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Von actionreich bis strategisch: 5 Spiele für die ganze Familie
Wenn der Abend kommt, ist Spielezeit. Etwas zu finden, das Erwachsenen und Kindern gleichermassen gefällt, ist gar nicht so einfach. Hier kommen fünf Tipps und jeweils vier Meinungen dazu.
Was wollen wir heute spielen? Eine Frage, die innerhalb der Familie zu hitzigen Diskussionen, langen Gesichtern oder lauten Seufzern führen kann. Die einen mögen es strategisch, die anderen lieben Geschicklichkeitsspiele oder wollen Action. Damit alle Spass haben, muss ab und zu was Neues her. Dann finde ich es interessant, ob ein Spiel bei den Kindern sofort verfängt, langsam Begeisterung weckt oder total versagt.
Mit meinen drei Mitspielerinnen und Mitspielern zwischen neun und zwölf Jahren habe ich vier Spiele ausprobiert, die sich in kurzer Zeit lernen lassen und zwischen fünf und 45 Minuten dauern. Dazu gibt’s den Familien-Favoriten der vergangenen Monate als schnellen Spieltipp, auf den sich drei Generationen auch am späteren Abend einigen können.
Kluster Duo: Liebe auf den ersten Klack
12 Magnete und eine zusammengeknotete Schnur, die das Spielfeld begrenzt. Fertig ist «Kluster Duo», ein Geschicklichkeitsspiel für zwei Personen. Es gewinnt, wer seine Magnete zuerst los wird. Dafür werden sie abwechselnd innerhalb des Feldes abgelegt. Verbinden sich bei einem Versuch zwei oder mehrere, müssen diese Magnete aufgenommen werden und die oder der andere ist dran und hat entsprechend mehr Platz.

Um sich Freiraum zu schaffen, ist es auch erlaubt, das Feld zu verschieben. Aber Vorsicht – dabei kommt schnell Bewegung in die speziell geformten Magnete, die sich immer wieder neu ausrichten und mit einem lauten, schwer zu beschreibenden Geräusch zusammenknallen. Viel dumpfer klingen sie übrigens bei einem Sturz aufs Parkett.

Eine Runde dauert nur ein paar Minuten, es gibt wenig strategisches Vorgeplänkel und reichlich Action. Das kommt gut an. Ich bitte die Kinder um eine Bewertung auf einer Skala von 1 bis 10 und erhalte folgende Wertungen:
Junge, 9 Jahre: 9,7
Junge, 12 Jahre: 8
Mädchen, 12 Jahre: 6,5
Die 6,5 begründet die Skeptikerin damit, dass das Spiel nicht sonderlich abwechslungsreich ist, womit sie Recht hat. Irgendwann hast du den Dreh raus, was dich allerdings nicht vor gelegentlichen Missgeschicken, dem entsprechenden Ärger auf der einen und Schadenfreude auf der anderen Seite schützt. Meine Meinung: Ein Spiel, das man nicht endlos spielen, aber immer mal wieder für einen lustigen Abend auspacken kann. Empfohlen ist es ab 7 Jahren.
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Kluster: Das Original kommt nicht ganz so gut an
Weil es so schön ist, haben wir auch gleich noch das originale «Kluster» gespielt. Dasselbe Prinzip, allerdings mit 24 kleineren, flachen Magneten und für bis zu vier Personen. Diese Variante ist erst ab 14 Jahren empfohlen. Warum? «Weil viele anfangen zu fluchen, wenn sie verkacken», mutmasst der Jüngste in der Runde. Schöne Theorie, die dann allerdings auch für «Kluster Duo» gelten müsste.

Der wahre Grund sind die starken Magnete, die nicht nur von Herzschrittmachern ferngehalten werden müssen, sondern auch von allen, die damit Unsinn machen und sie verschlucken könnten. Mehr zu den Gefahren gibt es in diesem Faktenblatt des Bundesamts für Gesundheit.
Da man mit 14 nicht plötzlich vernünftig wird, finde ich es nicht schlecht, den Magnetismus schon vorher gemeinsam zu erforschen und nebenbei auf Risiken hinzuweisen. Dank der flachen Steine hast du bei dieser «Kluster»-Version die Möglichkeit, dir durch die abstossende Kraft gleicher Pole auf dem Spielfeld Platz zu verschaffen.

Bei 24 Steinen dauert es etwas länger als bei «Kluster Duo», bis es kniffelig wird. Und die Magnete schnalzen nicht mit ganz so interessanten Geräuschen zusammen wie ihre grossen, konischen Verwandten in der Duo-Variante. Das schlägt sich in der Bewertung folgendermassen nieder:
Junge, 9 Jahre: 8,8
Junge, 12 Jahre: 7
Mädchen, 12 Jahre: 8
Kritisiert wird von meinem Test-Trio unter anderem, dass sich die Magnete stärker anziehen und die Pole beschriftet sein sollten. Meine Meinung: Das Spiel ist gut so, wie es ist. Etwas filigraner und statischer, dafür mit mehr strategischen Optionen. Spielen könnten es auch schon Sechsjährige, aber die Gefahr durch starke Magnete ist nicht zu unterschätzen.
Quoridor: Ein Irrgarten mit Spassfaktor
Ebenfalls ohne grosse Erklärungen und mit bis zu vier Personen spielbar ist «Quoridor». Es hat bei den Jungs einen schweren Start, weil sie für ein Holzbrett mit Holzfiguren das Smartphone beiseite legen müssen. Jede Spielfigur startet in der Mitte einer Seite des quadratischen Spielfeldes und hat zum Ziel, als erste das gegenüberliegende Ende zu erreichen. Verhindern können das die übrigen Mitspielenden, indem sie eines ihrer fünf Hindernisse in den Weg setzen. Dafür müssen sie allerdings darauf verzichten, selbst einen Schritt vorwärts zu gehen.

