Schlicht zu teuer: GMMK 3 Pro HE im Test
Produkttest

Schlicht zu teuer: GMMK 3 Pro HE im Test

Kevin Hofer
16.11.2024

Die GMMK 3 Pro HE misst sich mit der Keychron Q1 HE oder der Akko MOD007 HE. Den Direktvergleich verliert die Tastatur wegen des viel zu hohen Preises.

Das Unternehmen Glorious hat mit der GMMK Pro DIY-Tastaturen 2021 salonfähig gemacht. Mit der GMMK 3 Pro HE wagt sich der Hersteller an magnetische Schalter. Die Tastatur macht einiges richtig, hat aber zwei eklatante Schwachstellen.

Ob die Strohhüte lange bei der GMMK 3 Pro HE ankern?
Ob die Strohhüte lange bei der GMMK 3 Pro HE ankern?
Quelle: Kevin Hofer

Design und Verarbeitung auf hohem Niveau

Die GMMK-3-Serie besteht aus mehreren Versionen: Standard oder Pro, mit mechanischen oder magnetischen Schaltern und in drei Formfaktoren (100, 75 oder 65 Prozent). Zudem gibt es sie als Set, komplett mit Switches und Keycaps, oder als Barebones ohne. Bei Glorious direkt stehen dir noch weitere Konfigurationsmöglichkeiten zur Verfügung. Auf diese gehe ich nicht ein, da wir sie im Shop nicht anbieten. Zum Testen habe ich die komplette Pro-Version im 75-Prozent-Formfaktor und magnetischen Schaltern.

Nein Nami, das ist kein Gold, sondern der austauschbare Badge der Tastatur.
Nein Nami, das ist kein Gold, sondern der austauschbare Badge der Tastatur.
Quelle: Kevin Hofer

Die Tastatur besteht aus CNC-gefrästem Aluminium und ist eloxiert. Ein konfigurierbarer Drehknopf sowie ein austauschbarer Badge befinden sich oben rechts. Auf den Seiten sind Diffusoren verbaut, welche die RGB-Beleuchtung gleichmässig verteilen. Auf der Unterseite prangt, wie bei der originalen GMMK Pro, ein riesiger, gefräster Schriftzug. Mittig auf der Rückseite befindet sich der USB-C-Port. Da die Tastatur auch kabellos funktioniert, hat es hier auch einen Schalter für den Wechsel zwischen Bluetooth, USB und Funk. Ebenfalls an Bord ist ein Switch, um von Windows auf Mac zu wechseln. Die Verarbeitung ist insgesamt gut. Lediglich die Umschalter aus Kunststoff fühlen sich nicht gut an.

Bei all dem Glitter vermutet Robin doch glatt etwas archäologisch Wertvolles.
Bei all dem Glitter vermutet Robin doch glatt etwas archäologisch Wertvolles.
Quelle: Kevin Hofer

Beim Design setzt Glorious auf Rundungen. Gewöhnungsbedürftig ist der untere Gehäuseteil. Der steht gegen hinten hervor. Ich bin kein Fan davon. Ebenfalls kein Fan bin ich vom Layout. Mir gefallen zwar Tastaturen im 75-Prozent-Formfaktor. Aber der Hersteller hat sich bei der Anordnung der Tasten für ein zusammengequetschtes Layout entschieden. Mir liegen die Navigationstaten rechts zu nahe an Enter und Co.

Den Keil finde ich gar nicht geil. Da muss die Thousand Sunny gleich wegsegeln.
Den Keil finde ich gar nicht geil. Da muss die Thousand Sunny gleich wegsegeln.
Quelle: Kevin Hofer

Wie die meisten Tastaturen aus Aluminium hat die Glorious-Tastatur einen fixen Tippwinkel. Vorne ist sie rund 19 Millimeter hoch. Falls du dir flache Tastaturen gewohnt bist, empfiehlt sich eine Handballenauflage.

Im Lieferumfang befinden sich neben der Tastatur ein USB-Kabel ein Keycap- und Switch-Zieher sowie Tastenkappen für Mac.

