Der Nike Air Ship: Wie ein schwarz-roter Sneaker zur Legende wurde
Hintergrund

Der Nike Air Ship: Wie ein schwarz-roter Sneaker zur Legende wurde

Von der NBA verbannt, im Laufe der Zeit vergessen. Das ist die Geschichte des Nike Air Ship, in dem Michael Jordan seine Karriere begann.

Zauberer am Basketball, lebende Sportlegende, sechsfacher NBA-Championship-Gewinner, Stilikone, fünffach gekürter Most Valuable Player der NBA, «Space Jam»-Star – Michael Jordan. Du hast von ihm gehört.

Sicher auch von seinem Spitznamen: Air Jordan. Nicht nur rege in Gebrauch zu Ehren des 1-Meter-98-Mannes selbst, sondern auch für ein ganzes Universum an ihm gewidmeten Sports- und Streetwear-Produkten von Nike. T-Shirts, Sweater, Trackpants, Caps, Socken und, klar, die berühmt-berüchtigten Air Jordan Sneaker. Aber hast du gewusst, dass die ikonische Zusammenarbeit zwischen Jordan und Nike mit einem ganz anderen Paar Sneaker begann? Einem, das von der NBA verboten wurde.

5.000 US-Dollar Strafe für einen schwarz-roten Schuh

In den 1980ern gibt es einen Dresscode bei der NBA. Die sogenannten «Uniform Uniformity Rules». Um auch optisch eine Einheit zu bilden, haben alle Spieler ihre Trikots und dazu weisse Sneaker zu tragen. Kleine Farbakzente an den Schuhen sind erlaubt, ja. Solange sie weiterhin auf den ersten Blick als weiss zu identifizieren sind.

Als Michael Jordan im Oktober 1984 in seiner ersten Saison für die Chicago Bulls auf dem Court steht, ist ihm das egal. Er hat gerade seinen Vertrag mit Nike unterzeichnet. Und trägt die Nike Air Ships. In Schwarz-Rot.

Jung und furchtlos: Michael Jordan bricht die «Uniform Uniformity Rules» der NBA.
Jung und furchtlos: Michael Jordan bricht die «Uniform Uniformity Rules» der NBA.
Quelle: Instagram @flight23jordan
Eine Kontroverse, die Nike sich jeweils 5.000 Dollar kosten lässt.
Eine Kontroverse, die Nike sich jeweils 5.000 Dollar kosten lässt.
Quelle: Instagram @flight23jordan

«Das ist eine Spezialanfertigung gewesen», verrät Nikes Damals-Creative-Director Peter Moore im Interview mit Complex. «Und es wurden in etwa, sagen wir, 25 Paar produziert. Nur für ihn.»

Würde solch eine Spezialanfertigung heute zu einem Riesen-Hype, einer streng limitierten Kollektion und vermutlich heiss laufenden Raffles ausarten, hat sie 1984 nur eine einzige Konsequenz: den Zorn der NBA. Die National Basketball Association findet es nämlich überhaupt nicht lustig, dass Neuling Jordan sich nicht an ihr Regelwerk halten will. Und so gibt es eine schriftliche Abmahnung, für Jordan selbst und für Rob Strasser, damals Marketing Vizepräsident im Hause Nike: Der schwarz-rote Schuh sei vom Platz verbannt, sollte Michael Jordan es nochmals wagen, ihn zu tragen, drohe ihm eine Busse von (angeblich) 5.000 US-Dollar.

Nike zahlt. Mehrfach. Und Jordan trägt weiterhin das verbotene Schuhwerk.

Die Legende um den verbannten Sneaker

Von den Nike Air Ships hast du trotz all der Aufruhr noch nie etwas gehört? Das macht gleich Sinn. Sie waren erst im selben Jahr, 1984, auf den Markt gekommen. Und zu dieser Zeit zwar das Beste, was Nike im Basketballschuh-Sektor zu bieten hatte, für Jordan aber nur ein Platzhalter bis zum Release des Air Jordan 1, der längst in Planung war.

1985 ist es dann soweit: Der Air Jordan 1 erblickt das Licht der Sneaker-Welt und beginnt seine Reise als bis heute legendärster Schuh aller Zeiten. Mit einer Werbekampagne, die sich quasi von selbst geschrieben hatte. Denn Nike nutzt den Skandal und das Narrativ um die verbannte Farbkombination als Marketingstrategie. Es brauchte nicht mehr als einen 33-Sekunden-Spot und das kultige Image war perfekt.

Revolutionär, verboten, ikonisch. So draufgängerisch der Hype um die Air Jordans begann, so rasant schlitterten die Air Ships in deren Schatten und gingen vergessen. Nicht mal eine Neuauflage der eigentlich so bedeutungsschweren Sneaker in ihrer verbannten Farbkombination hat es bisher gegeben. Und falls du dich fragst, was aus den, laut Peter Moore, etwa 25 originalen Paar schwarz-roten Air Ships geworden ist: Willkommen im Club. Der banned Sneaker ist und bleibt ein Rätsel.

Dieser Beitrag ist im Rahmen unserer Sonderwoche zum Thema «Rot» entstanden. Sieben Tage, sieben Beiträge. Mehr Infos dazu und alle bisher erschienenen Artikel liest du hier nach:

  • Hintergrund

    Themenwoche: Wir rollen den roten Teppich aus für – die Farbe Rot

    von Oliver Fischer

Titelfoto: Christian Walker

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Immer zu haben für gute Hits, noch bessere Trips und klirrende Drinks.


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