Samsung Odyssey Neo G9 - G95NC
7680 x 2160 Pixel, 57"
Grosse Bildfläche und hohe Pixeldichte gibt es normalerweise nicht zusammen. Beim neuen 57-Zoll-Monitor von Samsung schon. Er ist ein gelungenes Kunststück mit ein paar Schwachstellen und riesigem Hardware-Hunger.
Ein Monitor mit 57 Zoll Diagonale: Bei Samsung nimmt der Grössenwahn überhand. Der neue Odyssey Neo G9 ist der grösste Widescreen-Bildschirm, den es gibt. Er ist auch das erste Gerät mit einer Dual-UHD-Auflösung, also 7680 × 2160 Pixel.
Mit einem Seitenverhältnis von 32:9 scheint mir der neue Riesen-Monitor praxistauglicher als der 55 Zoll grosse Odyssey Ark im 16:9-Format, den ich letztes Jahr getestet habe. Genau wie der Ark kommt der Neo G9 mit einer Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung und Local Dimming. Hier die wichtigsten Spezifikationen im Überblick:
Das klingt vielversprechend. Sind Bildschirme wie der Neo G9 die Zukunft? Kann er nicht nur mit hohen Zahlen, sondern auch guter Bildqualität überzeugen? Ich habe das Monster auf meinen Schreibtisch gestellt.
Mein Test beginnt mit einer Enttäuschung: Der Odyssey Neo G9 leidet wie viele Samsung-Bildschirme unter einer nur knapp genügenden Stabilität und Verarbeitung. Der V-förmige Standfuss verteilt das Gewicht zwar gut auf dem Tisch. Aber Gehäuse und Standsäule machen einfach nicht den soliden Eindruck, den ich in dieser Preisklasse erwarte. Wenn ich an den Tisch stosse, schwingt der Bildschirm zu lange nach. Schuld sind wohl eine zu dünne Standsäule und zu wenig stabile Scharniere bei der Aufhängung des Monitors. Dieser wiegt 15,4 Kilogramm. Mit Standfuss sind es 19.
Ist dein Tisch nicht standfest genug, wird der Neo G9 wahrscheinlich auch beim Tippen wackeln. Auf meinem aus massiver Eiche mit einem Stahlgestell geht es einigermassen. Trotzdem: Bitte Samsung, macht eure Bildschirme 100 Franken teurer und verwendet dafür besseres Material. Das gilt auch für die Rückseite aus weissem Hochglanz-Plastik. Dessen billige Optik hat für mich an einem Premium-Gerät nichts verloren.
Von vorne bessert sich das Bild zum Glück. Hier lässt der dünne Standfuss den Monitor weniger klobig wirken, als er ist. Zu diesem Eindruck tragen auch die schmalen Ränder ums Display bei. Sobald ich am Bildschirm sitze, gefällt mir der Neo G9 deshalb optisch gut. Ich kann ihn in der Höhe verstellen, neigen und ein wenig drehen. Angenehm finde ich zudem, dass Samsung das Netzteil im Gegensatz zum Odyssey OLED G9 ins Gerät integriert hat. Das spart mir den zusätzlichen Platz für einen externen Stromklotz.
Trotzdem empfehle ich dir einen grossen Tisch. Er sollte sowohl genügend breit als auch genügend tief sein. Der Neo G9 misst von links nach rechts 1,33 Meter. Zwischen dem hintersten Punkt des Standfusses und der mittigen Vorderkante des Displays liegen 25 Zentimeter. Für einen angenehmen Sichtabstand sollte der Tisch mindestens 1 Meter tief sein. In der Breite brauchst du mindestens 1,8 Meter, falls noch Platz für Lautsprecher bleiben soll.
Etwas seltsam finde ich die Auswahl der Anschlüsse fürs Bildsignal. Der Monitor hat einen einzelnen DisplayPort 2.1 und dreimal HDMI 2.1. Warum es davon so viele braucht, ist mir ein Rätsel, aber macht ja nichts. Was mir aber fehlt, ist USB-C. Dieser Anschluss glänzt mit Abwesenheit, was die Mac-Kompatibilität einschränkt. Dazu später mehr.
Genug genörgelt. Im wichtigsten Bereich macht der Samsung Odyssey Neo G9 fast alles richtig: bei der Bildqualität. Samsung steckt so ziemlich alles an Technologie in sein Flaggschiff, was momentan verfügbar ist – und zeigt, warum gut umgesetztes Mini-LED in den meisten Situationen besser geeignet ist für Monitore als OLED.
