Aus China kommt viel Power: TCLs neuer Mini-LED-Fernseher im Test
Gross ist er schon. Zumindest in China und Nordamerika. Jetzt will er auch in Europa Fuss fassen: Hersteller TCL. Mit dem C93-Mini-LED-TV schürt der Neo-Gigant grosse Erwartungen – aber erfüllt sie im Test nicht ganz.
Als TCL – notabene einer der grössten TV-Hersteller der Welt – Ende 2019 Mini LED präsentiert, horcht die Branche auf. Die neue Hintergrundlicht-Technologie verspricht für LCD-Fernseher nicht nur ähnlich gute Schwarzwerte wie bei OLED-Fernsehern. Sie will auch sämtliche Vorteile von herkömmlichen LEDs behalten. Sprich: gute Maximalhelligkeit und keine Burn-In-Gefahr. Dazu handelt TCL seine Fernseher traditonell zu sehr fairen Preisen.
«Mini LED ist nicht nur gleich gut wie OLED. Mini LED ist besser», sagt damals ein euphorischer Olivier Semenoux, Head of Product Management bei TCL Europe, im Interview zu mir.
Zweieinhalb Jahre später hat sich die kühne Ansage Semenoux’ noch nicht bewahrheitet. Immerhin verhilft die fortschrittliche Hintergrundlicht-Technologie LCD-Fernsehern zu einem deutlich besseren Standing im Kampf gegen OLED. Samsung, LG und Sony sind deswegen längst an Bord des Mini-LED-Zugs. Entsprechend ist der C93, TCLs jüngstes Flaggschiff, keine Revolution des Konzepts, sondern eine konsequente Weiterentwicklung: mehr Mini-LEDs, gründlicheres lokales Dimmen, weniger Blooming, besseres Bild und hochwertigerer Sound – auch dank Dolby-Atmos-Unterstützung.
Aber die Konkurrenz schläft nicht, sie rüstet förmlich auf. Samsung vermochte mich mit seinem Mini-LED-Fernseher sogar zu begeistern. TCLs C93 – so viel vorweg – gelingt das nicht; das an sich tolle Panel wird noch immer vom Prozessor eingebremst. Das war schon 2020 beim Mini-LED-Debüt mit dem X10 der Fall. Trotzdem: TCL macht Schritte in die richtige Richtung.
Full Disclosure: Der Fernseher, die 65-Zoll-Version, wurde mir von TCL zum Testen zur Verfügung gestellt.
Design: Top und sogar mit verbessertem Sound
Im neuen Flaggschiff des chinesischen Tech-Unternehmens steckt ein 144-Hz-LCD-Panel mit LED-Hintergrundbeleuchtung. Das heisst, dass das Bild bis zu 144-mal pro Sekunde aufgebaut werden kann. Das soll für ein ultra-flüssiges, schmierenfreies Bild sorgen, auch wenn es kaum Inhalte beim Fernsehen gibt, die solch hohe Bildraten überhaupt ausnutzen. Zahlenblenderei? Vielleicht. Als PC-Monitor wirst du den Fernseher kaum nutzen. Konsolenspiele werden aktuell auf 60- bis 120-Bildern pro Sekunde optimiert. Und Filme und Serien werden eh nur mit 24 Bildern pro Sekunde gedreht.
Eingepackt ist das Panel dafür TCL-typisch im schicken dünnen Alurahmen. Die zwei Front-Lautsprecher am unteren Bildschirmrand werden von einem Alugitter bedeckt. Auf der hinteren Seite des Panels befinden sich zwei nach oben abstrahlende Treiber – für Dolby-Atmos-Sound – und ein eingebauter Subwoofer für den Bass. TCL betont, das 2.1.2-System zusammen mit Audio-Elektronik-Hersteller Onkyo entwickelt zu haben. In der Praxis hört sich das für einen Fernseher tatsächlich ganz ordentlich an. Aber niemals gut genug, um eine anständige Soundbar zu ersetzen.
Ganz ehrlich? Wer einen Fernseher in dieser Preiskategorie kauft, wird sich nicht mit nur halbwegs vernünftigen TV-Lautsprechern zufriedengeben. Deren tiefgründige Analyse lasse ich darum aus.
Apropos: Zwischen der unteren Fernseherkante und dem TV-Möbel sind nur etwa drei Zentimeter. Das kann bei einigen Soundbars – etwa Sonys HT-A7000, die ich erst kürzlich getestet habe – zum Problem werden: Ist der Infrarot-Sensor für die Fernbedienung bedeckt, wird das Ein- und Ausschalten des Fernsehers zum Krampf.
Seitlich betrachtet ist der C93 mit seinen 5,8 Zentimetern ziemlich dünn für einen LCD-Fernseher. Die meisten sind so um die sechs bis sieben Zentimeter dick. Das liegt an der zusätzlichen LED-Schicht, die die LCD-Pixel im Panel zum Strahlen bringen. Eine solche LED-Schicht hat TCLs C93 zwar auch. Nur sind da keine herkömmlichen Lämpchen, sondern Mini LEDs. Die bringen nicht nur bessere Bildqualität, sondern sind vor allem viel kleiner. Dazu später mehr.
