Der PowerCube: Ein halber Kubikmeter Fitness
Er sieht aus, als hätte Arnie für USM Haller designt. Der PowerCube ist ein massives Stahlgestell, das vielseitiges Training mit dem eigenen Körpergewicht ermöglicht. Bei mir hat er sich als Fitnessstubüro unverzichtbar gemacht.
Kannst du dich beherrschen? Genauer gesagt: deinen Körper? Wenn du daran arbeiten willst, kommen die 22 Kilogramm verzinkter Stahl ins Spiel, aus denen der «PowerCube» besteht. Ausgedacht hat ihn sich Tim Wacker, ein deutscher Judoka und Calisthenics-Athlet. Wer gerne mit dem eigenen Körpergewicht trainiert, soll daran zahlreiche Möglichkeiten finden, sich immer wieder neu zu fordern. Statt dir einen öffentlichen Calisthenics-Park zu suchen, stellst du dir den PowerCube einfach in den Keller oder Garten, in den Hinterhof oder ins Wohnzimmer. Wohin auch immer. Du bist mobil und kannst corona-gerecht für dich trainieren. Ich hänge seit einiger Zeit sehr an dem Ding. Auch aus Gründen, die mir anfangs gar nicht in den Sinn gekommen wären.
Aufbau
Mit 113 x 63 x 63 Zentimetern ist der PowerCube nicht wirklich ein Würfel, aber halbwegs handlich und gleichzeitig sehr stabil. Er ist mit bis zu 190 Kilogramm belastbar, sofern du beim Zusammenbau nicht schlampst. Insgesamt finden sich vier lange und sechs kurze mattschwarze Stangen, zwölf silberne Kupplungen und ein Inbus-Schlüssel im Karton.
Daraus schraubst du den Quader zusammen, der an einer Seite offen bleibt und je nach Übung unterschiedlich positioniert werden kann. Stehend, liegend, drinnen oder draussen – ganz wie du willst. Er passt durch die Tür. Einen wichtigen Hinweis hebt sich die Anleitung für den Schluss auf: Die Schrauben müssen regelmässig kontrolliert und gegebenenfalls nachgezogen werden. Ich habe sie über Wochen immer wieder gecheckt und selten eine lockere gefunden. Aber sicher ist sicher.
Auf geht's
Nach dem Aufbau gibt's nichts zu konfigurieren, zu justieren oder eine App zu installieren. Nur dich, den Stahlquader und ein Faltblatt, auf dem Tim Wacker den Vorturner macht. Mit Tipps zu Dips, Negativ-Pushups oder «Skin the cat» – einer Rückwärtsrotation.
Eine gewisse Grundfitness ist ratsam, wenn du dich in den PowerCube hängst. Vermutlich bringst du die sowieso mit, wenn du bis hierhin gelesen hast. Theoretisch können auch blutige Anfänger mit einfachen Übungen beginnen, die würde ich aber nicht zur Kernzielgruppe des Würfels Quaders zählen.
Trainieren
Ansonsten ist er einer für alle, die willig sind, sich daran zu quälen. Falls du zwei Meter gross bist, könnte die eine oder andere Übung schwierig werden. Der Durchschnitts-Mitteleuropäer misst um die 1,80 Meter. Mir kommt zugute, dass ich total durchschnittlich bin. Was die Dimensionen angeht, scheint der Cube wie für mich gemacht. Die Griffbreite ist angenehm, der Stangen-Durchmesser von 33,7 mm ebenfalls.
Solange ich die Übungen ruhig und kontrolliert ausführe, gerät der Quader auch hochkant stehend nicht ins Wanken. Gefährlich wird's, sobald ich es mit Schwung versuche, was nicht im Sinne des Erfinders ist. Kontrollierte Bewegungen sind angesagt. Und es macht Spass, langsam aber sicher mehr Kontrolle über den eigenen Körper zu gewinnen.
