

Welches Pulsar Wärmebildgerät überzeugt mehr auf der Bündner Hochjagd?
Ende August 2024 erreichte mich ein Anruf von Pulsar mit der Anfrage, ob ich das AXION XG35 und das TELOS XL50 testen möchte.
Ende August 2024 erreichte mich ein Anruf von Pulsar mit der Anfrage, ob ich das AXION XG35 und das TELOS XL50 testen möchte. Ich musste nicht lange überlegen, da ich bereits einmal ein Gerät testen durfte und es mir auf der Bündner Jagd sehr nützlich war. Nun war ich auf die neue Technologie und die Fortschritte gespannt. Am letzten Tag vor meiner Abreise ins Jagdgebiet im Süden von Graubünden trafen beide Geräte bei mir ein.
Im Maiensäss angekommen, habe ich beide Geräte ausgepackt und fotografiert. Was auffällt, ist der unterschiedliche Form- und Gewichtsfaktor. Bei beiden Geräten handelt es sich um Monokulare jedoch mit unterschiedlichen Spezifikationen.

Auch beim Lieferumfang unterscheiden sich die beiden Geräte, wenn auch nur leicht.
Der Lieferumfang des TELOS XL50 beinhaltet das Monokular, einen wiederaufladbaren LPS7i-Akku mit Schutzhülle, eine Ersatzabdeckung für das Akkufach, ein USB-C-Kabel mit USB-A-Adapter, eine Aufbewahrungstasche, eine Handschlaufe, die Kurzanleitung mit Garantiekarte und ein Optikreinigungstuch.

Das AXION XG35 COMPACT kommt mit dem Monokular, einem wiederaufladbaren APS3-Akku, einem Netzladeadapter, einem USB-C Kabel mit USB-A-Adapter, einer Aufbewahrungstasche, einer Handschlaufe, der Kurzanleitung mit Garantiekarte und einem Optikreinigungstuch daher.
Ähnlich mit entscheidenden Unterschieden
Der Unterschied im Lieferumfang liegt vor allem in der Bezeichnung des Akkus des TELOS XL50 (LPS7i) im Vergleich zum Akku des AXION XG35 COMPACT (APS3).
Beide Akkus sind Lithium-Ionen-Akkus. Der APS3 ist ein proprietärer Formfaktor, der für die AXION-Baureihe und das Merger-Fernglas geeignet ist. In meinem Fall handelt es sich um einen Akku mit einer Kapazität von 3200 mAh und einer Nennspannung von 3.7 V. Die Ladezeit beträgt 3.5 Stunden. Der LPS7i des TELOS XL50 hat hingegen eine doppelt so hohe Kapazität von 6400 mAh bei ebenfalls 3.7 V Nennspannung. Beide Akkus können direkt mittels USB-C-Anschluss am Monokular geladen werden. Beim TELOS XL50 kann der Akku auch im ausgebauten Zustand direkt via USB-C und dem Netzadapter an einer Steckdose geladen werden. Dies ist beim AXION XG35 COMPACT nur mittels eines separat erhältlichen Ladegeräts möglich.
Unterschiedlich ist auch der Formfaktor der beiden Geräte sowie das Gewicht, das beim AXION XG35 COMPACT mit 0.41 kg im Vergleich zum TELOS XL50 wesentlich tiefer ausfällt. Während das TELOS XL50 mit einem Fokussierring und einem Digitalzoom-Einstellring ausgestattet ist, hat das AXION XG35 COMPACT nur einen Fokussierring des Objektivs.
Hier gibt es eine genaue Übersicht zu den Eigenschaften beider Geräte:
Wie aus der Übersicht entnehmbar, weichen die Geräte nur in wenigen Merkmalen voneinander ab. Dies ist hauptsächlich bei der Auflösung des Wärmebildsensors, der Objektiv-Linse sowie bei der Entdeckungsdistanz der Fall. Das TELOS XL50 hat einen höher räumlich auflösenden Sensor, der das Bild für den Benutzer klarer macht. Mit < 40 mK ist die thermische Auflösung bei beiden Geräten identisch. Aufgrund der grösseren Objektivbrennweite besitzt das TELOS XL50 die höhere Entdeckungsreichweite.
In wenigen Stunden beginnt die Jagdzeit, die Akkus zu laden und eines der beiden Geräte auszuwählen. In der Hoffnung auf viel Wildsicht und gute Bilder entscheide ich mich für das TELOS XL50. Die mitgelieferte Aufbewahrungstasche ist so gestaltet, dass sie mit dem Tragriemen als Dreipunktesystem über eine Schulter und die Brust getragen werden kann, sodass sie bequem auf der Vorderseite des Körpers liegt. Zusätzlich verfügt die Tasche auf der Rückseite über zahlreiche Laschen, die vielfältige Befestigungsmöglichkeiten bieten.
Da ich mit Gewehr und Jagdrucksack unterwegs bin, eignet sich das Dreipunktesystem für mich aber nicht. Ich beschliesse die Tasche mittels Kabelbinder an den rechten Tragriemen des Rucksacks zu montieren. Um das TELOS XL50 schnell entnehmen zu können, kann der flexible Deckel der Tasche schnell geöffnet werden.
Der frühe Jäger sieht das Wild – vielleicht
Es ist so weit. 03:30 Uhr: Der Wecker läutet eine Stunde früher als üblich. Ich habe, wie immer vor der Jagd, unruhig geschlafen. Da die Bündner Hochjagd nur einmal im Jahr für drei Wochen stattfindet, ist das für uns natürlich immer als kämen Weihnachten, Geburtstag, Ostern und alle Feiertage zusammen. Den Rucksack habe ich bereits am Vorabend gepackt und eine Materialkontrolle gemacht. Jetzt fülle ich nur noch die Thermosflasche mit heissem Kaffee.
Um 04:30 Uhr verlasse ich das Maiensäss. Mein Ziel liegt etwa 350 Höhenmeter höher. Wir nennen es liebevoll «die Hölle». Draussen herrscht absolute Dunkelheit. Die Wetterprognosen sagen Regen vorher. Ich hoffe das Beste. Ich schalte meine Stirnlampe ein, ziehe meine Bergstiefel an, kontrolliere den Knoten und ziehe meine Jagdhosen drüber. Ich kontrolliere den Lauf meines Gewehrs und lade. Jetzt starte ich das TELOS XL50, damit es sofort parat ist. Ich schultere den Rucksack und mache mich über die Wiese auf den Weg. Bedächtig plane ich jeden Schritt. Die ersten paar Jagdtage sind oft die erfolgreichsten. Daher gilt es seine Handlungen gut abzuwägen. Der kleine Single-Trail, der sich durch den Wald schlängelt, ist nass. Kondenswasser vom Temperaturunterschied. Es war trocken gestern. Die Tropfen an den Enden der Nadeln der Lärchen und Fichten spiegeln sich im Licht meiner Taschenlampe. Immer wieder habe ich Spinnfäden im Gesicht. Mühsam aber auch schön. Das zeigt mir, dass ich der Erste bin, der diesen Wegabschnitt heute Morgen passiert. Ich bin mit meinen Gedanken allein und vergesse alles um mich rum. Körperliche Belastung, die Natur, frische und kühle Luft und das Alleinsein lassen mich entspannen. Bei jeder Lichtung bleibe ich kurz stehen und nehme das TELOS XL50 hervor. Leider ohne Erfolg.
Kurz vor der Hölle, wechsle ich die Kleidung. Trockene Kleidung hilft, um nicht zu unterkühlen. Daher habe ich jeweils einen zweiten Satz an Kleidung dabei.

