OnePlus 10 Pro im Test: Die Aufwertung der Weitwinkelkamera
Produkttest

OnePlus 10 Pro im Test: Die Aufwertung der Weitwinkelkamera

Jan Johannsen
31.3.2022

Beim OnePlus 10 Pro arbeiten Haupt- und Weitwinkelkamera auf gleich hohem Niveau, aber Fotos mit 10 Bit überzeugen mich noch nicht. Insgesamt ist es wieder ein lohnenswertes Smartphone geworden.

Es gibt dieses Jahr noch kein Modell ohne Pro. Sollte sich das nicht ändern, wäre der Namenszusatz beim OnePlus 10 Pro unnütz. Beim Vorgänger war die Telekamera der relevante Mehrwert der Pro-Version. Dieses Jahr bringt die Kooperation mit Hasselblad, bzw. mit der Schwester-Marke Oppo weitere Foto-Optionen auf das Smartphone.

Schickes Teil

Das OnePlus 10 Pro erscheint nur in zwei Farben. Ich habe ein Testgerät in Schwarz bekommen. Alternativ gibt es noch eine grüne Variante. Ich vermisse zwar immer noch die Sandstone-Rückseite aus den Anfangstagen von OnePlus, aber kann auch sehr gut mit dem 10 Pro leben.

Die schwarze Variante des OnePlus 10 Pro.
Die schwarze Variante des OnePlus 10 Pro.

Die Rückseite besteht aus Gorilla Glass 5. Das Glas merke ich ihr aber kaum an. Sie ist matt gehalten und glitzert dezent bei Bewegungen. Die Oberfläche fühlt sich leicht rau an. Auf jeden Fall nicht wie Glas. Fingerabdrücke bleiben an ihr nicht haften. Der Rahmen ist aus Metall. Beim Kamerabuckel dehnt er sich auf die Rückseite aus und rahmt die drei Linsen und das Blitzlicht ein.

Auf der Vorderseite schaust du auf ein 6,7 Zoll großes AMOLED-Display. Dieses bietet eine Auflösung von 3216×1440 Pixeln und eine Bildwiederholrate von 120 Hertz. Das sieht gut aus und ist auch bei Sonnenschein hell genug. Die Seiten sind leicht abgerundet, aber nicht so stark, dass es mich stört. Die hohe Bildwiederholrate hat allerdings ihren Preis. In den Einstellungen sagt mir das 10 Pro, dass ich mit einer Änderung auf 60 Hertz die Akkulaufzeit um etwa 6,5 Stunden verlängern kann. Zur Einordnung: Bei 120 Hertz aktuell 76 Prozent Akkustand soll das Smartphone noch einen Tag und acht Stunden durchhalten.

Großes Smartphone mit großem Display.
Großes Smartphone mit großem Display.

Im Display befindet sich ein Fingerabdrucksensor, der in der Regel schnell und zuverlässig meinen Finger erkennt und das OnePlus 10 Pro entsperrt. Als meine Hand allerdings einmal sehr kalt war, ging gar nichts mehr. Da konnte ich nur noch den Code eingeben – oder die Gesichtserkennung nutzen. Klingt merkwürdig, aber im Endeffekt helfen Handschuhe bei der Nutzung des Fingerabdrucksensors.

Sehr gute Kamera

Die bei der 9er-Serie begonnene Kooperation mit Hasselblad setzt OnePlus beim 10 Pro fort. Die «Natural Color Calibration» wurde zu einer «Billion Color Solution» weiter entwickelt. Das bedeutet, das Smartphone kann nun Fotos in 10 Bit und nicht mehr nur wie bisher in 8 Bit aufnehmen. Klingt nach einer kleinen Änderung, bedeutet aber 64 Mal mehr Farben. Den herkömmlichen sRGB-Farbraum erweitert das Smartphone dann auch zum P3-Farbraum.

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In der Hauptkamera des OnePlus 10 Pro befindet sich mit dem Sony IMX 789 der gleiche 48-Megapixel-Sensor wie im OnePlus 9 Pro. Die Weitwinkelkamera verfügt weiterhin über 50 Megapixel und mit dem Samsung Isocell JN1 über einen neuen Bildsensor. Die 8-Megapixel-Telekamera ermöglicht einen 3,3-fach-Zoom und die Frontkamera hat mit dem Sony IMX 615 ihre Auflösung gegenüber der 9er-Serie auf 32 Megapixel verdoppelt. Das ist der gleiche Sensor wie im OnePlus Nord 2.

Die drei Kameras auf der Rückseite.
Die drei Kameras auf der Rückseite.

10 Bit

Ganz neu sind 10 Bit in der Smartphone-Fotografie nicht. Oppo, mit denen OnePlus sich einen Mutterkonzern teilt und inzwischen enger verbandelt ist, haben das schon beim Find X3 Pro angeboten. Kollege Dominik Bärlocher war damals begeistert, wies aber auch auf das große Problem hin. Nur wenige Monitore jenseits des ursprünglichen Smartphones sind in der Lage, die Bilder in 10 Bit anzuzeigen.