Da das Einsperren einer Figur nicht erlaubt ist, entsteht eine Art Irrgarten. Wie der Name schon suggeriert: Ein Korridor muss frei bleiben. Es geht also darum, die anderen auf Umwege zu zwingen und selbst möglichst schnell vorwärts zu kommen. Gegnerische Spielfiguren kannst du überspringen, wenn sie direkt vor dir stehen, und so gleich zwei Felder gut machen.
Der anfängliche Unmut der Jungs ist schnell überwunden, sie sind fokussiert und beraten sich untereinander. Tatsächlich ist es ein kleines Pokerspiel, wer wann seine Mauern verbaut oder selbst zieht und darauf vertraut, dass die anderen sich schon gegenseitig aufhalten werden. Das Spiel ist ab acht Jahren empfohlen. Wie lange eine Runde dauert, hängt stark von der jeweiligen Bedenkzeit ab.

Den Jungs gefällt, dass man jemanden nerven und strategisch spielen kann. Als Verbesserungsvorschlag wünschen sie sich, dass man sich nicht untereinander absprechen und gegen eine Person verbünden soll. Die 12-Jährige bezeichnet es als erweiterte Version von «Mensch, ärgere dich nicht» und fände noch mehr Mauern cool. Das Spielbrett und die Spielfiguren aus Holz loben alle.
Junge, 9 Jahre: 7,5
Junge, 12 Jahre: 6,5
Mädchen, 12 Jahre: 8
Ich glaube, das Spiel hat trotz einfacher Regeln viel Potenzial und ist nicht so schnell ausgereizt wie «Kluster».
Azul: Ein Klassiker, der Konzentration erfordert
Das vierte Spiel ist als «Spiel des Jahres 2018» ein Klassiker und deutlich strategischer. Der 12-Jährige kennt es schon und bringt es uns anderen bei. Bei «Azul» fällt sofort die schöne Gestaltung ins Auge. Die Steine sind den portugiesischen Azulejos nachempfunden und du wirst zum Fliesenleger.

Das schönste Muster ist am Ende jenes, welches die meisten Punkte bringt. Deshalb musst du in jeder Runde clever wählen, auf welche Farben du es anlegst und auch die Spielbretter der anderen gut im Auge behalten. Wenn du eine der Reihen für 1-5 Mustersteine einheitlich füllen kannst, darfst du am Ende der Runde einen Stein der Farbe nach rechts in dein Mosaik verschieben.

Wie viele Punkte er dort bringt, hängt von den umliegenden Steinen ab. Obwohl keine langen Erklärungen nötig sind, hat das Spiel Tiefgang. Ein ausführliches Review aus Sicht von Erwachsenen findest du hier, die Meinung der Kinder darunter.
Ein Spiel dauert bei uns jeweils gut eine halbe Stunde. Der Kenner unter den Kindern ist der Meinung, dass man den Dreh bei «Azul» relativ schnell raus hat und es mehr Runden geben sollte. Dem Jüngsten fehlt ein wenig die Action und die 12-Jährige lobt, dass sich die Optionen und damit das Spiel ständig verändern.
Junge, 9 Jahre: 7
Junge, 12 Jahre: 7
Mädchen, 12 Jahre: 8
Ich kann dem nur hinzufügen, dass «Azul» für die Spielidee und die schöne Umsetzung eine 10 verdient, mit 2-4 Personen ab acht Jahren gespielt werden kann und auch als Reisespiel in der Mini-Variante überzeugt.
Tutto: Würfelspass für Zwischendurch
Als Bonustipp ohne Wertung lass’ ich dir noch «Tutto» da, weil es für uns in den vergangenen Monaten über drei Generationen hinweg der kleinste gemeinsame Nenner für eine schnelle Spielrunde an Ferienabenden war. Ein bisschen Würfeln, ein bisschen Pokern und ein bisschen rechnen – viel mehr musst du bei «Tutto» (Volle Lotte) nicht. Die aufgedeckte Karte gibt vor, ob du überhaupt würfeln darfst, was du würfeln sollst und wie viele Punkte du im Optimalfall machen kannst.

Der Optimalfall tritt normalerweise dann ein, wenn du «Tutto» würfelst – also alle sechs Würfel in die Wertung bringst. Ansonsten zählt jede Fünf 50 Punkte, jede Eins 100. Drillinge sind auch gut und bringen bei Zweiern 200, bei Dreiern 300 … du ahnst, wie es weitergeht. Die Einser spielen eine Sonderrolle und geben als Drilling sogar 1000 Punkte. Bei jedem Wurf musst du mindestens einen Würfel in die Wertung bringen, sonst verlierst du alles. Es sei denn, du hörst freiwillig auf.
Das sorgt für Spannung und einige Rechenaufgaben, die gut von den Kindern übernommen werden können. Gewonnen hat, wer zuerst 6000 Punkte erwürfelt. Empfohlen ist «Tutto» ab acht Jahren, mit ein wenig Rechenhilfe geht’s natürlich auch schon früher.
Mit welchen Familienspielen hast du gute Erfahrungen gemacht? Lass gerne einen Tipp in den Kommentaren da.
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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.