So machst du deine Fahrradkette fit für den Frühling
Ratgeber

So machst du deine Fahrradkette fit für den Frühling

Die Fahrradkette gehört zu den am meisten beanspruchten Teilen deines Drahtesels. Sie überträgt die Tretkraft mittels der Kurbeln aufs Hinterrad und treibt so das Velo an. Und wird trotzdem oft sträflich vernachlässigt.

Hätte hätte Fahrradkette. Spätestens als mich der Mechaniker von Hilite Bikes in Basel letzten Sommer ein wenig verwundert anschaute und meinte: «Die Kette an deinem Velo fährst du schon länger, ja?», wurde mir klar, dass ich mich mal darum hätte kümmern sollen. Habe ich aber nicht.

Nun gut. Schliesslich macht man Fehler, um daraus zu lernen und darum bin ich heute wieder zu Besuch in der Werkstatt bei Elia Widmer. Der gelernte Werkzeugmacher ist bei Hilite Bikes einerseits am Bau ihrer Customized Fahrräder beteiligt und kümmert sich andererseits als Velomechaniker um die kleineren und grösseren Wehwehchen von Rennrad und Co. Vor Kurzem habe ich mit ihm eine Panne mit Tubeless-Reifen durchexerziert. Den Beitrag dazu findest du hier:

  • Ratgeber

    Geschichten aus der Velowerkstatt: die Reifenpanne

    von Patrick Bardelli

Kette leer oder Kettenlehre

Heute dreht sich also alles um die Kette und um ihren Verschleiss. Je mehr du fährst, umso länger wird der Abstand zwischen den Oberflächen der Röllchen, weil sie sich und andere Reibflächen der Kettenglieder abnutzen. Sie werden kleiner, die Kette dadurch länger.So entspricht der Abstand der einzelnen Glieder nicht mehr dem Abstand der Zähne auf den Ritzeln und den Kettenblättern. Darum läuft die Kette nicht sauber über die Zähne. Rutscht sie durch, trittst du ins Leere – im schlimmsten Fall reisst sie sogar. Eine gerissene Kette hat immer etwas mit den Nieten/Kettenbolzen zu tun, die sich aus dem äusseren Glied lösen. Ausserdem nutzen sich Kettenblätter und die Kassette schneller ab, sodass nicht nur die Kette ausgetauscht werden muss.

Elia Widmer misst mit der Kettenverschleisslehre den Abstand zwischen den einzelnen Gliedern.
Elia Widmer misst mit der Kettenverschleisslehre den Abstand zwischen den einzelnen Gliedern.
Quelle: Christian Walker

Das Werkzeug der Wahl zur Bestimmung des Kettenverschleisses ist eine sogenannte Kettenverschleisslehre. Damit misst du den Abstand zwischen den einzelnen Gliedern. Es geht aber auch ohne ein solches Tool. Hast du vorne ein 2-fach Kettenblatt, ziehst du die Kette mit dem Finger vom grossen Blatt. Lässt sie sich drei, vier Millimeter wegziehen, ist sie verschliessen. Auf dem Kleinen sind es einige Millimeter mehr, da sich das Spiel der Kette auf weniger Fläche verteilt.

Die Angaben zur Lebensdauer einer handelsüblichen Kette sind unterschiedlich. Je nach Fahrweise, Wetter, Qualität und Pflege liegt diese bei rund 700 bis 3000 Kilometern. Elia Widmer meint dazu pragmatisch: «Wer sich diesbezüglich nicht sicher ist, wechselt einmal pro Jahr die Kette und macht damit sicher nichts falsch.» Auch falsches Schalten, zum Beispiel in den sogenannten Schräglauf, gilt es zu meiden. Dabei verformt sich die Kette seitlich und beginnt zu schleifen.

Diese Kette ist noch tipptopp in Schuss.
Diese Kette ist noch tipptopp in Schuss.
Quelle: Christian Walker
Diese muss hingegen ersetzt werden.
Diese muss hingegen ersetzt werden.
Quelle: Christian Walker

Und wie steht es mit der Pflege?

Die Kette sollte grundsätzlich nicht ohne einen Schmierstoff laufen. Dabei spielt es erst einmal keine Rolle, ob es sich dabei um Öl oder Wachs handelt. Wichtig ist, dass nicht Metall auf Metall läuft. Eine geölte Kette zieht aber natürlich Dreck an. Darum regelmässig reinigen. Dasselbe gilt im Übrigen auch für die Kassette.

Selbstverständlich können Bikerinnen und Biker laut Elia Widmer die Kette auch komplett vom Fahrrad entfernen und zum Beispiel in einem Kessel reinigen. «Dann muss aber berücksichtigt werden, dass in einem solchen Fall das alte Kettenschloss ersetzt werden sollte, da es danach deutlich weniger gut schliesst als zuvor», meint er weiter dazu. So würden auch zusätzliche Kosten entstehen.

Elia presst sich den Sattel in den Bauch, bringt über das Pedal Spannung auf die Kette und reibt diese sauber.
Elia presst sich den Sattel in den Bauch, bringt über das Pedal Spannung auf die Kette und reibt diese sauber.
Quelle: Christian Walker

Der Vorteil einer gewachsten Kette gegenüber einer geölten besteht laut Elia darin, dass auf dem Kettenblatt und der Kassette weniger Reibung entsteht und sie deshalb praktisch wartungsfrei genutzt werden kann. Ausserdem bleibt an ihr weniger Dreck haften. Der Nachteil: Bei Nässe beginnt eine gewachste Kette eher zu rosten. Sie muss also nach einer Fahrt im Regen immer getrocknet werden. Insgesamt ist laut Elia der Unterhalt ein bisschen aufwändiger, zugunsten des geringeren Verschleisses.

Auch zwischen den einzelnen Zahnrädern der Kassette wird geputzt.
Auch zwischen den einzelnen Zahnrädern der Kassette wird geputzt.
Quelle: Christian Walker

Produkte, die du brauchst

Du willst wissen, wie es um deine Velokette steht, bevor du nach der Winterpause zum ersten Mal losfährst? Dann prüfst du ihren Zustand entweder am Kettenblatt oder kaufst dir am besten eine Kettenverschleisslehre. So misst du genau. Ist die Kette durch, bleibt dir nichts anderes übrig, als eine neue zu beschaffen. Und das Reinigen nicht vergessen. Ich habe dir hier einige Vorschläge dazu verlinkt.

Shimano Ultegra / XT CN-HG701 (11-fach)
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EUR37,62

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11-fach

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Natürlich findest du in unserer virtuellen Velowerkstatt ähnliche Produkte anderer Anbieter. Darunter auch Kettenwachs, wie zum Beispiel das «Graphenwax 2.0» von Absolute Black.

Weitere Geschichten aus der Velowerkstatt folgen. Die Themen: neue Tubeless-Reifen fürs Gravelbike und nie mehr quietschende Bremsen.

Titelbild: Christian Walker

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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