Steam Deck OLED im Test: Der beste Handheld wird noch besser
Ein OLED-Display, ein stärkerer Akku und ein neuer Chip machen das Steam Deck zwar nicht entscheidend schneller, aber sonst in jeder Hinsicht besser.
Um die Wartezeit auf das Steam Deck 2 zu verkürzen, hat Valve im November das Steam Deck OLED vorgestellt. Es löst zwei der drei bestehenden Modelle ab. Die Einsteiger-Version mit 256 GB Speicher bleibt gleich. Die 512-GB- und 1-TB-Varianten treten ins OLED-Zeitalter über. Das Update wirkt im ersten Moment unspektakulär. Für mich zählt es zu den aussergewöhnlichsten Konsolen-Zwischen-Upgrades überhaupt. Und das liegt nicht nur am neuen Display.
Das ist neu
Das Steam Deck OLED sieht äusserlich fast identisch zum Vorgänger aus. Am Design hat sich kaum etwas geändert. Lediglich der orangene Power Button und die schwarzen, statt grauen Hälse der Analogstick machen das Upgrade erkennbar. Ausserdem ist das Display um 0,4 Zoll gewachsen, während das Gerät gleich gross bleibt. Das Steam Deck OLED ist sogar fast 40 Gramm leichter geworden.
Die Auflösung beträgt wie beim Vorgänger 1280 × 800 Pixel. Damit besitzt das Steam Deck weiterhin die niedrigste Auflösung aller vergleichbaren Gaming-Handhelds. Wi-Fi 6E ersetzt das Wi-Fi-5-Modul und statt Bluetooth 5 gibt es 5.3. Die RAM takten neu mit 6400 MHz statt 5500 MHz. Entscheidender als dieser kleine Sprung ist der Herstellungsprozess des Chips. Die AMD-RDNA-2-CPU wird beim OLED im 6nm-Verfahren gefertigt, statt wie bisher im 7nm. Das verhilft zusammen mit dem grösseren 50-Wh-Akku – bisher waren es 40 Wh – und dem OLED-Display zu deutlich längerer Laufzeit.
Daneben gibt es zahlreiche kleinere Verbesserungen. Das Trackpad ist präziser. Das Gerät erwacht rund 30 Prozent schneller aus dem Standby. Die Lautsprecher, die bereits zu den besten gehörten, besitzen noch kräftigere Bässe. Und das Steam Deck kann nun auch per Bluetooth-Controller eingeschaltet werden. Das ist nützlich, wenn du es per Dock am Fernseher angeschlossen hast.
Das ist immer noch gleich (super)
Die Software ist identisch auf allen Steam Decks. Da ich in den vergangenen Monaten mehrheitlich mit Windows-Handhelds wie dem Lenovo Legion GO unterwegs war, fällt mir sofort auf, wie viel besser sich Valves Handheld bedienen lässt. Nur hier gilt: Einschalten und losspielen. Kein ständiges Gebastel, Treiber aktualisieren oder Kämpfen mit der Steuerung. Der Standby-Modus funktioniert zuverlässig. Der Wechsel zwischen Spielen ist unkompliziert. Das Steam Deck macht einfach viel mehr Spass als jegliche Konkurrenz. Ja, es nervt, dass andere Launcher wie Battle.net oder Epic nur umständlich zu installieren sind. Und Game-Pass-Spiele überhaupt nicht lokal laufen. Das bessere Nutzererlebnis von Valves SteamOS gegenüber Windows bleibt aber ein riesiger Vorteil.
Ein Grafikupdate, ohne Leistungskosten
Das Beste am neuen Steam Deck ist zweifellos das OLED-Display. Wie schon bei der Switch OLED bekommen Games damit ein visuelles Update, das nicht zulasten der Leistung fällt. Die Farben sind kräftiger und lebendiger. Schwarz ist richtig schwarz, was für deutlich bessere Kontraste sorgt. Obendrauf leuchtet das OLED wesentlich heller als das LCD-Steam-Deck oder auch die Switch OLED. Damit nicht genug, beherrscht das Steam Deck OLED auch HDR. Etwas, das selbst die teuersten Konkurrenten nicht können. Das sorgt für einen zusätzlichen visuellen Boost bei Spielen, die HDR unterstützen.
