LGs bester OLED-TV im Test: Reicht es noch für die Spitzenposition?
Lange dominierte LG mit OLED den High-End-Fernsehmarkt. Seit Samsungs neu erschienener QD-OLED-Technologie herrscht aber erstmals echte Konkurrenz: LG muss sich geschlagen geben – wenn auch nur knapp.
Es sah schon besser aus für den südkoreanischen Tech-Giganten LG. Das liegt an der ungewohnt starken Konkurrenz: Als Samsung Anfang Jahr ankündigte, seinen ersten marktfähigen OLED-Fernseher zu lancieren, kam das einem mittelstarken Erdbeben gleich. Samsung würde nämlich eine Weiterentwicklung der bewährten OLED-Technologie bringen, QD-OLED, und Sony würde gleich mitmachen und bei Samsung Panels einkaufen.
Tatsächlich wissen die seit Sommer verfügbaren QD-OLED-TVs zu begeistern. Das könnte die Kräfteverhältnisse auf dem bis dato stark von LG geprägten Markt mit den organischen LEDs verschieben. LG selbst blieb aber nicht untätig. 2021 wurden die so genannten Evo-Panels eingeführt, allerdings nur für die teure G-Serie. Seit 2022 profitiert auch die ökonomischere C-Serie vom verbesserten Evo-Panel. Um die G-Serie dennoch abzuheben, hat LG ihr einen zusätzlichen Kühlkörper verpasst, der die Wärme des Evo-Panels effizienter ableitet. So soll die G-Serie eine höhere Spitzenhelligkeit erreichen.
Full Disclosure: Der Fernseher, die 77-Zoll-Version des G2, wurde mir von LG zum Testen zur Verfügung gestellt.
Design: Nichts Neues im Osten
Eigentlich gehört der G2 an die Wand, wie ein Bild in einer Galerie. Das «G» steht nämlich für «Gallery»-Design. Entsprechend die Architektur des TVs: Statt wie üblich oben ein ultradünnes Panel zu haben, das praktisch nur aus OLED-Schichten besteht, während unten die dicke Ausbuchtung für Hardware und Anschlüsse kommt, ist LGs G2 gleichmässig dick – egal, wo du’s misst. In Zahlen: zwei Zentimeter.
Doof nur, wenn du wie bei mir Zuhause den Fernseher vor eine Fensterfront stellen willst. Dafür gibt’s zum Glück Abhilfe in Form von separat erhältlichen Standfüssen. Kostenpunkt: Etwa 200 Franken. Problem gelöst. Zwischen der unteren Fernseherkante und dem TV-Möbel sind dann etwas mehr als fünf Zentimeter. Das kann bei einigen Soundbars – etwa Sonys HT-A7000, die ich erst kürzlich getestet habe – zum Problem werden: Ist der Infrarot-Sensor für die Fernbedienung bedeckt, wird das Ein- und Ausschalten des Fernsehers zum Krampf.
Ansonsten bleibt sich LG seinem Gallery-Design treu: modern, schlank, schmale Ränder – ganz ohne Schnickschnack. Zusammengehalten wird der Fernseher von einem edlen Alurahmen vorne und einer weniger edlen Plastik-Abdeckplatte hinten, welche die Anschlüsse verdeckt und bei der Kabelführung hilft. Nichts Aussergewöhnliches also. Passt so. Nicht jeder Fernseher muss seitlich betrachtet wie ein «I» in Serifenschrift aussehen. I’m looking at you, Samsung.
Zu den Specs. LGs G2 bietet Folgendes:
- 4x HDMI-2.1-Anschlüsse (4K120Hz, ALLM, FreeSync Premium Pro und HDMI Forum VRR)
- Einer davon mit eARC (HDMI 2)
- 3x USB-2.0-Port
- 1x Ausgang für Toslink
- 1x LAN-Port
- 1x CI-Slot
- Antennenanschlüsse
- Bluetooth 5.0
- Kompatibel mit Apple AirPlay 2, Apple HomeKit, Google Home und Amazon Echo
Alle vier HDMI-Eingänge unterstützen HLG, HDR10 und Dolby Vision. Einzig HDR10+ fehlt. Schade, auch wenn dessen Verbreitung eh sehr klein ist: Bis heute habe ich nur auf Amazon Prime Video vereinzelte HDR10+-Inhalte gesehen. Viel schwerer wiegt ohnehin die mangelnde Passthrough-Funktion von DTS-Audiosignalen. Willst du etwa eine UHD-Blu-Ray mit DTS-Tonspur anschauen, wird das Signal in ein qualitativ schlechteres PCM-Signal umgewandelt. Dolby Atmos hingegen wird problemlos durchgeschleift.
Noch ein Wort zum Gewicht. Der Fernseher ist 35,1 Kilogramm schwer. Mit dem Standfuss ist der Fernseher 41,7 Kilogramm schwer. Aber nochmals: Ein TV-Standfuss ist NICHT im Lieferumfang enthalten. Da der G2 für die Wandmontage konzipiert ist, ist dafür eine schmale Wandhalterung im Lieferumfang integriert.
