Siri Schubert
Produkttest

Die Schnorchelmaske von Cressi ist überraschend komfortabel

Vollgesichtsmasken zum Schnorcheln hielt ich bisher für Schnickschnack. Nach dem Test der Bali-Maske von Cressi habe ich meine Meinung gründlich geändert. Ausprobieren lohnt sich, auch wenn du sonst gern mit konventioneller Maske und Schnorchel unter Wasser bist.

Schnorcheln ist wie eine Eintrittskarte in eine andere Welt. Glitzernd bunte Fische, ein Farbenspiel von Blau über Türkis bis Grün und eine Ruhe, wie sie über Wasser selten zu finden ist.

Bisher war ich mit Halbgesichtsmaske und Schnorchel glücklich und zufrieden. Dass ab und zu Wasser selbst in eine gut sitzende Maske lief und die Gläser immer mal wieder beschlugen, gehörte dazu. Schliesslich kann ich die Brille ja kurz spülen und ausblasen. Bei Wasser im Schnorchel heisst es kräftig pusten und das Problem ist gelöst.

Warum also die Vollgesichtsmaske? Ich bin neugierig. Möchte wissen, wie es sich anfühlt. Denn ich sehe immer mehr Schnorchler mit dieser Art von Gesichtsschutz. Offensichtlich hat die Vollgesichtsmaske ihren Reiz. Und ich habe Fragen. Werde ich die Umgebung noch so unmittelbar wahrnehmen? Wird mich die Maske einengen? Oder wird das Schweben unter Wasser noch entspannter, als es ohnehin schon ist?

Ein erster Eindruck

Cressi hat mir die «Bali» als Testexemplar zur Verfügung gestellt. Der italienische Hersteller, ein Familienbetrieb, ist seit knapp 80 Jahren im Tauchsport aktiv. Da ich auch andere Cressi-Ausrüstung privat zum Schnorcheln und Tauchen nutze, ist mein Vertrauen da – gerade unter Wasser ist mir das wichtig.

Dank des einklappbaren Schnorchels eignet sich die Maske auch fürs Reisen.
Dank des einklappbaren Schnorchels eignet sich die Maske auch fürs Reisen.

Vor dem Test hatte ich den Abstand zwischen Nasenwurzel und Kinn vermessen, um die richtige Grösse zu finden – gemäss Tabelle brauche ich Grösse L/XL. Das hätte ich nicht erwartet. Deshalb mein Tipp: Auf jeden Fall messen. Denn nur wenn die Maske optimal passt, dringt kein Wasser ein, drückt nichts und die beiden durch eine Silikondichtung abgetrennten Bereiche funktionieren, wie sie sollen. Mehr dazu später.

Schnell sind die beiden textilverstärkten Gummibänder angepasst. Ich habe mir eine ruhige Bucht vor der Insel Lobos im Norden Fuerteventuras ausgesucht. Das klare, kühle Wasser ist einladend und das steinige Ufer verspricht einiges an Meerestieren, die in den Lavaformationen Schutz suchen.

Abtauchen mit Panoramablick

Ich tauche ein und bin fasziniert von den bunten Fischen, die vorbeiziehen. Leider reicht mein biologisches Wissen nicht aus, um alle zu bestimmen. Nur Grundeln, Geissbrassen, den bunten Meerpfau und den Neon Riffbarsch erkenne ich.

Das Atmen mit der Maske durch Mund und Nase ist mühelos und fühlt sich sehr natürlich an. Dank der grossen Scheiben ist das Blickfeld weit, sodass ich auch seitlich schauen kann, was sich unter Wasser an wundersamen Wesen tummelt.

Ein Schnappschuss bei meinem Ausflug unter Wasser.
Ein Schnappschuss bei meinem Ausflug unter Wasser.

Anders als befürchtet fühle ich mich durch die voluminöse Maske nicht vom Unterwassererlebnis abgeschottet. Im Gegenteil. Eher als Teil davon. Ein grosser Vorteil: Die Gläser beschlagen kein bisschen. Das liegt an der Luft, die vom Schnorchel über die Sichtflächen strömt.

Ein Vergleich mit dem traditionellen Set-up

In den folgendenTagen bin ich noch an weiteren Stränden Fuerteventuras geschnorchelt und jedes Mal war das Erlebnis mit der Vollgesichtsmaske gut und entspannt.

Über Wasser sehe ich aus wie ein Alien, unter Wasser fühlt sich alles entspannt und natürlich an.
Über Wasser sehe ich aus wie ein Alien, unter Wasser fühlt sich alles entspannt und natürlich an.

Zum Vergleich bin ich zwischendurch auch mit traditioneller Taucherbrille und Schnorchel ins Wasser gegangen. Ich fand es zwar auch schön, aber etwas anstrengender, weil ich Schnorchel und Brille mehrmals ausblasen musste. Auch mein Kiefer war vom Halten des Schnorchels leicht ermüdet. Das stört mich sonst beim Schnorcheln nicht, doch im direkten Vergleich ist es mir aufgefallen.