Die Software hat ihre Macken

Bei Hall-Effekt-Tastaturen ist die Software deutlich wichtiger als bei mechanischen. Das liegt an Konfigurationsmöglichkeiten der Switches. Deshalb erhält die Software im Test viel Platz.

Im Gegensatz zur ersten GMMK Pro wird die GMMK-3-Serie nicht von QMK unterstützt. Es bleibt einzig die Glorious Core Software. Sie sieht auf den ersten Blick übersichtlich und aufgeräumt aus. In der linken Spalte wähle ich meine Peripherie aus und kann rechts unten über Reiter auf die Einstellungen zugreifen.

So begrüsst mich die GMMK 3 Pro HE, wenn ich in der Software auf sie klicke.
So begrüsst mich die GMMK 3 Pro HE, wenn ich in der Software auf sie klicke.
Quelle: Kevin Hofer

Unter dem Reiter «My Keyboard» kann ich Profile auswählen. Drei stehen auf dem internen Speicher zur Verfügung. Wenn ich mich registriere, kann ich auch Cloud-Profile erstellen, um schnell darauf zuzugreifen.

«Performance» wiederum lässt mich die Polling Rate einstellen. 1000, 4000 und 8000 Hertz stehen zur Verfügung. Im drahtlosen Betrieb liegen maximal 1000 Hertz drin. Von mir aus ist auch das in Ordnung, schliesslich benötigt eine höhere Polling Rate auch mehr Saft. Mit gerade mal 24 Stunden Akkubetrieb – ohne Beleuchtung – ist die Laufzeit sowieso mau. Ebenso kann ich die Eingabelatenz einstellen; 0, 2, 8 oder 16 Millisekunden stehen zur Verfügung.

Die Polling-Rate kann ich nur bei kabelgebundenem Betrieb verstellen.
Die Polling-Rate kann ich nur bei kabelgebundenem Betrieb verstellen.
Quelle: Kevin Hofer

Der Reiter «Lighting» beinhaltet die Optionen zum Verstellen der Beleuchtung. Es stehen 18 Presets zur Verfügung und individuell konfigurierbare Pro-Taste. Unter «Keybinding» belege ich Tasten neu oder erstelle Makros.

«Actuation» lässt mich die für Hell-Effekt-Tastaturen typischen Einstellungen tätigen. Hier kann ich den Auslösepunkt zwischen 0,1 und 4 Millimetern in 0,1 Schritten einstellen. Das sogenannte Rapid Trigger Feature kann ich ebenfalls aktivieren und deaktivieren sowie konfigurieren. Dieses Feature definiert, nach welcher Distanz ein Tastendruck erneut ausgelöst wird. Diese Einstellungen gelten wahlweise für alle oder nur für einzelne Tasten.

Ebenso an Bord sind Dynamic Keystrokes. Durch diese lassen sich bis zu vier Aktionen bei einem Tastendruck einstellen – je nachdem, wie weit die Taste gedrückt wird. Mit Mod-Tap kann ich zudem definieren, was beim schnellen Drücken oder Gedrückthalten einer Taste passiert. Alle diese Einstellungen kann ich pro Taste vornehmen.

Die Hall-Effekt-spezifischen Einstellungsmöglichkeiten in der Software Glorious Core.
Die Hall-Effekt-spezifischen Einstellungsmöglichkeiten in der Software Glorious Core.
Quelle: Kevin Hofer

Ein Snap Tap Feature, das dich die Richtung wechseln lässt, ohne die Taste für die andere Richtung loszulassen, fehlt. Auch analoge Eingabemöglichkeiten wie bei einem Controller sind nicht dabei.

Trotz der diversen Einstellungsmöglichkeiten bereitet mir Glorious Core keine Freude. So übernahm das Programm etliche Male meine Anpassungen nicht oder hat mich aus Optionen ausgesperrt. Erst, als ich die Software neu gestartet habe, konnte ich wieder Änderungen vornehmen. Beim Aufzeichnen von Makros kommt Core nicht hinterher und ich muss nachbearbeiten. Was mir aber am meisten fehlt, ist ein Knopf, um Einstellungen rückgängig machen zu können. Bei der Beleuchtung hat die Software meine Anpassungen ebenfalls einfach «vergessen» und sie zurückgesetzt.

