Ich habe wegen Elon Musk kein Vertrauen in Neuralink
Neuralink darf Versuche mit Menschen starten. Aber wer hat nach den Eskapaden bei Twitter noch genug Vertrauen in eine Firma von Elon Musk, um sich deren Chip ins Gehirn implantieren zu lassen? Ich nicht!
Die Idee von Neuralink könnte für etliche Menschen hilfreich sein. Das Brain-Computer-Interface (BCI) des Unternehmens soll ein menschliches Gehirn mit einem Computer verbinden. Damit sollen zum Beispiel Personen mit einer Querschnittslähmung einen Computer oder ihr Smartphone steuern können.
Wilder Elon als Gefahr für Fortschritt in der Medizintechnik
In welchem Umfang so ein Implantat hilfreich ist und welche Nebenwirkungen auftreten, muss aber noch erforscht werden. Dafür sind auch Versuche mit Menschen notwendig. Für diese hat Neuralink nun nach eigenen Angaben von der US-Gesundheitsbehörde eine Erlaubnis erhalten. Die Suche nach Probanden habe aber noch nicht begonnen, dazu würden bald weitere Informationen folgen.
Ich bin für Fortschritte in der Medizin sehr empfänglich und lese mit Begeisterung, was neue Technologien alles ermöglichen: Künstliche Intelligenz hilft bei der Entwicklung neuer Medikamente, 3D-Drucker liefern eine bessere Stabilisierung für Brüche als der Gipsverband und auch Hilfsmittel für die inklusivere Computernutzung oder fürs Gaming gehören für mich dazu.
Deswegen finde ich Neuralink spannend – auch oder gerade weil ich bei den Bildern von deren Implantat an die Flamme des Commander aus der Serie «The 100» denken muss. Allerdings gibt es eine Person, die mein Vertrauen in das Unternehmen erschüttert: Firmenchef Elon Musk.
Und das liegt vor allem an seinen Aktionen nach dem Kauf von Twitter. Er mag schon vorher ein reicher Typ mit merkwürdigen Spleens, kritikwürdigen Ansichten und unsozialen Managemententscheidungen gewesen sein. Bei Twitter hat er jedoch aktiv und unberechenbar ins Tagesgeschäft eingegriffen, Accounts kurzerhand gesperrt und wieder entsperrt oder Entscheidungen willkürlich revidiert. Das sorgt nicht für Vertrauen, weder bei mir noch bei Werbekunden, die ein verlässliches und angenehmes Umfeld für ihren Content haben wollen.
Mit den Erfahrungen bei Twitter habe ich inzwischen Sorge, dass er auch in seinen anderen Unternehmen wüten könnte. Einen Tesla lahmlegen, weil der Fahrer ihm zu langsam war? Oder bei Neuralink die Schnittstelle eines Menschen blockieren, weil ihm das T-Shirt der Person nicht gefällt? Die Gründe wirken an den Haaren herbeigezogen. Aber in den letzten Monaten hat Musk sehr deutlich gemacht, dass ihm viele Dinge, außer seiner eigenen Meinung, ziemlich egal sind – und noch kann er sich mit seinem Geld und Geschäftspartnern, die trotz allem noch investieren, so ein Verhalten erlauben. Selbst rassistische und antisemitische Talking Points verbreitet er ohne spürbare Konsequenzen.
Es wäre schade, wenn der medizinische Fortschritt an dieser Stelle von einer Person ausgebremst würde. Dass Twitter für ihn nur eine «kurzfristige Ablenkung» gewesen sei und er mit Linda Yaccarino eine Nachfolgerin als CEO gefunden hat, könnte beim Kurznachrichtendienst für mehr Ruhe sorgen. Andererseits hätte Musk dann mehr Zeit, sich bei seinen anderen Unternehmen einzumischen. Meine Sympathien wird Elon Musk nur schwer zurückgewinnen können, trotzdem hoffe ich, dass er die Leute bei Neuralink ihre Arbeit machen lässt und sie vielen Menschen helfen können. Hoffnung macht, dass er nicht der einzige Investor in und Gründer von Neuralink ist. Da haben also noch einige Personen mehr ein Interesse an funktionieren Produkten, mit denen sie ihrer Vision zufolge auch außerhalb der Medizin Geld verdienen wollen.
Titelfoto: NeuralinkAls Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.