OnePlus Nord 2 im Test: Der neue Standard für Mittelklasse-Smartphones
Für ein gutes Smartphone musst du schon lange keinen vierstelligen Betrag mehr ausgeben. Mit dem OnePlus Nord 2 wird das Angebot an überzeugenden Mittelklasse-Smartphones um ein Gerät reicher.
Die Top-Smartphones werden immer überflüssiger. Sie sind nur noch Leistungsschau. Für den Alltag gibt es für deutlich weniger Geld immer mehr bessere Geräte. Das OnePlus Nord 2 lässt keinen Wunsch offen, aber es finden sich trotzdem noch Dinge, in denen teurere Flaggschiff-Smartphones besser sind.
Display + Design
Metallrahmen, eine Rückseite aus Kunststoff und zwei verschiedene Farben zur Auswahl. Beim Design setzt das Nord 2 keine neuen Maßstäbe, bleibt der optischen Linie von OnePlus treu und sieht schlicht und schick aus. Anders als beim Nord CE ist auch der Alert Slider wieder dabei. Mit dieser Schiebetaste wechselst du bei OnePlus-Geräten zügig zwischen Klingeln, Vibration und lautlos hin und her.
Auf der Vorderseite dominiert das 6,43 Zoll große Fluid-Amoled-Display. Mit einer Auflösung von 2400 × 1080 Pixel hat es ein gestochen scharfes Bild und die maximale Bildwiederholrate von 90 Hertz sorgt für eine sehr flüssige Darstellung von Bewegungen. Die Helligkeit ist für die Nutzung bei Sonnenschein ausreichend und der Bildschirminhalt gut zu erkennen. Aber ganz zufrieden bin ich nicht. Der Touchscreen könnte noch heller sein. Ein Punkt, an dem teurere Top-Smartphones doch noch mehr bieten.
Unabhängig von der Helligkeit funktioniert der Fingerabdrucksensor unter dem Display bei mir reibungslos. Finger auflegen, einen kleinen Moment warten und schon ist das Nord 2 entsperrt – und das, von wenigen Ausnahmen abgesehen, immer direkt beim ersten Versuch.
Ein neuer Lieferant für den Chip
Für das Nord 2 greift OnePlus erstmals nicht auf einen Snapdragon-Chip von Qualcomm zurück. Stattdessen hat der Hersteller in Zusammenarbeit mit Mediatek das Dimensity 1200-AI System-on-a-Chip (SoC) entwickelt, das in dieser Form nicht für andere Hersteller zur Verfügung stehen soll. Es ist im 6-Nanometer-Verfahren gefertigt und basiert auf der ARM-A78-Mikroarchitektur. OnePlus zufolge soll die CPU 65 Prozent schneller als beim Snapdragon 765G des ersten Nord-Smartphones sein. Der auf dem SoC integrierte Grafikchip ARM G77 MC9 soll sogar um 125 Prozent besser sein. Zumindest bei den Geekbench-Werten lässt sich eine Steigerung erkennen – wenn auch in anderen Größenordnungen. Das OnePlus Nord erreicht bei Geekbench 5 im Test 613 und 1959 Punkte im Single- und Multi-Core-Test. Das Nord 2 kommt auf 809 und 2505 Punkte. Das gilt für mein Testgerät mit 12 Gigabyte RAM. Es gibt auch Varianten mit 6 oder 8 Gigabyte.
Auch wenn das Nord 2 seinen Vorgänger hinter sich lässt, bei den Tests bleibt es hinter den Top-Smartphones zurück. Zum Vergleich: Das OnePlus 9 (Pro) schafft 1127 und 3742 Punkte. Aber keine Sorge: Dieser Unterschied bedeutet keine Einschränkung bei der Nutzung von Apps. Am ehesten fällt die Ladezeit Mal einen Tick länger als bei den Top-Smartphones aus.
Besonders stolz ist OnePlus auf die künstliche Intelligenz und weitere Funktionen, die der Dimensity 1200-AI für die Kamera zur Verfügung stellt. Aber zu den 22 erkennbaren Szenen, Dual View Videos und dem Nachtmodus komme ich weiter unten. Für Videos ist noch erwähnenswert, dass der Chipsatz den noch recht neuen AV1-Codec unterstützt, ein beliebter offener und lizenzfreier Standard der Videokompression.
Der 128 oder 256 Gigabyte große interne Speicher des OnePlus Nord 2 lässt sich nicht mit einer microSD-Karte erweitern. Dafür fällt der Akku mit einer Kapazität von 4500 mAh groß aus und hält vergleichsweise lange durch. Mein typischer Tag ist für ihn kein Problem und sollte ich ihn doch mal stärker beanspruchen, lädt die Schnellladetechnologie WarpCharge 65 ihn wirklich schnell auf. 30 Minuten – während ich morgens im Bad bin – machen den Akku nicht komplett voll, lassen mich aber beruhigt in den Tag starten.
Auf einen Kopfhöreranschluss musst du beim Nord 2 verzichten. Dafür ertönen Musik und andere Klänge über zwei Lautsprecher, die für Stereosound sorgen. Das klingt auch nicht schlechter, wenn du die Lautstärke aufdrehst. Allerdings bleibt es ein Smartphone ohne optimalen Klangkörper. So bleibt der Sound trotz allen Lobes hohl und blechern.
