Klein und bequem: Sony Linkbuds S im Test
Mit den Linkbuds S erweitert Sony die Linkbuds-Familie der True-Wireless-In-Ears. Im Test zeigen die kleinen und leichten Hörer Stärken beim Tragekomfort und den Mikrofonen, schwächeln aber etwas beim Klang.
Sony hat eine lange Tradition komplizierter Produktnamen. Bei den Linkbuds habe ich mir gedacht: Cool, endlich mal ein eingängiger, einfacher Name. Und dann kommen die Linkbuds S. Die machen genau das Gegenteil von den Linkbuds ohne Namenszusatz. Die S sind nämlich geschlossen und kommen mit Active Noise Canceling (ANC), die Linkbuds sind offen und lassen Aussengeräusche an dich heran. Verwirrend ist, wieso die Linkbuds nicht auch einen Zusatz wie O für Open oder C für Close erhalten haben.
Den ganzen Irrungen und Wirrungen zum Trotz: Die Linkbuds S sind verdammt bequeme In-Ear-Hörer mit den besten Mikrofonen aller In-Ears, die ich bislang gehört habe.
Hier die wichtigsten Specs auf einen Blick:
- Akkulaufzeit: 6 Stunden mit ANC, 9 Stunden ohne
- Zusätzliche Laufzeit mit Case: 14 Stunden (Schnellladefunktion soll dafür sorgen, dass die Hörer nach fünf Minuten Laden eine Stunde laufen sollen)
- Gewicht pro Hörer: 4,8 Gramm
- Treiber: 5 Millimeter
- Schutzart: IPX4 (Spritzwasserfest)
- Kopfhörerart: Geschlossener In-Ear-Kopfhörer
- Aufsätze: 4 Grössen
- Steuerung: Touch
- Sprachassistenten: Siri, Google Assistant, Amazon Alexa
- Modi: Aktives Noise Canceling und Ambient Sound Mode
- Bluetooth: Version 5.2, Codec AAC, SBC und LDAC
Die bequemsten In-Ears, die ich je trug
Zum Design und der Haptik der Ohrhörer habe ich bereits einiges gesagt in meinem Hands-on. Nach zwei Wochen Test bestätigen sich die ersten Eindrücke: Verarbeitung, Haptik und Tragekomfort sind top.
Mir gefällt vor allem das frische Design. Ohrhörer in Form eines «Himugüegelis» – Berndeutsch für Marienkäfer – hatte ich bis jetzt noch nicht. Was ich bis jetzt auch noch nie hatte: Earbuds, die ich auch nach mehr als zwei Stunden tragen nicht spüre. Das ist der kompakten Grösse und dem Gewicht von nur 4,8 Gramm pro Hörer zu verdanken. Leider ragen auch die Linkbuds S etwas zu sehr aus meinen Ohren, als dass ich mich auf die Seite legen könnte. Immerhin lassen sie sich einzeln betreiben, womit ich mich dennoch hinlegen kann – halt nur mit Mono-Sound.
Soundqualität gut, aber nicht so gut wie bei den WF-1000XM4
Die Linkbuds S klingen gut. Die Bässe kommen wuchtig und die Höhen sind klar. Im Vergleich zu den teureren Sony WF-1000XM4 habe ich den Eindruck, dass die Linkbuds die Tiefen mehr hervorheben. Dafür gehen die Mitten etwas unter. Es ist nicht so, dass die Mitten bei den Linkbuds nicht klar auszumachen sind, aber bei den XM4 sind sie ausgewogener. Insgesamt ist der Sound bei den XM4 voluminöser als bei den Linkbuds. Wobei ich bereits die XM4 als zu tiefenbetont und nicht ganz so voluminös empfinde.
Persönlich mag ich diese Art von Klang bei Hip-Hop. Bei gitarrenlastiger oder orchestraler Musik bevorzuge ich ausgewogenere Klangkulissen. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache und lässt sich zum Teil dank Equalizer-Einstellungen beheben. Leider ist es mir bei den Linkbuds S nicht ganz gelungen, den für mich perfekten Sound einzustellen.
Umgebungsgeräusche unterdrücken und verstärken
Ebenfalls nicht an die XM4 reicht das ANC der Linkbuds S. Die Geräuschunterdrückung ist gut, aber sie wirkt vor allem bei den tiefen Frequenzen. Das ANC der Linkbuds kommt auch nur in einer Stufe und lässt sich nicht anpassen.
Anpassen hingegen lässt sich der Ambient Mode in der Headphones App von Sony. Dank diesem dringen Umgebungsgeräusche besser an dich heran. Die Anpassung lässt sich in 20 Stufen vornehmen. Wobei ich alles über Stufe 15 als unnatürlich wahrnehme. Vor allem Stimmen klingen so blechern.
Standardmässig kann ich von der Rauschunterdrückung zum Ambient Mode wechseln, indem ich auf den linken Earbud tippe. Alternativ schaltet sich dank Speak-To-Chat die Audiowiedergabe automatisch aus und der Ambient Mode wird aktiviert. So kann ich mich mit jemandem unterhalten, ohne die Wiedergabe zu beenden und die Buds aus den Ohren zu nehmen. Die Dauer, bis die Wiedergabe weiter geht, kann ich in der App festlegen. Das funktioniert in meinem Test einwandfrei.
