Wie ungesund ist Fluglärm?
Hintergrund

Wie ungesund ist Fluglärm?

Anna Sandner
13.6.2023

Ich wohne in der Einflugschneise des Hamburger Flughafens. Bedeutet das lediglich ein wenig Krach, den ich getrost ignorieren kann oder muss ich Folgen für meine Gesundheit befürchten?

Ich habe das große Glück, in einer grünen Idylle wohnen zu dürfen, obwohl ich in der Großstadt lebe. Ich liebe meinen Garten. Jetzt im Sommer sitze ich oft auf der Terrasse und genieße die – fast schon kitschig-romantische – Stimmung: Vogelgezwitscher, das leise Rauschen des Windes in den Baumwipfeln, ab und zu ein Eichhörnchen, das durch die Hecke hüpft.

Doch dieses kleine Paradies wird gerade im Zehnminutentakt von alles-übertönendem Fluglärm gestört. Denn meine Gartenidylle liegt in der Einflugschneise unweit des Flughafens. Einmal im Jahr, wenn andere Landebahnen auf Vordermann gebracht werden, führt vier Wochen lang der Landeanflug der meisten Flugzeuge über mein grünes Gärtchen. Ich habe den Eindruck, die Flugzeuge fast schon am Bauch kraulen zu können, wenn sie hier drüber donnern, so tief fliegen sie ein.

Im Video kannst du dir einen Eindruck davon machen, wie die Tiefflieger mein kleines Paradies sprengen:

Eines ist klar: Meinem Seelenfrieden tut die dauernde Lärmbelastung schon mal nicht besonders gut. Auch wenn ich versuche, mich nicht zu sehr darüber aufzuregen. Schließlich kann ich es ohnehin nicht ändern. Eine Nachbarin zieht hier drastischere Konsequenzen. Sie hat ihren Jahresurlaub in diese vier Wochen gelegt und ist verreist, um dem Lärm zu entgehen. Das kann ich nicht einrichten und halte es auch nicht unbedingt für notwendig, schließlich ist der Zeitraum ja begrenzt. Vier Wochen werden schon nicht schaden. Denke ich. Aber ist das auch so?

Ist Fluglärm gesundheitsschädlich?

Mit zunehmendem Flugverkehr wurden auch die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung vielfach in wissenschaftlichen Studien untersucht. Mit dem Ergebnis: Die Lärmbelastung von Flugzeugen kann psychische und körperliche Konsequenzen haben. Genauer: Erhöhter Blutdruck, Schlafstörungen, Lernbehinderung bei Kindern und Ärger bis hin zur Depression sind mögliche Folgen. Eine Übersichtsstudie, bei der epidemiologische Untersuchungen ausgewertet wurden, zeigte, dass fluglärmbedingte Dauerschallpegel von 60 Dezibel tagsüber und 45 Dezibel in der Nacht mit einer Zunahme von arteriller Hypertonie (also anhaltendem Bluthochdruck) zusammenhängen. Im Umfeld von Flughäfen werden zudem häufiger blutdrucksenkende Mittel verschrieben. Auch auf die geistige Leistungsfähigkeit wirkt sich der Lärm aus: Für Schulkinder konnte gezeigt werden, dass sich ihr Leseverstehen mit zunehmendem Fluglärm verschlechtert.

Fluglärm kann zu Depressionen führen

Eine groß angelegte Studie zu Verkehrslärm allgemein zeigte, dass die psychischen Belastungen durch die anhaltende Lärmstörung sogar zu Depressionen führen können. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass mit steigender Dezibelzahl auch die Auswirkungen häufig gravierender werden. Deutlich wurde aber auch, dass Menschen unterschiedlich empfindlich auf den Fluglärm reagieren. Was dem einen den Schlaf raubt, kann für einen anderen nur ein kleines Ärgernis sein. Und bei den Studien wurden die Langzeitauswirkungen untersucht, also die Folgen jahrelanger Lärmstörungen.

Für mich heißt das in den kommenden Wochen: Ohren zu und durchhalten. Ich werde mit dem Krach leben müssen und bestimmt auch können, da er in meinem Fall glücklicherweise nur ein Ärgernis auf Zeit ist.

Titelfoto: Anna Sandner

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.


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