Michelle Brändle
Produkttest

iPad Mini : Zwischen E-Reader und Handheld

Das iPad Mini (2024) fällt durch seine Grösse zwischen Smartphone-Stuhl und Tablet-Bank. In meinem Alltag schlüpft es gerade deshalb in diverse Rollen.

Das iPad Mini (2024) ist das kleinste Tablet in Apples Lineup. Die Verbesserungen zum gleichnamigen Vorgängermodell von 2021 sind gering und dennoch relevant. So hat das neue iPad Mini dank A17 Pro-Chip eine wesentlich bessere Performance und unterstützt den neuen Apple Pencil Pro. Die Frage ist: Wofür nutze ich das kleine Tablet im Alltag? Dank Apples Zusammenarbeit mit diversen App-Entwicklern für überraschend viel.

  • News & Trends

    iPad Mini bekommt neuen Chip und neue Farben

    von Samuel Buchmann

Procreate: mein digitales Skizzenbuch

Mit 8,3 Zoll hat das iPad Mini eine optimale Skizzenbuch–Grösse für unterwegs. Die Auflösung von 2266 × 1488 Pixeln sorgt für ein scharfes Bild. Leicht kleiner als A5 nehme ich es überall mit, ohne dass es viel Platz einnimmt. Mit Procreate habe ich mein liebstes Kunstprogramm immer zur Hand. Es ist exklusiv für das iPad erhältlich. Dieses und weitere Programme des iPads unterstützen zudem die praktischen Funktionen des Apple Pencil Pro.

Die Möglichkeiten in der digitalen Kunst sind enorm. Dank kleiner Grösse skizziere ich mit meinem iPad Mini im Zug, zeichne am See Enten und Schwäne ab und trage das Gerät durchs Kunstmuseum. Dort kann ich spannende Werke direkt per Skizze oder für später mit der Kamera festhalten.

Das iPad Mini als digitales Skizzenbuch für unterwegs.
Das iPad Mini als digitales Skizzenbuch für unterwegs.
Quelle: Michelle Brändle

Gemalte Bilder speichere ich entweder auf dem internen Speicher von bis zu 256 Gigabyte, in der Cloud oder ich übertrage sie per USB-C 3.2 mit bis zu 10 Gbit/s auf den Rechner. Das Vorgänger-iPad-Mini war noch mit USB 3.1 (Gen 1) und einer Übertragungsrate von bis zu 5 Gbit/s ausgestattet. Habe ich ein iPhone, finde ich abgespeicherte Bilder direkt in der Foto-App und nutze sie nahtlos für meine Social Media Posts.

Zbrush: 3D-Modelle unterwegs erstellen

Die Entwickler des 3D-Programms ZBrush haben gemeinsame Sache mit Apple gemacht und eine iPad-Version der Software erarbeitet. Das Programm ist so abgewandelt, dass ich nicht wie auf der Desktop-Version zwingend eine Tastatur benötige, sondern Befehle auch per Fingertippen und Apple Pencil ausführe. Eine visuelle Shortcut-Tastatur gibt es ebenfalls. Alles läuft nach dem Motto «möglichst schnelle Arbeitsweise mit möglichst viel Personalisierbarkeit».

Mit ZBrush erstelle ich 3D-Modelle – egal wo ich bin.
Mit ZBrush erstelle ich 3D-Modelle – egal wo ich bin.
Quelle: Michelle Brändle

Falls du das Programm noch nicht kennst und dich neu an diese Art der 3D-Kunst wagen möchtest, habe ich dir mit Hilfe von ZBrush-Experte und Designer Paul Gaboury eine Einführung in die iPad-Version des Programms erstellt.

  • Ratgeber

    ZBrush auf dem iPad: dein Start fürs 3D-Modellieren

    von Michelle Brändle

«Genshin Impact»: mein Gaming Handheld

Während ein 11-Zoll-iPad zu gross ist, um als Handheld durchzugehen, sieht das beim iPad Mini anders aus. Ich teste es mit zwei grafiklastigen Smartphone Games: «Genshin Impact» und «Sky – Children of the Light».

Manche Spiele unterstützen auch einen Controller.
Manche Spiele unterstützen auch einen Controller.
Quelle: Michelle Brändle

Apple verbaut im iPad ein LCD-Display mit IPS-Panel, also kein OLED, aber dennoch sieht das Bild scharf und knallig aus. Im Grafik-Benchmark 3DMark schafft das iPad Mini einen Score von 1221 und lediglich 10 FPS.

Das wirkt im Vergleich zum iPad Air mit M2-Chip (2766 Punkte und immerhin 20 FPS) eher schwach. Der verbaute Chip im iPad Mini liegt von der Leistung her genau zwischen dem A16-Bionic des iPhone 15 und dem A18-Bionic des iPhone 16. Das deckt sich auch mit den Benchmarks.

Grob gesagt ist das iPad Mini also ein gross gewachsenes «iPhone 15.5». Da die Spiele im App Store auf die Leistung von Smartphones angepasst sind, sind auch grafiklastige Games wie «Genshin» und «Sky» flüssig spielbar.

Rechner: Die neue App ist unglaublich praktisch

Bislang konntest du auf dem iPad keinen Rechner von Apple nutzen. Lediglich Drittanbieter stellten welche zur Verfügung. Nun hat Cupertino endlich aufgerüstet. Seit iPadOS 18 gibt es eine Rechner-App, die sich gewaschen hat. Sie unterstützt neben Standard-Rechnungen auch wissenschaftliche Funktionen, mathematische Notizen und einen Umwandler.

