Adidas «Superstar»: Ist es Mode, Kultur oder einfach ein Turnschuh?
Hintergrund

Adidas «Superstar»: Ist es Mode, Kultur oder einfach ein Turnschuh?

Ein Konzert führt zum ersten Sneakerdeal der Geschichte mit Musikern und macht einen Turnschuh zur Legende. Der «Superstar» von Adidas ist «The OG». Zumindest, wenn es nach mir geht.

Ist es der «Air Ship» von Nike, der «Chuck Taylor All Star» von Converse oder doch der Nike «Cortez» mit der ikonischen Sohle? Für mich weder noch. Der Titel «OG» in Sachen Sneakers geht ins beschauliche Herzogenaurach an die Weltmarke Adidas. Und der Name des Schuhs ist Programm: «Superstar».

Eines der Markenzeichen des Adidas «Superstar»: die gummierten Zehenkappen.
Eines der Markenzeichen des Adidas «Superstar»: die gummierten Zehenkappen.
Quelle: Patrick Bardelli

Und plötzlich wollen alle den Schuh mit den drei Streifen

Der Ort: Madison Square Garden in New York. Das Datum: 19. Juli 1986. «Raising Hell» heisst das dritte Studioalbum von Run DMC, mit dem das Trio auf Tour ist. Zum Konzert in Manhattan lädt man Angelo Anastasio ein. Wohlweislich. Der Manager der Marke mit den drei Streifen erscheint dann auch tatsächlich beim Gig. Während des Songs «My Adidas» animieren die Rapper das Publikum, seine Adidas-Klamotten und Schuhe in die Höhe zu halten.

Der Rest ist Geschichte. Anastasio ist vom Geschehen so überwältigt, dass Run DMC im Anschluss einen Sponsorenvertrag mit Adidas erhält. Der erste Sneakerdeal ausserhalb des Sports ist besiegelt. Dieser Vertrag ebnet den Weg für weitere Schuhdeals in der Musikbranche und macht den unscheinbaren ehemaligen Basketballschuh der 70er-Jahre quasi über Nacht zum «Superstar». Sowas nennt sich heute wohl Buzz.

I love me my Adidas

1986 bin ich 18 und Hip-Hop ist meine Musik. Der Adidas «Superstar» gehörte damals wie heute ebenso ins Schuhregal wie Run DMC in die Playlist. Kürzlich bin ich dann bei uns im Shop auf diese Perle der Kultsneakers gestossen.

Walk this way mit dem «Superstar» by ...
Walk this way mit dem «Superstar» by ...
Quelle: Patrick Bardelli
... Wales Bonner.
... Wales Bonner.
Quelle: Patrick Bardelli

Das Spezielle an diesem Modell: Das Design stammt vom britischen Modelabel «Wales Bonner». Grace Wales Bonner gründet das Label nach ihrem Abschluss am Central Saint Martins College im Jahr 2014 ursprünglich als Marke für Herrenbekleidung. Später kommt Damenmode hinzu. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den LVMH Young Designer Prize (2016). Und sie ist Gewinnerin des British Fashion Council/Vogue Designer Fashion Fund (2019). Wales Bonner hat mit Marken wie Adidas Originals, Anderson & Sheppard und Dior zusammengearbeitet.

Der für die Herbst/Winterkollektion 2024 designte Schuh soll gemäss Adidas Tradition und Moderne in einer Hommage an die Hip-Hop-Bewegung vereinen. Der Wales Bonner «Superstar» ersetzt das klassische Obermaterial aus weichem Leder durch Rindsleder mit Krokostruktur. Die drei Streifen haben die gleiche Optik, die Zunge und der Fersenbereich sind aus Nubuk. Akzente in Gold-Metallic runden das Ganze ab. Ausserdem kommt ein Schuh mit Wales Bonner Branding und der andere mit einem Adidas Superstar Branding – jeweils aus Goldfolie.

Detailpflege à la Adidas feat. Wales Bonner.
Detailpflege à la Adidas feat. Wales Bonner.
Quelle: Patrick Bardelli

Mode, Kultur oder bloss ein Schuh?

Der Adidas «Superstar» mit dem Facelift von Wales Bonner kostet je nach Ausführung das zwei- bis dreifache eines «normalen» Modells. So gesehen werden sich vermutlich bloss ein paar wenige Hardcore-Fans und Sammler für diesen Schuh interessieren. Alle anderen beantworten die Frage, ob es sich dabei um Mode, ein Stück Kulturgeschichte oder bloss einen Turnschuh handelt, wohl mit letzterem. Für mich ist der «Superstar» von Adidas alles in einem. Egal, ob von einem trendigen Modelabel aufgepeppt oder nicht.

Titelbild: Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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