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Das Problem besteht weiterhin. Der P3-Farbraum ist immer noch kein weit verbreiteter Standard bei Monitoren. Das Dateiformat .heic ist ebenfalls noch kein Standard unter allen Computer-Betriebssystemen, lässt sich aber mit Hilfsmittel überall öffnen.

Um 10-bit-Fotos aufzunehmen, muss ich beim OnePlus 10 Pro extra in die Einstellungen gehen. Für den Test habe ich das gemacht und Fotos sowohl in 8 und 10 Bit aufgenommen. Im vollen Bewusstsein, nicht beide auf meinem Monitor sehen zu können. Die große Enttäuschung kam aber beim Blick auf das Smartphone-Display. Ich kann da auch mit aktivierten P3-Farbraum beim besten Willen keine Unterschiede in der Farbdarstellung erkennen, die solche Begeisterung auslösen, wie Dominik sie beim Find X3 Pro beschreibt.

Ich kann dir die Bilder hier nicht zeigen, aber hier kannst du sie herunterladen und – einen passenden Bildschirm vorausgesetzt – selber einen Vergleich vornehmen. Falls sich in der Nachbearbeitung ein Vorteil ergibt, lass es mich wissen.

XPan

Für deutlich mehr Begeisterung sorgt XPan bei mir. Ich würde sie als bessere Panoramafunktion beschreiben. Statt wie üblich das Smartphone über das Panorama zu schwenken und darauf zu vertrauen, dass die Software ein ordentliches Bild zusammenstellt, erhalte ich mit einem Knopfdruck ein Bild im Panoramaformat. 360 Grad bekommt XPan zwar nicht hin, aber das fehlt mir nicht.

XPan in Farbe.
XPan in Farbe.
XPan in SW.
XPan in SW.

XPan hatte seine Premiere ebenfalls auf einem Oppo-Smartphone. Beim Find X5 Pro hat Dominik seine Vorliebe für Schwarzweißaufnahmen mit der Funktion entdeckt und zeigt, dass die schmalen Bildausschnitte für mehr als nur Panoramaaufnahmen taugen.

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Weitwinkel

Im Vergleich zum OnePlus 9 wird der Blickwinkel der Weitwinkelkamera beim 10 Pro kleiner. Mit Verzerrungskorrektur sind es nur noch 110 statt 120 Grad. Was bleibt, ist die hohe Qualität der Weitwinkelaufnahmen. Sie bewegen sich auf einer Höhe mit der Hauptkamera – was immer noch eine Seltenheit ist.

Der Standard-Blickwinkel
Der Standard-Blickwinkel
110 Grad Weitwinkel
110 Grad Weitwinkel

Verzichtest du auf die Verzerrungskorrektur, bietet dir das OnePlus 10 Pro einen größeren Blickwinkel. 150 Grad beträgt er, wenn dich gebogene Ränder und Ecken bei deinen Fotos nicht stören.

150 Grad
150 Grad

Einen Fisheye-Effekt bietet das Smartphone ebenfalls. Der ist aber softwarebasiert und fällt in die Kategorie «netter Spielkram».

Fisheye-Effekt
Fisheye-Effekt

Farbe, Kontrast

Farben sind auch in 8 Bit für das OnePlus 10 Pro kein Problem. Sie wirken auf den Aufnahmen natürlich. Je nach Wetter sind sie grau und trist oder knallig bunt – zumindest, wenn das Motiv ein buntes Graffiti ist.

Blauer Himmel und knallige Farben.
Blauer Himmel und knallige Farben.
Grauer Himmel und gedeckte Farben.
Grauer Himmel und gedeckte Farben.

Starke Kontraste stellen kein Problem dar. Der Schatten am Rande des Graffiti ist als solcher zu erkennen, aber nicht wesentlich dunkler als das restliche Bild.

Zoom

Bei der 3,3-fachen optischen Vergrößerung sehe ich keinen Qualitätsverlust. Im Gegenteil: Ich finde, das Bild sieht besser aus, als wenn ich den gleichen Ausschnitt aus einer Standardaufnahme der Hauptkamera vergrößere. Bis zum zehnfachen Zoom bleibt die Qualität für Social Media brauchbar, danach nimmt sie ab. Der maximal mögliche 30-fach-Zoom ist nur eine Option, wenn es nicht anders geht.

1× Zoom
1× Zoom
3,3× Zoom
3,3× Zoom
10× Zoom
10× Zoom
30× Zoom
30× Zoom

Nacht

Bei Nacht werden dann doch größere Unterschiede zwischen der Haupt- und der Weitwinkelkamera sichtbar. Die Hauptkamera hellt mehr auf und bekommt mehr Schärfe ins Bild. Auffällig ist zudem, wie unterschiedlich die Kameras die Lichtstrahlen der Lampen anzeigen.

Weitwinkelkamera
Weitwinkelkamera
Hauptkamera
Hauptkamera
3,3× Zoom
3,3× Zoom

Dieser Eindruck setzt sich beim Nachtmodus fort. Er sorgt für mehr Details und insgesamt hellere Aufnahmen.