Messungen: Der LG G2 kann mit Samsungs QD-OLED mithalten – gerade so
Was jetzt kommt, geht tief in die Materie. Falls dich Tabellen und Diagramme nicht interessieren, kannst du das alles überspringen und direkt zum Kapitel «Das Bild: OLED-würdiges Referenzmaterial – aber mit leichtem Grünstich» scrollen. Ab dort kommen meine subjektiven Eindrücke mit ganz viel Videomaterial.
Natürlich könnte ich nur abgefilmte oder abfotografierte Displays zeigen und auf Stärken und Schwächen hinweisen. Letztlich würde ich so aber nur mein subjektives Empfinden wiedergeben. Wie hell, natürlich und farbgetreu ein Fernseher tatsächlich ist, lässt sich schliesslich auch in Zahlen messen. Das hat einen Vorteil: Zahlen sind objektiver als ich.
Um dir diesen neuen Service zu bieten – bis jetzt gibt’s den bei meinen Reviews von Samsungs 2022er Neo QLED (QN95B), Sonys 2022er QD-OLED (A95K), Samsungs 2022er QD-OLED (S95B) und TCLs 2022er Mini-LED (C93) – haben wir uns in der Redaktion professionelles Werkzeug von Portrait Displays angeschafft.
Ich habe alle Bildschirm-Modi des Fernsehers ausgemessen. Von «Standard» über «Kino» bis zu «Dolby Vision Kino Home», ohne Kalibrierung und manuelle Veränderungen in den Einstellungen. So, wie die meisten Normalsterblichen einen Fernseher benutzen. Schliesslich willst du ja wissen, ob ein Fernseher auch ohne teure und professionelle Kalibrierung akkurat und farbtreu ist. Nur die Sensoren für die automatische Helligkeit habe ich abgeschaltet. Die braucht niemand und verfälschen eh die Messungen.
Die besten Werte bei allen Arten von Inhalten – ausser beim Gamen, dafür solltest du immer den Game-Mode nehmen – erzielte der «Dolby Vision Kino Home»-Modus. Die unten aufgeführten Messungen beziehen sich darum stets darauf.
Die maximale Helligkeit
Die Helligkeit ist aus zwei Gründen für den Fernseher wichtig. Einerseits beeinflusst sie den Kontrastwert und damit, wie viele unterschiedliche Farben ein Fernseher darstellen kann. Andererseits ist die Helligkeit dann wichtig, wenn du oft in lichtdurchfluteten Räumen fernschaust. Ist ein Fernseher nicht hell genug, kann er vom Umgebungslicht im Zimmer überstrahlt werden. Auf dich wirkt das Bild dann eher blass.
LG will genau da grosse Fortschritte gemacht haben: Dank verbesserter Algorithmen und einer neuen chemischen Zusammensetzung mit Deuterium soll das Evo-Panel der zweiten Generation hitzeresistenter geworden sein. Dazu kommt der zusätzliche Kühlkörper der G-Serie. Das Panel kann also noch mehr Energie aufnehmen, ohne dabei heisser als sein Vorgänger zu werden. Das ist wichtig: Zu viel Hitze erhöht das Burn-In-Risiko. Die zusätzliche Energie wiederum sorgt für ein noch helleres Bild. LG spricht sogar von 30 Prozent mehr Helligkeit im Vergleich zu seinen früheren OLED-Panels. Kontrollieren kann ich das leider nicht, weil ich vergangenes Jahr noch kein eigenes Mess-Equipment hatte. Nächstes Jahr dann…
Apropos: LG verkauft das Evo-Panel auch an die Konkurrenz. Dort heisst es aber «OLED.EX», weil LG die Marke «Evo» für sich pachten will. Intern, also etwa zwischen der C- und G-Serie, unterscheidet LGs Marketing nicht zwischen Evo mit und Evo ohne zusätzlichen Kühlkörper. Summa summarum: Hauptsache, kompliziert.
So, schauen wir uns jetzt die Helligkeit des G2 an. In der Grafik vergleiche ich direkt mit Samsungs S95B und Sonys A95K, die beide QD-OLED-Panels aus Samsungs Fabriken beziehen. Letzteren wird zwar nachgesagt, heller zu strahlen als LGs OLED-Evo-Panels. Völlig chancenlos dürfte LG mit dem neuen Evo-Panel dennoch nicht sein.
Nit ist die englische Masseinheit für Candela pro Quadratmeter (cd/m²), also der Leuchtdichte beziehungsweise Helligkeit. 100 Nit entsprechen etwa der Helligkeit des Vollmondes am Nachthimmel. Grafik: Luca Fontana / Flourish.Es gibt zwei Achsen: Die Vertikale steht für Helligkeit, die Horizontale für den Ausschnitt, in dem die Helligkeit gemessen wird. Bei zwei Prozent der gesamten Bildfläche, also punktuell und bei sehr kleinen Bildbereichen, erzielt LGs G2 einen sehr guten Gesamtwert von 958 Nit. Erwartungsgemäss kann er es aber nicht ganz mit Samsungs und Sonys QD-OLED-Fernsehern aufnehmen, egal ob bei einer sehr kleinen oder bei der vollen Fenstergrösse – der subjektiv wahrgenommenen Gesamthelligkeit.
Dennoch: Der Unterschied ist tatsächlich nicht gross. Ich behaupte sogar, dass er kaum auffällt, selbst wenn alle drei Fernseher direkt nebeneinander stünden.