Zu den Specs. TCL bietet Folgendes:
- 4x HDMI-2.1-Anschlüsse (4K144Hz, ALLM, FreeSync Premium Pro und HDMI Forum VRR)
- Einer davon mit eARC (HDMI 3)
- 1x USB-2.0-Port
- 1x Ausgang für Toslink
- 1x LAN-Port
- 1x CI+ 1.4
- Antennenanschlüsse
- Bluetooth 5.2
Alle vier HDMI-Eingänge unterstützen HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision. Gerade Letzteres finde ich cool. Schliesslich ist TCL einer der wenigen TV-Hersteller, der nicht entweder HDR10+ oder Dolby Vision bietet. Dazu kommt Dolby Atmos inklusive Passthrough, falls du den Sound zu einem externen Soundsystem weiterschleifst.
Noch ein Wort zum Gewicht. Der Fernseher ist 32,4 Kilogramm schwer. Falls du den Fernseher an die Wand montieren willst, benötigst du deshalb eine VESA-300×400mm-Halterung. Die findest du bei uns hier im Shop.
Mini LED in a Nutshell
Um dir Mini LED richtig zu erklären, bräuchte es einen ganzen Artikel. Gut, habe ich den schon früher geschrieben. Falls dir das zu lange geht, kommt hier die kürzere Form. Wenn du nur wissen willst, wie gut der C93 ist, kannst du gleich alles überspringen und zum Kapitel «Messungen: Hohe Helligkeit, aber keine Spitzen-Farbtreue» scrollen.
Kommen wir zu einem der wichtigsten Features des C93: Mini LED. Das bedeutet, dass Tausende dicht nebeneinander liegende LEDs fürs Hintergrundlicht sorgen. Denn LCD-Pixel können nicht von selbst leuchten, sondern müssen von hinten angestrahlt werden. Und dort, wo Pixel schwarz bleiben sollen, wird das LED-Licht von Leuchtkristallen und Polarisationsfiltern abgeschottet – theoretisch. In der Praxis dringt aber immer ein wenig Licht durchs Pixel durch. Darum ist bei LCD-Fernsehern da, wo Schwarz sein müsste, eher Dunkelgrau.
TV-Hersteller haben deswegen Full Array Local Dimming (FALD) ausgetüftelt: Hunderte LEDs, die lokal dimmen. Das sorgt für bessere Schwarzwerte – und damit bessere Kontraste, die es mit der OLED-Konkurrenz aufnehmen sollen. Im Prinzip ist «Mini LED» wie FALD. Nur eben mit Tausenden statt Hunderten LEDs. Das geht, weil Mini-LEDs viel kleiner sind als FALD-LEDs. Mittlerweile werden sogar 0,152 Millimeter kleine Mini-LEDs gebaut. Im Klartext: Mini LED ist die konsequente Weiterentwicklung von FALD.
Warum sind kleinere LEDs besser als grosse? Vor allem, weil sie nerviges Blooming reduzieren, eine Art Heiligenschein, der entsteht, wenn helle Kanten vor dunklem Hintergrund nicht punktgenau angestrahlt werden. Dann strahlen LEDs nämlich auch dort, wo eigentlich Schwarz sein sollte. Mehrere kleinere LEDs hingegen sind präziser als wenige grosse LEDs. Und weil es in Mini-LED-Fernsehern viel mehr LEDs gibt als in FALD-Fernsehern, gibt es auch mehr dimmbare Zonen und damit weniger Blooming.
Ein Beispiel: Dem 65-Zoll-Modell aus LGs SM9900-Serie werden etwa 100 Dimm-Zonen nachgesagt. Achte unten beim LG-Bild rechts auf die Gesichter, vor allem beim asiatischen Schauspieler. Es wirkt, als ob ihm ein Heiligenschein folgen würde. Was tatsächlich passiert, ist, dass die Hintergrund-LEDs die Gesichter nicht punktgenau anstrahlen. Dadurch strahlen die LEDs auch auf jene Pixel, die eigentlich schwarz sein sollten. Bei TCLs C93 – oder im zweiten Vergleich bei Samsungs QN95B – siehst du hingegen nichts dergleichen. Laut Rtngs.com sind da nämlich über 700 Dimm-Zonen.
Du siehst: Dank Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung kann TCLs C93 verdammt gut lokal dimmen. Damit kriegt er für einen LCD-Fernseher beeindruckendes Schwarz hin – und damit bessere Kontraste als seine FALD-Geschwister.
Messungen: Hohe Helligkeit, aber keine Spitzen-Farbtreue
Was jetzt kommt, geht noch tiefer in die Materie als die Mini-LED-Erklärung oben. Falls dich Tabellen und Diagramme nicht interessieren, kannst du das alles überspringen und direkt zum Kapitel «Das Bild: Wunderschöne, akkurate Farben – aber nur bei Dolby Vision» scrollen. Ab dort kommen meine subjektiven Eindrücke mit ganz viel Videomaterial.
Natürlich könnte ich nur abgefilmte oder abfotografierte Displays zeigen und auf Stärken und Schwächen hinweisen. Letztlich würde ich so aber nur mein subjektives Empfinden wiedergeben. Wie hell, natürlich und farbgetreu ein Fernseher tatsächlich ist, lässt sich schliesslich auch in Zahlen messen. Das hat einen Vorteil: Zahlen sind objektiver als ich.
Um dir diesen neuen Service zu bieten – bis jetzt gibt’s den erst bei meinen Reviews von Samsungs 2022er Neo QLED (QN95B), Sonys 2022er QD-OLED (A95K) und Samsungs 2022er QD-OLED (S95B) – haben wir uns in der Redaktion professionelles Werkzeug von Portrait Displays angeschafft.
