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Hintergrund

Schnittfeste Unterwäsche soll bei Ski-Crashs schützen

Siri Schubert
17.2.2025

Die Ski-Rennsaison mit triumphalen Siegen und knappen Niederlagen ist in vollem Gange. Die Schattenseite: Schwere Stürze und Verletzungen. Für die nächste Rennsaison schreibt der internationale Skiverband FIS deshalb schnittfeste Base-Layer vor. Auch du kannst dich schützen.

Der Horror-Sturz des Norwegers Aleksander Kilde beim Lauberhorn-Abfahrtsrennen 2024 wird vielen noch in lebendiger Erinnerung sein. Mit rund 100 km/h crashte er und erlitt unter anderem eine schwere Schnittverletzung am Bein. Er ist vielleicht der bekannteste, aber nicht der einzige Skifahrer, dem ernste Verletzungen durch Skikanten zu schaffen machen.

Loïc Meillard, Bode Miller, Aksel Lund Svindal, Jared Goldberg, Henrik von Appen und andere Grössen des Skisports haben sich öffentlich zu ihren Schnittverletzungen geäussert.

«Ich habe 1979 mit zwei Jahren angefangen, Ski zu fahren. Seither habe ich mich etwa 60 Mal an meinen Skiern oder Bindungen geschnitten», sagte Bode Miller im Interview mit Ski Racing. Er beendete seine Rennkarriere 2015 nach einem Sturz im Super-G bei den Weltmeisterschaften in Vail. Die Schnittverletzung erforderte ein Zusammennähen der Sehne und 50 Stiche.

Bode Miller ist neben Pirmin Zurbriggen, Hermann Maier und Marco Odermatt einer der nur vier Ski-Profis überhaupt, die Weltmeistertitel sowohl in der Abfahrt, im Super-G und auch im Riesenslalom gewannen.

Diese Verletzungen sind besonders heimtückisch, da neben Haut auch Sehnen, Muskeln und im schlimmsten Fall die Schlagadern durchtrennt werden. Wird eine Arterie verletzt, kann der Schnitt lebensbedrohlich werden, wenn nicht schnell Hilfe vor Ort ist. Deshalb tragen einige Athletinnen und Athleten bei Skirennen und im Training aktuell bereits schnittfeste Base-Layer.

Jetzt hat der internationale Skiverband FIS beschlossen, schnittfeste Unterzieher beim Weltcup und Continental Cup in allen Disziplinen ab der Saison 2025/26 zur Pflicht zu erklären. Zunächst bezieht sich die Regel auf Beinschutz, also auf lange Unterhosen. Für den Oberkörper sind Schutz-Langarmshirts «dringend empfohlen» (strongly recommended). Möglicherweise werden auch die Oberteile bald zur Pflicht werden. Bei weiteren FIS-Rennen sowie für Nachwuchsathletinnen und -athleten empfiehlt der Skiverband die Kleidung ebenfalls.

Auch Schweizer Hersteller arbeiten an neuer Bekleidung

Bisher haben nur wenige Hersteller die notwendige 3-Sterne-Zertifizierung des Skiverbandes FIS, um bei den Weltcup-Rennen zugelassen zu sein. Die spanische Marke Diston, über die ich bereits im vergangenen Jahr berichtet habe, gehört dazu. In Italien hat Energiapura bereits drei FIS-Sterne erhalten.

  • News & Trends

    Neue Skibekleidung, die vor Schnitten schützt

    von Siri Schubert

Der Schweizer Hersteller X-Bionic hat in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Skiverband Swiss Ski und dem Hersteller Vix besonders schnittfeste Kleidung für die nächste Ski-Weltcup-Saison in der Pipeline, wie mir X-Bionic auf Anfrage bestätigte. «Es handelt sich um hochkomplexe Produktentwicklungen. Was wir sagen können, ist, dass wir in der nächsten Weltcupsaison die Athleten in Zusammenarbeit mit Vix mit einem FIS-5-Sterne-zertifizierten Produkt ausstatten werden», erläutert X-Bionic CEO Maximilian Lenk.

Nicht nur Profis schneiden sich an Skikanten

Wer glaubt, es treffe nur die Profis, die mit atemberaubender Geschwindigkeit und bis ins Letzte ausgereiztem Material unterwegs sind, liegt falsch. Genaue Zahlen gibt es zwar nicht, doch einer Untersuchung, die mehr als 20 000 Skisporttreibende umfasst, gelten Schnittverletzungen als die dritthäufigste Verletzungsart – die Schnitte durch messerscharfe Skikanten zählen dazu.

«Auch wenn Schnittverletzungen nicht der häufigste Verletzungstyp im Skisport sind, können sie potentiell bedrohlich sein», schreibt Michael Lasshofer von der FIS Athlete Health Unit auf Anfrage. Zwar schütze klassische Skibekleidung bereits besser als ein Rennanzug, doch das Wissen um bessere Produkte zu Schutz vor Schnitten könne auch im Breitensport Gefallen finden. «Alternativ könnte die schützende Textilschicht auch direkt in die Skibekleidung verarbeitet werden», ergänzt er.

Schnittfeste Base-Layer gibt es bereits für den Freizeit-Skisport

Beispiele aus dem Freizeitbereich gibt es einige. So bieten X-Bionic als auch POC seit einiger Zeit schnittfeste Base-Layer für Hobby-Skifahrer und -fahrerinnen an.

POC hat bereits 2016 damit begonnen, die Hochleistungsfaser Dyneema in ihrer Skiunterwäsche zu verarbeiten. Seither haben sie die Kleidungsstücke weiterentwickelt, um Eigenschaften wie Tragekomfort und Atmungsaktivität zu verbessern.

X-Bionic bietet schnittfeste Base-Layer für Hobby-Skifahrerinnen und Skifahrer und dem Namen «Armadillo» an. Die «Armadillo»-Kleidung haben wir derzeit leider nicht im Sortiment.

Für X-Bionic wird besserer Verletzungsschutz durch Kleidung auch künftig ein Thema sein: «Die Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Athletinnen und Athleten stehen für uns an erster Stelle. Daher spielt Schnittfestigkeit eine wichtige Rolle in unserer Innovationspipeline. Mehr können wir an dieser Stelle noch nicht verraten, aber es bleibt spannend», lässt CEO Maximilian Lenk durchblicken.

Schnittfeste Skibekleidung

Würdest du schnittfeste Skiunterwäsche tragen?

Wenn du dich für schnittfeste Base-Layer fürs Skifahren interessierst, findest du hier eine Auswahl des Herstellers POC.

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