Zur Einordnung: LCD-Fernseher strahlen technologiebedingt mit etwa 650-700 Nit bei voller Fenstergrösse. In hellen Zimmern bei dunklen Szenen sind sie gegenüber OLED und QD-OLED darum im Vorteil. In dunklen Zimmern hingegen trumpfen die beiden letzteren Panels auf, gerade bei der Farbwiedergabe. Darum gelten OLED- und vor allem QD-OLED-Fernseher immer noch als Mass aller Dinge.
Der Weissabgleich
Wie genau sieht Weiss eigentlich aus? Das kommt auf die Farbtemperatur an. Auf die Wärme oder Kälte von Weiss. Warm geht in Richtung Gelb/Orange. Kalt tendiert zu Blau. Das wiederum wirkt sich auf die Darstellung von Farben aus. In der Industrie hat man sich beim Kalibrieren auf ein Weiss mit 6500 Kelvin geeinigt, kurz: Weisspunkt D65. Die Meisten würden das als warmes Weiss empfinden, genauso wie die daraus resultierenden Farben. Danach werden die diversen «Dolby Vision»- oder «Kino»-Modi der meisten Hersteller kalibriert. Das Weiss und die Farben im «Standard»-Modus sind hingegen viel kälter. Allein schon deswegen erzeugt der «Standard»-Modus kein referenzwürdiges Bild.
Weiss entsteht beim Fernseher, wenn die roten, grünen und blauen Subpixel pro Pixel gleichzeitig und gleich stark strahlen. Die volle Helligkeit erzeugt also das hellste Weiss. Die niedrigste Helligkeit hingegen das tiefste Schwarz. Können sich die Subpixel sogar ganz ausschalten, wie bei OLED oder QD-OLED, redet man von echtem Schwarz. Alles dazwischen sind demnach nichts weiter als Grautöne. Die Genauigkeit des Weissabgleichs wird darum mit zwei Tabellen gemessen:
- Graustufen Delta E (dE)
- RGB-Balance
Das Graustufen dE zeigt, wie stark die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Die RGB-Balance zeigt an, in welche Richtung die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Warum ist das wichtig? Schauen wir uns das am konkreten G2-Beispiel an:
Würdest du den Fernseher direkt neben einen Referenzmonitor stellen, bedeutete das:
- Wert ist 5 oder höher: Die meisten Menschen erkennen den Unterschied zum Referenzmonitor.
- Wert zwischen 3 und 5: Nur Expertinnen und Enthusiasten erkennen den Unterschied.
- Wert zwischen 1 und 3: Nur Expertinnen erkennen den Unterschied, die Enthusiasten nicht.
- Wert unterhalb von 1: Selbst Expertinnen erkennen keinen Unterschied.
Jeder Wert, der unter fünf liegt, ist für einen nicht-kalibrierten Fernseher ein sehr guter Wert. Bis jetzt hat das fast kein von mir getesteter Fernseher durchgehend geschafft, nicht mal Sonys QD-OLED-Fernseher. LGs G2 überschreitet die 5er-Grenze allerdings erst bei etwa 70% Helligkeit, und das nur minimal. Im Schnitt liegt das durchschnittliche dE bei 2,19 dE (dE Avg). Das ist der bislang beste von mir gemessene Wert; zuvor gebührte er Samsungs S95B mit einem durchschnittlichen dE von 2,35. Samsungs QD-OLED-Fernseher überschreitet dafür nie die 5er-Marke auf der Tabelle.
Der Blick auf die RGB-Balance zeigt nun, inwiefern der Weissabgleich vom Referenzwert abweicht. Dort zeichnet sich nämlich ein leichter Grünstich ab, je weisser das erzeugte Weiss ist. Sprich: die grünen Subpixel strahlen etwas zu stark. Aber wie gesagt, die Abweichung bewegt sich gerade noch so um dE 5. Dass du den Grünstich bei einem echten Bild tatsächlich als solchen empfindest, ist daher sehr unwahrscheinlich. Besonders ohne Referenz als Gegenüberstellung. Hervorragende Noten also für LGs G2.
Der Color Gamut
Weiter geht’s mit dem Color Gamut, der Abdeckung der gängigsten Farbräume: Je grösser der Kontrast, desto mehr Farben können dargestellt werden und desto natürlicher wirkt das Bild. Wichtig ist der Gamut darum bei HDR-Inhalten, da sie mit ihrem namensgebenden hohen Dynamikumfang auf grosse Farbräume zurückgreifen.
- Rec. 709: 16,7 Millionen Farben, Standard-Farbraum für SDR-Inhalte wie Live-TV und Blu-Rays
- DCI-P3 uv: 1,07 Milliarden Farben, Standard-Farbraum für HDR-Inhalte, von HDR10 bis Dolby Vision
- Rec. 2020 / BT.2020 uv: 69 Milliarden Farben, wird in der Film- und Serien-Industrie noch kaum genutzt
Der grosse «Farbklecks», inklusive der abgedunkelten Bereiche, zeigt die ganze, vom menschlichen Auge erfassbare Farbpalette. Der aufgehellte Bereich links zeigt den Farbraum BT.2020. Rechts dasselbe, einfach der kleinere DCI-P3-Farbraum. Die weissen Kästchen zeigen die eigentlichen Grenzen der jeweiligen Farbräume. Die schwarzen Kreise hingegen die beim Messen tatsächlich gemessenen Grenzen.