Ich habe alle Bildschirm-Modi des Fernsehers ausgemessen. Von «Standard» über «Kino» bis zu «Dolby Vision», ohne Kalibrierung und manuelle Veränderungen in den Einstellungen. So, wie die meisten Normalsterblichen einen Fernseher benutzen. Schliesslich willst du ja wissen, ob ein Fernseher auch ohne teure und professionelle Kalibrierung akkurat und farbtreu ist. Nur die Sensoren für die automatische Helligkeit habe ich abgeschaltet. Die braucht kein Mensch.
Die besten Werte bei allen Arten von Inhalten – ausser beim Gamen, dafür solltest du immer den Game-Mode nehmen – erzielte der «Dolby Vision»-Modus. Die unten aufgeführten Messungen beziehen sich darum stets auf «Dolby Vision». Ausser dort, wo kein Dolby Vision als HDR-Quelle existiert. In diesem Fall habe ich den Modus «Kino» verwendet.
Die maximale Helligkeit
Die Helligkeit ist aus zwei Gründen für den Fernseher wichtig. Einerseits beeinflusst sie den Kontrastwert. Sie entscheidet darüber, wie viele unterschiedliche Farben ein Fernseher darstellen kann. Andererseits ist die Helligkeit dann wichtig, wenn du oft in lichtdurchfluteten Räumen fernschaust. Ist ein Fernseher nicht hell genug, kann er vom Umgebungslicht im Zimmer überstrahlt werden. Auf dich wirkt das Bild dann eher blass.
Schauen wir uns die Helligkeit des C93 an. In der Grafik vergleiche ich direkt mit Samsungs QN95B, die diesjährige Mini-LED-Konkurrenz.
Nit ist die englische Masseinheit für Candela pro Quadratmeter (cd/m²), also der Leuchtdichte beziehungsweise Helligkeit. 100 Nit entsprechen etwa der Helligkeit des Vollmondes am Nachthimmel.Es gibt zwei Achsen: Die Vertikale steht für Helligkeit, die Horizontale für den Ausschnitt, in dem die Helligkeit gemessen wird. Bei zwei Prozent der gesamten Bildfläche, also punktuell und bei sehr kleinen Bildbereichen, erzielt TCLs C93 selbst für LCD-Verhältnisse einen wahnsinnig hohen Luminanzwert von über 2300 Nit. Und das im Dolby-Vision-Modus, der eher etwas dunkler ist als der «Standard»-Modus des Fernsehers.
Interessant ist der Vergleich mit Samsungs QN95B. TCL strahlt bei fast allen Fenstergrössen klar heller. Ausser bei der vollen Fenstergrösse, da schrumpft die Differenz auf nur noch schwer wahrnehmbare 23 Nit herunter. Ich würde also nicht sagen, dass TCLs Fernseher per se heller strahlt. Aber dort, wo die Pixel nur ganz punktuell hell leuchten müssen, hat TCL mehr Power. Etwa bei Laternen, einer Sonne oder Scheinwerfern.
Zur Einordnung: 681 Nit sind viel. Würdest du 2300 Nit auf 100 Prozent der Bildschirmfläche bekommen, würde es dir die Augen aus dem Kopf brennen. 681 Nit hingegen sind mehr als genug, um selbst in einem hellen Zimmer bei dunklen Szenen etwas auf dem Bild zu erkennen. Eine für LCD-Fernseher typische Eigenschaft übrigens. OLED-Fernseher strahlen technologiebedingt deutlich weniger hell. Viel Umgebungslicht bereitet ihnen darum Mühe.
Der Weissabgleich
Wie genau sieht Weiss eigentlich aus? Das kommt auf die Farbtemperatur an. Auf die Wärme oder Kälte von Weiss. Warm geht in Richtung Gelb/Orange. Kalt tendiert zu Blau. Das wiederum wirkt sich auf die Darstellung von Farben aus. In der Industrie hat man sich beim Kalibrieren auf ein Weiss mit 6500 Kelvin geeinigt, kurz: Weisspunkt D65. Die Meisten würden das eher als warmes Weiss empfinden, genauso wie die daraus resultierenden Farben. So auch im «Dolby Vision»- oder «Kino»-Modus. Das Weiss und die Farben im «Standard»-Modus sind viel kälter. Allein schon deswegen erzeugt der «Standard»-Modus kein referenzwürdiges Bild.
Weiss entsteht beim Fernseher, wenn die roten, grünen und blauen Subpixel pro Pixel gleichzeitig und gleich stark strahlen. Die volle Helligkeit erzeugt also das hellste Weiss. Die niedrigste Helligkeit hingegen das tiefste Schwarz. Alles dazwischen ist demnach nichts weiter als Grautöne. Die Genauigkeit des Weissabgleichs wird darum mit zwei Tabellen gemessen:
- Graustufen Delta E (dE)
- RGB-Balance
Das Graustufen dE zeigt, wie stark die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Die RGB-Balance zeigt an, in welche Richtung die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Warum ist das wichtig? Schauen wir uns das am konkreten C93-Beispiel an:
Würdest du den Fernseher direkt neben einen Referenzmonitor stellen, bedeutete das:
- Wert ist 5 oder höher: Die meisten Menschen erkennen den Unterschied zum Referenzmonitor.