Die Hölle bietet eine wunderschöne Sicht auf die Berge und eine Waldschneise mit einer Schussdistanz von 200 m. Das ist die maximal erlaubte Schussdistanz in Graubünden.
Die Sonne geht langsam auf und je mehr ich sehe, desto weniger brauche ich das TELOS XL50. Wärmebildgeräte bieten entscheidende Vorteile bei Dunkelheit und Dämmerung und können bei Nachsuchen hilfreich sein. In dieser Zeit sind die Temperaturunterschiede am grössten und Wildtiere können über eine grosse Distanz hinweg erkannt und beobachtet werden. Ab 11 Uhr beginnt es zu regnen. Der stürmische Wind lässt den Regen horizontal in meine Richtung fliegen. Garstig. Nebel zieht auf und lichtet sich wieder. Nichts. Stunden lang geht es so weiter.
Aus Langeweile mache ich ein paar Umgebungsfotos mit der Wärmebildkamera mit unterschiedlichen Farbtonpaletten, wovon acht zur Verfügung stehen. Standardmässig ist beim TELOS XL50 White Hot (heisse Temperatur wird in weiss dargestellt), Black Hot, Red Hot, Red Monochrome, Rainbow, Ultramarine, Violet und Sepia.

Hinter mir befindet sich ein Ameisenhaufen. Wie sieht der im Wärmebild aus?

Die Bilder sind beeindruckend. Die Auflösung von 1024x768 eignet sich hervorragend, um einen hohen Detailgrad zu erzeugen.
Leider bleibt mir der Anblick von Wild die nächsten Tage verwehrt. Die Bündner Hochjagd kann diesbezüglich grausam sein. Auch das neblige Wetter spielt mir nicht in die Karten. Nebel war immer unser ärgster Feind, weil er die Sicht komplett einschränkt.
Mit dem TELOS XL50 ist Nebel nicht mehr allzu schlimm, da ich mit dem Wärmebildgerät durch den Nebel sehen kann. Bis zu einer Distanz von ca. 80 Metern ist das je nach Stärke des Nebels gut möglich.