Folgende Farbraumabdeckungen hat die Messung ergeben:
- Rec. 709: 100% (gut = 100%)
- DCI-P3 uv: 99,18% (gut = >90%)
- Rec. 2020 / BT.2020 uv: 75,43% (gut = >90%)
Der G2 kommt beim wichtigen Farbraum DCI-P3 auf ausgezeichnete 99,18 Prozent Abdeckung. Damit übertrifft er TCLs Mini-LED- und Samsungs Neo-QLED-Fernseher locker: TCL erreichte «nur» 86,11 Prozent. Einzig die QD-OLED-Fernseher von Samsung und Sony erreichen bislang satte 100% Abdeckung im DCI-P3-Farbraum.
Zum BT.2020-Farbraum. Den deckt LGs G2 mit «nur» 75,43 Prozent ab. Das ist zwar viel besser als TCLs Mini-LED – und unwesentlich besser als Samsungs Neo QLED. Trotzdem hätte ich von einem OLED-Fernseher einen besseren Wert erwartet, der näher an die 80 Prozent Abdeckung wäre.
«Warum nicht 90 Prozent?», magst du dich fragen.
Stand heute schaffen nur QD-OLED-Fernseher die angepeilten 90 Prozent Abdeckung beim BT.2020-Farbraum, und das gerade so. Genau darum kalibriert die Film- und Serienindustrie ihre HDR-Inhalte fast nur im viel weiter verbreiteten DCI-P3-Farbraum. Der BT.2020-Farbraum gilt eher als Farbraum der Zukunft; das Ausmass seiner Abdeckung ist mehr ein Indikator für die Zukunftstauglichkeit des Fernsehers.
Viel wichtiger ist darum der Color Error.
Der Color Error
Farben sind fürs Fernsehgerät keine Farben, sondern Zahlen. Zahlen, die die Farben innerhalb eines vorgegebenen Farbraums genau definieren. Etwa Feuerrot. Efeugrün. Oder Kadettblau. Schaust du fern, werden diese Zahlen als Metadaten an deinen Fernseher gesendet. Der interpretiert die Daten und stellt sie als entsprechende Farben dar. Einfach. Oder?
Jein. Fernseher können zwar die meisten Signale innerhalb der gängigsten Farbräume verarbeiten und darstellen. Das bedeutet aber nicht, dass sie die Farben auch akkurat darstellen. Sonst würde das Bild bei allen Fernsehern ja genau gleich aussehen. Es gilt darum: Je mehr die dargestellten Farben denen auf Referenzmonitoren entsprechen, desto farbgetreuer und besser der Fernseher.
Wie schon oben bei den Graustufen wird die Abweichung vom Fernseher zum Referenzwert als dE bezeichnet. Die weissen Kästchen zeigen die vom Testbildgenerator an den Fernseher gesendeten Referenzfarben an. Die schwarzen Kreise hingegen die tatsächlich gemessenen Farben. Auch hier gilt: dE-Werte unterhalb von 5 sind für nicht-kalibrierte Fernseher gut.
Die Grafik zeigt klar: LGs G2 hat schon von Haus aus eine gute Farbtreue bei Dolby-Vision-Inhalten. Tatsächlich messe ich bei insgesamt 40 Messwerten ein durchschnittliches dE von guten 3,34. An die QD-OLED-Fernseher von Sony und Samsung kommt LG allerdings nicht ran: Mit einem durchschnittlichen dE von 2,64 respektive 2,46 drücken sie den Fehlerwert unter drei. LGs G2 schafft das nicht, reiht sich sogar hinter Samsungs Neo QLED ein, das mich schon damals im Test mit einem dE Avg von 2,97 positiv überraschte.
Zum Vergleich: Im Standard-Modus war das durchschnittliche dE bei miserablen 15,28. Nur Samsungs Neo QLED sieht im Standardmodus mit seinen 19,24 noch schlechter aus. Leider enttäuscht auch der herkömmliche Kino-Modus, den ich stets bei Nicht-Dolby-Vision-Inhalten aktiviere. Dort lag das durchschnittliche dE bei 9,54. Das ist viel zu hoch für jenen Modus, der bei Herstellern ausserhalb von «Dolby Vision»-Inhalten oft als «Referenz»-Modus gepriesen wird.
Spiegelungen
Per se messbar sind Spiegelungen auf dem Bildschirm nicht. Einige von euch haben mir aber geschrieben und sich gewünscht, dass ich trotzdem in meinen Tests darauf eingehe. Gute Idee. Zum Testen stelle ich eine ganz normale Situation im Wohnzimmer nach: ein Foto bei Tag, ohne geschlossene Gardinen, Jalousien oder Rollläden. Hinter mir der Backofen, neben dem Fernseher die Stehlampe. Das Licht der Stehlampe wird von der Scheibe des Ofens hinter mir reflektiert und zurück auf den Fernseher geworfen.