- Wert zwischen 3 und 5: Nur Expertinnen und Enthusiasten erkennen den Unterschied.
- Wert zwischen 1 und 3: Nur Expertinnen erkennen den Unterschied, die Enthusiasten nicht.
- Wert unterhalb von 1: Selbst Expertinnen erkennen keinen Unterschied.
Jeder Wert, der unter fünf liegt, ist für einen nicht-kalibrierten Fernseher ein sehr guter Wert. TCLs C93 bekommt das meistens, aber nicht durchgehend hin. Im Schnitt liegt das durchschnittliche dE bei 3,9 dE (dE Avg). Das ist ein guter, aber nicht der bislang beste von mir gemessene Wert; der gebührt Samsungs S95B, ein QD-OLED-Fernseher. Das ist keine Überraschung: QD-OLED-Fernseher dürften aktuell das beste TV-Bild erzeugen. Im Vergleich mit Samsungs Neo-QLED-Fernseher und seinem durchschnittlichen dE von 2,56 fällt TCLs C93 dennoch etwas ab.
Der Blick auf die RGB-Balance zeigt nun, inwiefern der Weissabgleich vom Referenzwert abweicht. Dort zeichnet sich nämlich ein leichter Blaustich ab, je weisser das erzeugte Weiss ist. Sprich: die blauen Subpixel strahlen etwas zu stark. Aber wie gesagt, die Abweichung bewegt sich gerade noch so um dE 5. Dass du den Blaustich bei einem echten Bild tatsächlich als solchen empfindest, ist daher sehr unwahrscheinlich. Gute Noten also für TCLs C93.
Der Color Gamut
Weiter geht’s mit dem Color Gamut, der Abdeckung der gängigsten Farbräume: Je grösser der Kontrast, desto mehr Farben können dargestellt werden und desto natürlicher wirkt das Bild. Wichtig ist der Gamut darum bei HDR-Inhalten, da sie mit ihrem namensgebenden hohen Dynamikumfang auf grosse Farbräume zurückgreifen.
- Rec. 709: 16,7 Millionen Farben, Standard-Farbraum für SDR-Inhalte wie Live-TV und Blu-Rays
- DCI-P3 uv: 1,07 Milliarden Farben, Standard-Farbraum für HDR-Inhalte, von HDR10 bis Dolby Vision
- Rec. 2020 / BT.2020 uv: 69 Milliarden Farben, wird in der Film- und Serien-Industrie noch kaum genutzt
Der grosse «Farbklecks», inklusive der abgedunkelten Bereiche, zeigt die ganze, vom menschlichen Auge erfassbare Farbpalette. Der aufgehellte Bereich links zeigt den Farbraum BT.2020. Rechts dasselbe, einfach der kleinere DCI-P3-Farbraum. Die weissen Kästchen zeigen die eigentlichen Grenzen der jeweiligen Farbräume. Die schwarzen Kreise hingegen die beim Messen tatsächlich gemessenen Grenzen.
Folgende Farbraumabdeckungen hat die Messung ergeben:
- Rec. 709: 100% (gut = 100%)
- DCI-P3 uv: 86,11% (gut = >90%)
- Rec. 2020 / BT.2020 uv: 61,54% (gut = >90%)
Der C93 kommt beim wichtigen Farbraum DCI-P3 also «nur» auf 86,11 Prozent Abdeckung. Das ist nicht herausragend, aber immer noch nahe genug am Benchmark, um nicht als ungenügend durchzugehen. Dennoch: Samsungs Neo QLED kommt in dieser Disziplin auf eine für LCD-Fernseher sehr gute Abdeckung von 92,49 Prozent. OLED-Fernseher schaffen sogar etwas mehr. Und QD-OLED-Fernseher erreichen beinahe 100%.
Den BT.2020-Farbraum deckt TCLs C93 mit 61,54 Prozent hingegen weniger gut ab. Für LCD-Fernseher üblich wären eher Werte um die 70 Prozent. Bei entsprechenden Inhalten würde es beim C93 zu gut sichtbaren Kompressionen führen. Würde. Stand heute schaffen selbst OLED-Fernseher kaum 80 Prozent BT.2020-Abdeckung. Nur QD-OLED-Fernseher erreichen die angepeilten 90 Prozent gerade noch so. Genau darum kalibriert die Film- und Serienindustrie ihre HDR-Inhalte fast nur im viel weiter verbreiteten DCI-P3-Farbraum. Der BT.2020-Farbraum gilt eher als Farbraum der Zukunft und der Abdeckungs-Wert darum nur als Indikator für Zukunftstauglichkeit.
Viel wichtiger ist darum der Color Error.
Der Color Error
Farben sind fürs Fernsehgerät nämlich keine Farben, sondern Zahlen. Zahlen, die die Farben innerhalb eines vorgegebenen Farbraums genau definieren. Etwa Feuerrot. Efeugrün. Oder Kadettblau. Schaust du fern, werden diese Zahlen als Metadaten an deinen Fernseher gesendet. Der interpretiert die Daten und stellt sie als entsprechende Farben dar. Einfach. Oder?
