Xiaomi 13 Pro im Test: Kleinigkeiten nagen am Top-Smartphone
Ein großer Kamera-Sensor, Top-Hardware und ein schönes Display: Xiaomi lässt auf den ersten Blick bei seinem aktuellen Top-Smartphone keine Wünsche offen. Der zweite Blick offenbart Schwachstellen bei der Software und Auslastung der Hardware.
Xiaomi setzt mit dem großen Kamerabuckel des Xiaomi 13 Pro ein Statement: Schaut her, wir haben einen großen Sensor verbaut. Dabei verschwindet die Frontkamera aus dem Fokus. Ärgerlicherweise ist sie nur einer von mehreren Punkten, bei denen mich das Top-Smartphone nicht überzeugt.
Markanter Kamerabuckel und helles Display
Xiaomi setzt beim Design auf gleichmäßige Farben: Die Rückseite des 13 Pro glänzt in Schwarz oder Weiß. Mein schwarzes Testgerät kann ich gut als Spiegel nutzen. Fingerabdrücke bleiben an ihr haften, aber es gibt stärkere «Magneten» unter den Smartphones. Dominierendes Element ist der quadratische und vergleichsweise große Kamerabuckel – inklusive schriftlichem Hinweis auf den Partner Leica.
Die Rückseite besteht aus einem Silikon-Polymer. Umgangssprachlich ist das ein Kunststoff. Allerdings ein Kunststoff der hochwertigen Art. Das Xiaomi 13 sieht weder billig aus, noch fühlt es sich so an. Die Vorderseite ist mit robustem Gorilla Glass Victus bedeckt. Das gesamte Gehäuse ist nach IP68 wasserdicht. Das heißt, in Tests hat es 30 Minuten in 1,5 Metern Wassertiefe unbeschadet überstanden.
Auf der Vorderseite schaust du auf ein 6,73 Zoll großes AMOLED-Display. Das bietet kräftige und trotzdem natürlich wirkende Farben sowie ein schön dunkles Schwarz. Die Auflösung sorgt mit 3200 × 1440 Pixeln für ein detailreiches Bild. Allerdings ist standardmäßig die Full-HD+-Auflösung eingestellt. Die spart Energie und ist immer noch scharf. Willst du eine höhere Auflösung haben, musst du sie in den Einstellungen auswählen. Die maximale Bildwiederholrate erreicht 120 Hertz und die Standard-Helligkeit sorgt mit 1200 Nits dafür, dass ich auch bei Sonnenschein alles gut erkennen kann.
Der Fingerabdrucksensor im Display arbeitet schnell und zuverlässig – gleiches gilt für die Gesichtserkennung.
Gebremster Top-Chipsatz hat immer noch mehr als genug Power
Mit dem Snapdragon 8 Gen 2 verfügt das Xiaomi 13 Pro über den derzeit leistungsstärksten Smartphone-Chipsatz von Qualcomm. Ihm stehen zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Im Vergleich mit anderen Smartphones mit dem gleichen Prozessor schneidet das 13 Pro allerdings nicht so gut ab.
Vor allem beim Single-Core-Test und der Grafikschnittstelle OpenCL hinkt das Xiaomi 13 Pro hinterher. Werden alle Rechenkerne beansprucht, liegen die fünf Smartphones dagegen gleichauf.
Im Alltag haben sich die schlechten Zahlen bei mir nicht bemerkbar gemacht. Die Benutzeroberfläche läuft flüssig und Apps starten zügig. Bei Spielen sind keine Einschränkungen bei den Grafikeinstellungen notwendig. Selbst wenn der Snapdragon 8 Gen 2 laut Geekbench nicht optimal performt, scheint man den Top-Prozessor nur schwer an seine Leistungsgrenze bringen zu können.
Weniger Bloatware, aber immer noch zu viele vorinstallierte Apps
Ab Werk läuft Android 13 auf dem Xiaomi 13 Pro. Darüber liegt die Benutzeroberfläche MIUI 14. Die habe ich auch schon für viel Bloatware kritisiert. Xiaomi hatte bei der Vorstellung von MIUI 14 angekündigt, weniger Apps von Drittanbietern zu installieren. Verglichen mit dem Xiaomi 12T sind unter «Mehr Apps» nur noch sieben statt 13 Anwendungen zu finden. Die Zahl der vorinstallierten Spiele hat sich von drei auf eins reduziert. Damit bewegt sich Xiaomi in die richtige Richtung, mir sind es aber immer noch zu viele vorinstallierte Apps, die ich nicht brauche.