Um Kraft, Koordination und Körperbeherrschung zu schulen, musst du kein Eisen stemmen. Es genügen Basics wie Reck, Barren und Boden. So haben unsere Grosseltern schon geturnt. Nun ist es in leicht abgewandelter Form wieder im Trend. Gut so, denn die Muskelgruppen werden dabei nicht isoliert trainiert, sondern im Zusammenspiel. Dabei kommen die eigenen körperlichen Schwachstellen zuverlässig zum Vorschein.
Fehlende Rumpfstabilität, eingeschränkte Beweglichkeit oder mangelnde Koordination können dir einen Strich durch die Rechnung machen. Ich leide zum Beispiel dann, wenn ich die Beine in die Waagrechte bringen soll, wie beim L-Sit. Gegen die verkürzten Hamstrings an der Oberschenkel-Rückseite komme ich nicht lange an.
Beim Training mit dem eigenen Körpergewicht machen schon kleine Änderungen der Körperposition einen grossen Unterschied. Du musst dich langsam an die schwierigeren Übungsvarianten herantasten. Im Video zeigt Tim Wacker, wie das aussehen kann.
Fazit zum Sportgerät
Um effizient zu trainieren, musst du kein Vermögen für diverse Geräte ausgeben. Schlussendlich brauchst du vor allem Motivation, deinen Körper und ein paar Griffmöglichkeiten. Die bietet der PowerCube und das Training daran macht Spass. Für mich ist er massiv empfehlenswert. Dazu noch eine Klimmzugstange und schon bist du zuhause gut ausgerüstet.
Update im August 2021: Den PowerCube gibt es jetzt mit 45 Prozent weniger Buchstaben als «Kyvos».
Arbeiten
Hier wäre die Erzählung zu Ende, wenn das Ding bei mir nicht zum zentralen Einrichtungsgegenstand avanciert wäre. Seit der Arbeitsalltag grösstenteils im Homeoffice stattfindet, habe ich ein Stehpult auf dem Wunschzettel und durch den PowerCube ganz nebenbei bekommen. Eine Holzplatte drauf, schon wird aus dem Fitnessgerät ein 1A-Arbeitsplatz für Durchschnittstypen wie mich. Die Höhe passt perfekt, meine Ellenbogen in einer Linie mit der Tischkante – so wie es sein sollte.
Statt mir zusätzlich eine Steh-Sitz-Workstation anzuschaffen, drehe und wende ich einfach den PowerCube. Das ist nicht nur praktisch, sondern sieht für meinen Geschmack sogar ganz ordentlich aus. Als hätte Arnie für USM Haller designt.
Auf den gummierten Enden der Stangen liegt die Platte so sicher auf, dass sie nicht versehentlich ins Rutschen kommt. Mit ein paar Cling nanoSTRIPS dazwischen muss ich mir endgültig keine Sorgen mehr machen. Die Tragkraft ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben: 190 Kilogramm – so schwer ist mein Job nicht. Mein anderer PowerCube sorgt für den Strom und fertig ist das Fitnessstubüro auf zwei Quadratmetern.
Was ich gespart habe:
Wohnen
Auch als Balkontisch oder etwas niedrigerer Beistelltisch für die Kinder ist der PowerCube eine Option. Das geht allerdings nur, wenn du die Tischplatte entsprechend befestigst. Dafür ist das Ergebnis ansprechender und origineller als so manches Tischgestell fürs x-fache Geld.
Was ich gespart habe:
Fazit zum Möbelstück
Nicht mein Fachgebiet, darum habe ich im Netz gespickt und in jedem zweiten Beitrag zu Möbeln mit rauem Charme diesen Satz entdeckt: «Im Industrial-Stil ist alles erlaubt.» Na also. Ich erlaube mir zu sagen: Ein starkes Stück, dieser Cube.
P.S.: Auch mit einem Kleider- oder Wäscheständer kann er es aufnehmen, was den Funktionsumfang angeht.
Was ich gespart habe:
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.