Bei den Gaming Features fehlt mir die Möglichkeit, Profile zu spezifischen Spielen zu erstellen, die beim Starten automatisch aktiviert werden. Bei der Beleuchtung stehen zwar einige Optionen zur Verfügung, andere Brands bieten aber mehr.

Beim Tippgefühl hat Glorious Fortschritte gemacht

Wie bereits die originale GMMK Pro setzt Glorious auf Gasket Mount beim Aufbau. Dabei wird die Platine inklusive der Aluminium-Deckplatte, auf welcher die Taster stecken, zwischen Ober- und Unterteil des Gehäuses geklemmt. Für den Halt und das flexible Tippgefühl sorgen Dichtungen aus Silikon-Schaumstoff oben und unten. Das Gute: Im Gegensatz zur ursprünglichen Version ist das Tippgefühl weicher.

Beim Tippgefühl und der Akustik zeigt sich die GMMK 3 Pro HE im Vergleich zur GMMK Pro verbessert.
Beim Tippgefühl und der Akustik zeigt sich die GMMK 3 Pro HE im Vergleich zur GMMK Pro verbessert.
Quelle: Kevin Hofer

Auch beim Klang hat sich Glorious verbessert. Die erste Version habe ich als leblos bezeichnet. Die GMMK 3 Pro klingt zwar eher dumpf, hat aber dennoch deutlich mehr Charakter als die Vorgängerin. Hier helfen auch die Stabilisatoren, die verhältnismässig gut sind. Sie klappern kaum. Sie sind von Haus aus besser als die kürzlich getesteten Akko MOD007 V3 HE und Keychron Q1 HE. Wobei du mit diesen Glück oder Pech haben kannst. Viele andere Reviewer sind von den Stabilisatoren alles andere als angetan. Den guten Eindruck beim Klang schmälern lediglich die Fox HE Switches – aber die lassen sich glücklicherweise tauschen.

Gute Keycaps, kratzige Switches

In meinem Testsample sind die magnetischen Glorious Fox HE Switches verbaut. Dabei handelt es sich um einen linearen Schalter. Er fühlt und hört sich beim Runterdrücken kratzig an. Also etwa wie nicht modifizierte rote Schalter. Glücklicherweise lassen sich die Dinger dank Hot-Swap-Platine leicht tauschen. Bei jener geht Glorious einen eigenen Weg: Sie ist nämlich mit magnetischen und mechanischen Schaltern kompatibel. Die beiden Technologien lassen sich gar mischen.

Einen magnetischen Schalter hat Lysop noch nie gesehen.
Einen magnetischen Schalter hat Lysop noch nie gesehen.
Quelle: Kevin Hofer

Die magnetische Schaltertechnologie funktioniert bei Glorious gleich wie bei den meisten anderen Herstellern: Unter dem Stem ist ein Magnet platziert. Dieser nähert sich durch das Herunterdrücken dem Sensor, welcher sich auf der Platine befindet. Je kürzer die Distanz zu diesem, desto höher die elektrische Spannung. Diese wird gemessen, wodurch die Entfernung des Magneten zum Sensor exakt berechnet werden kann. Im Falle der GMMK-3-Serie lässt sich der dafür nötige Tastenhub zwischen 0,1 und 4 Millimetern in 0,1 Millimeter-Schritten einstellen.

Die verbauten magnetischen Schalter sollen dir in Spielen einen Vorteil verschaffen.
Die verbauten magnetischen Schalter sollen dir in Spielen einen Vorteil verschaffen.
Quelle: Kevin Hofer

In Spielen reagieren die Tasten zuverlässig und die Features funktionieren gut. Ob die eingestellten Abstände exakt sind, kann ich leider nicht beurteilen. Mir fehlt ein Tool zur Messung. Nach meinem Gefühl stimmen sie aber.