Und hier das Ergebnis:
LGs G2 kommt mit direkten Reflexionen etwas weniger gut zurecht als Samsungs S95B. Gerade abends kann die Lampe beim TV-Gucken störend wirken, auch wenn ich die Reflexionen beim C93 des chinesischen Herstellers TCL deutlich störender fand. Tagsüber können Reflexionen allerdings ein Problem sein. Das liegt aber mehr an der technologiebedingt weniger hohen Helligkeit des Fernsehers als an der Anti-Reflexionsschicht.
Zwischenfazit nach der Messung
Ziehen wir ein kurzes Zwischenfazit. Wer vor einem halben Jahr befürchtete, Samsung und Sony würden LG mit ihren QD-OLED-Panels LG locker davonziehen, darf beruhigt aufatmen (ich denke da vor allem an LGs Chefetage): Der G2 schlägt sich wacker, strahlt beinahe so hell wie die QD-OLED-Konkurrenz und schlägt sie sogar beim Weissabgleich. Dazu verliert LG bei der Abdeckung der gängigsten Farbräume und dem Color Error zwar erwartungsgemäss, allerdings nur knapp. Einzig der «Kino»-Modus enttäuscht: Wo dessen Farbechtheit bei anderen Herstellern stets sehr gut ist, schneidet er bei LG ungenügend ab.
Das Bild: OLED-würdiges Referenzmaterial – aber mit leichtem Grünstich
Helles Bild. Gute Farbe bei Dolby Vision. Weniger bei restlichen HDR-Inhalten. Theoretisch. Wie sieht’s in der Praxis aus?
Farbwiedergabe
Will ich einen Fernseher auf seine Farbwiedergabe testen, greife ich auf «Guardians of the Galaxy, Vol. 2» zurück. Besonders auf diese Szene: Egos goldener Palast knallt im gesättigten Abendrot. Darin Drax’ grünliche Haut voller blutroter Tattoos, die gestochen scharf aussehen. Im Vergleich mit der QD-OLED-Konkurrenz von Sony und Samsung hat die Szene bei LG aber einen leichten Grünstich, was sich bereits oben beim Weissabgleich-Test angekündigt hat. Zumindest überall dort, wo Rot, Orange oder Gelb als Farbe dominieren. Nichts Wildes allerdings. Ohne direkten Vergleich würde das kaum auffallen. Nach meinem Geschmack wirkt LGs Bild dadurch sogar natürlicher – auch wenn hier die Intention des Regisseurs offensichtlich war, mehr die kitschigen Golden Hours des Planeten einzufangen als für ein natürliches Bild zu sorgen. Der vielleicht beste Kompromiss gelingt Samsungs Neo QLED mit Mini-LED-Technologie am Ende des Videos.
Schalten wir ein paar Gänge zurück. Nicht immer müssen Farben im Bild geradezu knallen. Etwa bei «James Bond – Skyfall», als James und der junge Quartiermeister Q in einem Kunstmuseum das Bild eines stolzen, alten Schlachtschiffs betrachten, das schmachvoll auf den Schrott geschleppt wird. Natürlich eine Anspielung auf den alternden Geheimagenten. Noch habe ich für diese Szene nur Vergleichsmaterial von Samsungs und TCLs Mini-LED-Fernseher. Interessant ist das Ergebnis dennoch. Hier siehst du nämlich den Unterschied zwischen Dolby Vision und herkömmlichem HDR. Das, weil Samsung als einer der wenigen TV-Hersteller keine Dolby-Vision-Lizenz hat. Der Vergleich zeigt: Dolby Vision hat deutlich mehr «Punch» im Bild.
Das fehlende Dolby-Vision-Format ist immer noch eine der wenigen grossen Schwächen Samsungs: LGs und TCLs Dolby-Vision-Bilder wirken nämlich angenehm warm, kräftig und trotzdem natürlich. Beim Direktvergleich zwischen LG und TCL tendiere ich zum südkoreanischen Fernseher links; der chinesische Fernseher rechts wirkt eine Spur zu kontrastreich.
Black Crush und Shadow Details
Nicht alle Szenen sind hell. Manche sind richtig dunkel. Darum möchte ich LGs Fähigkeit testen, Details in dunklen Bildbereichen darzustellen. Dem G2 mache ich es dabei alles andere als leicht. Ich vergleiche ihn zuerst mit der QD-OLED-Konkurrenz von Samsung und Sony, dann mit TCLs LCD-Fernseher mit Mini-LED-Hintergrundlicht. Letzteren erwarte ich schwächer im Vergleich. Das hat einen Grund: Jedes OLED-Pixel emittiert sein eigenes Licht. Gleichzeitig kann jedes OLED-Pixel punktgenau abgeschaltet werden. LCD-Pixel können beides nicht. Darum beherrschen nur (QD-)OLED-Fernseher perfektes Schwarz, auch True Black genannt.
Für diesen Test kommt die erste Szene aus «Blade Runner 2049» zum Zug. LGs, Samsungs und Sonys (QD-)OLED-Fernseher kommen wunderbar dunkel und vor allem natürlich daher. Filmst du nämlich im Gegenlicht, ist es normal, dass der Rest in schwarzen Silhouetten verschwindet. Darum kann hier auch nicht von Black Crush die Rede sein – Details, die von der Dunkelheit verschluckt werden. Bei LG ist aber deutlich der Grünstich zu sehen; Samsungs und Sonys Bild wirkt deutlich wärmer und darum akkurater. Dafür rauscht das Bild von LGs G2 viel weniger, das siehst du etwa bei den Kacheln ab Minute 3:45 sehr gut.
