eine schönere Ausleuchtung der Tastenbeschriftungen als bei south-facing, kann aber bei gewissen Keycap-Profilen wie dem weit verbreiteten Cherry-Profil zu Komplikationen führen. Die Schalter lassen sich dann nicht mehr ganz durchdrücken. Falls du die Keycaps also später tauschen möchtest, was aufgrund des weit verbreiteten Layouts möglich ist, solltest du dir dessen bewusst sein.

Von den Switches und Keycaps dürfen sich andere Hersteller eine Scheibe abschneiden

Kaufst du dir ein fertiges Keyboard, willst du die Switches und Keycaps in der Regel nicht tauschen. Das ist bei der Alloy Rise 75 auch gar nicht nötig. Die Tastenkappen und Schalter sind für ein Gaming-Keyboard nämlich sehr gut.

Die Keycaps sind aus langlebigem, dickwandigem PBT-Kunststoff. Der glänzt weniger als der weiter verbreitete ABS-Kunststoff. Die Kappen werden im Doppelguss-Verfahren hergestellt. Das heisst, dass die transparenten Beschriftungen ebenfalls aus Kunststoff gegossen und nicht aufgedruckt sind. Zumindest die primären Beschriftungen. Sekundäre, wie das @-Zeichen oder solche zur Mediensteuerung sind mit Laser geätzt. Positiv für alle, die in der Schweiz leben: Die Tastatur gibt es auch im CH-Layout, was für Tastenkappen in dieser Qualität selten ist. Die Ausleuchtung der Beschriftungen ist insgesamt gut. Einzig bei den Buchstaben ist der untere Teil nicht so gut ausgeleuchtet wie bei den Zahlen. Das hängt damit zusammen, dass die Buchstaben grösser sind und damit weiter nach unten auf der Kappe reichen.

Qualitätsmerkmal: Mit 1,5 Millimeter sind die Keycaps dick, was positiv ist.
Qualitätsmerkmal: Mit 1,5 Millimeter sind die Keycaps dick, was positiv ist.
Quelle: Kevin Hofer

Die Alloy Rise 75 ist entweder mit taktilen oder mit linearen Schaltern erhältlich. Mein Testsample, das mir der Hersteller zur Verfügung stellt, ist mit linearen Schaltern ausgestattet. Das heisst, dass ich weder spüre noch höre, wann der Tastendruck ausgelöst wird. Dies ist bei den verbauten Schaltern bei 1,8 Millimetern Hub der Fall und damit etwas früher als üblich. Die meisten Switches lösen bei 2 Millimetern Hub aus. Der Stängel ist im Box-Stil. Dadurch sind die Switches stabiler als solche mit Standard-Stängel. Maschinell geschmiert sind sie ebenfalls. Dadurch sind sie relativ geschmeidig im Vergleich zu anderen Switches in Gaming-Keyboards. Persönlich bevorzuge ich andere, selbst geschmierte Switches, aber für eine Fertigtastatur sind sie verdammt gut.

Der Box-Stil-Switch (links) soll dank seinem Design weniger wackeln als andere MX-Stil-Switches (rechts).
Der Box-Stil-Switch (links) soll dank seinem Design weniger wackeln als andere MX-Stil-Switches (rechts).
Quelle: Kevin Hofer

Die Beleuchtung reagiert aufs Umgebungslicht

RBG soll ja bekanntermassen alles besser machen – wenn man es denn mag. HyperX macht bei der Alloy Rise 75 RGB selbst besser. Ein Sensor misst das Umgebungslicht und dimmt die Beleuchtung entsprechend. Tagsüber leuchtet so alles möglichst hell, damit du es auch sicher siehst. Spätabends bei der Gamingsession werden die blinkenden Lichter gedämmt, damit du ihre Reflexionen nicht versehentlich für Gegner hältst. Die Helligkeit kannst du aber auch manuell über eine Tastenkombination einstellen.