Die Rechner-App bietet verschiedene Modi.
Die Rechner-App bietet verschiedene Modi.
Quelle: Michelle Brändle

Letzterer rechnet zum Beispiel Währungen um, wie US-Dollar zu Euro. Aber auch Längeneinheiten, Geschwindigkeiten und dergleichen sind möglich.

Die wissenschaftlichen Funktionen umfassen Sinus, Cosinus und Tangens, aber auch Wurzeln, Logarithmen und Exponentialfunktionen. Wirklich spannend wird es bei den mathematischen Notizen. Hier schreibe ich meine Rechnungen einfach von Hand auf eine Notizseite. Notiere ich hinter die Rechung ein «=», rechnet die App die Lösung automatisch aus und notiert sie hinter die Rechnung. Dabei mimt das Programm sogar meine Handschrift. Wie das aussieht, siehst du im folgenden Video ab Minute 5.

Auch Anpassungen der notierten Rechnung sind möglich. Das Ergebnis passt sich in Echtzeit an. Ich verwende für meine persönlichen Ausgaben beispielsweise die Möglichkeit, diese untereinander aufzulisten. Setze ich einen Strich unter ein paar Zahlen, versteht die App die Aufforderung und zählt sie zusammen.

Mein Budget ist nicht nur schnell notiert (und ausgegeben), sondern auch zusammengerechnet.
Mein Budget ist nicht nur schnell notiert (und ausgegeben), sondern auch zusammengerechnet.
Quelle: Michelle Brändle

E-Books und Notenblätter: mein Bücherregal zum Mitnehmen

Ich finde, E-Reader sind aktuell auf einem unbefriedigenden technischen Stand: langsam und oft unübersichtlich. Natürlich sind sie sehr stromsparend und das Lesen ist durch die papierähnliche Displaydarstellung angenehm. Möchte ich aber nur schon einen Comic lesen, wird dieser je nach E-Reader zu klein dargestellt oder die Farben knallen nicht. Und mehr als Lesen oder Zuhören liegt meist auch nicht drin.

Mit dem iPad Mini muss ich kein riesiges Tablet herumschleppen und habe trotzdem die Vorteile des schnellen Chips und eines Farbdisplays. Zwei kleine Mankos gibt es: Der Akku reicht nicht drei Wochen wie beim E-Reader, 10 Stunden Laufzeit sind aber in Ordnung. Und die Display-Technologie ist fürs Lesen nicht ganz so angenehm wie die E-Ink-Technologie eines E-Readers. Da muss ich öfters eine Pause einlegen. Auch das ist ein akzeptabler Kompromiss.

Ein weiteres Hobby von mir ist Gitarre spielen. Früher habe ich die Songs ausgedruckt. Inzwischen habe ich meine Sammlung über die App «Ultimate Guitars» auf dem iPad gespeichert. Die App hilft mir auch, wenn ich einen Griff nicht weiss, oder den Song als Play-Along abspielen will.

App statt Papier als Spickzettel für meine Gitarrenstunden.
App statt Papier als Spickzettel für meine Gitarrenstunden.
Quelle: Michelle Brändle

Fazit

Das iPad Mini füllt alle Lücken

Durch die handliche Grösse in Kombination mit der Leistung eines Mittelklasse-Smartphones ist das iPad Mini ein super Allrounder. Ich lese damit meine Comics und Bücher, zocke eine Runde oder rechne mir mein Haushaltsbudget handschriftlich in den Rechner-Notizen aus. Mit Procreate und ZBrush hat Apple zudem Kunst-Programme auf das Gerät gebracht, die ein Android-Tablet nicht bietet. Mit ihnen kann ich meine künstlerischen Tätigkeiten nahezu überall ausüben.

Mit dem iPad Mini ist Apple insgesamt ein guter Spagat gelungen. Ich empfehle dir das Gerät, wenn du oft unterwegs bist und du mit wenig Gepäck viele Möglichkeiten haben willst. Der Akku ist mit 10 Stunden Laufzeit nicht überragend, reicht aber dennoch locker über den Tag.

Falls dir mehr Leistung und ein grösseres Display etwas bringen, ist es allerdings preislich ein kleiner Schritt zum 11 Zoll grossen M2 iPad Air. Es kostet nur 100 Franken oder Euro mehr. Das lohnt sich zum Beispiel für Anwendungen wie Videoschnitt. Und wenn du nur auf einem grösseren Display Videos schauen willst, könnte das iPad 2022 (10. Gen) für unter 400 Franken oder Euro eher dein Kandidat sein.

Pro

  • handliche Grösse für ein Tablet
  • E-Reader-Ersatz
  • digitales Notiz- und Skizzenbuch
  • vielseitiger Taschenrechner
  • taugt als Gaming-Handheld

Contra

  • Durchschnittliche Akkulaufzeit
  • Leistung nicht überragend
Apple iPad mini (2024) (nur WLAN, 8.30", 128 GB, Space Grey)
EUR559,90

Apple iPad mini (2024)

Titelbild: Michelle Brändle

24 Personen gefällt dieser Artikel


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    iPad Pro 2024 im Test: überpowertes Kreativwunder

    von Michelle Brändle

  • Produkttest

    iPad Air mit 13 Zoll: grösser ist besser

    von David Lee

  • Produkttest

    Konkurrenz zu iPad und «Procreate»: Huawei wirft sein MatePad 11.5 S mit «GoPaint» ins Rennen

    von Michelle Brändle

Kommentare

Avatar