Das Steam Deck OLED ist fast wie ein neuer PC, auf dem ich als erstes alte Games installiere, um zu sehen, wie viel besser sie performen. Das Gleiche habe ich mit dem Steam Deck getan. «Hades», «Cyberpunk 2077 Phantom Liberty» oder «Stray» sehen so viel besser aus. Es macht richtig Spass, die Spiele in neuem Glanz zu erleben. Ich kann es nicht genug stark betonen, wie sehr ich ein OLED-Upgrade einer höheren Detailstufe in einem Spiel oder einer höheren Auflösung vorziehe.
Bezüglich Display ist zu erwähnen, dass ich die 512-GB-Version des Steam Decks getestet habe. Einigen Berichten zufolge soll das Display bei der 1-TB-Variante schlechter aussehen. Schuld sei die Anti-Spiegelbeschichtung im Gegensatz zum Glossy-Screen der 512er-Version. Es gibt aber auch Vergleiche, bei denen kaum ein Unterschied auszumachen ist.
Der Input-Lag – also die Zeit vom Drücken einer Taste bis zur Ausführung auf dem Display – ist laut dem renommierten Tech-Youtube-Kanal Digitalfoundry drastisch gesunken. Rund zehn Prozent bei 60 Hz und bis zu 30 Prozent, wenn das Display mit 90 Hz taktet. Das sind massive Unterschiede, die bei Spielen, die eine schnelle Reaktion erfordern, spürbare Vorteile bringen. Mich persönlich hat der Input-Lag aber auch beim Original nie gestört.
Schneller, leiser und deutlich langlebiger
Valve preist das Steam Deck OLED nicht als schnelleres Pro-Modell an. Und doch laufen verschiedene Games mit zehn bis fünfzehn Prozent mehr fps. Bei «Cyberpunk 2077» messe im Benchmark mit dem Preset «Steam Deck» 34 fps ohne Upscaling. Das sind vier fps mehr als beim Vorgänger-Modell. Es dürfte auf eine Kombination aus besserer Kühlung und der im 6nm-Verfahren hergestellten CPU zurückzuführen sein. Grundsätzlich performt es aber fast gleich wie der zwei Jahre alte Vorgänger.
Der Lüfter im Steam Deck OLED ist laut Digital Foundry grösser. Dadurch kann er mehr Wärme abtransportieren und verursacht weniger Lärm. Auch das Original-Steam-Deck ist durch zahlreiche Updates deutlich leiser geworden. Die OLED-Variante doppelt nach und fängt erst viel später an, hörbar zu lüften.
Neben dem Lüfter haben zum Launch des Steam Decks viele den Akku bemängelt. Sobald ein Spiel etwas mehr Leistung benötigt, ist nach ein bis zwei Stunden Schluss. Dank des energiesparenderen HDR-OLED-Displays, dem stärkeren Akku und dem effizienteren AMD-Chip hält das neue Steam Deck deutlich länger durch. Für den Vergleich habe ich eine intensive Szene in «Cyberpunk 2077» laufen lassen, bis sich die Geräte ausschalten. Das Steam Deck OLED hat mit aktivierten 90 Hz fast eine Stunde länger (2h10) durchgehalten als das Original-Steam-Deck bei 60 Hz (1h15). Das ist ein massiver Unterschied.
Fazit: Eines der besten Hardware-Updates überhaupt
Auch zwei Jahre nach dem Launch bleibt das Steam Deck der unangefochtene Gaming-Handheld-Champion. Die neue OLED-Version macht das umso deutlicher. Zur gegenüber der Konkurrenz herausragenden Benutzeroberfläche, den umfangreichen Leistungsanpassungen und dem ergonomischen Controller-Setup kommt nun noch das beste Display hinzu. Spiele sehen dank OLED und HDR fantastisch aus. Die Bildwiederholrate fällt mit 90 Hz zwar nicht so hoch aus wie bei einigen Konkurrenten, sorgen aber ebenfalls für flüssigere Bewegungen.
Mit dem effizienteren Akku und dem leiseren Lüfter hat Valve auch die letzten grossen Kritikpunkte beseitigt. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Verbesserungen, wie der verringerte Input Lag oder die präziseren Trackpads.
Das Steam Deck OLED macht einen ausgezeichneten Handheld noch besser. Dass Spiele sogar noch etwas schneller laufen als auf dem Original-Steam-Deck ist die Kirsche auf dem Handheld-Sahnehäubchen. Jetzt bin ich erst richtig gespannt, wie das Steam Deck 2 ausfallen wird.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.