Zahnpasta: Diese Inhaltsstoffe solltest du kennen
Hintergrund

Zahnpasta: Diese Inhaltsstoffe solltest du kennen

Beim Zähneputzen kommst du um die Zahnpasta nicht herum. Es gibt einen Inhaltsstoff, der unbedingt in der Tube sein sollte. Auf manch andere hingegen kannst du verzichten.

Es ist schon eine Weile her, als für die TV-Serie «Pfahlbauer von Pfyn» ein Experiment gestartet wurde: Für die Sendung, die 2007 im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde, lebte eine Handvoll Menschen vier Wochen lang wie in der Steinzeit. Zähneputzen stand dabei nicht auf dem Programm. Nach dem Experiment wurden die Teilnehmenden auch zahnmedizinisch untersucht. Was kam heraus? Der Zahnbelag der Männer und Frauen hatte zwar zugenommen. Doch ihre Zahnfleischgesundheit war deutlich besser geworden.

Geht es also auch ohne Zähneputzen? Tja, so einfach ist es leider nicht.

Statt Zahnpasta: Steinzeiternährung hält den Mund gesund

Die Zahnmediziner Johan Wölber und Christian Tennert gingen dem Ergebnis wissenschaftlich nach. In ihrer Studie konnten sie belegen: Eine Ernährung, die kohlenhydratarm ist und dafür reich an Omega-3-Fettsäuren, Vitamin C und D und Ballaststoffen, wirkt sich positiv auf die Mundgesundheit aus. Sie konnte in der Studie Zahnfleisch- und Parodontalentzündungen um fast 50 Prozent reduzieren.

Tatsächlich ist bei der Frage, was Zähne gesund hält, eine wissenschaftliche Erkenntnis eindeutig gesichert: «Nur eine regelmäßige Zahn- und Mundhygiene, ausreichende Fluoridverfügbarkeit und zahngesunde Ernährung können die physiologische Plaque erhalten und einer kariogenen Plaque vorbeugen», schreiben die Autorinnen im Fachbeitrag «Von Generalisten und Spezialisten: Die Rolle der Bakterien in der erweiterten ökologischen Plaquehypothese» .

Zahnpasta: Welche Inhaltsstoffe sind gut, welche nicht?

Wenn es ohne Zähneputzen nicht geht, rückt die Zahncreme in den Mittelpunkt des Interesses. Wie findet man eine gute Zahnpasta? Und: Was steckt überhaupt drin in herkömmlichen Zahnpasten? Es lohnt sich, einen Blick auf die Tube zu werfen: Für gewöhnlich sind auf den Verpackungen von kosmetischen Zahnpflegepräparaten die Bezeichnungen gemäß INCI angegeben, also der «International Nomenclature of Cosmetic Ingredients». Genauer solltest du dabei diese Inhaltsstoffe beachten:

Putzkörper und Schleifpartikel: Auf RDA-Wert achten und Titandoxid

Die Mikropartikel basieren in der Regel auf Silica und kalciumhaltigen Verbindungen. Sie sorgen dafür, dass der Zahnbelag und der Biofilm – also schädliche Bakterien, deren Stoffwechselprodukte sowie Essenreste – entfernt werden. Sie agieren also «abrasiv». Allerdings sollte dabei der schützende Zahnschmelz nicht angegriffen werden. Und genau das kann das Problem sein. Denn jeder Mensch hat einen individuell verschieden harten Zahnschmelz und dieser unterscheidet sich auch noch von Zahn zu Zahn.

Bei Whitening-Zahnpasten zum Beispiel ist der Putzkörper eher hart, da die Spezial-Paste die äußerlichen Verfärbungen wegschrubben soll, die sich im dentalen Pellikel eingelagert haben. Das Pellikel, ein Schmelzoberhäutchen auf den Zähnen, besteht aus einer hauchdünnen Schicht organischen Materials wie Proteinen, Lipiden und anderen organischen Bestandteilen des Speichels.

Leidest du unter freiliegenden Zahnhälsen, solltest du Whitening-Zahnpasta mitsamt ihren härteren Putzkörpern vermeiden. Auch wer beim Zähneputzen stark aufdrückt, ist mit einer Zahnpasta mit geringerem Abrieb besser bedient, um den Zahnhartschmelz nicht noch stärker abzuschmirgeln. Plus: Bei der Verwendung einer elektrischen Zahnbürste wird ohnehin mehr Druck ausgeübt – auch dann besser eine Zahncreme mit geringer Abrasion verwenden.