Am Abend begegne ich auch meinem Jagdfreund Marco, den ich porträtiere . Bei Betrachtung seiner Wärmebildsignatur ist uns der grosse Wärmeverlust im Schritt aufgefallen. Nach visueller Inspektion der Jagdhosen fiel Marco auf, dass seine Lodenhose dort nur noch sehr dünn ist und offensichtlich nach 10 Jahren Bündner Hochjagd stark durchgescheuert ist. Das veranlasste ihn, seine geliebte Lodenhose am Ende der Jagd in die ewigen Jagdgründe zu schicken und sich eine neue zu kaufen.

Die erste Jagdhälfte vergeht wie im Flug. Für die zweite nehme ich das AXION XG35 COMPACT mit. Der Druck steigt, da ich mit der TELOS XL50 keine Wild-Fotos machen konnte, muss es jetzt mit der AXION XG35 COMPACT klappen. Dass es gleich am ersten Morgen so weit sein sollte, freute mich sehr. Beim x-ten Aufstieg in die Hölle bleibe ich in einem Waldstück bei kompletter Dunkelheit stehen und nehme das Wärmebildgerät hervor. Einfach mal nach Wärmesignaturen im Wald suchen. Wieso nicht, denke ich mir. Ich entdecke ein Schmaltier (eine Junghirschkuh) im Lager – in der Jagdsprache bedeutet dies, dass ich ein Schmaltier sehe, das gerade in einer Ruheposition am Boden verweilt, mich jedoch erblickt hat und mich anstarrt. Vorsichtig mache ich mit unterschiedlichen Vergrösserungen Bilder und freue mich innerlich.



Quelle: Claudio Viecelli
Ich verweile etwa fünf Minuten und beobachte das Wildtier. Ich kann hier jagdlich nichts machen, da jede Bewegung das Tier auf die Läufe schickt und es komplett dunkel ist. Daher beschliesse ich, weiterzugehen.
Knapp 50 Minuten später komme ich in der Hölle an. Es ist noch dunkel, dämmert aber. Ich nehme das AXION XG35 COMPACT hervor und spiegle den Berghang ab und entdecke 600 m entfernt zwei Wärmesignaturen. Schnell hole ich den Feldstecher hervor, um mir das genauer anzuschauen. Kuh und Kalb am äsen. Da ich in der jagdbaren Waldschneise vor mir nichts entdecke, kann ich die Tiere in aller Ruhe beobachten. Mit dem Feldstecher in der Dämmerung hätte ich viel Mühe gehabt, die Tiere im hohen Gras und zwischen Alpenrosen zu entdecken.

Auch wenn sich jagdlich nichts mehr ergeben hat an diesem Tag, bin ich überglücklich, Anblick gehabt zu haben. Das ist auf der Bündner Hochjagd in gewissen Gebieten keine Selbstverständlichkeit. Das merke ich wieder schmerzlich die nächsten paar Tage, wo ich ins Grüne starre, ohne irgendwelche Spuren von Wildtieren zu entdecken.

Nach mehreren Wochen Jagd mit zwei Wärmebildgeräten von Pulsar, dem TELOS XL50 und dem AXION XG35 COMPACT, habe ich ein persönliches Fazit gezogen. Welches Gerät hat mir besser gefallen? Wozu brauche ich ein Wärmebildgerät? Hauptsächlich dient es mir zur schnellen Entdeckung von Wild in den frühen Morgenstunden sowie während der Dämmerung.
Im direkten Vergleich fällt Folgendes auf:
Das TELOS XL50 überzeugt mit einer sehr hohen räumlichen Auflösung des Sensors, die ein gestochen scharfes Bild liefert. Besonders angenehm finde ich die beiden Fokussierungsringe, die sich sowohl mit als auch ohne Handschuhe einfach bedienen lassen. Zudem erhöht die grössere Objektivbrennweite die Erkennungsreichweite auf bis zu 2300 Meter.
Das AXION XG35 COMPACT bietet eine etwas geringere Sensorauflösung, punktet aber mit seiner Handlichkeit und Leichtigkeit. Es lässt sich problemlos in die Aussentasche meiner Jagdjacke verstauen und hat eine Entdeckungsreichweite von 1750 Metern, die für meine jagdlichen Bedürfnisse vollkommen ausreicht. Zwar bietet das TELOS XL50 etwa 500 Meter mehr Reichweite, aber dieser Vorteil ist in meiner Jagdregion nicht entscheidend.
Auch preislich unterscheiden sich die Geräte deutlich: Das TELOS XL50 kostet zwischen 3500 und 4000, während das AXION XG35 COMPACT mit rund 1700 bis 2000 Franken deutlich günstiger ist.
Mein Fazit: Das AXION XG35 COMPACT hat mich mehr überzeugt. Es ist der ideale Kompromiss zwischen Preis und Leistung und erfüllt meine Anforderungen optimal.
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Molekular- und Muskelbiologe. Forscher an der ETH Zürich. Kraftsportler.