Jein. Fernseher können zwar die meisten Signale innerhalb der gängigsten Farbräume verarbeiten und darstellen. Das bedeutet aber nicht, dass sie die Farben auch akkurat darstellen. Sonst würde das Bild bei allen Fernsehern ja genau gleich aussehen. Es gilt darum: Je mehr die dargestellten Farben denen auf Referenzmonitoren entsprechen, desto farbgetreuer und besser der Fernseher.
Wie schon oben bei den Graustufen wird die Abweichung vom Fernseher zum Referenzwert als dE bezeichnet. Die weissen Kästchen zeigen die vom Testbildgenerator an den Fernseher gesendeten Referenzfarben an. Die schwarzen Kreise hingegen die tatsächlich gemessenen Farben. Auch hier gilt: dE-Werte unterhalb von 5 sind für nicht-kalibrierte Fernseher gut.
dEa BT.2020 Sweeps: 3,41 (max 7,45)
dEa P3 Sweeps: 3,39 (max 6,97)
Die Grafik zeigt ganz klar: TCLs C93 hat schon von Haus aus eine gute Farbtreue bei Dolby-Vision-Inhalten. Tatsächlich messe ich bei insgesamt 40 Messwerten ein durchschnittliches dE von guten 3,39. Das ist nicht so gut wie das 2,97 von Samsungs Neo QLED. Aber nahe dran. Nur bei extrem gesättigtem Rot, Magenta und Blau weicht der Fernseher etwas zu stark von der Norm ab. Sicher, mit einer Kalibrierung könnte der Wert sogar noch unter 3, vielleicht sogar bis auf knapp unter 2 gedrückt werden. Aber der Unterschied zu einem Referenzmonitor ist insgesamt und mit allen anderen Farben zusammen so gering, dass selbst Expertinnen und Experten ihn kaum sehen können.
Zum Vergleich: Im Standard-Modus war das durchschnittliche dE bei miserablen 17,42. Nur Samsungs Neo QLED sieht im Standardmodus mit seinen 19,24 noch schlechter aus. Aber auch TCLs Kino-Modus enttäuscht, den ich stets bei Nicht-Dolby-Vision-Inhalten aktiviere. Dort lag das durchschnittliche dE bei 7,54. Das ist viel zu hoch für jenen Modus, der bei Herstellern oft als «Referenz»-Modus gepriesen wird. Tatsächlich sind die «Kino»-Modi von anderen Herstellern, deren TVs ich habe ausmessen dürfen, deutlich besser und vor allem unter der angepeilten 5-dE-Grenze.
Spiegelungen
Per se messbar sind Spiegelungen auf dem Bildschirm nicht. Einige von euch haben mir aber geschrieben und sich gewünscht, dass ich trotzdem in meinen Tests darauf eingehe. Gute Idee. Zum Testen stelle ich eine ganz normale Situation im Wohnzimmer nach: ein Foto bei Tag, ohne geschlossene Gardinen, Jalousien oder Rollläden. Hinter mir der Backofen, neben dem Fernseher die Stehlampe. Das Licht der Stehlampe wird von der Scheibe des Ofens hinter mir reflektiert und zurück auf den Fernseher geworfen.
Und hier das Ergebnis:
Der TCL C93 kommt mit direkten Reflexionen weniger gut zurecht als etwa Samsungs S95B. Gerade abends kann die Lampe beim TV-Gucken echt störend wirken. Tagsüber sind Reflexionen allerdings kaum ein Problem. Das liegt aber mehr an der hohen Helligkeit des Fernsehers als an der eher durchschnittlichen Anti-Reflexionsschicht.
Zwischenfazit nach der Messung
Ziehen wir ein kurzes Zwischenfazit. TCLs C93 hat ein helles Bild, das am besten in lichtdurchfluteten Zimmern zur Geltung kommt. In abgedunkelten Zimmern sehen OLED- oder QD-OLED-Bilder dennoch besser aus. Die gängigsten Farbräume – Rec. 709 und DCI-P3 – werden gerade noch so genügend abgedeckt. Die Farbechtheit bei «Dolby Vision»-Inhalten ist gut. Nur der «Kino»-Modus enttäuscht: Wo dessen Farbechtheit bei anderen Herstellern stets sehr gut ist, schneidet er bei TCL ungenügend ab.
Das Bild: wunderschöne, akkurate Farben – aber nur bei Dolby Vision
Helles Bild. Gute Farbe bei Dolby Vision. Weniger bei restlichen HDR-Inhalten. Theoretisch. Wie sieht’s in der Praxis aus?
Farbwiedergabe
Farbenprächtiger als in «Guardians of the Galaxy, Vol. 2» geht es kaum. Besonders in dieser Szene: Die im Abendrot getauchte Szene vor Egos Palast knallt im gesättigten Rot. Drax’ Haut sieht gestochen scharf aus. So scharf sogar, dass seine blutroten Tattoos regelrecht hervorgehoben werden. Im Vergleich mit der Mini-LED-Konkurrenz von Samsung hat die Szene bei TCL aber einen leichten Grünstich. Das haben übrigens fast alle Szenen, die ich getestet habe und in denen Rot als Farbe dominiert. Nichts Wildes allerdings. Ohne direkten Vergleich würde das kaum auffallen. In den darauf folgenden Vergleichen mit Samsungs und Sonys QD-OLED-Panels fallen dafür die weniger intensiven Farben auf – ein Vorteil der QD-OLED-Technologie.