Im Vergleich mit dem Mini-LED-TV von TCL siehst du gut, was ich mit dem «wunderbar dunklen» OLED-Bild von LG meine: TCLs Bild ist viel zu hell und bringt dort Details hervor, wo gar keine sein sollten. Das liegt am technologiebedingt hellen LCD-Bild: Tagsüber in einem hellen Zimmer ein Segen gegenüber OLED, in einem abgedunkelten Zimmer bei dunklen Szenen hingegen der reinste Fluch. Dazu kommt starkes Blooming, eine Art Heiligenschein um helle Objekte vor dunklem Hintergrund. Achte zum Beispiel auf die Fenster.
Helligkeitsabstufungen
Ein letzter Bildtest: Helligkeitsabstufungen. Technologiebedingt lassen hier vor allem LCD-Fernseher ihre Muskeln spielen. Eigentlich. Achte im folgenden «Jurassic World»-Beispiel auf die Sonne im Hintergrund: Keine der Fernseher im Video hat gegenüber den anderen einen deutlichen Vorteil, sie ist überall gut als Kugel am Firmament zu erkennen. Interessant aber ist, dass ausgerechnet ein Nicht-LCD-Panel wie Sonys QD-OLED-Panel das helle Bildmaterial am besten handhabt; auf mich wirkt es heller und trotzdem natürlicher als seine Konkurrenz. Vor allem, wenn ich auf die Hautfarben achte.
Prozessor: Auf gewohnt starkem Niveau
Der Prozessor ist das Gehirn des Fernsehers. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Bildsignale zu empfangen, zu verarbeiten und darzustellen. Verarbeiten heisst, dass er schlechte Bildqualität erkennt und sie aufwertet. Bei LG tönt das so: «Der intelligente Prozessor analysiert und optimiert Nuancen und den Kontrast in Echtzeit und sorgt so für klarer erkennbare Details in jeder Szene.»
Hinter all dem sensationellen Marketing-Geschwurbel steckt, dass der Prozessor Rauschen entfernen, Farben verstärken, Kanten glätten, Bewegungen flüssiger machen und allfällige fehlende Pixel-Informationen dazurechnen soll.
Motion Processing und Judder
Zum Start mache ich es dem Prozessor gleich richtig schwer. Konkret: Judder, ein Phänomen, das alle TVs haben. Judder entsteht, wenn das Bildsignal und das TV-Panel nicht dieselbe Bildrate haben. Bei Kinofilmen zum Beispiel. LGs G2 kann bis zu 120 Bilder pro Sekunde darstellen. Filme werden aber mit 24 Bildern pro Sekunde gedreht. Prozessoren synchronisieren diese Ungleichheit mit Zwischenbildberechnungen. Ist der Prozessor dabei zu aggressiv, wirkt das Bild so übertrieben flüssig wie bei einer Soap Opera à la «Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Hält er sich aber zurück, kommt das Bild ins Stottern. Gerade bei langen Kameraschwenks. Der Film wirkt nervös – auf Englisch: jittery. Davon hat sich irgendwie das Wort «Judder» abgeleitet.
Sam Mendes’ «1917» ist voller solcher gleichmässigen, langsam fliessenden Kamerabewegungen und damit perfekt für den Judder-Test. Achte beim Vergleich mit anderen Herstellern vor allem darauf, ob die vertikalen Balken in der Scheune flüssig durchs Bild laufen oder ins Stottern kommen.
Auch dieses Jahr zeigt LGs Alpha-9-Prozessor der nunmehr fünften Generation, wo der Hammer hängt: Stelle ich in den Einstellungen unter «Klarheit» auf «Natürliches Bild», ist von Judder kaum eine Spur zu sehen. Der japanische Hersteller Sony hingegen greift von Haus aus kaum in die Judder-Reduzierung ein. Ein Film, so der Gedanke Sonys, muss ruckeln. Wie im Kino früher, vor dem digitalen Zeitalter. Schön altmodisch. Oder altmodisch schön? Mir jedenfalls ist das zu viel Geruckel.
Im zweiten Vergleich kommt Samsungs OLED-Neural-Quantum-Prozessor zum Zug. Abgefilmt habe ich das Bild dort im Filmmaker-Mode. Von Haus aus hat es die Judder-Reduzierung komplett ausgeschaltet. Nachdem ich sie von «0» auf «7» hochschraube, ist Judder zwar sichtbar, wenn du darauf achtest, aber niemals aufdringlich. Im Vergleich mit LG sogar fliessender. Das gefällt mir. TCLs Prozessor im letzten Vergleich hat in diesem Punkt leider keine Chance – es stottert und ruckelt gewaltig.
Nächste Szene aus «1917». Auch hier sorgt Mendes’ Kameraarbeit für eine immense Herausforderung für die meisten Prozessoren. Gerade bei harten Kanten vor verschwommenem Hintergrund, etwa um die Helme der beiden Soldaten herum. Dort müssen sowohl der Prozessor als auch die Pixel unheimlich schnell reagieren.
