OPPO Find X3 Pro
256 GB, Blue, 6.70", SIM + eSIM, 50 Mpx, 5G
Das Oppo Find X3 Pro kommt mit einem Screen, der 10bit Farbtiefe anzeigen kann. Und einer Kamera die 10bit aufnehmen kann. Das Resultat ist spektakulär. Genau wie der Rest des Phones.
Ich wünschte, ich könnte dir zeigen, wie gut die Bilder des Find X3 Pro sind.
Geht aber nicht, oder nur im Ausnahmefall. Das Find X3 Pro besticht mit seiner Kamera und seinem Bildschirm auf einer technologischen Ebene, die es bisher nur selten gegeben hat. Das Find X3 Pro nimmt Bilder mit 10bit Farbtiefe auf und gibt diese auf dem 120 Hz Screen mit 10bit Farbtiefe wider.
Dein Bildschirm, auf dem du das liest, kann das höchstwahrscheinlich nicht. Selbst wenn du auf Windows den HEIC Viewer installiert hast, deine Hardware macht wahrscheinlich nur die normalen 8bit mit. Und selbst wenn: digitec.ch kann das auch nicht. Daher kannst du dir alle Bilder in einem Zip herunterladen.
Das sagt uns, noch bevor das Review richtig beginnt eins: Das Hauptkamera-Feature ist eine extrem coole Spielerei, die im Alltag kaum Anwendung findet. Noch nicht. Denn wenn ich die Bilder so ansehe, dann bin ich mir sicher: 10bit kommt. 10bit muss kommen, denn die Bilder sind nicht nur gut, sondern schlicht besser.
Jetzt aber doch: Review Time!
Oppo ist nach wie vor aggressiv auf dem Markt. Das Find X3 Pro ist nur der jüngste Auswuchs davon. Es boxt preislich ganz oben mit, leistet aber auch weit mehr als die Konkurrenz. Dazu hat Oppo einen entscheidenden Vorteil: Das Find X3 Pro hat Google Services vorinstalliert. Denn wenn es um die Leistung der Kamera geht, dann hat Oppo genau einen Feind: Huawei. Huawei hat aber derzeit keine Erlaubnis, Google Services auf seinen Phones mitzuliefern. Das ist auf dem chinesischen Markt kein Problem, aber international sind die Verkäufe eingebrochen. Das nutzt Oppo aus und macht sich nicht mal die Mühe, jemanden zu treten, der schon am Boden ist. Sie bringen einfach gute Geräte auf den Markt und lassen den Rest dann einfach passieren.
Wenn du ein Phone willst, das herausragende Kameraleistung hat und das du einfach nur auspacken willst und dann funktioniert das, dann hast du mit dem Find X3 Pro ziemlich sicher dein Mobiltelefon gefunden.
Zudem für mich ganz wichtig: Das Find X3 Pro kommt in Blau. Ein samtiges Blau, das unter Licht kaum die Farbe ändert und keine Fingerabdrücke annimmt. Schön.
Das Design der Rückseite ist nebst der Farbe dahingehend speziell, dass es Oppo geschafft hat, die Backplate zu biegen. Das finden sie sogar so speziell, dass sie ein eigens dafür ein Video produziert haben.
Mit dem Oppo Find X3 Pro hast du ein Smartphone, das nicht nur extrem gute Bilder schiesst, sondern auch einen Look hat wie kein zweites Phone. Der ist zwar gewöhnungsbedürftig am Anfang, aber sobald du mit dem Finger drüber fährst, dann merkst du, warum das cool ist.
Dann liegt das Smartphone auch noch mit seinen 193 Gramm angenehm in der Hand, selbst wenn die abgerundeten Kanten einen leicht rutschigen Eindruck machen. Trotz des Eindrucks ist mir das Find X3 nie aus der Hand gerutscht. Der Eindruck bleibt aber genauso im Kopf wie das Phone in meiner Hand bleibt. Das Ding ist mir nie runtergefallen, aber flache Kanten liefern doch einen etwas besseren Grip.
Dann ist da die Sache, für die ich Oppo zum zweiten Mal in zwei Jahren kritisiere. Und zwar scharf. Da haben sie einen Bildschirm, der sich leicht um die Kanten biegt. Die Software – Android 11 mit ColorOS 11.2 – fängt versehentliche Berührungen gut ab. Oppo klatscht da den billigsten Screen Protector aller Zeiten drauf. Da sind zwei Faktoren, die mich so richtig aufregen:
Der verfluchte Protector ist kleiner als der Bildschirm. Soll heissen, dass du jedes Mal, wenn du die Geste «Zurück» machst, die Folie spürst. Jedes. Mal. Liebe Oppo, da habt ihr das beste Phone auf dem Markt gemacht und schludert da so einen Protector drauf? Echt?