Schalten wir ein paar Gänge zurück. Nicht immer müssen Farben im Bild geradezu knallen. Etwa bei «James Bond – Skyfall», als James und der junge Quartiermeister Q in einem Kunstmuseum das Bild eines stolzen, alten Schlachtschiffs betrachten, das schmachvoll auf den Schrott geschleppt wird. Natürlich eine Anspielung auf den alternden Geheimagenten. Noch habe ich für diese Szene nur Vergleichsmaterial von Samsung. Interessant ist das Ergebnis dennoch. Hier siehst du nämlich den Unterschied zwischen Dolby Vision und herkömmlichem HDR. Das, weil Samsung als einer der wenigen TV-Hersteller keine Dolby-Vision-Lizenz hat.
Das fehlende Dolby-Vision-Format ist immer noch eine der wenigen grossen Schwächen Samsungs: TCLs Dolby-Vision-Bild wirkt nämlich angenehm warm, kräftig und trotzdem natürlich. Das siehst du vor allem bei Minute 3:07 im obigen Video, wenn du auf die Hauttöne und die Tapeten im Hintergrund achtest.
Black Crush und Shadow Details
Nicht alle Szenen sind hell. Manche sind richtig dunkel. Darum möchte ich TCLs Fähigkeit testen, Details in dunklen Bildbereichen darzustellen. Dem C93 mache ich es dabei alles andere als leicht. Ich vergleiche ihn zuerst mit der Mini-LED-Konkurrenz von Samsung. Dann sogar direkt mit Samsungs und Sonys QD-OLED-Fernseher, die diese Szene viel besser darstellen dürften. Das hat einen ganz bestimmten Grund: OLED-Pixel emittieren ihr eigenes Licht. Bei einem UHD-Bild mit über acht Millionen Pixeln sind das de facto über acht Millionen Dimm-Zonen. Darum können OLED-Fernseher perfektes Schwarz darstellen, haben bessere Kontraste und erst noch kein Blooming.
Kurz: Dunkle Szenen sind ihre Paradedisziplin.
Etwa hier, bei «Blade Runner 2049». Im ersten Vergleich zwischen den beiden Mini-LED-TVs siehst du gut, wie die höhere Spitzenhelligkeit bei TCL meiner Kamera mehr Mühe bereitet, die Helligkeit richtig einzufangen, als bei Samsung. Besonders in Ryan Goslings Grossaufnahme. TCL aber handelt das Blooming um die Fenster herum etwas besser. Dafür gibt Samsung mehr Details in den dunklen Bildbereichen wieder.
Der wahre Augenöffner kommt aber erst im Vergleich mit den QD-OLEDs, oben ab Minute 1:11. Achte nochmals aufs Blooming um die Fenster herum. Sowohl bei Samsungs als auch bei Sonys QD-OLED kommt die Szene wunderbar dunkel daher. Filmst du nämlich im Gegenlicht, ist es normal, dass der Rest in schwarzen Silhouetten verschwindet. Darum kann hier auch nicht von Black Crush die Rede sein – Details, die von der Dunkelheit verschluckt werden. Beim Mini-LED von TCL hingegen werden Bereiche aufgehellt, die meiner Meinung nach nicht aufgehellt gehören. Das sieht falsch aus. Unnatürlich. Eben: Filmen im Gegenlicht.
Helligkeitsabstufungen
Ein letzter Bildtest: Helligkeitsabstufungen. Technologiebedingt lassen hier vor allem LCD-Fernseher ihre Muskeln spielen. Eigentlich. Achte im folgenden «Jurassic World»-Beispiel auf die Sonne im Hintergrund: Wo bei Samsung die Sonne gut als Kugel am Firmament zu erkennen ist, überstrahlt sie bei TCL alle Details am Himmel. Gut möglich, dass die Helligkeitssteuerung ihre liebe Mühe mit so viel Helligkeit hat.
Interessant aber ist, dass ausgerechnet Sonys QD-OLED-Panel das helle Bildmaterial am besten handhabt; auf mich wirkt es heller und trotzdem natürlicher als seine Konkurrenz. Vor allem, wenn ich auf die Hautfarbe achte.
Prozessor: gute, aber nicht herausragende Noten
Der Prozessor ist das Gehirn des Fernsehers. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Bildsignale zu empfangen, zu verarbeiten und darzustellen. Verarbeiten heisst, dass er schlechte Bildqualität erkennt und sie aufwertet. Bei TCL tönt das so: «Erleben Sie unglaubliche Bilddetails, wie sie von den Filmemachern beabsichtigt waren. Das Bild, das Sie sehen, ist so detailliert wie in der realen Welt. Tauchen Sie noch tiefer in die Tiefe und ins Detail ein!»
Hinter all dem sensationellen Marketing-Geschwurbel steckt, dass der Prozessor Rauschen entfernen, Farben verstärken, Kanten glätten, Bewegungen flüssiger machen und allfällige fehlende Pixel-Informationen dazurechnen soll.
Motion Processing und Judder
Zum Start mache ich es dem Prozessor gleich richtig schwer. Konkret: Judder, ein Phänomen, das alle TVs haben. Judder entsteht, wenn das Bildsignal und das TV-Panel nicht dieselbe Bildrate haben. Bei Kinofilmen zum Beispiel. TCLs C93 kann bis zu 144 Bilder pro Sekunde darstellen. Filme sind aber mit 24 Bildern pro Sekunde gedreht. Prozessoren synchronisieren diese Ungleichheit mit Zwischenbildberechnungen. Ist der Prozessor dabei zu aggressiv, wirkt das Bild so übertrieben flüssig wie bei einer Soap Opera à la «Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Hält er sich aber zurück, kommt das Bild ins Stottern. Gerade bei langen Kameraschwenks. Der Film wirkt nervös – auf Englisch: jittery. Davon hat sich irgendwie das Wort «Judder» abgeleitet.