Glorious selbst bietet diverse andere Hall-Effekt-Schalter an. Neben den linearen Fox gibt es auch die ebenfalls linearen Lynx HE und Lynx Silent HE. Hinzu kommen die taktilen Panda HE und Panda Silent HE sowie die clicky Raptor HE. Damit deckt Glorious die ganze Palette an Switch-Arten ab, wobei für mich persönlich taktile oder clicky Switches bei Hall-Effekt-Tastaturen wenig Sinn machen. Denn sie geben ja entweder ein rein haptisches oder haptisches und akustisches Feedback, wenn sie auslösen. Da ich den Auslösepunkt aber softwareseitig verändern kann, stimmt das Feedback nicht mehr mit dem Auslösepunkt überein. Deshalb bevorzuge ich bei magnetischen Schaltern lineare Switches.

Auch Zoro ist von den Switches nicht überzeugt.
Auch Zoro ist von den Switches nicht überzeugt.
Quelle: Kevin Hofer

Mein Testsample verfügt über schwarze Tastenkappen aus PBT-Kunststoff. Sie sind leicht angeraut, wodurch sie guten Grip bieten. Es handelt sich um sogenannte Shine Through Keycaps. Das heisst: Die Beschriftungen sind transparent und werden durch die RGB-Beleuchtung erhellt. Der Effekt ist bei den meisten Tasten gleichmässig. Einige sind allerdings schlecht ausgeleuchtet, wie etwa jene mit der Ziffer 8. Die eckige Klammer auf derselben Taste wird kaum beleuchtet. Das erstaunt mich, zumal die Beleuchtung North Facing ist. Das heisst, dass die RGB-LEDs oberhalb des Switches durchscheint. Da bei den meisten Keycaps die Beschriftung oben ist, sollte sie auch besser beleuchtet werden.

Qualitativ sind die Tastenkappen in Ordnung. 2021, beim Release der GMMK Pro, war der Vorsprung auf andere Hersteller bei der Tastenkappen-Qualität ordentlich. Mittlerweile haben die anderen, allen voran Razer und Corsair, aber aufgeholt. Sie verwenden nun auch mehrheitlich hochwertige PBT-Tastenkappen.

Die Tastenkappe ist zwar in Ordnung, gleich stehlen musst du sie aber nicht, Chopper.
Die Tastenkappe ist zwar in Ordnung, gleich stehlen musst du sie aber nicht, Chopper.
Quelle: Kevin Hofer

Fazit

Qualitativ gute Tastatur, die viel zu teuer ist

Glorious macht mit der GMMK Pro 3 HE vieles richtig. Tippgefühl und Verarbeitung sind gut. Zum Zocken eignet sich die Tastatur ebenfalls bestens. Weniger gut sind die Schalter, diese würde ich tauschen. Nicht, weil sie nicht funktionieren, sondern weil sie sich nicht gut anhören und -fühlen.

Bei der Software hat Glorious noch viel Arbeit vor sich. Sie funktioniert nicht zuverlässig und diverse Features, wie Snap Tap oder spezifische Profile für Spiele, fehlen. Obwohl Glorious stets an der Software arbeitet, wirkt die Tastatur dadurch wie ein unfertiges Produkt.

Das Killerargument ist aber der Preis. Die Tastatur kostet deutlich mehr als die vergleichbaren Akko MOD007 V3 HE und Keychron Q1 HE und bietet nicht mehr. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich die GMMK Pro 3 HE nur bedingt empfehlen.

Pro

  • gute Verarbeitung
  • gutes Tippgefühl

Contra

  • Software ist unzuverlässig und umständlich
  • Akkulaufzeit ist kurz
  • kratzige Switches
  • ist zu teuer
Glorious GMMK 3 Pro HE Wireless 75 % Custom Gaming-Tastatur - Pre-Built, ISO (DE), Fox HE Switches (DE, Kabellos)
EUR422,44

Glorious GMMK 3 Pro HE Wireless 75 % Custom Gaming-Tastatur - Pre-Built, ISO (DE), Fox HE Switches

DE, Kabellos

Glorious GMMK 3 Pro HE Wireless 75 % Custom Gaming-Tastatur - Pre-Built, ISO (DE), Fox HE Switches (DE, Kabellos)
Tastatur
EUR422,44

Glorious GMMK 3 Pro HE Wireless 75 % Custom Gaming-Tastatur - Pre-Built, ISO (DE), Fox HE Switches

DE, Kabellos

Titelbild: Kevin Hofer

12 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar