Hintergrund

Warum du über den Pizzly nicht lachen sollst – und weitere Hybriden aus der Tierwelt

Patrick Vogt
28.7.2023

Hast du schon mal was vom Liger oder Zorse gehört? Es sind Hybriden, Resultate von Kreuzungen aus der Tierwelt. Bei tierischen Hybriden hat häufig der Mensch seine Finger im Spiel. Das kann mitunter bizarre Ausmasse annehmen.

Meine Tochter liebt Einhörner. Anmutige Wesen, wahrscheinlich entstanden aus der amourösen Eskapade von Pferd und Narwal. Ein waschechter Hybride also. Und ein reines Fantasieprodukt.

Aber nicht nur in Fabeln, Märchen und Sagen begegnen uns tierische Mischwesen – auch in der Realität sind sie mitten unter uns. Biologisch gesehen entstehen Hybriden, wenn sich verschiedene Gattungen, Arten und Unterarten fortpflanzen. Das geschieht häufiger, als du vielleicht denkst, sei es in freier Wildbahn oder menschgemacht. Damit du dir besser vorstellen kannst, was dabei alles herauskommen kann, stelle ich dir ein paar tierische Hybriden vor.

Wenn der Tiger mit dem Löwen … und umgekehrt

Der Löwe wird gerne als König der Tiere bezeichnet. Wobei das mittlerweile wohl eher der Liger wäre: das Kreuzungsprodukt aus einem Löwen und einer Tigerin. Es sind die grössten Grosskatzen überhaupt. Der Liger «Hercules» ist laut dem Guinness-Buch der Rekorde 3,3 Meter lang, bei einem Kampfgewicht von mehr als 400 Kilogramm.

Pack den Liger in den Tank. Oder so.
Pack den Liger in den Tank. Oder so.
Quelle: Shutterstock / AkulininaOlga

Das hybride Gegenstück zum Liger ist der Tigon. Die Kreuzung von Tiger und Löwin ist kleiner als die Elternteile und die Sterberate von Tigon-Föten recht hoch. In freier Wildbahn wirst du weder Liger noch Tigon antreffen, weil sich die natürlichen Lebensräume von Löwe und Tiger nicht überschneiden. Du findest sie am ehesten in Zoos oder Zirkussen, die heute noch mit wilden Tieren «arbeiten».

Der deutsche Name für Tigon ist übrigens Töwe. Lach nicht!
Der deutsche Name für Tigon ist übrigens Töwe. Lach nicht!
Quelle: Shutterstock / PHOTO BY LOLA

Kreuz und quer im Reich der Katzen

Was Hybriden angeht, scheint es der Mensch bei den Grosskatzen gar bunt zu treiben oder treiben zu lassen. So existieren auch Jaglions (Jaguar x Löwin), Tiguars (Tiger x Jaguar) und Jaguleps (Jaguar x Leopardin), um nur einige zu nennen.

Auch bei der Hauskatze wird in der Zucht fleissig vermischt und gekreuzt. Ein Beispiel dafür ist die Savannah-Katze, die aus der Kreuzung eines Servals mit einer Hauskatze entstanden ist. Ein Serval ist eine wilde Katzenart aus der afrikanischen Savanne, daher der Name Savannah-Katze.

Savannahs: wunderschön und schweineteuer.
Savannahs: wunderschön und schweineteuer.
Quelle: Shutterstock / Lindasj22

Savannahs gehören zu den teuersten Katzenrassen der Welt. Sie sind grösser als andere Hauskatzen und ihnen auch überlegen, was die Schnelligkeit und Sprungkraft angeht. Zudem ist die Savannah im Gegensatz zu den meisten anderen Hauskatzenrassen nicht wasserscheu.

Hybriden durch Klimawandel

Der Polar- oder Eisbär und der Grizzly sind imposante Vertreter aus der Familie der Bären mit unterschiedlichen Lebensräumen. Normalerweise. Weil das Eis in der Arktis zunehmend schmilzt, verbringt der Eisbär immer mehr Zeit auf festem Grund. Dort trifft er auf den Grizzly, der immer mehr nach Norden zieht. Durch diese Begegnung ist der Pizzly entstanden, auch Grolar Bear genannt.

Der Anblick des Pizzly ist respekteinflössend, ganz im Gegensatz zu seinem Namen.
Der Anblick des Pizzly ist respekteinflössend, ganz im Gegensatz zu seinem Namen.
Quelle: Shutterstock / Wirestock Creators

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rechnen in Zukunft vermehrt mit Hybriden wie dem Pizzly. Sie begründen ihre Annahme mit dem Klimawandel, der die Lebensräume vieler Tiere verschiebt.

Des Nutzens willen gekreuzt

Das Maultier oder Muli ist ein Hybride, den wohl alle kennen. Die Kreuzung von Pferdestute und Eselhengst ist uralt. Maultiere gibt es seit dem alten Orient, also seit bis zu 11 000 Jahren. In der Antike galten sie als die edelsten Tiere überhaupt. Deshalb gab es im Römischen Reich Maultierärzte, nicht etwa Pferde- oder Rossärzte.

Bis heute werden Maultiere unter anderem als Zug-, Trag- und Reittiere genutzt. Sie gelten als ausdauernder, belastbarer und widerstandsfähiger als Pferde.

Mulis – das Beste aus Pferd und Esel.
Mulis – das Beste aus Pferd und Esel.
Quelle: Shutterstock / Marie-Jamieson

Hybridforschung bizarr

Bei den Pferden und Pferdeartigen experimentiert der Mensch sowieso ganz gerne. Das Resultat: Zebroiden – Hybriden aus Kreuzungen zwischen einem Zebra(vater) und einer anderen Pferdeart. Bekannt dafür sind Zesel und Zorse.

A zorse is a zorse of course of course.
A zorse is a zorse of course of course.
Quelle: Shutterstock / Shawn Hamilton

Die erste erfolgreiche Kreuzung von Zebra und Pferd gelang in Russland. Verantwortlich dafür war Ilja Iwanowitsch Iwanow. Derselbe Mann, der vor etwa hundert Jahren erfolglos versucht hatte, Schimpansen mit Menschen zu kreuzen. Richtig gelesen, das ist eine dokumentierte Tatsache und kein schlechter Horrorfilm.

Iwanowitsch Iwanow mag beim Versuch gescheitert sein, Affen mit Menschen zu kreuzen. Ich habe trotzdem viele Fragen, vor allem eine: Warum?

Titelfoto: Shutterstock / YuriyKot

51 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen. 

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Katzenadoption, Folge 3: die turbulenten ersten 24 Stunden

    von Darina Schweizer

  • Hintergrund

    Keiner mag den letzten Samichlaus

    von Michael Restin

  • Hintergrund

    7 Bart-Trends, die du (leider) nicht vergessen wirst

    von Claudio Candinas

17 Kommentare

Avatar
later