Sam Mendes’ «1917» ist voller solcher gleichmässigen, langsam fliessenden Kamerabewegungen und damit perfekt für den Judder-Test. Achte beim Vergleich mit anderen Herstellern vor allem auf die vertikalen Balken in der Scheune.
TCL findet offenbar, dass ein Film ruckeln muss, schön cineastisch. Wie früher im Kino, vor dem digitalen Zeitalter. Mir ist das Geruckle aber zu viel. Zum Glück gibt’s die erweiterten Bildeinstellungen: Unter «Motion Flow» lässt sich die Judder-Reduktion aggressiver einstellen. Das Stottern wird dadurch weniger aufdringlich – ganz weg kriege ich es aber nicht.
Nächste Szene aus «1917». Auch hier sorgt Mendes’ Kameraarbeit für eine immense Herausforderung für die meisten Prozessoren. Gerade bei harten Kanten vor verschwommenem Hintergrund, etwa um die Helme der beiden Soldaten herum. Dort müssen sowohl der Prozessor als auch die Pixel unheimlich schnell reagieren.
Hier schlägt sich TCLs Prozessor schon besser, auch wenn er die Muskeln nicht ganz so stark spielen lässt wie etwa Samsungs oder Sonys Prozessor. Trotzdem: Das Bild fliesst, wirkt aber nie unnatürlich. Dazu kommt die präzise eingestellte Farbtemperatur. Nur in den dunklen Bereichen spielen die QD-OLED-Panels eine Liga höher: Das perfekte Schwarz gibt dem Bild den Extra-Punch und verleiht der Szene mehr Tiefe.
Reaktionszeit der Pixel
Als Nächstes das Apple Original «For All Mankind». Ich will sehen, wie lange ein einzelnes Pixel braucht, um seine Farbe zu wechseln. Passiert das nicht schnell genug, sieht’s für dich so aus, als ob das Bild Schlieren ziehen würde – der Effekt wird «Ghosting» genannt. Dabei vergleiche ich mit TCLs C82, dem direkten Vorgänger des C93-Mini-LED-Fernsehers. Achte beim Kameraschwenk über die Mondoberfläche auf den darunter eingeblendeten Text. Dann siehst du rechts beim C82 die Schlieren, die ich meine. Beim C93 links hingegen siehst du fast gar nichts. Das spricht für einen klar besseren Prozessor.
Nicht schlecht, TCL. Denn für LCD-Fernseher ist es schwer, diese Szene frei von Schlieren darzustellen. Das zeigt der zweite Vergleich mit Samsungs Mini-LED-Fernseher. Achte dort vor allem auf den Doppelpunkt. Die QD-OLED-Fernseher danach geben sich überhaupt keine Blösse. Das überrascht mich nicht. OLED-Fernseher haben technologiebedingt ausgezeichnete Reaktionszeiten. Darum gelten sie auch als exquisite Gaming-Monitore. LCD-Fernseher sind in dem Punkt im Nachteil.
Upscaling
Jetzt der schwierigste Test. Dieses Mal will ich sehen, wie gut der Prozessor qualitativ weniger hochwertige Quellen hochskaliert. Blu-rays oder das gute alte Live-Fernsehen zum Beispiel. Oder «The Walking Dead». Die Serie ist bewusst auf 16mm-Film aufgenommen worden, um mit einer altmodischen Körnung samt Bildrauschen das Gefühl einer kaputten, postapokalyptischen Welt zu erzeugen.
TCLs C93 beherrscht Upscaling. Zur Einordnung: Das da oben ist eine HD-Quelle mit SDR-Qualität, deren etwa 2 Millionen Pixel auf 8,3 Millionen Pixel aufgeblasen werden. Mit anderen Worten: 75 Prozent des Bilds sind gerechnet. Schärfe und Kantenglättung sind sehr gut. Das Rauschen zwischen den beiden Darstellern ist beinahe komplett eliminiert. Das gefällt mir bei TCL sogar besser als bei Sony – dort sieht’s mir zu stark nach Schneegestöber aus. Dafür siehst du im Vergleich gut, wie viel natürlicher die Farben der «Kino»-Modi der anderen Hersteller sind.
Gaming: Input Lag und Game Mode
Taugt der TV auch zum Gamen? Absolut. Beim Messen des Color Errors komme ich sogar auf ein dE von nur 4,19. Das ist nicht einfach nur unter der angepeilten dE-5-Grenze bei «Kino»-Modi. Das ist das tiefste je von mir gemessene dE in einem Game-Modus – und dann liegt es erst noch unter der besagten Grenze. Im Klartext bedeutet das: Die Farben sind für einen Game-Modus unheimlich gut kalibriert. Normal ist das nicht. Game-Modi verringern fürs Spielen unnötige Bildverbesserungs-Metadaten. Das verringert die Verarbeitungszeit und folglich den Input-Lag beim Fernseher – auf Kosten der Bildqualität. Darüber habe ich hier schon geschrieben. TCLs Game-Modus macht das auch. Aber so, dass die Farben weiterhin korrekt dargestellt werden. Das ist grosse Klasse.