Die Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung des Neo G9 wird hell. Sehr hell. Samsung gibt 420 Nits an, ich messe aber im SDR-Modus bildfüllend nicht weniger als 795 Nits. Das reicht selbst tagsüber direkt neben einem grossen seitlichen Fenster.
Zur guten Performance bei viel Umgebungslicht trägt auch die hervorragende, matte Antireflexionsbeschichtung bei. Wie wichtig deren Qualität ist, weiss ich erst, seit ich am gleichen Arbeitsplatz Dells 6K-Monitor vor mir hatte. Dort sah ich tagsüber in dunklen Bildbereichen vor allem mich selbst oder meine weisse Wand. Nicht so beim Neo G9. Hier bleibt Schwarz schwarz.
Das gilt sowohl tagsüber als auch abends. Dank 2392 Dimming-Zonen kann Samsungs Monster die Helligkeit sehr lokal steuern. Das führt einerseits zu einem guten Kontrast. Andererseits wirken dunkle Bildbereiche auch bei wenig Umgebungslicht nicht ausgewaschen. Erst wenn ich die Lampen in meinem Zimmer ganz ausschalte, wird an harten Kontrastkanten ein gewisser Blooming-Effekt sichtbar. In dieser Situation sind OLED-Panels nach wie vor besser, da sie jedes einzelne Pixel separat ausschalten können. Dafür werden sie bildfüllend viel weniger hell als solche mit Mini-LED.
Schlechter als bei OLED sind die Blickwinkel des VA-Panels, das Samsung im Neo G9 verwendet. Bei seitlicher Betrachtung kommt es zu Farbverschiebungen und der Kontrast sinkt rapide. Um das zu verhindern, muss dein Blick möglichst senkrecht auf den Monitor treffen. Die 1000R-Krümmung ist deshalb kein Gimmick, sondern bei der riesigen Bildschirmbreite zwingend notwendig. 1000R bedeutet, dass der Bildschirm einen Ausschnitt aus Kreis mit 1000 Millimeter Radius beschreibt – also einem Meter. So gross sollte im Optimalfall auch dein Sichtabstand sein.
In der korrekten Sitzposition sind die Farben für einen Gaming-Bildschirm erfreulich gut. Sie sind ab Werk etwas übersättigt, das lässt sich aber einfach in den Einstellungen beheben. Zudem hat der Bildschirm einen leichten Grünstich und die Kontrastkurve ist zu aggressiv. Das führt zu einem Black Crush – also einem Detailverlust in dunklen Bildbereichen. In Games fällt das nicht auf, bei Filmen nur ein bisschen. Will ich hingegen am Neo G9 ein Foto bearbeiten, wird das in der Standard-Einstellung schwierig. Samsung bietet in den Einstellungen einen «Black Equalizer», den um drei Stufen erhöhe. Das hilft ein wenig, so ganz zufrieden bin ich aber nicht.
Stattdessen kalibriere ich den Neo G9 mit dem Calibrite i1Display. Danach sind sowohl Black Crush als auch Grünstich verschwunden. Das maximale Delta E – die Abweichung der Farben vom Sollwert – beträgt nur noch 0,5. Das ist hervorragend. Der Bildschirm deckt den sRGB-Farbraum zu 100 Prozent ab. In DCI-P3 (92 Prozent) und AdobeRGB (87 Prozent) zeigt er hingegen Schwächen.
Die Ausleuchtung meines Testexemplars ist durchschnittlich. Der grösste Helligkeitsunterschied zwischen Mitte und Ecken beträgt knapp zehn Prozent. Bei grossen unifarbenen Flächen sehe ich ausserdem einen «Dirty Screen Effect». So nennt man es, wenn nicht alle Zonen der Hintergrundbeleuchtung genau gleich hell sind. Das Resultat ist ein Bild, das eben «dreckig» aussieht. Der Effekt ist beim Neo G9 aber zum Glück so schwach, dass er mir im Alltag nie auffällt.
