Gesichtssauna im Test: Schöne Haut mit Wasserdampf
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Gesichtssauna im Test: Schöne Haut mit Wasserdampf

Es ist gut 20 Jahre her, dass ich mich zuletzt über ein Inhalationsgerät gebeugt habe. Heute ist es Zeit für ein Wiedersehen. Die Gesichtssauna FS 60 im Selbsttest.

Kranksein war in meiner Kindheit das Allertollste: Fernsehen ohne Ende und eine Kost aus Biskotten und Gemüsesuppe füllten die sonst sehr ereignislosen Tage. Es war so toll, dass ich oft mit dramaturgischem Einsatz Unwohlsein vortäuschte, um meine Mutter in die Pflegefreistellung zu zwingen. So konnten wir den Tag zusammen verbringen. Es war herrlich – bis sie das Inhalationsgerät aus dem Keller holte.

Sie befüllte die eierschalenfarbene Plastikkonstruktion aus den 70er-Jahren mit kochend heißem Wasser und ich musste dann mein Gesicht in die dafür vorgesehene Halterung stecken, um meine Scheinkrankheit mit Wasserdampf zu kurieren. Zur Abrundung legte sie ein Handtuch über meinen Kopf und ließ mich so 15 Minuten lang allein – mit meinen Lügen und eigentlich vollkommen intakten Atemwegen.

Seit meiner Kindheit habe ich mich nie wieder über ein derartiges Gerät gebeugt, bis ich die Gesichtssauna FS 60 von Beurer ausprobiert habe. Ein Wiedersehen mit dem Inhalationsgerät, heute neudeutsch «Facial Steamer» genannt. Spoiler: Es war ein Déjà-vu-Erlebnis der etwas anderen Art.

Gesichtssauna: Sanfte Lösung für gesunde Haut?

Was in meiner Kindheit eher unangenehm und medizinisch motiviert war, ist heute eine kosmetische Wellness-Anwendung. Der heiße Dampf soll das Gesicht von Unreinheiten befreien, Mitesser entfernen, die Durchblutung anregen und Feuchtigkeit aufbauen. Darüber hinaus soll das Dampfbad die Aufnahmefähigkeit der Haut verbessern, wodurch Hautpflegeprodukte besser wirken können.

Wissenschaftliche Beweise dafür sind allerdings dünn. Die American Academy of Dermatology empfiehlt zumindest Wasserdampf bei trockener Haut – zum Beispiel durch einen Raumluftbefeuchter. Und wenn es um die Aufnahmefähigkeit der Haut nach dem Dampfbad geht, konnte zumindest eine Studie eine Verdreifachung der Aufnahme des Nikotins in Nikotinpflastern feststellen, wenn die Temperatur der Hautoberfläche um zehn Grad Celsius erhöht wird. Darüber hinaus gibt es aber keine klinischen Beweise für die bessere Aufnahmefähigkeit der Haut bei höherer Temperatur.

Auch bei verstopften Poren sprechen professionelle Handlungsanweisungen nicht eindeutig für oder gegen das Dampfbad. Weil ihm aber durchblutungsfördernde Effekte zugesprochen werden, raten Expertinnen und Experten der Cleveland Clinic zumindest bei akuten Hautrötungen oder bei Hautekzemen von der Anwendung ab.

Generell sind die positiven Effekte des Saunierens auf den ganzen Körper gut erforscht. Die Sauna für das Gesicht kann also nicht so verkehrt sein. Ich will wissen, ob der Hype um den «Facial Steamer» gerechtfertigt ist und ob du dafür wirklich Geld ausgeben musst.