Xiaomi verspricht für das 13 Pro drei große Android-Updates zu liefern – also bis Android 16. Sicherheitsupdates soll das Smartphone fünf Jahre lang erhalten – das wäre Anfang 2028.
Sehr schnell geladener Akku
Der Akku des Xiaomi 13 Pro gehört mit einer Kapazität von 4820 mAh zu den kleineren unter den Top-Smartphones. Ich komme mit meiner Nutzungsdauer von vier bis fünf Stunden problemlos durch den Tag. Im Fall der Fälle ist die Batterie zudem verdammt schnell geladen. Mit dem mitgelieferten 120-Watt-Netzteil dauert ein vollständiger Ladevorgang nur knapp 20 Minuten. Das ist praktisch, beeindruckend, aber die meiste Zeit nicht nötig. Kleiner Nachteil: Mit Ladegeräten anderer Hersteller geht es nicht so schnell.
Du kannst das Xiaomi 13 Pro auch kabellos mit bis zu 50 Watt laden. Das ist für drahtloses Laden viel. Mit passendem Ladegerät ist der Akku Xiaomi zufolge in 36 Minuten voll. Andere Geräte kann das 13 Pro seinerseits kabellos mit bis zu 10 Watt laden. Die Funktion musst du in den Einstellungen aktivieren und kannst dann unterwegs zum Beispiel Kopfhörer nachladen oder jemandem mit leerem Akku aushelfen – natürlich nur, wenn die anderen Geräten selber drahtloses Laden unterstützen.
Kamera mit großem Sensor
Das 13 Pro ist das erste Smartphone mit einem 1-Zoll-Sensor, das Xiaomi in Europa verkauft. Das 12S Ultra erschien offiziell nur in China. Das Kamera-Setup ergänzen eine Ultraweitwinkelkamera mit einem Blickwinkel von 115 Grad und eine Telekamera, die einen 3,2-fachen optischen Zoom bietet. Alle Kameras auf der Rückseite haben eine Auflösung von 50 Megapixeln. Der Frontkamera stehen 32 Megapixel für Selfies zur Verfügung.
Xiaomi setzt beim 13 Pro seine Kooperation mit Leica fort. Diese umfasst unter anderem die verbauten Linsen und macht sich in der Kamera-App bemerkbar. Mit «Leica Vibrant» und «Leica Authentic» gibt es zwei Farbmodi für die Aufnahmen und bei Porträtfotos kannst du zwischen vier Brennweiten mit unterschiedlichen Effekten wählen.
Farbe und Details
Standardmäßig reduziert das Xiaomi 13 Pro die Auflösung seiner Bilder von 50 auf 12,5 Megapixel. Beim «Pixel Binning» fasst es vier Pixel zusammen. Dadurch soll sich die Lichtempfindlichkeit erhöhen, was die Bildqualität verbessern soll. Nebeneffekt: Die Fotos belegen weniger Speicherplatz. Die 12,5 Megapixel genügen für ein scharfes Bild mit sehr hoher Detailgenauigkeit.
Bei der Farbwiedergabe stellt das 13 Pro zwei Modi zur Auswahl, an denen Leica mitgewirkt hat: Leica Vibrant und Leica Authentic. Einen von beiden musst du wählen, wobei Vibrant die Vorauswahl ist. Das gilt für alle drei Kameras auf der Rückseite. Im folgenden Beispiel erscheinen mir die Farben bei Authentic vor allem zu den Rändern hin etwas dunkler und dadurch kräftiger. Vibrant sieht für sich genommen auch sehr gut aus.
Links: Leica Vibrant, rechts: Leica Authentic – Fotos: Jan JohannsenPortrait
Beim Porträtmodus kannst du vier verschiedene Brennweiten – 35, 50, 75 und 90 Millimeter – auswählen, die teilweise fest mit Effekten verbunden sind. Bei 35 Millimetern wird das Foto zum Beispiel nur in Schwarz-Weiß aufgenommen. Bei 50 Millimetern wird ein verwirbeltes Bokeh angepriesen. Im Vergleich zu den anderen Modi fällt mir aber kaum ein Unterschied bei der Unschärfe im Hintergrund auf. Die Weichzeichner-Funktion bei 90 Millimetern macht das gesamte Bild unscharf. Wer will das?
