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Exot, ledig, sucht: «Nach dem Sex zerteile ich die Männer»
In der zweiten Folge von «Exot, ledig, sucht» stehen zwei weitere tierische Kandidaten im Rampenlicht. Ich verrate dir, weshalb die Gottesanbeterin ihre Männer verspeist und wie hoch der Tausendfüssler bei seiner Anzahl Beine stapelt.
In der Dating-Sendung «Bauer, ledig, sucht» zeigen sich Kandidatinnen und Kandidaten von ihrer besten Seite. Auf Galaxus gebe ich exotischen Tieren aus der Reptilienzuchtstation Lorica dieselbe Möglichkeit. Aufregend ging es letzte Woche los: Der stählerne Skorpion und die ängstliche Assel plauderten über Muskeln, Frauen und verdorbene Geschmäcker.
Diese Woche sind der Tausendfüssler und die Indische Gottesanbeterin dran. Letztere für ein Gespräch zu gewinnen, dauert lange. Sie scheint sich in ihrem Terrarium in Luft aufgelöst zu haben. Erst nach ganz genauem Hinschauen entdecke ich die lange, dünne Inderin, geistesabwesend im Schneidersitz hockend.
Die Indische Gottesanbeterin

Quelle: Christian Walker
«Ommmmmm…»
«Hey, Gottesanbeterin. Ich bin’s. Darina von Galaxus.»
«Ommm … mmmach es dir bequem, ich bin gleich da.»
Minuten verstreichen, in denen ich einem meditierenden Mikadostäbchen zuschaue.
«Echt bewundernswert, wie du so lange stillsitzen kannst, Gottesanbeterin.»
«Ach, weisst du, wenn ich gutes Essen habe, dann kann ich wochenlang so verharren.»
«Wow, nicht schlecht. Was ist denn dein Soulfood?»
«Grillen, Schaben und Heuschrecken.»
«Heuschrecken? Du bist doch selbst eine Fangschrecke.»
«Ja, wo liegt das Problem?»
«Naja, du isst deine …»
«Männer, ja. Nach dem Sex zerteile ich sie in zwei. Ich brauche nun mal die Proteine für meine Babys. Und wie sagt man so schön: Liebe geht durch den Magen.»
«So kann man es auch sehen. Aber ist das nicht hart als alleinerziehende Mutter?»
«Nein. Ich gebe die Kleinen gleich nach der Geburt in der Ludothek, äh, Oothek, ab. Das ist ein Schaumnest. Aus dem fressen sich meine Nymphen dann raus, sobald sie gross genug sind.»
«Bei euch in der Familie ist das Fress-, äh, Essen ziemlich zentral, was?»
«Na klar. Eat, pray, love. In der Reihenfolge.»
«Schön. Und wann hast du dein nächstes Date?»
«Siehst du ihn nicht?»
«Wen?»
«Den heissen Typen da drüben. Entschuldige mich bitte …»
«Klar. Viel Spass. Oder so.»
Kurzporträt Gottesanbeterin
- Herkunft: Asien
- Alter: 7 bis 15 Monate
- Grösse: 7 bis 9 Zentimeter (Afrikanische Riesengottesanbeterinnen können bis 10 Zentimeter lang werden)
- Gewicht: 4 bis 14 Gramm
- Lieblingsessen: Insekten
- Wohnungsgrundriss: 30 x 30 x 50 Zentimeter
Worauf gewisse Exoten so stehen … Minder entsetzt ziehe ich wieder von dannen. Ich glaube, der Tausendfüssler kann mich nicht mehr schockieren. Lange suchen muss ich ihn jedenfalls nicht. Er steht auf einer grossen Bühne im Scheinwerferlicht und bewegt seine unzähligen Beine in einer La-Ola-Welle. Was für eine Rampensau.
Der Tausendfüssler

Quelle: Christian Walker
«Wow. Das war eine Performance. Danke, Tausendfüssler.»
«Na, selbstverständlich, meine Liebe. Ich bin das pulsierende Leben und habe Rhythmus in meinem afrikanischen Blut. Warte, ich komm zu dir.»
Der Tausendfüssler steigt von der Bühne. Wir schütteln Hände, sprich Beine.
«Uff, wie viele Beine hast du eigentlich?»
«Zwischen 300 und 700. Gezählt habe ich sie aber nicht.»
«Meine Güte, das sind aber immer noch ganz schön viele. Kriegst du nie Blasen?»
«Nö, ich trage ja keine Schuhe.»
«Haha. Nein. Aber ernsthaft jetzt.»
«Okay, okay. Sorry für meinen trockenen Humor. Sonst mag ich es feucht. Aber zu den Blasen: Damit habe ich keine Probleme, weil ich in einer regelmässigen Wellenbewegung gehe. Eleganz ist mein zweiter Name.»
«Mhm.»
«Ich meine, schau dir mal meinen stromlinienförmigen Körper an. Den lasse ich auch jeden Tag gründlich reinigen, von meinen Maskenbildnern, den Milben. Von nichts kommt nichts.»
«Eigentlich erstaunlich, da ich gelesen habe, dass du beim Essen ganz schön zuschlägst: Obst, Zwiebelschalen, Gemüse …»
Die Augen des Tausendfüsslers blitzen böse auf.
«Willst du etwa sagen, ich bin ein Fresssack?»
«Nein, das meinte ich doch nicht.»
«Aber sicher meintest du das. Wie kannst du nur?!»
Der Tausendfüssler rollt sich beleidigt zusammen.
«Tausendfüssler, hör mal. Ich habe es doch nicht so gemeint. Ich frage alle Kandidaten in der Exoten-Serie nach ihren Essensvorlieben.»
Schweigen.
«Komm schon. Verzeih mir doch. Sei doch nicht so theatral ...»
«Theatralisch?! Wolltest du das gerade sagen?! Na warte!»
Ein gelbes Sekret spritzt in meine Richtung. Ich halte die Hände vors Gesicht. Die nächsten Stunden verbringe ich damit, sie zu waschen. Doch das Sekret geht nur schwer weg. Einen so bleibenden Eindruck hat noch kein Exot bei mir hinterlassen.
Kurzporträt Tausendfüssler
- Herkunft: Afrika
- Alter: 10 Jahre und älter
- Grösse: 5 bis über 30 Zentimeter (Archispirostreptus gigas)
- Gewicht: ca. 30 Gramm
- Lieblingsessen: Blätter, Totholz, Früchte, Gemüse, (Allesfresser)
- Wohnungsgrundriss: 50 x 50 x 50 Zentimeter
Nächste Woche erscheint die letzte Folge von «Exot, ledig, sucht». Verpasse sie nicht und folge meinem Profil! Und wenn dich das Warten zu kribbelig macht, habe ich hier drei krabbelige Beschäftigungen für dich:
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Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.