Eines der Schlagzeilen-Features von Samsungs Monster ist seine hohe Auflösung. Sie beträgt 7680 × 2160 Pixel, das nennt sich «8K2K» oder «Dual UHD». Letzteres, weil es zwei UHD-Bildschirmen nebeneinander entspricht – im Falle des 57 Zoll grossen Neo G9 zwei 32-Zöllern. Die Pixeldichte beträgt 140 Pixel pro Zoll (ppi). Das ist ein hoher Wert für diese Bildschirmgrösse und bedeutet ein scharfes und detailreiches Bild. Im Office-Betrieb wirkt Text sehr klar.
Es gibt aber eine zweifache Krux mit der hohen Auflösung: Deine Grafikkarte muss erstmal so viele Pixel schnell genug berechnen können – und sie dann mit genug hoher Bildfrequenz an den Monitor schicken. Beides ist gar nicht so einfach.
Fangen wir bei der Übertragung an. Der Neo G9 hat eine äusserst hohe maximale Bildfrequenz von 240 Hertz. Damit die Dual-UHD-Auflösung in dieser Framerate überhaupt ankommt, müssen sowohl Monitor als auch Grafikkarte DisplayPort 2.1 unterstützen. Der Neo G9 tut das, die meisten GPUs aber nicht. Nur AMDs Radeon RX 7000er-Serie hat den Anschluss. Bei Nvidia gibt es ihn nicht einmal an der RTX 4090. Bei dieser kannst du den Monitor über HDMI 2.1 anschliessen, dann liegen aber maximal 120 Hertz drin.
Womit ich zum zweiten Teil des Problems komme: Die RTX 4090 wäre die einzige Grafikkarte, die aktuelle Spiele auch nur ansatzweise in so hoher Auflösung mit so hohen Framerates rechnen könnte. Für den Test hat mir AMD ihr Flaggschiff zur Verfügung gestellt, die Radeon RX 7900 XTX. Hier kämen dank DisplayPort 2.1 theoretisch die vollen 240 Hertz an, bloss erreiche ich diese in Dual UHD höchstens bei älteren Spielen. Richtig aufblühen kann der Samsung Odyssey Neo G9 wohl erst mit künftigen GPU-Generationen – bei denen sich hoffentlich auch die Lederjacke bequemt, in einer 2000-Franken-Grafikkarte den aktuellsten DP-Standard zu verbauen.
Für diese Performance- und Anschluss-Probleme kann der Bildschirm nichts. Er liefert einfach mehr Möglichkeiten, als aktuelle Hardware ausschöpfen kann. Selbst so finde ich Gaming auf dem Samsung Odyssey Neo G9 aber ein tolles Erlebnis. Ob du das 32:9-Seitenverhältnis gut findest, ist Geschmackssache. Mir gefällt es in diesem Fall, weil das Display trotz des Panorama-Formats genug hoch ist.
In «Forza Horizon» komme ich mit hohen Details auf etwa 100 FPS, was mir reicht. Das Gefühl in Rennspielen ist mit dem riesigen Bildschirm grossartig. In meinem peripheren Sichtfeld rast die Landschaft an mir vorbei, gleichzeitig werde ich nicht so von oben erschlagen, wie es mit dem zu hohen Odyssey Ark der Fall war. Die tollen Farben und die hohen Kontraste tun ihr Übriges für den Spielspass.
Als Nächstes probiere ich das grafisch anspruchsvolle «Hogwarts Legacy». Hier geht die Radeon RX 7900 XTX stärker in die Knie. Ich muss AMDs Upscaling-Technologie FSR 2.2 aktivieren, damit das Spiel in 7680 × 2160 flüssig läuft. Auch dann komme ich nur auf 50-60 FPS und habe manchmal Einbrüche. Die riesige Bildfläche setzt die Zauberwelt zwar eindrücklich in Szene. Aber dieser Titel hat auf dem Odyssey OLED G9 in nativer 1440p-Auflösung mehr Spass gemacht.
In «Overwatch 2» reize ich endlich die vollen 240 Hertz des Neo G9 aus. Bloss läuft das Spiel nicht in 32:9, sondern maximal 21:9. Das bedeutet schwarze Balken links und rechts. So schlimm finde ich das aber nicht – selbst in diesem Format stehen noch 40 Zoll Diagonale zur Verfügung. Mehr als mit den meisten konventionellen Ultrawide-Bildschirmen. Das Bild ist extrem flüssig und bleibt auch bei schnellen Bewegungen scharf. Die Grau-zu-Grau-Reaktionszeit gibt Samsung mit 1 Millisekunde an. Ein OLED-Display ist noch schneller. Ich bin aber kein eSport-Profi und spüre auf diesem Niveau den Unterschied längst nicht mehr.
