Lautsprecher-Test bei Stiftung Warentest: der Teufel liegt im Detail
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Lautsprecher-Test bei Stiftung Warentest: der Teufel liegt im Detail

Die Deutsche Stiftung Warentest testet Lautsprecher verschiedener Kategorien. Bei den Bluetooth-Speakern überzeugt fast keiner in allen Belangen, bei den WLAN-Speakern sieht es besser aus. Mir fällt auf: Testprozedere und -kriterien sind seriös und sinnvoll, die Aufbereitung ist aber unübersichtlich.

In der Februar-Ausgabe 2025 testet Stiftung Warentest diverse kabellose Lautsprecher. Das Expertenteam teilt die Speaker in vier Kategorien ein: «Lautsprecher bis ein Kilo», «Lautsprecher bis 2,5 Kilo», «Partylautsprecher» und «Regallautsprecher». Die Test-Crew berücksichtigt dabei die Kategorien Ton (Gewichtung: 70 Prozent der Gesamtnote), Handhabung (20 Prozent der Gesamtnote) und Akku (10 Prozent der Gesamtnote). Alle drei Kategorien setzen sich wiederum aus mehreren Unterpunkten zusammen, welche in die Gesamtnote einfliessen.

Worauf basiert die Einteilung der Gerätekategorien?

Generell werden die Geräte sowohl durch ihr Gewicht als auch durch gewisse Funktionen unterschieden. Etwa, ob sie einen gewissen Dezibel-Output schaffen – was sie als Partyspeaker qualifiziert, da sie in der Lage sind, auch einen grösseren Raum mit einem gewissen Pegel erfolgreich zu beschallen. Dass in diesen Kategorien gewisse Grenzen definiert werden, macht Sinn. Auch die Unterscheidung zwischen den Protokollen – WLAN-Speaker können WLAN, reine Bluetooth-Speaker (BT) können kein WLAN – leuchtet ein.

Aber: Der Teufel steckt im Detail. So schreibt Stiftung Warentest den WLAN-Speakern – im Unterschied zu Bluetooth-Lautsprechern – die Fähigkeit zu, «in unterschiedlichen Räumen synchron die gleiche Musik spielen zu können». Diese Erklärung suggeriert, dass die getesteten BT-Lautsprecher nicht Multiroom-fähig sind. Allerdings gibt es zum Beispiel beim getesteten Modell UE Everboom die Funktion «PartyUp», mit der du mehrere Speaker verbinden kannst. Dieser Funktion liegt zwar eine andere Technologie und eine unterschiedliche Handhabung zu Grunde, dennoch resultiert sie im gleichen Ergebnis: Dass du in mehreren Räumen synchron die gleiche Musik abspielen kannst.

Lautsprecher bis ein Kilo

In der ersten Kategorie testet Stiftung Warentest Lautsprecher bis zu einem Kilogramm. Damit sind reine Bluetooth-Speaker gemeint, welche sich mit Smartphone oder Tablet verbinden lassen und so Musik abspielen. Ausserdem sind sie mit dem geringen Gewicht besonders portabel und eignen sich deshalb besonders für Wanderungen oder den Gang in die Badi. Von den zehn getesteten Speakern überzeugt kein einziger durchs Band.

Die beiden Testsieger sind der Nashville von Klipsch und der Rockster Go 2 von Teufel mit der (deutschen) Schulnote 2,7, in der Schweiz also gerade mal eine 4,3. Dabei liegt der Klipsch-Speaker eine Nasenlänge vorn, beträgt seine Akku-Note immerhin 1,6, jene des Teufel-Speakers nur 2,2. Das gute Ranking täuscht aber etwas: Beim Sound erhalten beide Speaker lediglich die Note 3, «befriedigend».

Das Schlusslicht bilden die Speaker Xboom 360 DXO2T von LG sowie die Beats Pill mit der Note 3.

Interessant: Beim Beats Pill findet sich eine Fussnote, die besagt, dass bei diesem Speaker eine USB-Soundkartenfunktion für die Wiedergabe integriert ist. Weitere Erklärungen darüber, was das ist oder bewirkt, fehlen (du kannst den Speaker über USB an deinen PC anschliessen und als PC-Lautsprecher benutzen).

Lautsprecher bis zu 2,5 Kilogramm

Etwas besser sieht’s in der Bluetooth-Kategorie zwischen einem und 2,5 Kilo aus. Von den vier neu getesteten Lautsprechern schneiden alle mit der Gesamtnote «gut» ab. Die Bewertungsspanne reicht von 2,1 bis 2,5. Der Klassenprimus ist der JBL Xtreme 4. Hier gefallen den Testenden der Sound (Note 2,3), die Handhabung (Note 1,8) und bei der Akku-Leistung gibt’s sogar die Note 1,2. Auf Platz zwei liegt der Speaker We Hear pro von Loewe. Hier sticht ins Auge, dass der Akku sogar die Note 0,6 bekommt, der Sound aber auf 2,7 zurückfällt. Die Gesamtnote des Loewe-Speakers ist – wie beim Drittplatzierten Soundcore Boom 2 – die Note 2,4. Knapp dahinter liegt das Schlusslicht Bose mit dem Soundlink Max und der Gesamtnote 2,5.

Spannend: Der Bose-Speaker wird in der Kategorie Musik deutlich am schwächsten bewertet (2,9), obwohl er in diesem Testfeld der teuerste Speaker ist (349 Franken/Euro). Das sind 80 Franken/Euro mehr als für das zweitteuerste Gerät, den We Hear Pro von Loewe.