LGs Alpha 9 und Samsungs Neural-Quantum-Prozessor geben sich auch hier keine Blösse. Sonys Prozessor hinkt erneut ein wenig hinterher, wenn auch nicht so stark wie TCLs Prozessor. Gerade im Vergleich mit letzterem spielen die (QD-)OLED-Panels eine Liga höher: Das perfekte Schwarz gibt dem Bild den Extra-Punch und verleiht der Szene mehr Tiefe.
Reaktionszeit der Pixel
Als Nächstes das Apple Original «For All Mankind». Ich will sehen, wie lange ein einzelnes Pixel braucht, um seine Farbe zu wechseln. Passiert das nicht schnell genug, sieht’s für dich so aus, als ob das Bild Schlieren ziehen würde – der Effekt wird «Ghosting» genannt. Achte beim Kameraschwenk über die Mondoberfläche auf den unten links eingeblendeten Text.
Keiner der TVs zeigt hier Schwächen. Höchstens bei LG ist anfangs ganz wenig Ghosting zu sehen. Das fällt aber kaum auf: gute Noten. Vor allem für TCL. Denn für LCD-Fernseher ist es schwer, diese Szene frei von Schlieren darzustellen. OLED-Fernseher hingegen haben technologiebedingt ausgezeichnete Reaktionszeiten. Darum gelten sie auch als hervorragende Gaming-Monitore. LCD-Fernseher sind in dem Punkt im Nachteil.
Upscaling
Jetzt zu einem der schwierigsten Tests: das Upscaling. Ich will sehen, wie gut der Prozessor qualitativ weniger hochwertige Quellen hochskaliert. Blu-rays oder das gute alte Live-Fernsehen zum Beispiel. Oder «The Walking Dead». Die Serie ist bewusst auf 16mm-Film aufgenommen worden, um mit einer altmodischen Körnung samt Bildrauschen das Gefühl einer kaputten, postapokalyptischen Welt zu erzeugen.
Auch hier macht LG eine gewohnt gute Figur. Gewohnt, weil ich LGs Prozessoren auch in vergangenen Jahren besonders gut im Aufwerten minderwertiger Quellen waren. Denn das da oben ist eine HD-Quelle mit SDR-Qualität, deren etwa 2 Millionen Pixel auf 8,3 Millionen Pixel aufgeblasen werden. Sonys Prozessor im ersten Vergleich kriegt zwar etwas mehr Bildschärfe hin. Dafür hat LG fast keine Kompressions-Artefakte und rauscht deutlich weniger: Stoppe das Video bei Minute 00:05 und achte auf die dunkle Fläche zwischen den beiden Männern, um zu sehen, was ich meine.
Samsungs Neural-Quantum-Prozessor im zweiten Vergleich macht den besten Job in dieser Szene: Das Bild ist scharf gezeichnet, angenehm warm, satt und trotzdem natürlich. Dazu fast kein Bildrauschen. Nur bei den Kompressions-Artefakten sehe ich LG etwas vorne. TCLs Prozessor schneidet hingegen am schlechtesten ab: Das Bild ist viel zu hell – als ob’s im Studiolicht und nicht im dunklen Wald gedreht worden wäre – und hat fast keinen Punch.
Gaming: Input Lag und Game Mode
Auch dieses Jahr will LG seinen OLED-Fernseher als bester Gaming-TV auf dem Markt positioniert wissen. Überhaupt will sich LG bei Gamern seit jeher beliebt machen. Das zeigt der in den nächsten Wochen erscheinende LG OLED Flex, ein Fernseher, der sich auf Knopfdruck krümmt.
Kollege Samuel hat ihn bereits getestet. Sobald der TV bei uns bestellbar ist, geht auch sein Test online. Aber zurück zum LG G2. Taugt der TV auch dieses Jahr zum Gamen? Absolut. Beim Messen der Farbkorrektheit im «Game Mode» komme ich auf ein durchschnittliches Delta E von 9,02 (lies oben bei «Color Error» nach, falls dich das Thema im Detail interessiert). Das ist zwar kein Referenzbild-Niveau. Aber das erwarte ich im «Game Mode» auch nicht. Game-Modi verringern nämlich bei allen Herstellern fürs Spielen unnötige Bildverbesserungs-Metadaten. Das verringert die Verarbeitungszeit und folglich den Input-Lag beim Fernseher – auf Kosten der Bildqualität. Darüber habe ich hier schon geschrieben.
Zum Vergleich: Im «Standard Mode» kommt LGs G2 auf ein Delta E von 15,28. Das ist mies: Je tiefer das Delta E, desto besser. Einzig TCLs Game-Modus hat in meinen Tests die angepeilte Delta-E-Grenze von 5 unterboten; in puncto Farbkorrektheit beim Gamen macht den Chinesen also niemand was vor, nicht mal LG.
Zum Input-Lag, also der Eingabeverzögerung: Mit dem Messgerät von Leo Bodnar messe ich einen durchschnittlichen Input Lag von sehr guten 10,4 Millisekunden bei einem UHD-Bild mit 60 Bildern pro Sekunde. Darüber hinaus unterstützt der Fernseher alle für Gamer relevanten Features:
- 4x HDMI-2.1-Anschlüsse (4K120Hz)
- Auto Low Latency Mode (ALLM)
- Variable Bildraten (Nvidia G-Sync, AMD Freesync Premium und HDMI Forum VRR)
Dazu ist LG – genau wie Samsung, Sony, Philips, TCL und Panasonic – eine Partnerschaft mit vielen grossen Spielestudios eingegangen. Das Ergebnis: HGiG – HDR Gaming Interest Group. Damit soll laut Hersteller sichergestellt sein, dass HDR so angezeigt wird, wie es die Spieleentwickler vorgesehen haben. Etwa beim Zocken von «Spider-Man: Miles Morales» auf meiner Playstation 5.
