Kleiner als ein Stehpult, (fast) gleich effektiv: Schreibtisch-Aufsatz im Test
Zu lange habe ich im Home Office nur gesessen. Nun will ich beruflich aufsteigen: Um häufiger aufrecht zu arbeiten, habe ich mir einen Schreibtisch-Aufsatz angeschafft. Der ist praktikabel, aber nicht ganz mackenfrei.
Es war mir stets ein Rätsel, wie Menschen vom Sitzen Rückenweh kriegen können. Die schuften ja nicht, dachte ich. Die sitzen quietschgemütlich auf ihren füdlifreundlichen Ergonomiestühlen. Was soll da schon passieren?
Eben nichts. Acht Stunden und mehr in derselben krummen Bananenhaltung – wie sich das anfühlt, spüre ich aktuell. Ich arbeite häufiger und länger im Homeoffice und büffle für eine Weiterbildung. Die Folge: eine verhärtete Schulter und ein ziepender Rücken. Der Klassiker.
«Ha», denke ich, «es liegt am Sessel.» Also krame ich meinen teuren Bürostuhl aus anno Studium hervor. Doch die Schulter findet es nicht so geil wie ich. «Ha», denke ich, «es liegt am Tisch.» Also stelle ich ihn höher, schiebe einen Fussschemel darunter und richte meinen Körper in allen erdenklichen Winkeln aus, die Dr. Google empfiehlt. Doch mein Rücken klagt weiter.
Und so denke ich schliesslich: «Ha. Es liegt an mir. Ich sollte mehr stehen.»
Ein beschwerlicher Transport
Teamtag am Hauptsitz. Vor ein paar Tagen habe ich mir einen Stehtisch-Aufsatz hierher bestellt. Aus Platz- und Kostengründen habe ich mich gegen ein Stehpult entschieden. Klein, handlich, einfach umplatzierbar soll der Aufsatz sein. Das von der Galaxus-Community mit 4,7 von 5 Punkten bewertete Logilink-Modell hat mich überzeugt, da zwei Bildschirme auf der Hauptplatte Platz finden. Preislich ist es um einiges attraktiver als das Newstar-Modell, bei dem mich die zwei Grifflöcher stören. Ausserdem ist mir dieses zu gross. Auch das Xantron-Modell und das Digitus-Modell wirken mit über 90 Zentimeter Länge zu wuchtig.
Grosse Augen mache ich deshalb, als bei der Abholung meines Stehtisch-Aufsatzes dann doch ein Riesenpaket auf einem Rollwagen herangekarrt wird. Rund 15 Kilogramm wiegt das verpackte Monster. Das könnte «en Chrampf» werden, fürchte ich beim Gedanken an den ÖV-Transport. Nachdem die Tischplatten in der S11 viermal umgekippt sind und mehrere Pendlerinnen und Pendler gerammt haben – das Material hat trotz «Made in China» keinen Kratzer abbekommen –, komme ich atemlos zu Hause an. Für einmal muss ich eingestehen: Die Kluge fährt nicht immer Zuge.
Ein leichter Aufbau
Immerhin: Der Aufbau funktioniert geschmeidig. Die 16 Kleinteile, die mir und meinen zwei linken Handwerkerinnen-Händen erst einen Schrecken einjagen, sind klar beschriftet. Sprichwörtlich im Handumdrehen ist die 79,5 mal 30 Zentimeter grosse Tastaturplatte an der 80 mal 40 Zentimeter grossen Hauptplatte befestigt. Wofür die klebbaren Schaumstoffteile genau sind, ist mir vorerst noch nicht klar.
Nun hieve ich das «Riesenmöbel» auf den Tisch. Es wirkt gigantisch in Schwarz – andere Farben gibt es leider nicht. Optisch erinnert es etwas an eine Hebebühne auf einer Baustelle. Da wäre das Relaxdays-Modell aus Holz um einiges attraktiver gewesen. Doch dieses bietet nur Platz für einen Bildschirm und kann lediglich auf vorgegebene Höhen verstellt werden. Aussehen ist eben auch nicht alles.
Einrichtung mit Vorahnung
Nun geht’s an die «Beladung» meiner Hebebühne. Bis 15 Kilogramm Last hält sie angeblich aus. Erleichtert stelle ich fest: Mein Laptop und Bildschirm finden problemlos nebeneinander Platz. Auch ein Monitor-Arm könnte befestigt werden. Die Tastatur und die Maus passen ebenfalls auf die darunter liegende Platte. Wenn ich jedoch beides gerade nebeneinander ausrichte – mein innerer «Monk» lässt grüssen –, ahne ich bereits: Es könnte eher eng werden.