Wie aber erkennst du eine solche Zahnpasta? Am RDA-Wert (RDA steht für Relative Dentine Abrasion): Zahnmedizinisch empfohlen werden RDA-Werte zwischen 30 und 80. Benutzt du eine elektrische Zahnbürste, halten Zahnärztinnen und Zahnärzte einen RDA-Wert von 30 bis 50 für ausreichend. Vorsicht: Zahnweiß-Cremen haben einen RDA von 100 und 150 – für die tägliche Zahnpflege sind sie nicht zu empfehlen. Solche Cremes sollte man nicht täglich verwenden. Zugelassen sind in Europa sogar Zahnpasten mit einem RDA-Wert bis zu 250. Wer seinen Zahnschmelz auf Dauer erhalten will, sollte davon aber die Finger lassen.

Falls auf deiner Zahncreme-Tube kein RDA-Wert angegeben ist, einfach eine Suchanfrage im Web starten oder direkt beim Hersteller nachfragen – oder in dieser Liste mit Stand 2021 nachsehen, ob deine Zahnpasta aufgeführt ist.

Folgende synthetischen Putzkörper mit ihren INCI-Bezeichnungen können in Zahncreme drinstecken:

  • Sodium bicarbonate
  • Dicalcium phosphate dihydrate
  • Calcium carbonate
  • Calcium pyrophosphate
  • Hydroxyapatite
  • Hydrated silica
  • Perlite
  • Alumina

Zu den Schleifmitteln gehören Aluminiumoxid (INCI: Alumina) und Titandioxid (INCI: Titanium Dioxide). Sie haben einen mittleren bis starken Abrieb. Hinzu kommt: Titandioxid wird als potentiell gesundheitsgefährdend eingestuft. Als Lebensmittelzusatzstoff ist der es seit 2022 in der EU verboten. In Zahnpasta darf der Stoff als weißes Farbpigment (CI 77891) allerdings nach wie vor enthalten sein.

Beim Blick auf deine Zahnpasta-Tube solltest du auch nach Hinweisen auf Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) schauen. Als Mikroplastik stehen diese Nanopartikel unter Verdacht, sich im menschlichen Gewebe anreichern zu können. Grundsätzliche hatte sich die Dental-Industrie schon vor Jahren von diesen Abrasionskörperchen verabschiedet. Allerdings tauchten zuletzt wieder Pasten oder Gels mit umstrittenem Mikroplastik auf.

Fluoride: Wichtigster Bestandteil in deiner Zahncreme

Erkennbar an Bezeichnungen wie Sodium Fluoride, Sodium Monofluorophosphate oder Olaflur. Fluorid gehört zu den wichtigsten Bestandteil deiner Zahncreme. Zahnarzt Prof. Dr. Stefan Fickl schreibt in seinem Buch «Auf den Zahn gefühlt»: «Prinzipiell ist zu sagen, dass es nur einen Stoff gibt, der über die letzten Jahrzehnte eine immense Wirkung auf Karies gezeigt hat: Fluorid.» Der Stoff «stärkt den Zahnschmelz und wirkt auch dort, wo es nicht direkt aufgetragen wurde (nämlich im Zahnzwischenraum).»

Und keine Sorge vor der vermeintlichen Giftigkeit: Fluorid ist ein Salz – und nicht zu verwechseln mit dem giftigen Fluorgas. Vergiften kann man sich durch Fluorid in der Zahncreme auch schwerlich, schreibt Fickl: «Ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener müsste für erste Vergiftungsanzeichen mindestens 350 Milligramm Fluorid auf einmal aufnehmen: so viel, wie in zwei bis drei Zahnpastatuben enthalten ist – ich glaube, das ist ohne vorheriges Erbrechen kaum hinzubekommen.»

Falls du dennoch eine Alternative zu Fluorid-Zahnpasten suchst, hat der Experte einen Tipp: «Hydroxylapatit-haltige Zahnpasten konnten in einer klinischen Untersuchung an mehreren deutschen Universitätsstandorten zeigen, dass sie ähnlich gut vor Karies schützen wie die klassischen Fluorid-Zahnpasten.» Allerdings: Es existiert bislang nur eine einzige Studie – zur Wirksamkeit von Fluoriden hingegen fast 300.