Ab in die Praxis: Der erste Eindruck

Vor mir steht eine schlichte, quadratische Verpackung, die mir nicht nur eine kosmetische Gesichtspflege, sondern auch «Aromatherapie und Inhalation» verspricht. Fünf lila-weiße Einzelteile wollen zur Gesichtssauna zusammengesteckt werden:

  • Basisgerät mit Drehschalter und den Stufen 0 bis 2,
  • Dampfmasken-Aufsatz für das ganze Gesicht,
  • Etwas kleinere Dampfmasken-Aufsatz für Mund und Nase,
  • Aroma-Aufsatz
  • Kleiner Messbecher
Viele Einzelteile, die eine Pfanne ersetzen sollen. Der Aroma-Aufsatz ist in die grosse Dampfmaske integriert.
Viele Einzelteile, die eine Pfanne ersetzen sollen. Der Aroma-Aufsatz ist in die grosse Dampfmaske integriert.
Quelle: Olivia Leth

Zusammengebaut wiegt das Gerät etwas mehr als ein halbes Kilogramm und ist ungefähr so groß wie ein kleiner Küchenmixer.

Fertig zusammengebaut: Die FS 60 Gesichtssauna von Breuer.
Fertig zusammengebaut: Die FS 60 Gesichtssauna von Breuer.
Quelle: Olivia Leth

Rein optisch drängt sich mir ein kritischer Gedanke auf: Was an der Gesichtssauna soll besser sein, als bei dem eierschalenfarbenen Gerät aus meiner Kindheit? Zwar ist das Design deutlich schöner und der Name attraktiver. Aber die Anwendung bleibt doch dieselbe, oder? Wenn ich mir das Gerät so ansehe, vermute ich großen Hokuspokus und dahinter etwas ziemlich Triviales: heißes Wasser in einer Plastikschale.

Wellness für Zuhause: Aufbau und Funktion

Um die moderne Gesichtssauna standesgemäß auszuprobieren, richte ich mir zuhause einen Wellness-Tempel ein: Duftkerzen, plätschernde Hintergrundmusik und eine Gesichtsmaske für danach sollen die Anwendung abrunden. Im Vergleich zum Inhalationsgerät meiner Kindheit scheint mir beim Facial Steamer die Aromatherapie das größte Upgrade zu sein. Deshalb habe ich mir ein ätherisches Öl mit dem Titel «Frühlingserwachen» besorgt.

Hier gehört das Öl-getränkte Wattepad hinein.
Hier gehört das Öl-getränkte Wattepad hinein.
Quelle: Olivia Leth

Doch nun wird es holprig, trotz professioneller Kulisse: Laut Gebrauchsanweisung wird das ätherische Öl auf ein Wattepad geträufelt, das dann in den Aroma-Aufsatz kommt. Das runde, lilafarbene Plastikschälchen mit Löchern und abnehmbarem Deckel ist am Boden des großen Dampfmasken-Aufsatzes angebracht – so wird das Öl über den aufsteigenden Wasserdampf nach oben transportiert. Achtung: Das ätherische Öl darf auf keinen Fall direkt in das Wasser geträufelt werden.

Natürlich habe ich kein Wattepad zuhause und muss stattdessen Klopapier zusammenfalten, um anschließend das ölgetränkte Papier in den Aroma-Aufsatz zu friemeln. Im nächsten Schritt befülle ich das Basisgerät mit dem Messbecher. Der hilft bei der Dosierung, denn: Das Gerät soll nicht randvoll mit Wasser befüllt sein, sondern maximal bis zur markierten Obergrenze. Ich schraube den großen Dampfmasken-Aufsatz mit einer einfachen Drehbewegung an das Basisgerät, stecke das Netzkabel an den Strom und bewege den Drehschalter auf Stufe 2.

Ganz wichtig: Stufe 2 dient lediglich dem Aufkochen des Wassers vor der Anwendung. Das Dampfbad selbst soll ich auf Stufe 1 genießen – der Dampf ist sonst zu heiß und es kann zu Verbrennungen kommen.

Ins Basisgerät gehört das Wasser, das mir später als Dampf ins Gesicht wabert.
Ins Basisgerät gehört das Wasser, das mir später als Dampf ins Gesicht wabert.
Quelle: Olivia Leth

Anwendung: Das Dampfbad erklärt sich nicht von selbst

Das Wasser in dem kleinen stählernen Becken des Basisgeräts ist blitzschnell aufgekocht und Dampf beginnt aufzusteigen. Ich schalte einen Gang zurück und spiele ein bisschen mit der «Dampfplatte», die beweglich zwischen Basisgerät und Dampfmasken-Aufsatz angebracht ist. Durch Drehen der Platte kann der aufsteigende Wasserdampf gedrosselt werden. Das funktioniert ganz gut, ich entscheide mich aber für viel Dampf – volle Kraft voraus – und beuge mich tief in den Aufsatz.