Die Höhe lässt sich vorne rechts unter der Hauptplatte mit einen Druckgriff verstellen. Das Hochfahren auf maximal 50,5 Zentimeter geht ganz leicht dank der Gasdruckfeder. Das ist eine pneumatische Feder mit eingebautem Dämpfungsmechanismus, die ihre Kraft durch Gas entfaltet. Eingesetzt wird sie auch bei Lattenrosten, Bürostühlen und Autotüren. Beim Herunterfahren braucht es etwas Druck auf die Platte. Weiter kein Ding, das stärkt zusätzlich meine Rückenmuskulatur, denke ich mir.
Etwas eng und wackelig …
Nun geht es ans Eingemachte. Als ich mich vor meinen Stehtisch-Aufsatz stelle und zu tippen beginne, fallen mir zwei Dinge auf:
- Schiebe ich die Tastatur zu weit nach hinten, stosse ich beim Tippen mit den Fingern an der oberen Platte an. Weiter vorne, bei der ergonomischen Abrundung, die keinen sichtlichen Mehrwert hat, lauert schon der «Abgrund». Viel Platz bleibt also nicht.
- Haue ich zu fest in die Tasten, wackelt der Stehtisch-Aufsatz etwas. Dafür muss ich aber ziemlich schreibwütig sein:
... doch mehr Vor- als Nachteile
Nebst kleinen Macken stelle ich aber viele Vorteile fest. Das «Handauflegen» fühlt sich sehr angenehm an. Die Kanten beider Platten sind abgeflacht. So sticht die Tischkante nicht ins Handgelenk – etwas, was mein Modell zahlreichen anderen Aufsätzen und sogar Stehpulten voraus hat. Die Monitor-Platte ist auch ausreichend lang. Sie ist zwar rund zehn Zentimeter kürzer als ihre oben genannten Mitbewerber. Dafür spart sie Platz, weil sie ganz ohne die unschönen Grifflöcher auskommt.
Der Schlitz auf der Monitor-Platte eignet sich gut für ein Tablet. Etwas tief ist sie fürs Smartphone. Den Fingerscan zum Beispiel kann ich nur noch knapp bedienen. Dafür hier ein Tipp für Schüler, Studentinnen und andere Personen, die viel mit Papier arbeiten: A4-Blätter können perfekt in den Spalt gesteckt werden. Um sie zu stabilisieren, kannst du zuhinterst einfach eine Kartonplatte reinschieben:
Nicht nur das Hoch- und Runterlassen funktioniert gut, auch im Sitzen lässt sich am Stehtisch-Aufsatz tiptop arbeiten. Jetzt wird mir klar, wofür die Schaumstoffteile gedacht sind, die ich an die Unterseite geklebt habe: Die Tastatur-Fläche liegt so stabiler auf der Tischplatte auf. Praktisch sind ausserdem die unterseitig angebrachten Kabelhalter. Sie bringen immerhin etwas Ordnung in meinen Kabelsalat.
Wie arbeitest du im Homeoffice? Erzähle es der Community und mir in einem Kommentar.
Fazit
Grosse Entlastung auf etwas wackeligen Beinen
Der Stehtisch-Aufsatz hat meine Schreibtischarbeit in neue Sphären gehoben. Kleinere Mängel habe ich dennoch festgestellt: Etwas zu eng geraten ist die Tastatur-Platte. Der Spalt auf der Monitor-Fläche ist für Smartphones leider zu tief. Ausserdem kann der Aufsatz leicht wackeln, wenn ich zu fest in die Tasten haue. Schade ist, dass es ihn nicht in Weiss oder Holzoptik gibt. So würde er auf dem Tisch leichter wirken.
Ansonsten ist das in China hergestellte Modell hochwertig verarbeitet. Trotz Zug-Transport und mehrerer Stürze hat es keinen Kratzer davongetragen. Auch die «Schiffstaufe» mit verschüttetem Schwarztee hat keine Spuren hinterlassen.
Trotz einiger Macken halte ich den Stehtisch-Aufsatz also grundsätzlich für eine sinnvolle Anschaffung. Seit ich regelmässig beim Arbeiten stehe, haben sich meine Nacken- und Rückenschmerzen verabschiedet. Ausserdem habe ich das Gefühl, mich länger konzentrieren zu können. Ich bin also sprichwörtlich über mich selbst hinausgewachsen.
Pro
- hochwertig verarbeitet
- kratzfest
- einfaches Hoch- und Runterlassen
- rückenschonend
- abgeflachte Kanten
- ergonomische Abrundung
- einfach umplatzierbar
Contra
- leicht wackelig
- Tastaturplatte etwas zu schmal
- etwas klobiges Aussehen in Schwarz
Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.