Im Vergleich mit TCL wird schnell klar, welches der beiden Fernseher die akkurateren Farben zaubert. Dafür stelle ich bei LG fest, dass Schwarz auch wirklich schwarz ist, die Kanten scharf aussehen und das Bild selbst bei schnellen und ruckeligen Kameraschwenks nicht verschwimmt. Achte etwa auf Miles’ dunkle Silhouette im Gegenlicht, die detaillierten Texturen des verschneiten New Yorks oder die gut sichtbaren Details in den Wolken. So sieht ein guter Game Mode aus.
Schön: Wie schon vergangenes Jahr bietet LG erneut ein dediziertes Untermenü an, in dem du fürs Gamen selber noch Feinjustierungen vornehmen und die aktuelle Bildrate ablesen kannst. Sehr wichtig: LGs G2 unterstützt den neuen VRR-120Hz-Modus der PS5 ohne Probleme.
Smart OS: webOS
LG setzt auf webOS, das 2021 komplett überarbeitet wurde und seitdem stark an die alte Version von Google TV erinnert – nicht zu meiner Freude. Das alte webOS war schlicht und schlank. Beim Druck auf die Hometaste öffnete sich nur eine App-Leiste am unteren Bildschirmrand. Jetzt öffnet sich ein ganzes Fenster voller Kacheln. Das wirkt voll und überladen.
Google hatte das Problem auch. Seit der letztjährigen Entschlackungskur ist sein Betriebssystem aber viel aufgeräumter. LG macht das Gegenteil. Am oberen Rand sind drei grosse Kacheln. Wetter links, in der Mitte Tipps, was der neue TV alles kann (danke?), und rechts eine Such-App. Darunter eine Zeile mit vorgeschlagenen Inhalten. Eigentlich sollten da Inhalte aus allen Streaming-Apps auftauchen, die ich benutze. Angezeigt werden aber nur Disney+-Inhalte, die rein gar nichts mit dem zu tun haben, was ich sonst so auf Disney+ schaue.
Dann folgt die App-Leiste. Die wichtigste Leiste. Sie ist jetzt die kleinste Leiste. Von hier an muss ich runterscrollen. Das fühlt sich zwar flüssig und reaktiv an – dank gutem Prozessor. Aber es ist genauso unsexy wie das Kuddelmuddel aus Kacheln, das mir angeschlossene Geräte, den Smart-Home-Hub und weiss-der-Kuckuck-was-noch-alles anzeigt. Gedöns, wo das Auge hinreicht. Ich bin immer noch kein Fan davon.
Fazit: Knapp reicht es nicht für den Spitzenplatz
Als ich Anfang Jahr das erste Mal über Samsungs kommende QD-OLED-Panels berichtete, fürchtete ich für LG das Schlimmste: die von Quantum Dots unterstützten organischen LEDs (darum das «Q» in «QD-OLED») schienen alles, was LGs herkömmliche OLEDs konnten, viel besser zu können. Vor allem in puncto Helligkeit und Farbsättigung.
Mit dieser Einschätzung lag ich nicht falsch. Nur ist Samsungs Vorsprung nicht ganz so gross, wie ich anfangs dachte: LG holt mit seinem OLED-Evo-Panel aus zweiter Generation nochmals alles aus einer Technologie heraus, die gut sechs Jahre lang die beste Bildqualität am Markt erzeugt hat. Das liegt an der nochmals optimierten chemischen Zusammensetzung des Evo-Panels und dem zusätzlichen Kühlkörper, den LG aber nur der G-Serie vergönnt. In einer Kategorie übertrumpft LG seine QD-OLED-Konkurrenz sogar bei den Messungen, dem Weissabgleich, in den anderen Messungen unterliegt er nur knapp. Das werte ich als grossen Erfolg.
Müsste ich mich heute für einen der oben genannten TV-Flaggschiffe entscheiden, würde ich tendenziell zu Samsungs S95B mit QD-OLED-Panel greifen. Viel mehr kostet er eh nicht. Sonys A95K hingegen schon. Bei Samsung oder Sony bleibt nur das grosse Fragezeichen, welche Kinderkrankheiten noch nicht entdeckt und erst im Laufe der Jahre auftauchen werden.
Mein Tipp ist darum ein TV, den ich bisher nur am Rande erwähnt habe, weil ich ihn noch nicht selber testen konnte: LGs OLED C2. Erstens, weil er fast tausend Franken weniger kostet als die G-Serie. Zweitens, weil ich die C-Serien, die ich in der Vergangenheit getestet habe, stets hervorragend fand. Und drittens, weil ich mir genau darum nicht vorstellen kann, dass das Bild der C-Serie nur wegen des fehlenden G2-Kühlkörpers deutlich weniger gut ist.
Titelfoto: Luca FontanaAbenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»