Weitwinkelkamera
Weitwinkelkamera
Hauptkamera
Hauptkamera
3,3× Zoom
3,3× Zoom

Selfie

Die Selfies wirken im Vergleich zu Fotos der Hauptkamera weniger farbintensiv. Die Detailgenauigkeit ist aber sehr hoch und der Porträtmodus funktioniert auch mit nur einer Linse sehr gut. Das zeigt der Vergleich zum Porträtmodus mit den Kameras auf der Rückseite, bei dem auch der Farbunterschied deutlich wird.

Selfie
Selfie
Selfie Porträtmodus
Selfie Porträtmodus
Porträtmodus
Porträtmodus

Gebremste Hardware

OnePlus verbaut im 10 Pro den Snapdragon 8 Gen 1 und stattet es mit acht oder zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher aus. Das ist mehr als genug Rechenkraft für den Alltag – sogar wenn sie gebremst wird, um den Akku zu schonen.

Mein Testgerät mit zwölf Gigabyte RAM erreicht bei Geekbench 5 im Single-Core-Modus des CPU-Tests 987 Punkte und im Multi-Core-Modus 3341 Punkte. Bei den Grafiktests schafft es bei OpenCL 5854 Punkte und bei Vulkan 5406 Punkte. Falls dir die Werte niedrig vorkommen: In den Akku-Einstellungen des OnePlus 10 Pro befindet sich ein Hochleistungsmodus. Aktiviere ich ihn, steigt die Punktzahl im CPU-Test auf 1259 und 3474 Punkte. Damit schließt es zu anderen Geräten mit dem Snapdragon 8 Gen 1 wie dem Xiaomi 12 auf.

Alert Slider an der Seite.
Alert Slider an der Seite.

Den 128 oder 256 Gigabyte großen Speicher des OnePlus 10 Pro kannst du nicht mit einer microSD-Karte erweitern. Im Kartenslot finden nur zwei SIM-Karten Platz.

Einen kleinen Schalter mag ich bei OnePlus immer noch sehr gerne: den «Alert Slider» an der Seite des Gehäuses. Auch beim 10 Pro kann ich mit ihm direkt zwischen Klingeln, Vibrieren und Stille hin und her schalten. Einfacher geht es nicht, die Art der Benachrichtigungen eines Smartphones zu verstellen.

Software mit Work-Life-Balance

Mit OxygenOS 12.1 verfügt das OnePlus 10 Pro über eine vergleichsweise aufgeräumte Benutzeroberfläche, die über Android 12 läuft. Die Netflix-App ist die einzige Bloatware auf dem Smartphone. Zudem wartet OxygenOS noch mit einigen Erweiterungen auf. Hierzu gehören ein virtueller Arbeitsspeicher, drei Dark Modes und eine Work-Life-Balance-Funktion. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, Apps und Einstellungen für bestimmte Zeiten, Orte und WLANs festzulegen. Also zum Beispiel Instagram während der Arbeitszeit zu sperren und nach Feierabend für die Kollegen nicht mehr erreichbar zu sein.

OnePlus versorgt seine Top-Smartphones – und dazu gehört das 10 Pro – drei Jahre lang mit Android-Updates und vier Jahre lang mit Sicherheitsaktualisierungen.

Verdammt schnell aufgeladen

Das OnePlus 10 Pro unterstützt die Schnellladetechnologie SuperVooc. Mit dem mitgelieferten 80-Watt-Netzteil ist ein leerer Akku in etwas mehr als einer halben Stunden komplett aufgeladen. OnePlus spricht davon, dass das Smartphone in 15 Minuten genug Energie für einen Tag tanken kannst. Da der Akku nur selten komplett leer sein wird, kommt das wahrscheinlich sehr oft hin. Selbst wenn du dich morgens im Bad schnell fertig machst, bekommst du die 5000-mAh-Batterie (eigentlich sind es zwei 2500-mAh-Akkus) nebenbei für den Tag geladen. Zumindest bei mir reicht sie voll geladen an einem typischen Tag locker aus – und falls nicht: Das Smartphone muss ja nicht lange an die Steckdose.

Du kannst das OnePlus 10 Pro auch drahtlos laden. Hier sind mit einem Ladegerät, das AirVooc unterstützt, bis zu 50 Watt möglich. Über umgekehrtes drahtloses Laden kannst du andere Geräte aufladen.

Fazit: Her damit

Das OnePlus 10 Pro ist ein sehr gutes Smartphone. Design, Display und Verarbeitung sind top. Die Kameras liefern sehr gute Bilder – auch wenn die Aufnahme in 10 Bit bisher keine sichtbaren Vorteile bietet. Die Hardware hat mehr als genug Leistung – selbst mit der Drosselung, die sich bei Bedarf aber ausschalten lässt. Das schnelle Laden ist praktisch, die Akkulaufzeit lang genug und OxygenOS gefällt mir immer noch. Ich hätte das alles nur gerne in einem kompakteren Gerät.

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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