Noch schlimmer: Manchmal nimmt der 6,7 Zoll diagonale Screen deine Kommandos einfach nicht an. Die Lösung ist einfach. Reiss die mitgelieferte Folie vom Phone und mach entweder eine neue drauf oder entscheide dich für eine Lage NanoProtect. NanoProtect ist der Display-Schutz meines Vertrauens, wenn ich denn überhaupt einen habe. Besser aber sind die Folien, die du im digitec Shop direkt auftragen lassen kannst. Diese werden passgenau zugeschnitten, sind hauchdünn und kosten vielleicht ein paar Franken mehr. Aber es lohnt sich.
Dann empfehle ich dir dringend, Nova Launcher auf dem Oppo Find X3 zu installieren. Kostet dich zwar etwa fünf Stutz, aber du wirst es mir auf Jahre hinweg danken. Dies, obwohl ColorOS zu den besseren Android Distros auf dem Markt gehört. Du kannst von Werk aus das Gitter verstellen, also mehr Icons auf den Bildschirm bringen. Oder die Animationsgeschwindigkeit von «Normal» auf «Schnell» setzen. Wenn du es noch schneller magst, dann geh in die Accessibility Settings und schalte dort die Animationen ganz aus. Mir gefällt das, da ich bei normaler Animationsgeschwindigkeit immer meine, Geschwindigkeit im Phone zu verlieren. Ein absurder Gedanke, aber ich möchte den Snapdragon 888 und die 12 GB RAM irgendwie spüren.
Der Grund, warum ich dir rate, von ColorOS wegzugehen und auf Nova Launcher zu wechseln ist ganz einfach der: Auf der linken Seite des Home Screens hast du den Google Discover Feed. Den kannst du nicht ausschalten. Es gibt keine Option im ganzen mit Optionen gefüllten Betriebssystem, der den verschwinden lässt. Bei Nova Launcher hingegen ist er standardmässig ausgeschaltet. Problem gelöst.
Apropos Software, die Kamera-Software ist die mit Abstand beste auf dem Markt. Zugegeben, sie klaut mehr oder weniger schamlos alles zusammen, aber sie klaut es extrem gut zusammen.
Das Zoom-Rad stammt von Apple:
Der Navigator oben links bei hohen Zoomstufen stammt von Samsung:
Das Fadenkreuz wenn du gerade von oben nach unten fotografieren willst, stammt von Apple:
Die Wasserwaage stammt von Huawei:
Das alles in einer Kamera-App: Ein Traum! Generell könntest du jetzt maulen, dass das alles nur irgendwo zusammengeklaut ist. Einverstanden, ist es. Aber ehrlich? Warum beschwerst du dich über etwas, bei dem alle gewinnen? Keiner verliert, wenn ein Software-Hersteller die besten Features eines anderen Software-Herstellers nachbaut.
Wenn du denn endlich mal ein Bild schiesst, dann kannst du das im 10bit- oder im 8bit-Modus tun. Ich empfehle dir, dasselbe Bild in beiden Modi mit 50 Megapixeln Auflösung zu schiessen, wenn du die Unterschiede umgehend und deutlich sehen willst. Ich zeige hier im Artikel nur unbearbeitete Bilder, die ich gezwungenermassen von 10bit-Dateien im HEIC-Format zu 8bit-JPGs konvertiert habe. Sie verlieren viel in der Konversion.
Das Bild ist für jede Kamera anspruchsvoll. Da ist ein sowieso schon dunkles Objekt – mein Motorrad – vor einer gleissend hellen Lichtquelle. Und dann fotografiere ich noch gegen das Licht. Ziel: Ich wollte den Lens Flare unten links. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass du den Aufkleber auf dem Tank so schön sehen kannst. Und die Schrift auf den Auspuffrohren. Und dass die Farben so satt und lebendig sind. Gut, letzteres ist eine Frage der künstlichen Intelligenz (AI), die in jeder Kamera mitwerkelt und dir jedes Smartphone-Bild bereits bearbeitet anzeigt. Aber auch jede noch so gute AI kann nichts anstellen, wenn da keine Bildinformationen vorhanden sind.
