Warum wir zittern: Von schlotternden Knien bis Schüttelfrost
Unterkühlung, Fieber, Angst: Auf das und mehr reagiert dein Körper mit Zittern. Warum das so ist und sogar überlebenswichtig sein kann.
Beginnen wir mit dem Logischsten: Frierst du, beginnt dein Körper zu zittern. Denn die schnellen Muskelkontraktionen sind ein Schutzmechanismus, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Um Wärme zu erzeugen und dadurch die Kerntemperatur zu erhöhen, setzt der Körper abwechselnd Muskelanspannung und -entspannung ein. Die freiwerdende Wärmeenergie schützt dich dann vor Unterkühlung. Außerdem ziehen sich gleichzeitig die Blutgefäße in der Haut zusammen, um den Wärmeverlust zu minimieren und mehr Blut zur Körpermitte zu leiten. Denn im Zweifel muss zumindest die warm bleiben, um die inneren Organe vor Schäden zu schützen.
Zittern vor Kälte bis die Zähne klappern
Wenn der ganze Körper durchgeschüttelt wird, sind auch die Kaumuskeln involviert. Sie beginnen sich ebenfalls in schneller Abfolge zu kontrahieren. Dadurch fangen auch die Zähne an zu klappern – quasi ein Nebeneffekt des Zitterns. Dabei kostet das Geklapper den Körper einiges: Die Muskelkontraktionen bedürfen einiger Kraft, sodass sich der Energiebedarf des Körpers um das Vier- bis Fünffache erhöhen kann.
Es gibt übrigens Theorien, wonach das Zittern uns noch auf eine andere Weise vor Unterkühlung schützt. Fällt die Körpertemperatur während des Schlafens unter einen kritischen Wert, wirst du wach gerüttelt, wenn der Körper anfängt zu schlottern. Das gibt dir die Möglichkeit, dich besser zuzudecken oder dir einen wärmeren Schlafplatz zu suchen.
Auf Fieber folgt Schüttelfrost: Warum eigentlich?
Dein Körper nutzt das Zittern also, um mehr Wärme zu erzeugen. Ist es dann nicht völlig unlogisch, dass wir manchmal auch bei Fieber anfangen zu zittern? Warum erzeugt der Körper durch Schüttelfrost noch mehr Wärme, wenn wir durch das Fieber schon regelrecht glühen? Um nochmal eins drauf zu legen, wenn es wirklich ernst ist. Ziel von Fieber ist es, dem Infektionsherd (also meist Bakterien oder Viren) durch Hitze den Garaus zu machen. Der Körper heizt auf, so gut es geht, um mögliche Eindringlinge zu zerstören. Und da kommt dann auch das Zittern in Form von Schüttelfrost ins Spiel, um die Körpertemperatur weiter zu steigern.
Selbst wenn sich Schüttelfrost wirklich nicht gut anfühlt und deinen Körper dauerhaft auch ganz schön fordert, ist es per se kein gefährlicher Zustand. Es ist ein Signal deines Körpers, dass er versucht, sich gegen eine Infektion zu wehren. Und das soll dir das Zeichen geben, auf die zugrundeliegende Infektion zu reagieren. Wie aber auch bei Fieber, bezweckt dein Körper mit dem Zittern etwas und es muss nicht unbedingt sofort gegengesteuert werden. Nur wenn die Körpertemperatur zu lange in einen kritischen Bereich kommt, dein Körper also über das Ziel hinausgeschossen ist, wird es Zeit zu handeln. Kühlende Wickel oder fiebersenkende Mittel können dann helfen.
Schüttelfrost kann außerdem nach einer Operation auftreten. Das liegt oft an der Kombination von verschiedenen Faktoren wie Anästhesie, Kälteexposition im Operationssaal und der körperlichen Belastung durch den Eingriff.
Bereit zur Flucht: Vor Angst schlottern
Wir zittern also in erster Linie, um Wärme zu erzeugen, sei es, um nicht zu (er)frieren oder um Infektionen durch Hitze zu bekämpfen. Aber warum schlottern uns die Knie, wenn wir Angst haben? Beim sogenannten «emotionalen Zittern» ist ein anderer Mechanismus im Gang: Das Angstzittern ist eine körperliche Reaktion auf emotionale Stressoren wie Aufregung oder Nervosität. Diese Art von Zittern ist in erster Linie auf das Nervensystem und die Freisetzung von Stresshormonen zurückzuführen. Der Körper aktiviert die "Fight-or-Flight"-Reaktion. Sind wir in Gefahr, müssen wir evolutionär gesehen fliehen oder kämpfen. Das Nervensystem setzt unter anderem Adrenalin frei, um die körperliche Reaktion zu verstärken. Damit die Muskeln keinen Schaden nehmen und wir schnell reagieren können, wärmt der Körper sich schon einmal vorsorglich auf, indem die Muskeln zu zittern beginnen.
Das Zittern aufgrund von Angst unterscheidet sich übrigens von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder essentiellem Tremor, bei denen das Zittern chronisch und ohne klaren Auslöser auftritt. Angstzittern ist normalerweise vorübergehend und auf die stressige Situation zurückzuführen.
Zudem gibt es Techniken, um gegen das Angstzittern anzukommen: Tiefes Atmen, Meditation, progressive Muskelentspannung und Achtsamkeitsübungen können dazu beitragen, die Stressreaktion des Körpers zu verringern und das Zittern zu kontrollieren.
Titelfoto: Patcharanan/ShutterstockWissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.