Die riesige Bildfläche ohne Rand ist auch für Büroarbeiten ein Traum. Ich kann drei grosse Fenster nebeneinander anordnen – und das mittlere liegt schön zentriert vor mir. Ein perfektes Setup, wenn ich zum Beispiel einen Text schreibe, daneben etwas recherchiere und mich zwischendurch in Microsoft Teams mit Kollegen austausche. Alles ohne Alt-Tab (oder Cmd-Tab unter MacOS).
Anders als in früheren Modellen setzt Samsung beim Neo G9 auch den Picture-by-Picture-Modus gut um. Ich kann den Bildschirm im Verhältnis 1:1 oder 2:1 teilen. Dann gaukelt er vor, zwei Bildschirme zu sein. Für beide Teile lässt sich ein eigenes Eingangssignal festlegen. So könntest du zum Beispiel auf zwei Drittel des Displays ein Game spielen und daneben ein YouTube-Video schauen.
Die hohe maximale Helligkeit ist ein Segen, wenn draussen die Sonne scheint. Ich kann trotzdem problemlos arbeiten, ohne die Vorhänge zu ziehen. Was mir im Vergleich zu OLED ebenfalls positiv auffällt: Die Mini-LED-Beleuchtung strahlt bei viel weisser Fläche nicht so viel Wärme ab. Der Odyssey OLED G9 fühlte sich bisweilen an wie ein Heizstrahler.
Arbeitest du im AdobeRGB-Farbraum, kann der Neo G9 mit der Abdeckung von 87 Prozent nicht genug Farben darstellen. Doch sRGB-Bilder fürs Web kann ich problemlos bearbeiten. Hier stimmen sowohl Farbraumabdeckung als auch Farbwiedergabe. Dazu kommt die gute Pixeldichte. Zumindest unter Windows – womit ich beim grössten Ärgernis meines Tests angelangt bin.
Unter MacOS stosse ich mit dem Neo G9 auf zwei Probleme, die es bei Windows nicht gibt. Eines lässt sich mit Geld beheben, das andere nicht.
Mein MacBook Pro ist erst zwei Jahre alt. Es war teuer und hat einen M1 Max Chip. Der könnte die Dual-UHD-Auflösung im Bürobetrieb locker verkraften. Bloss bringt das nichts, weil ich den Bildschirm nicht vernünftig anschliessen kann: Einen USB-C-Anschluss hat er nicht (der müsste ausserdem mindestens Thunderbolt 3 unterstützen). Und der HDMI-Port meines MacBook ist nur Version 2.0. Ich versuche es über verschiedene Docking Stations, unter anderem der teuren CalDigit TS4, die einen DisplayPort hat. Es bringt alles nichts. Auf dem Neo G9 kommen maximal 5120 × 1440 Pixel in 60 Hertz an.
Es gibt zwei Lösungen, wenn ich die volle Auflösung will. Die erste ist der Picture-by-Picture-Modus. Teile ich den Bildschirm im Verhältnis 1:1, überträgt mein M1 Max MacBook Pro über zwei separate Kabel zweimal UHD. Dann habe ich aber zwei nicht-zentrierte Bildschirme, auf denen ich nie etwas mittig anzeigen lassen kann. Das 1:2-Verhältnis klappt nicht. Mein MacBook erkennt im grösseren Teil die Auflösung nicht richtig, das Bild wird verzerrt dargestellt.
Die andere Lösung ist simpler: einen neuen Mac mit M2 Pro oder M2 Max kaufen. Die verfügen alle über HDMI 2.1. Um sicherzustellen, dass es damit wirklich funktioniert, besorge ich mir als Testgerät einen M2 Max Mac Studio. Tatsächlich erkennt dieser die volle Auflösung des Neo G9 und kann sie über HDMI in 120 Hertz übertragen.