Die Beleuchtung passt sich dank einem Sensor der Umgebungshelligkeit an.
Die Beleuchtung passt sich dank einem Sensor der Umgebungshelligkeit an.
Quelle: Kevin Hofer

Willst du die Beleuchtung anpassen, musst du dazu die App «Ngenuity» nutzen. Hier wählst du zwischen zwölf Effekten, entweder fürs ganze Keyboard oder einzelne Tasten. Die kannst du dann wiederum auf eines von zehn Onboard-Profilen speichern. Diese wählst du mittels Tastenkombination aus.

Neben der Beleuchtung kannst du gewisse Tastenbelegungen ändern. Bei den Primärfunktionen lässt sich nur die Fn-Taste zum Aktivieren der Zweitfunktionen nicht neu belegen. Bei den Zweitfunktionen mittels Fn-Taste sind die Zahlentasten von einer Neubelegung ausgeschlossen. Wie es sich für ein Gaming-Keyboard gehört, kannst du in der Software ebenfalls Makros erstellen.

Die Oberfläche der Software Ngenuity bietet die nötigsten Einstellungen.
Die Oberfläche der Software Ngenuity bietet die nötigsten Einstellungen.
Quelle: Kevin Hofer

Was du hingegen nicht einstellen kannst, ist die Polling-Rate. Die liegt immer bei 8000 Hertz (Hz). Das bedeutet, dass das Keyboard Tastendrücke in 0,125 Millisekunden an den Computer überträgt. Zum Vergleich: Die meisten Gaming-Keyboards haben eine Polling-Rate von 1000 Hz. Hier werden Tastendrücke innert einer Millisekunde an den Computer gesendet. Ob dir das was bringt, musst du selbst entscheiden. Ich spüre keinen Unterschied zwischen 1000 und 8000 Hz.

Die Software bietet damit die wichtigsten Grundfunktionen, aber nichts darüber hinaus. Optisch wirkt sie unaufgeräumt. Mir gefällt sie nicht. Auch ist nicht ganz klar, wo sich gewisse Einstellungen befinden. Die Makros muss ich jedes Mal neu suchen.

Fazit

Geniales Gaming-Keyboard zum Tippen

Die Alloy Rise 75 von HyperX nimmt sich die Custom-Keyboard-Szene zum Vorbild und liefert die Gaming-Tastatur mit dem besten Tippgefühl ab. Der Gasket-Mount-Aufbau ist sehr gut implementiert und die Switches und Keycaps sind für eine Fertigtastatur sehr gut.

Mit den austauschbaren Oberteilen und Badges bietet die Alloy Rise 75 für eine Gaming-Tastatur auch ein Alleinstellungsmerkmal. Sonst macht sie eigentlich nichts anders als andere Gaming-Tastaturen. Selbstverständlich eignet sie sich deshalb auch gut fürs Zocken.

Mein grösster Kritikpunkt ist der Preis: Mit über 150 Franken (Stand: 30.06.2024) ist die Tastatur nicht gerade ein Schnäppchen. Die Black Widow V4 75 von Razer und die ROG Azoth von Asus sind zwar noch teurer, bieten jedoch eine kabellose Verbindung. Einen grossen Vorteil gegenüber dieser Modelle hat die Alloy Rise 75 aber: Sie kommt auch im CH-Layout. Das kann die Konkurrenz nicht bieten.

Persönlich bleibe ich bei meinen Custom-Keyboards. Auf denen tippt es sich immer noch etwas besser. Aber HyperX zeigt mit der Alloy Rise 75, dass auch die grossen Hersteller Custom Features gut implementieren können.

Pro

  • Himmlisches Tippgefühl
  • 8000 Hz Polling-Rate
  • Lässt sich mit Oberteilen und Badges personalisieren
  • Beinahe alle Tasten lassen sich frei programmieren

Contra

  • Verhältnismässig teuer
  • Kein Wireless

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.

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