Gute Hauptkamera
Der Sensor der Hauptkamera des OnePlus Nord 2 ist ein alter Bekannter: der Sony IMX 766. OnePlus verbaut den 50-Megapixel-Sensor ebenfalls in seinen aktuellen Top-Modellen OnePlus 9 und 9 Pro. Dort allerdings bei der Weitwinkelkamera. Beim Nord 2 hat diese nur eine Auflösung von 8 Megapixel, mit f/2.25 eine kleinere Blende und liefert Fotos mit einem Blickwinkel von 119,7 Grad. Die dritte Kamera im Bunde liefert monochrome Bildinformationen für Schwarz-Weiß-Aufnahmen.
Die Hauptkamera des Nord 2 liefert Fotos mit hoher Detailgenauigkeit und natürlich wirkenden Farben. Starke Kontraste stellen kein Problem dar. Der HDR-Modus sorgt für leichte Unterschiede in der Belichtung. Mir fällt der Entscheid aber schwer, ob ich die Ergebnisse der Automatik oder des HDR-Modus besser finde.
Auf dem Display des Nord 2 sehen die Aufnahmen der Weitwinkelkamera gut aus. Aber sobald du auch nur ein wenig den Ausschnitt vergrößerst, sorgt die geringe Auflösung für eine geringe Detailgenauigkeit.
Bei der Hauptkamera sind dagegen Vergrößerungen gut möglich. Die Kamera-App bietet dir eine zwei- und eine fünffache Vergrößerung an. Wobei letztere sogar noch eine ordentliche Detailgenauigkeit bietet. Erst bei der maximalen zehnfachen Vergrößerung erinnert das Foto an ein Ölgemälde.
Bei Dunkelheit bietet dir das OnePlus Nord 2 bei allen Zoomstufen einen Nachtmodus an. Der sorgt auch immer für eine hellere Aufnahme mit höherer Detailgenauigkeit. Gegenüber der Automatik der Hauptkamera ist der Effekt am geringsten. Er wird bei der Weitwinkelkamera oder Nutzung der Zoom-Funktion deutlicher. Aber am Tage bestehende Qualitätsunterschiede bleiben auch in der Nacht bestehen.
Die Frontkamera des Nord 2 hat mit 32 Megapixel eine sehr hohe Auflösung, mit f/2.45 aber eine sehr kleine Blende. OnePlus verbaut den Sony IMX615 als Sensor. Das Ergebnis sind sehr hoch aufgelöste Selfies mit einer guten Farbwiedergabe – das T-Shirt ist schon etwas ausgeblichen und nicht mehr ganz Schwarz. Es lohnt sich aber auf jeden Fall den HDR-Effekt zu aktivieren. Ohne sind kaum Wolken zu erkennen und der Himmel erscheint als eine große helle Fläche. Im Porträtmodus bekommt die Software es gut hin zwischen mir und dem unscharfen Hintergrund eine klare Trennung zu ziehen.
Bei Dunkelheit nimmt die Bildqualität deutlich ab und die Selfies werden unscharf. Verbesserung bringt auch hier der Nachtmodus, der die Aufnahmen ein wenig heller und vor allem deutlich klarer macht.
OxygenOS x ColorOS
Das Nord 2 ist das erste Smartphone von OnePlus mit OxygenOS 11.3 – basiert auf Android 11 – und damit das erste, bei dem die Kooperation mit Oppo und dessen ColorOS zum tragen kommt.
Beim Blick auf das Smartphone fällt das aber nicht auf. Die Benutzeroberfläche von OxygenOS sieht aus wie gewohnt. Zum Glück: Ich mag sie. Wie von OnePlus versprochen, scheint die Zusammenarbeit wirklich bisher vor allem den Unterbau der Software zu betreffen, die vor allem für zuverlässigere Updates sorgen soll.
Entsprechend garantiert OnePlus dem Nord 2 auch zwei große Android-Updates – also auf Android 12 und 13 – sowie drei Jahre lang Sicherheitsupdates – also bis 2024.
Fazit: Die härteste Konkurrenz ist selbstgemacht
OnePlus setzt mit dem Nord 2 neue Standards für Mittelklasse-Smartphones. Es gibt zwar an einigen Stellen – Display, Weitwinkelkamera – noch Verbesserungspotential, aber grundsätzlich deckt es mehr als nur Smartphone-Grundbedürfnisse ab. Beim Akku, der Software oder der Leistung vermisse ich gar nichts und auch die Haupt- und die Frontkamera liefern überzeugende Fotos. Einzig das erst vor kurzem vorgestellte OnePlus Nord CE 5G macht die Entscheidung schwer. Sein Preis-Leistungs-Verhältnis hat mich ebenfalls überzeugt und das Nord 2 ist knapp 100 Euro oder Franken teurer. Und das für den Alert Slider und den neuen und potenziell leistungsfähigeren Chip?
Im direkten Vergleich stehen das OnePlus 9 und 9 Pro immer noch deutlich besser da. Vor allem das hellere Display und die bessere Weitwinkelkamera bleiben starke Argumente. Aber sind sie stark genug, um doppelt so viel Geld auf den Tisch zu legen?
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.