Leider habe ich aber nun ein neues Problem. Nämlich die spezielle Art, wie MacOS die Benutzeroberfläche skaliert. Ich habe in Dual UHD die Wahl zwischen 100 und 200 Prozent. 100 ist viel zu klein, 200 ist zu gross. Bei Bildschirmen mit konventionellen Auflösungen würde mir MacOS Zwischenschritte anbieten. Beim Neo G9 nicht. Es klappt auch nicht mit Zusatzapps wie BetterDisplay. Anders als beim fehlenden USB-C-Anschluss ist daran nicht der Bildschirm schuld, sondern ganz alleine MacOS. Mehr zu Apples Skalierung findest du hier:
Im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Samsung-Bildschirme hat der Neo G9 kein Tizen OS. Gottseidank! Ich konnte mit dessen aufgeblähtem Menü nie was anfangen. Smart-TV-Funktionen oder eine Fernbedienung brauche ich bei einem Monitor nicht. Stattdessen lobe ich mir die simple Benutzeroberfläche des neuen 57-Zöllers. Ich bediene das übersichtliche Menü über ein reaktionsschnelles Wählkreuz unten am Bildschirm.
Steige ich statt mit der mittigen O.K.-Taste mit einer Richtungstaste ins On-Screen-Display (OSD) ein, komme ich direkt zu den wichtigsten Funktionen. Zum Beispiel zur Helligkeit oder dem Input. Super. Das einzige Ärgernis: Während meines Tests reagiert der Bildschirm mehrmals gar nicht mehr auf Eingaben. Das Bild wird weiterhin normal angezeigt, doch ich kann keine Menüs mehr öffnen oder den Eingang wechseln. Erst als ich das Gerät kurz vom Strom trenne, funktioniert es danach wieder. Ich hoffe, dass Samsung diesen Bug mit einem Firmware-Update behebt.
Grossartig für Gaming und sehr gut im Arbeitsalltag: Samsung schafft mit dem Odyssey Neo G9 den Spagat, auf den ich gehofft habe. Die Bildqualität des Mini-LED-Displays überzeugt in fast allen Anwendungen. Es wird extrem hell und ist dank feinmaschigem Local Dimming trotzdem kontrastreich. Die gute Beschichtung verhindert Reflexionen effektiv. Anders als bei OLED muss ich auch keine Angst um Burn-in haben. Mit bis zu 240 Hertz und einer schnellen Reaktionszeit kann der Neo G9 ein flüssiges Bild liefern und eignet sich auch für temporeiche Spiele.
Für gute Framerates braucht dein Computer allerdings enorm viel Leistung. Die Auflösung des Neo G9 ist gleichzeitig Fluch und Segen: Ja, die hohe Pixeldichte sorgt für ein scharfes Bild, sowohl in Office-Anwendungen als auch in Games. Letztere sehen in 7680 × 2160 beeindruckend aus. So viele Details auf so einer so grossen Bildfläche gibt es sonst nirgends. Doch aktuelle Titel kommen in dieser Auflösung nur mit den stärksten Grafikkarten auf genügend FPS. Ausserdem können nur die neuesten AMD-Grafikkarten das Signal überhaupt mit 240 Hertz übertragen. Den Nvidia-GPUs fehlt der nötige DisplayPort 2.1.
Noch komplizierter wird es, wenn du einen Mac anschliessen willst. Das funktioniert nur mit den neuen M2-Pro und M2-Max Modellen zufriedenstellend, und selbst dann gibt es Einschränkungen bei der Skalierung von MacOS.
Während diese Probleme nicht Samsungs Schuld sind, gibt es bei anderen keine Ausreden: Die Materialien und die Verarbeitung des Neo G9 lassen zu wünschen übrig. Wenn ich über 2000 Franken oder Euro für einen Bildschirm ausgebe, will ich kein Hochglanzplastik sehen. Und ich erwarte mehr Standfestigkeit. Hier spart Samsung am falschen Ende, selbst wenn eine solidere Bauweise einen höheren Preis und mehr Gewicht bedeuten würden. Weitere Schwächen sind ausgewaschene Kontraste bei nicht senkrechtem Blickwinkel, ein gewisser Dirty-Screen-Effekt bei uniformen Flächen und ein paar Bugs in der Firmware.
Dealbreaker sind das für mich alles nicht. Unter dem Strich finde ich Samsungs Monster-Monitor gelungen. Allem voran wegen der Bildqualität und der riesigen Bildfläche. Auch den Preis halte ich angesichts der Leistung für fair. Wenn dein Schreibtisch gross und stabil genug ist, kann ich dir den 57-Zöller empfehlen. Sei dir einfach bewusst, dass er sich in Games erst mit zukünftigen High-End-Grafikkarten voll entfalten kann. In diesem Sinne ist der Samsung Odyssey Neo G9 seiner Zeit voraus.
Titelbild: Samuel BuchmannMein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.