Tatsächlich messe ich mit dem Messgerät von Leo Bodnar einen durchschnittlichen Input Lag von sehr guten 12 Millisekunden, ohne allzu schwerwiegende Einbussen bei der Bildqualität zu erkennen. Darüber hinaus unterstützt der Fernseher alle für Gamer relevanten Features:
- 4x HDMI-2.1-Anschlüsse (4K144Hz / 8K60Hz)
- Auto Low Latency Mode (ALLM)
- Variable Bildraten (AMD Freesync Premium und HDMI Forum VRR)
Dazu ist TCL – genau wie LG, Samsung, Sony, Philips und Panasonic – eine Partnerschaft mit vielen grossen Spielestudios eingegangen. Das Ergebnis: HGiG – HDR Gaming Interest Group. Damit soll laut Hersteller sichergestellt sein, dass HDR so angezeigt wird, wie es die Spieleentwickler vorgesehen haben. Etwa beim Zocken von «Spider-Man: Miles Morales» auf meiner Playstation 5.
Zufrieden stelle ich fest, dass die Farben wohlig warm sind, Schwarz auch wirklich schwarz ist, die Kanten scharf aussehen und das Bild selbst bei schnellen und ruckeligen Kameraschwenks nicht zu sehr verschwimmt. Achte etwa auf Miles’ dunkle Silhouette im Gegenlicht, die detaillierten Texturen des verschneiten New Yorks oder die gut sichtbaren Details in den Wolken. So sieht ein guter Game-Mode aus.
Schön: Ähnlich wie LG oder Samsung bietet auch TCL ein dediziertes Untermenü an, in dem du fürs Gamen selber noch Feinjustierungen vornehmen und die aktuelle Bildrate ablesen kannst. Sehr wichtig: TCLs C93 unterstützt den neuen VRR-120Hz-Modus der PS5 ohne Probleme.
Smart TV: Google TV
TCL setzt auf Google TV. Das ist Googles eigenes Custom-ROM, das über die Open-Source-Software Android TV gelegt wird. Oder einfach ausgedrückt: Ein Betriebssystem, mit dem du von einem Ort aus auf Apps wie Netflix, Amazon Prime, Disney+ oder den Play Store zugreifst. Die Google-TV-Oberfläche ist dabei aufgeräumt und zeigt App-übergreifende Film- und Serien-Vorschläge an. So weit, so super.
Nur: Beim Bedienen spüre ich leichte Verzögerungen. Apps laden nicht so schnell, wie ich es von anderen Herstellern gewohnt bin. Und Abstürze gehören zwar nicht zur Tagesordnung, aber sind mir während der etwa einmonatigen Testphase immer wieder passiert. Das kenne ich auch anders: Bei Sonys A95K, das ebenfalls mit Google TV ausgestattet ist, fühlt sich die Smart-TV-Benutzeroberfläche um einiges flüssiger und reaktiver an.
Fazit: Noch reicht es nicht für einen Spitzenplatz
TCL will weiterhin den europäischen Markt erobern. China beherrschen sie bereits. Nordamerika auch – beides Märkte, die das chinesische Tech-Unternehmen zu einem der grössten TV-Hersteller der Welt gemacht haben.
Will TCL auch hierzulande gross werden, braucht es einen guten Namen. Einen Ruf als Premium-TV-Hersteller. Der chinesische Techgigant investiert dafür kräftig in Partnerschaften mit berühmten Sportlern wie Marco Reus oder Paul Pogba. Gleichzeitig werden ständig neue Technologien und neuartige Produktionsverfahren erforscht. Etwa eine OLED-Schicht, die auf eine hauchdünne Glasschicht gedruckt werden soll, wie Farbe auf Papier bei einem Tintenstrahldrucker. Das macht TCL zu einem spannenden Player im TV-Game.
Preislich spielt TCL tatsächlich gut mit. Sein direkter Konkurrent, Samsungs QN95A – ebenfalls mit Mini-LED-Hintergrundlicht –, kostet etwa 200 Franken mehr. Dazu kann sich TCL mit Dolby Vision brüsten. Samsung nicht. Müsste ich wählen, würde ich trotzdem zum südkoreanischen Fernseher greifen. Denn während TCLs Dolby-Vision-Bild zwar akkurat ist (nicht ganz so akkurat wie bei der Konkurrenz), verliert es eindeutig bei allen anderen Film- und Serien-Inhalten. Vor allem der «Kino»-Modus hat mich bitter enttäuscht: ohne Kalibrierung kriegt er ungenügende Noten. Einzig beim Gaming erzeugt der chinesische Fernseher das beste Bild, das ich bisher je getestet habe – und das bei gleichzeitig tiefem Input-Lag. Das will was heissen. Die Konkurrenten waren unter anderem Sonys A95K und Samsungs S95B, zwei QD-OLED-Fernseher.
Summa summarum: Noch kann der Techgigant nicht ganz mit der Spitze mithalten. Dafür bräuchte der Fernseher einen leistungsstärkeren Prozessor. Das spüre ich schon beim ersten Einschalten während der Bedienung der Google-TV-Benutzeroberfläche. TCLs Vision vom grössten und fortschrittlichsten TV-Hersteller bleibt vorerst genau das – eine Vision.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»