Ein Fehler, denn: Keiner der beiden Aufsätze scheint auf mein Gesicht zu passen und der heiße Dampf ist nicht angenehm, sondern eine Zumutung. Was für eine Fehlkonstruktion, denke ich – bis ich die Anleitung nochmal genauer studiere. Damit du nicht meine Fehler wiederholst: Dein Gesicht soll den Aufsatz nicht berühren.

Der Aufsatz ist deshalb nicht auf dein Gesicht zugeschnitten, weil du gar nicht den ganzen Kopf hineinstecken sollst. Halte dein Gesicht nur über das Gerät, so weit in den aufsteigenden Wasserdampf wie es angenehm für dich ist und verbleibe ungefähr 10 Minuten in der Position. Schließe die Augen und atme tief durch.

Viele Gefühle: Was kann das Dampfbad fürs Gesicht?

Mit dem Gesicht über der Sauna fühle ich mich in Kindheitstage zurückgebeamt: Der warme Plastikgeruch wird nur leicht von dem vermeintlichen Frühlingsduft aus dem Aroma-Aufsatz maskiert und der Wasserdampf perlt damals wie heute nach kurzer Zeit in kleinen Tropfen von der Haut. Das ist weder gut noch schlecht. Aber letztlich hat sich seit damals eben doch nicht viel mehr an dem Konzept «Gesichtssauna» verändert als der Name.

Intuitiv kann das Gerät kaum verwendet werden, dafür gibt es zu viel zu beachten: Die richtige Intensitäts-Stufe, der passende Abstand zwischen Gesicht und Dampfaufsatz oder die richtige Handhabung des Aroma-Aufsatzes. Mein Missverständnis, das Gesicht müsse in den Dampfaufsatz gelegt werden, rührt wohl daher, dass seine geschwungene Form zu diesem Irrglauben verleitet.

Hat man diese Hürden einmal überwunden, ist das Gefühl nach dem Dampfbad jedoch sehr gut. Die Haut spannt weniger als davor, die Backen glühen rosarot und mein ganzes Gesicht pulsiert angenehm. Während der Anwendung wurde mein Atem langsam und bewusst, und das leise Surren des Geräts wirkt zusätzlich entspannend. Der Blick in den Spiegel ist danach auch großenteils erfreulich: Ich bin rot wie nach einem Fieberschub, aber mit reizvollem Glow und sehr glatter Haut. Der kurzfristige Effekt der Gesichtssauna gefällt mir gut genug, um es zumindest ein zweites Mal auszuprobieren.

Fazit

Die anfangs gestellte Frage bleibt: Braucht es für diese Effekte einen «Facial Steamer»? Ganz ehrlich: Nein.

Nenn‘ es wie du willst, am Ende besteht die Magie aus ein bisschen Wasserdampf. Du kannst dich genauso gut über einen Topf mit heißem Wasser beugen und ein Handtuch über deinen Kopf hängen, wie meine Mutter es damals bei mir gemacht hat.

Sprich: Die Gesichtssauna ist ein optionales Gesichtspflegetool. Sie macht ein angenehmes Hautgefühl und kann womöglich zu einer glamourösen Heim-Spa-Atmosphäre beitragen. Sie wird deine Gesichtspflege-Routine aber auch nicht revolutionieren. Immerhin, das Aromatisieren des Dampfes ist mit dem Gerät etwas handlicher.

Letztlich ist das Gerät aber recht sperrig und benötigt mehr Stauraum, als mein Badezimmer hergibt. Bei mir landet es darum leider im Haushalts-Limbo aller wenig dekorativen Gebrauchsgegenstände: der Abstellkammer.

Titelfoto: shutterstock

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Olivia Leimpeters-Leth
Autorin von customize mediahouse

Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


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