Corsair K70 MAX
Gaming-Tastatur mit magnetischen Schaltern: Corsair K70 Max im Test
Die Corsair K70 Max mit magnetischen Schaltern ist endlich auch im CH-Layout erhältlich. Bei dieser Art Switch kannst du den Auslösepunkt selbst einstellen. Sonst macht die K70 Max nicht viel anders als andere Gaming-Keyboards.
Der Auslösepunkt bestimmt, wann während eines Tastendrucks das Keyboard das Signal an den PC schickt. Dass du den Auslösepunkt selbst bestimmen kannst, ist nichts Neues. Steelseries hat dies bereits 2019 mit der Apex Pro gemacht. Der Hersteller Wooting verhalf der Technologie dann zum Durchbruch und auch Razer hatte bei der Huntsman V2 Analog das Feature an Bord. Neu bei der K70 Max ist, dass die Schalter nicht analog, sondern magnetisch funktionieren. Der sogenannte Hall-Effekt kommt zum Einsatz. Das funktioniert ausgezeichnet. Sonst ist das K70 Max ein typisches Gaming-Keyboard.
Wie das mit den Schaltern funktioniert
Ein MGX-Schalter der K70 Max funktioniert folgendermassen: Unter dem Stängel ist ein Magnet platziert. Der nähert sich durchs Herunterdrücken dem leitenden Element, dem Sensor. Je kürzer die Distanz zu diesem, desto höher die elektrische Spannung. Die wird gemessen, wodurch die Entfernung des Magneten zum Sensor, der Tastenhub, exakt berechnet werden kann. Im Falle der verbauten Switches lässt sich der Auslösepunkt zwischen 0,4 und 3,6 Millimetern einstellen. Dies geschieht mit Corsairs Software «iCue» in 0,1-Millimeter-Schritten. Die Einrichtung des Auslösepunkts in iCue finde ich relativ intuitiv. Bei der erstmaligen Konfiguration wird es mir in einem Tutorial erklärt.
Ich habe den Auslösepunkt zum Zocken auf 1,2 Millimeter und zum Tippen auf 2,5 Millimeter eingestellt. So lösen die Schalter schnell aus, wenn ich im Spiel ausweichen muss, und beim Tippen nur dann, wenn ich es will. Das funktioniert meinem Gefühl nach gut. Ich habe den Eindruck, dass die Einstellungen in der Software der Realität entsprechen. Millimetergenau kann ich es aber nicht überprüfen, da ich dafür kein Testsetup habe.
Corsair bietet auch die Möglichkeit eines zweiten Auslösepunkts. Damit kann ich je nach Hub unterschiedliche Aktionen ausführen. Statt mit einer Taste eine Granate auszuwählen und mit einer zweiten zu werfen, lege ich etwa alles auf eine Taste: Erst auswählen und dann bei weiterer Betätigung der Taste werfen.
Wie sich die Schalter anhören und anfühlen
Standardmässig liegt der Tastenhub der linearen MGX-Schalter bei zwei Millimetern. Dafür sind 45 Zentinewton nötig. Der initiale Kraftaufwand liegt um die 30 Gramm und der maximale, wenn der Schalter ganz durchgedrückt wird, bei 55 Gramm.
Beim Tippen fühlen sich die Switches nicht anders an als herkömmliche mechanische. Sie sind nicht so weich wie selbst geschmierte Schalter, aber auch nicht so trocken wie etwa ein Cherry MX Red ab Werk. Auf einer Skala von eins für staubtrocken und einer zehn für butterweich würde ich ihnen eine sechs geben.
Insgesamt fühlt sich das Tippen auf der K70 Max eher hart an. Das liegt am klassischen Tray-Mount-Aufbau. Sprich: Die Switches stecken auf einer Deckplatte aus Aluminium, welche mit dem Unterteil der Tastatur verschraubt ist. Kommst du von einem herkömmlichen Gaming Keyboard, wirst du das nicht bemerken. Hast du aber bereits einmal auf einer Gasket Mount oder ähnlichen Tastatur getippt, kommt dir die Tastatur hart vor.
Klanglich gewinnt die K70 Max keine Preise. Sie klingt gar fürchterlich. Dies, obwohl Corsair angibt, zwei schalldämpfende Schichten in der Tastatur zu verbauen. Die miese Akustik hängt wohl am ehesten mit den freiliegenden Schaltern zusammen. Hinzu kommt, dass die Stabilisatoren beim Tippen rattern und klappern. Stabilisatoren sind jene Dinger, die dafür sorgen, dass die langen Tasten wie die Leertaste nicht wackeln. Da Geräusche Geschmackssache sind, hörst du dir das am besten selbst an.
