Zwischen Lebenselixier und Giftcocktail: Wie viel Salz ist zu viel?
Was bewirkt Natrium im Körper? In welchen Lebensmitteln ist es enthalten, und warum laufen manche Menschen bei zu viel Salz eher Gefahr, hohen Blutdruck zu bekommen als andere? Alles, was du über das lebenswichtige Mineral wissen musst.
8 bis 19 Gramm Salz essen Menschen in Europa durchschnittlich am Tag. Zu viel, sagt die WHO und empfiehlt eine Höchstmenge von täglich 5 Gramm für Erwachsene und 2 Gramm für Kinder.
Dafür braucht dein Körper Natrium
Ohne Natrium würde in deinem Körper so einiges durcheinander kommen. Denn das Mineral ist unter anderem an der Regulierung des Blutdrucks sowie des Säure-Basen- und des Wasserhaushalts beteiligt. Zusammen mit Kalium wird es für die unzähligen Kalium-Natrium-Pumpen benötigt, um Stoffe zwischen Zellen auszutauschen sowie den Wasserhaushalt und damit auch den Blutdruck zu regulieren. Im Artikel zu Kalium erfährst du hier mehr dazu:
Natrium dient auch als Puffersubstanz, indem es hilft, den pH-Wert des Blutes in einem engen Bereich zu halten. Kommt hier etwas ins Ungleichgewicht, hat das Auswirkungen auf viele biochemische Prozesse im Körper.
Auch für die Erregungsleitung in Nerven und Muskeln ist das Mineral unverzichtbar, da Natriumionen die Weiterleitung von Nervenimpulsen und die Kontraktion von Muskelfasern ermöglichen. Ein ausgeglichener Natriumspiegel ist daher essenziell, damit du deine Bewegungen koordinieren kannst und lebenswichtige Organe wie das Herz richtig funktionieren können.
Was passiert bei Natriummangel oder einem Überschuss?
Zu wenig Natrium kann zu Müdigkeit, Schwindel, Muskelkrämpfen und im Extremfall sogar Bewusstlosigkeit führen. Ein schwerer Mangel ist jedoch selten, da die meisten Menschen heutzutage mehr als genug Salz über ihre Ernährung aufnehmen.
Viel häufiger ist ein Überschuss: Zu viel Natrium in der Ernährung erhöht den Blutdruck und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine hohe Natriumaufnahme belastet den Körper durch ein größeres Blutvolumen. Der dadurch entstehende höhere Widerstand in den Blutgefäßen erhöht den Blutdruck. Ist dieser langfristig zu hoch, schädigt das die Blutgefäße und das Herz und begünstigt Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Aber: Nicht für alle hat zu viel Salz die gleichen Konsequenzen. Studien aus der Nutrigenomik zeigen, dass Menschen unterschiedlich empfindlich auf eine hohe Natriumzufuhr reagieren. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass verschiedene Variationen eines bestimmten Gens beeinflussen, ob Menschen besonders salzsensitiv sind. Bei Betroffenen mit der sensitiven Genvariante kommt es zu einer stärkeren Blutdruckerhöhung. Diese Personen profitieren besonders von einer natriumarmen Diät.
Überschüssiges Natrium kann auch direkt die Blutgefäßwände schädigen und zur Arteriosklerose beitragen. Außerdem wird eine hohe Aufnahme von Natriumchlorid mit einem erhöhten Risiko für Magenkrebs in Verbindung gebracht, da es die Magenschleimhaut schädigen kann. Auch die Nieren bekommen langfristig Probleme bei zu viel Salz.
Wo steckt viel Natrium drin?
Fertiggerichte, Snacks und Fast Food enthalten oft verstecktes Salz. Aber auch scheinbar harmlose Produkte wie Brot, Müsli oder Saucen können eine Menge Natrium beinhalten. Achte deswegen bei verarbeiteten Lebensmitteln auf die Nährwertangaben und wähle am besten salzarme Alternativen. Unverarbeitete Lebensmittel, allen voran frisches Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte enthalten naturgemäß weniger Natrium. Hier kannst du getrost zugreifen.
Was es noch über Natrium zu wissen gibt
Natrium ist ein äußerst reaktives Alkalimetall, das überraschende Eigenschaften aufweist: Obwohl es ein Metall ist, schwimmt Natrium auf Wasser. Das liegt an seiner sehr geringen Dichte von nur 0,97 g pro Kubikzentimeter – geringer als die von Wasser. Aber Vorsicht, falls du das jetzt überprüfen willst: Wirfst du einen Natriumklumpen in Wasser, kann das eine Explosion zur Folge haben. Denn dabei bildet sich Natriumhydroxid und Wasserstoffgas wird freigesetzt. Die Reaktion ist so exotherm, dass sich das Wasserstoffgas entzünden kann.
Und noch etwas Ungewöhnliches: Trotz seines metallischen Charakters ist Natrium bei Raumtemperatur so weich, dass es mit einem Messer geschnitten werden kann. Es ist sogar weicher als Blei.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.