Partylautsprecher / Regallautsprecher

Auch seiner Partyspeaker-Hitlist fügt Stiftung Warentest fünf neue Geräte hinzu. In dieser Kategorie finden sich Lautsprecher, die «in einem Meter Entfernung mindestens 90 Dezibel schaffen, ohne hörbar zu verzerren». Das sind deutlich schwerere Geräte als ein portabler Bluetooth-Brüllwürfel. Denn um auf diesen Schallpegel zu kommen, braucht’s einen entsprechenden Resonanzkörper.

Die Resultate aller fünf getesteten Speakern liegen nah beieinander – und das auf gutem Niveau. Der Testsieger ist der C20 des Herstellers Audio Pro mit einer Gesamtnote von 1,6. Sowohl bei der Klangnote (1,5) als auch der Akkunote (0,9) kommt’s zum Verdikt «sehr gut». Lediglich bei der Handhabung sackt er ab: Note 2,6 und nur befriedigend sei sie. Insbesondere die Gebrauchsanleitungen machen hier einen schlechten Eindruck und auch optische Anzeigen – etwa LEDs – fehlen. Dahinter folgen die Speaker JBL Partybox Club 120, The Three Plus von Klipsch und der neue Ult Field 7 von Sony. Alle schliessen sie mit der Gesamtnote 1,7 ab.

Audio Pro C20 Multi-Room Speaker (Radio Frequency (RF), Airplay 2, Bluetooth, WLAN)
Multiroom System

Audio Pro C20 Multi-Room Speaker

Radio Frequency (RF), Airplay 2, Bluetooth, WLAN

  • Produkttest

    Sony Ult Field 7: Bass-Bolide

    von David Lee

Zuletzt – mit einem respektablen Ergebnis von 1,8 – kommt The One Plus, ebenfalls von Klipsch. Interessant: JBL ist der einzige Hersteller, dessen Speaker beim Handling eine gute Note hat (1,9). Dafür ist die Akkunote die schlechteste (1,9). Wäre diese geringfügig besser, hätte JBL den C20 überholt.

In dieser Kategorie fällt mir auf, dass es Geräte gibt, die ohne Akku geliefert werden. Nämlich drei der fünf getesteten Speaker – der bestbewertete C20 von Audio Pro und die beiden Klipsch-Speaker The Three Plus und The One Plus. Diese drei sind als sogenannte Regallautsprecher getestet worden.

Auch wenn diese Art Speaker an der Steckdose hängend zum Party machen genutzt werden können, finde ich es seltsam, sie mit Geräten mit Akku zu vergleichen. Denn ein Speaker mit Akku und IP-Zertifizierung (Wasser- und Staubfestigkeit) ist für eine potenzielle Outdoor-Nutzung gerüstet. Dass The Three Plus von Klipsch im Teilurteil Akku deutlich besser bewertet wird als der Ult Field 7 von Sony macht so keinen Sinn. Klipsch bietet nämlich keinen Akkubetrieb, keine (ausgewiesene) IP-Zertifizierung und eine fehlende Play/Pause-Taste – hat aber dennoch eine Teilbewertung von 0,5 gegenüber der Sony-Bewertung von 1,3.

Noch bitterer: Sonys Ult Field 7 wird die Multiroomfähigkeit abgesprochen (leeres Häuschen steht für «nein»), obwohl die Party-Connect-Funktion genau dies tut. Dass diese Funktion verbaut ist, sah auch mein Kollege David Lee bei seinem Test.

Viel guter Inhalt, aber die Übersicht kommt abhanden

Stiftung Warentest hat definitiv einen sehr grossen Aufwand für die Tests betrieben. Auch wissenschaftlich sind sie – mit Labormessungen zu Frequenzen und Lautstärke. Dennoch fallen mir mehrere Dinge auf, die mich nicht ganz überzeugen: So erscheint mir die Wahl der getesteten Geräte in einigen Kategorien beliebig. Teilweise sind es sehr grosse Preisunterschiede, die Stiftung Warentest aber nicht – oder nicht nachvollziehbar – in ihre Wertung miteinbezieht. So gibt es in der Testkategorie etwa den UE Everboom und den Bold M2 von Fresh’n’Rebel, wobei der Everboom mehr als das dreifache eines Bold M2 kostet. Auch schlichen sich da und dort einige Ungenauigkeiten ein (Stichwort Multiroom).

Zudem finde ich es schwierig, die Tests und die Resultate einzuordnen, ohne die Erklärungen zum Testprozedere zu konsultieren. Diese sind teilweise aber nur online zu finden. Ausserdem ist es nicht einfach, sich in den Tabellen – die sich zum Teil über mehrere Seiten hinziehen – zurechtzufinden. So sind die Kategorien nur auf der ersten Seite angeschrieben, sodass ich häufiger zwischen den Seiten wechseln muss, um in Erfahrung zu bringen, was welche Zahl bedeutet. Dazu kommen unzählige, sich über mehrere Seiten hinziehende Fussnoten, die das gleiche Vorgehen erfordern, um die Resultate verstehen zu können. Eine zusätzliche Infoseite wäre in meinen Augen sinnvoller.

Insgesamt bietet der Artikel mit den online verfügbaren Zusatzinfos eine gute Übersicht über viele Geräte.

Titelbild: Shutterstock

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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