
Hintergrund
Zoe zockt – meine Tochter spielt zum ersten Mal Nintendo Switch
von Patrick Vogt
Bedenklich, alarmierend, inakzeptabel – so lautet das Fazit der deutschen Stiftung Warentest. Angeschaut wurden einige weit verbreitete Spiele-Apps für Kinder. Nur ein einziges Game sei für Kinder «okay».
Insgesamt hat sich ein Gremium von Expertinnen und Experten im Auftrag der Stiftung Warentest 16 populäre Spiele-Apps für Android angeschaut, 15 davon sind kostenfrei, eines war kostenpflichtig. Im Testfeld befanden sich damit die zehn umsatzstärksten Games im Zeitraum Januar bis Mär 2024 sowie weitere sechs Games, die mit Hilfe jugendlicher Gamer ausgewählt wurden, weil sie für Kinder im Alter von etwa zehn Jahren besonders relevant sind. Das hier ist die Liste:
Bei allen Games hat das Expertengremium in sechs Kategorien jeweils entweder «angemessen», «bedenklich» oder «inakzeptabel» vergeben. Diese Kategorien waren:
Jedes Game, das auch nur in einer der sechs Kategorien ein «inakzeptabel» erhalten hat, wurde auch in der Gesamtauswertung als «inakzeptabel» eingestuft. So schaffte es nur Minecraft, mit einem «bedenklich» eingestuft zu werden. Wie die Stiftung Warentest schreibt, könnte die Gaming-App mit «etwas elterlicher Unterstützung und technischen Kniffen» für Kinder okay sein. Minecraft punktet mit kindgerechten Inhalten und mit geringem Spieldruck. In den anderen Kategorien gibt es jeweils ein «bedenklich».
Fünf der getesteten 16 Spiele bekamen in vier von sechs Kategorien das «inakzeptabel»-Urteil: Das Rollenspiel Genshin Impact, Brawl Stars, Clash of Clans, Whiteout Survival und Township. Bei diesen Games, aber auch bei den anderen, verführe der Anbieter die jungen Gamerinnen und Gamer dazu, mehr zu spielen und mehr zu kaufen. Dazu kommen kindergefährdende Inhalte wie Gewalt, Sex und Hassbotschaften, zum Beispiel in Chat-Räumen der Games.
Nur mit einer «inakzeptabel»-Bewertung rausgeflogen sind Pokemon Go (Spieldruck) und Solitaire Grand Harvest (Kaufdruck). Mit genügend elterlicher Kontrolle oder wenn das Konto des Kindes nicht mit einer Zahlungsmöglichkeit verknüpft ist, sind diese Spiele wenig bedenklich.
Typische Beispiele für hohen Spieldruck sind Countdown-Rabatte oder Geschenke, die es für tägliches Gamen gibt. Manipulativ sei es, wenn eine Kuh bei Township mit traurigem Blick fragt, ob man wirklich aufhören möchte zu spielen und fürs Weiterspielen mit einem Geschenk belohnt wird.
Sonderlich überraschend sind die Ergebnisse der Stiftung-Warentest-Analyse nicht. Die Games stehen kostenlos zum Download zur Verfügung, dahinter aber stehen Unternehmen, die Geld verdienen wollen, und die keine Wohltätigkeitsorganisationen sind. Sie bedienen ihre Geschäftsinteressen dann, wenn sie die Spielenden nach dem Gratis-Download dazu bringen, etwas zu bezahlen, um im Game schneller voranzukommen. Oder sie malträtieren Gamer und Gamerinnen mit Werbungen. Insofern ist in Test-Kategorien wie «Werbung» oder «Spieldruck» wohl schwerlich ein «akzeptabel» zu erreichen – auch wenn das im Sinne des Schutzes der Kinder besser wäre. Unbestritten aber sollten Darstellungen von Gewalt und Sex für die Altersgruppe nicht zu sehen sein, ebenso wenig sollten Spielende die Möglichkeit haben, User-Namen zu wählen, die faschistisch oder diskriminierend sind.
Den ausführlichen Testbericht gibt es im aktuellen Juni-Heft der Stiftung Warentest oder als bezahlpflichtigen Artikel online.
Die Stiftung Warentest liefert in ihrem Artikel auch Vorschläge für empfehlenswerte Games, respektive liefert Links zu Angeboten, die solche Spiele listen. Diese sind:
Nicht von der Stiftung Warentest genannt wurde die Möglichkeit, die Apple mit seinem Arcade-Angebot bietet. Im Katalog der Online-Gaming-Plattform gibt es rund 200 Titel. Apple betont, dass die Games zum einen hohe Anforderungen an Datenschutz erfüllen müssen, um aufgenommen zu werden. Zum anderen gibt es keine In-App-Käufe und keine Pay-to-Win-Ansätze. Um Arcade-Games nutzen zu können, ist allerdings ein Apple-Gerät nötig und du musst ein Abo lösen, das derzeit in der Schweiz 7,90 Franken monatlich kostet, in Deutschland liegt der Preis bei 6,99 Euro.
Eine mögliche Alternative zu den Mobile Games ist die Konsole. Als verantwortungsvoller Vater hat sich mein Kollege Patrick Vogt kürzlich mit seiner Tochter zum ersten Mal an die Nintendo Switch gewagt. Hier hat er seine Erfahrungen aufgeschrieben:
Und Gaming-Experte Philipp Rüegg hat in diesem Beitrag seine Tipps notiert:
Wie stehst du zum Gaming bei Kindern? Was dürfen deine Kinder, was nicht? Schreib es in die Kommentare!
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.