So machst du deine Fahrradbremsen fit für die Saison
Moderne Fahrräder sind heute in der Regel mit Scheibenbremsen ausgestattet. Ihr Vorteil gegenüber Felgenbremsen: Die Bremswirkung ist bei geringem Kraftaufwand bei jeder Witterung gleich. Allerdings müssen neue Scheibenbremsen zuerst korrekt eingebremst werden.
Sicherheit und Kontrolle: Wenn ich die Funktion der Fahrradbremsen definieren müsste, würde es vermutlich auf diese beiden Begriffe hinauslaufen. Und nebst der Kette, die für den Antrieb meines Velos sorgt, sind die Bremsen vermutlich diejenigen Teile des Zweirades, die am stärksten beansprucht werden. Grund genug, ein wenig genauer hinzuschauen.
Ich tue das mit Elia Widmer. Der gelernte Werkzeugmacher ist bei Hilite Bikes in Basel einerseits am Bau ihrer Customized Fahrräder beteiligt und kümmert sich andererseits als Velomechaniker um die kleineren und grösseren Wehwehchen von Rennrad und Co. Vor Kurzem haben wir dem Verschleiss der Fahrradkette einen Beitrag gewidmet. Die Details dazu findest du hier:
Beläge und Scheiben einbremsen
Egal, ob Mountainbike, Rennrad, City- oder Gravelbike: Moderne Velos sind heute in der Regel mit Scheibenbremsen ausgestattet. Sie haben die klassische Felgenbremse mehr oder weniger ausgebremst. Sorry, für das Wortspiel. In diesem Ratgeber geht es nicht um die Frage, welche Technologie besser ist, sondern wie du deine neue Scheibenbremse und/oder neue Beläge richtig einbremst, um die optimale Bremskraft zu erzielen.
Warum braucht es das Einbremsen überhaupt?
Kurz gesagt braucht es das Einbremsen, damit die Reibungspartner (Scheibe und Bremsbeläge) die richtige Wirkung entfalten können. Dies geschieht aus verschiedenen Gründen: Unter anderem, weil sich das Material aus den Belägen so auf der Scheibe festsetzen und Harz/Kleber aus den Belägen ausdünsten kann.
Wie geht das?
Es gibt unterschiedliche Angaben dazu, wie du neue Bremsscheiben und/oder Beläge richtig einbremst. Der Tipp von Elia Widmer dazu lautet folgendermassen:
- beschleunige das Fahrrad auf zirka 30 bis 35 Stundenkilometer
- mit einer Bremse, in der Regel beginnst du mit der Hinterradbremse, auf Schritttempo herunterbremsen
- beschleunige wieder auf 30 bis 35 Stundenkilometer
- mit derselben Bremse auf Schritttempo herunterbremsen
- wiederhole den Vorgang rund 20-mal
- wiederhole den gesamten Vorgang mit der Vorderbremse
- wiederhole den Vorgang jedes Mal, wenn du neue Bremsbeläge oder neue Bremsscheiben montierst
- bei organischen Bremsbelägen das sogenannte Ausgasen nicht vergessen
Das kann etwas Zeit beanspruchen und durchaus ein wenig anstrengend sein. Solltest du mit einem E-Bike unterwegs sein, ist das Ganze mit der Unterstützung des Motors deutlich weniger ermüdend.
Und was ist mit einer quietschenden Bremse?
Eine quietschende Bremse ist zwar ungefährlich, nervt aber ungemein. Auch hier hat Elia einen Tipp, wenn du im Frühling das Velo aus dem Keller holst und die Bremse einen Heidenlärm veranstaltet: «Jetzt heisst es Nerven bewahren, die Bremse ziehen und gegen den Widerstand weiter treten, bis das quietschende Geräusch verschwunden ist. Das dauert einen Moment, hört zwar nicht immer aber oft nach einer Weile auf.» Wer sich bei seinen Nachbarn unbeliebt machen wolle, könne dies an einem Sonntagmorgen in der ruhigen Quartierstrasse durchexerzieren, meint der Fachmann mit einem Schmunzeln im Gesicht. Alle anderen suchen sich für diesen Vorgang eine Strasse oder einen Weg abseits empfindlicher Ohren.
Und auch bei Nässe fangen viele Bremsen an zu quietschen. Das ist laut Elia Widmer jedoch ein normaler Vorgang und hört nach einer Weile von alleine wieder auf.
Die nächste Geschichte aus der Velowerkstatt folgt bald. Das Thema: neue Tubeless-Reifen aufziehen.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.