Die Trennung vom fokussierten Menschen im Vordergrund zum unscharfen Hintergrund funktioniert wunderbar. Ohne Effekte nutzt der Porträtmodus eine Brennweite von etwa 50 Millimetern.
Ultraweitwinkel und Tele
Die Brennweite der Ultraweitwinkelkamera entspricht auf das Kleinbildformat (KB) umgerechnet 13 Millimeter. Die Krümmungen an den Rändern rechnet die Software gut raus und die Farben wirken kräftig und natürlich. Die Detailgenauigkeit ist hoch, reicht im Beispiel aber nicht aus, um die blaue Tafel am historischen Gebäude gut lesen zu können. Bei der Hauptkamera mit 23 Millimetern Brennweite ist der Text scharf dargestellt.
Die Telekamera des 13 Pro verfügt über eine KB-Brennweite von 75 Millimetern. Das entspricht gegenüber der Hauptkamera einem 3,2-fachen optischen Zoom. Verglichen mit der Hauptkamera bringt sie dich ohne Qualitätsverluste näher ans Motiv. Wobei im folgenden Beispiel der Fokus auf den Häusern in der Bildmitte und nicht auf denen hinter dem Bahngelände liegt. Die weiter entfernten Gebäude sind auch bei der Hauptkamera etwas pixelig.
Die Kamera-App des Xiaomi 13 Pro bietet auch einen zehnfachen Zoom an. Anders als beim Samsung Galaxy S23 Ultra ist dieser aber digital und zeigt deutliche Mängel bei der Detailgenauigkeit. Das Maximum ist ein 70-facher Zoom, der unbrauchbar ist.
Nacht
Beim Xiaomi 13 Pro lässt sich der automatische Wechsel in den Nachtmodus abschalten. Wirklich sinnvoll ist das aber nicht, da die Automatik sehr dunkle, pixelige Bilder produziert. Der Nachtmodus hellt bei allen drei Kameras das Bild auf und erhöht die Schärfe deutlich. Bei meinem Motiv bewirkt der Nachtmodus bei der Telekamera am wenigsten Veränderung.
Der Nachtmodus des 13 Pro hellt das Bild stark auf. Ich schwanke, ob es mir für deine Aufnahme bei Nacht schon zu hell ist oder nicht.
Selfie
Die Selfies speichert das Xiaomi 13 Pro in der vollen Auflösung mit 32 Megapixeln ab. Auf dem Smartphone-Display sehen sie super aus. Schaue ich sie mir auf einem großen Monitor genauer an, fällt mir auf, dass sie verpixelt sind. Das gilt vor allem für den Hintergrund. Das wirkt nicht wie Tiefenschärfe, sondern wie Pixelbrei.
Auch bei Dunkelheit und mit aktivem Nachtmodus überzeugt mich die Frontkamera nicht.
Fazit: Details sind in der Spitzengruppe wichtig
Das Xiaomi 13 Pro ist ein Smartphone, das zurecht als Topmodell gilt. Allerdings reicht es nicht für einen Platz ganz vorne in der Spitzengruppe.
Das Display des Xiaomi 13 Pro ist eine Augenweide. Die verbaute Top-Hardware ruft ihre Leistung nicht ganz ab – ist aber immer noch mehr als ausreichend. Der durchschnittliche Akku ist super schnell nachgeladen. Das sehr gute Kamerasystem wird durch die mittelmäßige Selfie-Kamera getrübt. Bei der Software ist Xiaomi auf dem richtigen Weg, nervt mich aber immer noch mit Bloatware. Das ist alles Jammern auf hohem Niveau, aber wenn ich einen vierstelligen Betrag für ein Smartphone ausgebe, will ich vollständig zufrieden sein.
Gegen meinen aktuellen Liebling, das Pixel 7 Pro, hat das Xiaomi keine Chance. Das Samsung Galaxy S23 Ultra sehe ich auch noch vor dem 13 Pro. Im Vergleich mit dem Motorola Edge 40 Pro bewegt es sich auf Augenhöhe. Je nach Gewichtung unterschiedlicher Merkmale wechseln sie sich in der Bewertung ab.
Titelfoto: Jan JohannsenAls Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.