Dafür erlaubt mir das traditionelle Set-up, einige Meter unter die Wasseroberfläche zu tauchen. Mit der Vollgesichtsmaske geht das schon allein wegen des Volumens nur schwer und ist gemäss Cressi-Anleitung auch nicht zugelassen. Schliesslich ist ein Druckausgleich mit der harten Kunststoffmaske fast unmöglich.

Technische Features bringen Komfort

Der Schnorchel der «Bali»-Maske lässt sich einklappen. Das macht das Mitnehmen im Koffer einfacher. Wichtiger ist mir aber, dass der Mund- und Nasenbereich vom Sichtfeld abgetrennt ist. Das gelingt durch eine Silikonschürze und Ventile, die den Luftstrom lenken. So wird die potentiell gefährliche Anreicherung von CO2 in der Atemluft vermieden, weil es so nicht zur Pendelatmung, also zum Einatmen der bereits ausgeatmeten Luft, kommt.

Silikondichtungen und Ventile verhindern, dass sich frische und ausgeatmete Luft vermischen.
Silikondichtungen und Ventile verhindern, dass sich frische und ausgeatmete Luft vermischen.

Das Silikon im Innenbereich und am Maskenrand ist weich und schliesst gut ab, wodurch das Wasser draussen bleibt. So musst du die Maske nicht ausblasen und hast auch keine hässlichen Druckstellen im Gesicht. Vorausgesetzt du hast die passende Grösse gewählt und keine Haare unter der Dichtung eingeklemmt. Für Bartträger – habe ich mir sagen lassen – ist die Vollgesichtsmaske nicht geeignet, weil seitlich zwischen Silikon und Barthaaren Wasser eindringen kann.

Das grosse Ausblasventil am Kinn sorgt für zusätzliche Sicherheit.
Das grosse Ausblasventil am Kinn sorgt für zusätzliche Sicherheit.

Vom Schnorchel aus strömt die frische Luft zuerst über den Sichtbereich und dann in den durch Ventile abgedichteten Atembereich. Von dort wird die verbrauchte Luft seitlich abgeatmet. Am Kinn befindet sich zusätzlich ein Purge-Ventil, über das du Wasser ausblasen kannst, falls doch etwas eingedrungen ist.

Der Schnorchel verfügt über einen Schwimmer, also einen kleinen Ball, der die Öffnung verschliesst, so dass kein Wasser eindringt, solltest du versehentlich zu tief abgetaucht sein oder eine Welle die Öffnung überspülen.

Dank des Schwimmers im Schnorchel in Form eines silbernen Balls dringt kein Wasser ein.
Dank des Schwimmers im Schnorchel in Form eines silbernen Balls dringt kein Wasser ein.

Die Kombi aus den Silikondichtungen, der Führung des Luftstroms, den Ventilen, dem durch einen Schwimmer geschützten Schnorchel und den textilverstärkten Gummibändern sorgt für ein angenehmes Schnorchelerlebnis.

Im Lieferumfang ist eine Halterung für eine Action-Kamera enthalten, die zwischen Maske und Schnorchel angebracht werden kann. Ob und wie gut das funktioniert, habe ich allerdings nicht getestet.

Safety first

Wer sich schon eine Weile mit Vollgesichtsmasken beschäftigt, wird die Diskussion um die Sicherheit und die mögliche CO2-Anreicherung kennen. Inzwischen hat das Divers Alert Network (DAN) das untersucht. In einer kleinen Studie kam die Organisation zu dem Schluss, dass sich die Theorie der CO2-Anreicherung bei Masken von namhaften Herstellern nicht bestätigt hat.

Cressi hat nach eigenen Angaben ebenfalls Labortests durchgeführt, um sicherzustellen, dass das CO2 bei normaler Nutzung das kritische Level nicht überschreitet. Dennoch empfiehlt der Hersteller, die Maske alle 30 Minuten abzunehmen und die Luft im Innenraum dadurch komplett auszutauschen. Allgemein gilt, dass Vollgesichtsmasken fürs entspannte Schnorcheln, aber nicht fürs angestrengte Schwimmen geeignet sind.

Fazit

Entspanntes Erlebnis unter Wasser

Mich hat der Komfort und das entspannte Taucherlebnis durch die Vollgesichtsmaske positiv überrascht. Als zusätzliche Maske für relaxte Ausflüge an der Oberfläche in ruhigen Gewässern werde ich sie sicher weiter nutzen. Bei Strömung, Wind und herausfordernden Bedingungen greife ich aus Sicherheitsgründen lieber auf Schnorchel und Brille zurück. Auch wenn ich einige Meter abtauchen möchte, bleiben Halbgesichtsmaske und Schnorchel meine erste Wahl. Dennoch: Wenn es um Vollgesichtsmasken geht, hat die Cressi «Bali» mich durch ihren Komfort und die gute technische Umsetzung überzeugt.

Pro

  • angenehme Passform ohne zu drücken
  • dicht durch Silikonschürzen aussen und um Mund und Nase
  • weites Sichtfeld
  • natürliches Atmen durch Mund und Nase
  • beschlägt nicht
Titelbild: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.

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