Wenn eine Kamera in 10bit aufnimmt, auch HDR10+ genannt, dann nimmt sie bis zu 1.07 Milliarden Farben auf. Eine normale 8bit-Fotografie nimmt nur 16.7 Millionen Farben auf. Da ich ein Mann bin und generell nur drei Farben kenne – schwarz, weiss und bunt – etwas mehr Erklärung.
Das Problem mit 10bit-Bildern ist, dass es noch praktisch keine Bildschirme gibt, die das darstellen können. Unter Windows 10 sind die Bilder gar nicht erst sichtbar, es sei denn du installierst dir ein Plugin. Apple macOS 11.3 Beta zeigt die Bilder problemlos an, der Bildschirm eines Apple Silicon MacBooks ist aber nach wie vor nur in der Lage, 8bit darzustellen. Daher wird das Bildmaterial on the fly konvertiert ohne es zu speichern, aber du siehst nie alle Farben. Wenn du alle Farben sehen willst, sei das unter Windows oder unter Mac, musst du tief in die Tasche greifen. Bildschirme wie die der Asus'schen ProArt-Serie oder Apples Pro Display XDR zeigen zwar 10bit an, kosten aber gutes Geld.
Wenn du aber auf den Bildschirm des Oppo Find X3 Pro blickst, in all seiner 6.7-Zoll-Glorie, dann siehst du einfach mehr. Farben leben mehr, Übergänge sind butterweich, schwarz ist schwärzer, weiss ist nuancierter… I love it. Mein Bike hat noch nie besser ausgesehen, die Katze nie flauschiger und das schöne Tobel, für das ich extra heute Morgen vor Dämmerung losgefahren bin, nie einladender.
Besagtes Tobel habe ich besucht, da ich für dieses Review unbedingt eine identische Aufnahme ab Stativ machen wollte. Eine in 10bit, eine in 8bit. Hier zeige ich dir aus Vernunftsgründen nur ein JPG.
Und während ich so am Donnerstagmorgen in aller Frühe das Phone aufs Stativ schraube, bemerke ich, dass ich es schon länger nicht mehr aufgeladen habe. Oppo hat im Find X3 Pro einen Akku von 4500 mAh verbaut. Dieser Akku ist eigentlich zwei Akkus mit je 2250 mAh. Ein cleverer Trick, denn mit den zwei Akkus kannst du dein Phone schneller aufladen. Mit bis zu 65 Watt kannst du den Akku laut Angaben des chinesischen Konzerns innerhalb von 10 Minuten dein Phone um 40% aufladen, wenn du das mit dem Kabel tust. Über wireless charging geht das mit etwa der halben Geschwindigkeit. Und andere Geräte kannst du via Reverse Wireless Charging mit 10 Watt aufladen. Wireless, versteht sich.
Am Ende des Reviews halte ich ein Phone in der Hand, das bis dato das beste Phone ist, das ich je in den Händen gehalten habe. Es ist ein Phone, an dem ich nicht nur Spass habe, sondern in das ich auch Hoffnungen setze. Die Konkurrenz im Flaggschiffbereich wird immer kleiner. Da sind eine Handvoll Hersteller, die um die Krone kämpfen. Samsung steht etwas seltsam in der Gegend mit fast schon peinlichen Schnitzern in der Performance, Huawei wird von der Politik ausgebremst, Google hat den Flaggschiffsektor anscheinend aufgegeben, ein paar chinesische Unternehmen wollen in die Riege eindringen, schaffen das aber trotz beeindruckender Specs nicht ganz. Oppo ist hierzulande das neueste Mitglied dieser Riege, obwohl der Konzern in China schon eine beeindruckende Geschichte hinter sich hat.
Wenn jetzt Oppo so stark und mit einer gewissen Frechheit vorlegt, dann hoffe ich, dass Huawei und Co. sich doppelt anstrengen. Wenn Oppo weiter vorgibt, hoffentlich von Huawei überholt wird, dann gewinnst am Ende du: Denn die Technologie wird besser, der Preiskampf heftiger und du bekommst dafür bessere Phones für weniger Geld.
So. Fertig. Ich rate dir dringend, das blaue Find X3 Pro anzusehen.
Während ich die obigen Zeilen geschrieben habe, hat mich ein Mail von Oppo erreicht. Darin steht, dass nicht ganz klar ist, ob und in welcher Menge und wann das weisse Find X3 Pro in die Schweiz kommt.
Ich schreib das jetzt so schulterzuckend hin, denn wirklich getroffen hätte mich das, wenn das Blaue nicht in der Schweiz wäre. Aber: Schwarz und Blau sollen problemlos lieferbar sein.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.