Neben den Standard-Tasten einer 100-Prozent-Tastatur bietet die K70 Max weitere Tasten. Oben links hat es Hotkeys mit Mikroschaltern zum Auswählen des Profils, der Helligkeit oder Sperren der Windowstaste. Rechts oberhalb des Nummernblocks befinden sich die Tasten zur Mediensteuerung und ein Drehregler aus Metall. Die Medientasten sind allesamt mit Gummidomeschaltern bestückt. Es ist keine Freude darauf zu drücken, es fühlt sich schwammig an. Auf der Hinterseite befindet sich ein letzter Schalter zum Aktivieren oder Deaktivieren des Turniermodus. Dabei aktiviert sich eine statische Beleuchtung mit frei wählbarer Farbe und die Makros werden deaktiviert.
Wie es dazu kommt, dass der Enter-Taste Licht fehlt
Lobenswert ist, dass Corsair auch beim Schweizer-Layout PBT-Tastenkappen auf den Switches platziert. PBT-Kunststoff gilt als langlebiger als der meist bei günstigeren Tastaturen eingesetzte ABS. Die Oberfläche der Keycaps ist angeraut. Im Gegensatz zu glatten Oberflächen habe ich nicht den Eindruck, dass sie mehr Halt bieten. Ein Vorteil der rauen Aussenseite dürfte sein, dass Fingerabdrücke weniger gut zu sehen sind. Die Beschriftungen sind im sogenannten Doppelspritzguss-Verfahren hergestellt. Dabei werden zuerst die Beschriftungen gegossen und danach der Rest des Keycaps. So verblassen sie nie.
Die Beschriftungen sind transparent und lassen deshalb die RGB-Beleuchtung durchschimmern. Dies löst Corsair sehr gut. Bis auf die Enter-Taste sind alle gleichmässig ausgeleuchtet. Dass es bei dieser nicht reicht, liegt an der Beschaffenheit des ISO-Enters. Die umgekehrte L-Form lässt das Licht, das von unterhalb des Switches ausgeht, nicht stark genug bis zum «E» des Wortes leuchten.
Was du sonst noch bekommst
Neben der Tastatur selbst befindet sich eine magnetisch haftende, gepolsterte Handballenauflage im Lieferumfang. Diese ist zwar bequem, aber ich schwitze aufgrund der Kunstlederummantelung. Ich bevorzuge Auflagen aus Kunststoff oder Holz. Weiter sind auch ein gewickeltes USB-Kabel, ein Keycap-Puller sowie alternative Leer- und ESC-Tasten dabei. Das Kabel lässt sich durch Einbuchtungen auf der Unterseite auf jeder Seite hinausführen.
Die Tastatur kommt mit einer Polling-Rate von 8000 Hertz (Hz). Die gibt an, wie häufig Daten von der Tastatur an das Endgerät gesendet werden. Üblich sind 1000 Hz. Der hohe Wert ist zwar nett, bei einer Tastatur aber nicht so sinnvoll wie bei einer Maus, die ihre Position häufiger übertragen muss.
Die RGB-Beleuchtung lässt sich in der Software iCue umfangreich konfigurieren. Ein acht Megabyte grosser, interner Speicher ist zum Abspeichern von Makros und bis zu 50 Profilen da. Die einmal konfigurierte Beleuchtung kann also auch auf einem Gerät übernommen werden, das kein iCue installiert hat.
Dedizierte Makro-Tasten bietet die K70 Max nicht. Die kannst du aber per Doppelbelegung auf die F-Tasten packen. Die Tastenbelegung passt du wie die Auslösepunkte und die Beleuchtung in der Software iCue an. Die Software ist insgesamt in Ordnung, sie ist mir während des Tests aber auch einige Male abgestürzt.
Fazit
Magnetische Schalter gut implementiert
Insgesamt ist die K70 Max eine gute Gaming-Tastatur, die mit den magnetischen Schaltern punktet. Bei diesen bestimmst du den Auslösepunkt. Das ergibt Sinn, wenn du gerne mit unterschiedlichen Auslösepunkten für diverse Spiele experimentierst – oder eine Tastatur fürs Gamen und Arbeiten suchst. Persönlich nutze ich dieses Feature zu wenig. Mir löst auch alles unter 1,2 Millimetern zu schnell aus, da löse ich auch in Games immer wieder versehentlich aus. Aus Gamer-Sicht sind auch die 8000 Hertz Polling-Rate und die RGB-Beleuchtung positive Punkte.
Rein zum Tippen würde ich die Tastatur nicht empfehlen. Hier macht sie nämlich nichts neu und fühlt sich so an, wie sich ein Gaming Keyboard zum Schreiben anfühlt: hart. Hinzu kommt, dass sie akustisch ein Graus ist. Ich mag laute Tastaturen, aber dann sollen sie schön klingen. Die K70 Max tut dies nicht und ist trotz Schalldämmung immer noch vergleichsweise laut.
Preislich finde ich die Tastatur für das, was sie bietet, in Ordnung. Persönlich würde ich immer noch zu einer – zugegebenermassen teureren – Eigenbautastatur greifen. Denn optisch gefällt mir die K70 Max schlicht nicht.
Pro
- Magnetische Schalter
- Einstellbarer Auslösepunkt
- 8000 Hertz Polling-Rate
- Gleichmässige RGB-Beleuchtung
Contra
- Klang
- Tippgefühl
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.