Weniger gut funktioniert bei mir die adaptive Geräuschsteuerung. Die schaltet je nach Aktion oder Ort die Kopfhörer-Einstellungen um. Also am Bahnhof soll die Funktion den Ambient Mode aktivieren und sobald du im Zug sitzt die Geräuschunterdrückung aktivieren. Da es bei mir die ersten zwei Tage jedoch ständig umschaltet, deaktiviere ich das Feature in der App. Ich schalte lieber manuell um oder verwende die Speak-To-Chat-Funktion.
Für mich die besten Mikrofone eines True-Wireless-In-Ears
Das Highlight für mich sind die Mikrofone der Linkbuds S. Hier setzt Sony auf dieselbe Technologie wie bei den Linkbuds. In einer ruhigen Umgebung ist die Qualität vergleichbar mit jener der XM4. Kommen aber Umgebungsgeräusche hinzu, glänzen die Linkbuds S: Die Umgebungsgeräusche werden effizient herausgefiltert, ohne dass ich wie aus der Mülltonne klinge.
Bei der zweiten zu hörenden Aufnahme mit Hintergrundgeräuschen halte ich den Lautsprecher meines Smartphones bei voll aufgedrehter Lautstärke gegen die Linkbuds S. Es läuft ein Youtube-Video mit Hintergrundgeräuschen aus einer Kaffeebar.
Hörprobe Mikrofone
Die App
In der Smartphone-App lassen sich diverse Einstellungen vornehmen. Nebst den bereits erwähnten Funktionen bietet die App einen Equalizer, zeigt dir den Ladezustand der Buds und der Ladehülle an oder du personalisierst die Touch-Gesten. Diese lassen sich aber nicht einzeln anpassen, sondern nur in Gruppen. Also etwa Umgebungsgeräusch-Steuerung oder Wiedergabesteuerung.
Daneben bietet die App noch weitere Optionen wie 360 Reality Audio. Das ist eine objektbasierte Spatial Sound Technologie für Raumklang von Sony, dank der du dich wie in einer Live-Aufführung fühlen sollst.
Ordentlich Akku für die Grösse
Gemäss Sony halten die Linkbuds mit aktiviertem ANC sechs Stunden durch. Das deckt sich etwa mit meinen Tests. Das Ladecase sorgt dann nochmal für etwa 14 Stunden Ladung, bevor es ans Netz muss. Das hört sich im Vergleich zum XM4 mit bis zu acht Stunden nach wenig an. Bedenke ich jedoch die Grösse der Linkbud S im Vergleich zu den XM4, ist das ordentlich. Schliesslich haben sie auch weniger Platz für die Akkuzellen. Schnellladen ist ebenfalls an Bord und fünf Minuten im Case sorgen für 60 Minuten Wiedergabe.
Weitere Features
Dank Android Quick Pair und Swift Pair für Windows sind die Linkbuds S schnell und einfach gekoppelt. Falls es mal mit einem Gerät nicht klappen sollte, lassen sie sich über einen Pairing-Knopf an der Ladehülle verbinden. Apropos Ladehülle: Als eine der wenigen True-Wireless-In-Ears dieser Preisklasse verfügt die Ladehülle der Linkbuds S über kein drahtloses Laden. Das klappt nur über USB-C.
Wie die meisten anderen In-Ears sind die Linkbuds S IPX4 geschützt. Das bedeutet, dass sie gegen allseitiges Spritzwasser Schutz bieten.
Was den Linkbuds S leider fehlt, ist Multipoint. Du kannst sie also nur mit einem Gerät gleichzeitig verbinden.
Fazit: Klein, aber fein
Die Linkbuds S überzeugen als kleine, leichte und verdammt bequeme True-Wireless-In-Ears. Zudem begeistern mich die integrierten Mikrofone. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, den Ohren der Person am anderen Ende der Leitung nicht zu schaden.
Leider überzeugen mich die Linkbuds klanglich nicht ganz. Sie sind zwar gut, sind mir aber zu wuchtig bei den Bässen und zu wenig ausbalanciert bei den Mitten. Die Rauschunterdrückung ist gut, aber nicht berauschend. Die Hörer bieten zwar viele Features, mir fehlt aber Multipoint zur Verbindung von mehreren Geräten gleichzeitig. Dass sie sich nicht drahtlos laden lassen, ist mir jedoch egal, da ich das sowieso nicht tue.
Preislich sind die Linkbuds S mit knapp 200 Franken / Euro derzeit etwas hoch angesetzt. Die XM4 kosten derzeit nur 35 Franken mehr. Legst du Wert auf exzellentes Active Noise Canceling und bessere Soundqualität als die Linkbuds S, solltest du zu den XM4 greifen. Die insgesamt guten Linkbuds S kann ich allen empfehlen, die kleine und bequeme Ohrstöpsel wollen, die viele Features bieten.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.