Waschaktive Substanzen und Schaumbildner: SLS steht unter Verdacht

Tenside schäumen und waschen, lockern also die Beläge auf den Zähnen – und sorgen dafür, die wichtigen Inhaltsstoffe einer Zahncreme wie Fluorid beim Putzen auf die Zähne zu verteilen. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Nur solltest du auf den aggressiven Schäumungsstoff Natriumlaurylsulfat verzichten. er wird in der Regel als Sodium Lauryl Sulfat oder SLS deklariert. Das Tensid gilt als stark hautreizend und steht unter Verdacht, Allergien und Aphten (schmerzhafte Mundschleimhautdefekte) auszulösen. Eine gute Tensid-Alternative ist hingegen Kokosbetain (Cocamidopropyl Betaine).

Antibakterielle und entzündungshemmende Stoffe: Triclosan bitte vermeiden

Um das Wachstum unerwünschter Bakterien im Mundraum zu verhindern und Karies bzw. Zahnfleischentzündungen zu verhindern, werden Zahncreme Stoffe zugesetzt wie Triclosan, Chlorhexidin (Chlorhexidine Digluconate, CHX), Zink-Verbindungen wie Zinklaktat, Zinkchlorid (Zinc Lactate, Zinc Chloride) oder Zinnpyrophosphate (Stannous Pyrophosphate). Triclosan gilt als möglicherweise krebserregend – und trägt womöglich zu Antibiotika-Resistenzen bei. Erste Hinweise weisen zudem auf eine Beteiligung von Triclosan an Darmerkrankungen hin, wie das Ärzteblatt schreibt.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) verweist auf die zunehmende Verwendung von Triclosan in Produkten des täglichen Bedarfs wie Haushaltsreiniger, Zahnpasten, Deodorants, Seifen, Textilien. Sonst wird Triclosan sachgerecht als Biozid in Desinfektionsmitteln in Arztpraxen und Krankenhäusern eingesetzt. Das BfR empfiehlt den Einsatz von Triclosan auf das unbedingt notwendige Maß im ärztlichen Bereich zu beschränken. Zahnpasta gehört nicht dazu.

Wenn du auf Zahncreme mit anderen antibakteriellen Stoffen ausweichst, gilt zu beachten: Benutzen auch Kinder das Mundhygienemittel, sollte die Zahnpasta zinkfrei sein. Für Kinder gelten nämlich deutlich niedrigere Tageshöchstaufnahmemengen für Zink als für Erwachsene.

Binde- und Verdickungsmittel: Alternativen zu PEG-Derivaten

Diese Bestandteile halten die Konsistenz von Zahnpasta cremig und sie sind für das angenehme Putzgefühl bei der Schaumbildung verantwortlich. Achte auf Hinweise wie Polyethlyenglykole-Derivate (z.B. PEG-6): Diese Stoffe machen die Mundschleimhaut durchlässiger – und somit können Schadstoffe leichter in den Körper eindringen. Bei PEG-Derivaten gibt es den Verdacht, dass sie krebserregend sein könnten. Eine eindeutige klinische Studie, die das belegt, gibt es derzeit aber noch nicht. Wer dennoch zu Alternativen greifen will, achtet bei der Zahncreme auf problemlosere Inhaltsstoffe wie Xanthan (Xanthan Gum) oder Carrageen (Carrageenan).

Konservierungsstoffe: Parabene müssen nicht sein

Wie bei Lebensmitteln gilt auch bei Zahncreme: Ohne Konservierungsstoffe wäre es besser. Aber wenn es um die Haltbarkeit geht, geht es nicht immer ohne. Als unproblematisch gelten Bestandteile wie Sorbinsäure (Sorbic Acid) und Benzylalkohol (Benzyl Alcohol). Vorsicht ist hingegen geboten bei Parabenen, also Methylparaben und Propylparaben, erkennbar an ihren INCI-Namen Sodium Methylparaben und Propylparaben. Sie können eine hormonähnliche Wirkung auf den Körper entfalten und gelten als allergen und womöglich krebserregend – unerwünscht und unnötig bei Zahnpasta.

Titelfoto: shutterstock

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Mareike Steger
Autorin von customize mediahouse

Ich hätte auch Lehrerin werden können, doch weil ich lieber lerne als lehre, bringe ich mir mit jedem neuem Artikel eben selbst etwas bei. Besonders gern aus den Themengebieten Gesundheit und Psychologie.


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