
Ratgeber
Ich mache es mir einfach und verschenke selbstgemachte Teemischungen
von Stefanie Lechthaler
Ich habe Vanilleschoten aus Sri Lanka importiert und damit Zucker hergestellt. Da er so perfekt geworden ist, will ich ihn dir nicht vorenthalten.
Vanille soll belebend, muskelstärkend und sogar aphrodisierend wirken. Ihr zarter Geschmack, ihr betörender Duft, aber insbesondere ihr gesalzener Preis machen sie zu einem wertvollen Gut. So wertvoll, dass mir meine Augen tränen, wenn ich die leckeren Schoten in der Schweiz kaufe.
Nein, das muss nicht sein. Daher habe ich mir Ende Dezember meine eigenen Schoten bestellt – direkt ab «Hof» von einem Bauern in Sri Lanka. Als Dank erhielt ich im Januar zur Vanille auch eine Elefantenkarte mit Neujahrsgrüssen. Sympathisch, ausserdem hoffe ich, dass der Bauer mit meinem Direktkauf etwas mehr für seine Arbeit erhält, als wenn die Schoten erst noch Zwischenhändler passieren.
Der Preisunterschied ist extrem. Für eine Packung mit 20 Vanilleschoten bester Qualität – es gibt zwei Qualitätsklassen – bezahle ich nur 17 Franken/Euro inklusive Versand. Also nicht einmal ein Fünftel des Preises, den ich hierzulande mit 100 Franken/Euro dafür hinblättern müsste. Das Angebot habe ich auf einer Wiederverkaufsplattform gefunden.
Meine ersten 400 Gramm Vanillezucker habe ich gleich nach Erhalt der Schoten hergestellt. Nach dreieinhalb Monaten sind sie nun aufgebraucht. Daher krempel ich meine Ärmel hoch und besorge mir alles, was es für die erneute Herstellung benötigt:
Beim Glas mit Deckel ist es wichtig, dass dieses möglichst luftdicht schliesst. Optimal sind daher Konfitüren oder Einmachgläser. Was auch geht, ist ein Joghurtglas mit Plastikdeckel. Das schliesst nicht perfekt, aber es genügt. In mein Joghurtglas passen 400 Gramm Zucker. Dafür verwende ich drei Vanilleschoten.
Hast du alles besorgt, funktioniert das Machen von Vanillezucker wie folgt.
1. Wiege die herzustellende Menge Zucker ab und gib sie in die Schüssel.
2. Schnapp dir ein Messer und die Vanille. Je nach Schotenlänge und Dicke reichen drei bis fünf Stück für 500 Gramm Zucker. Damit erreichst du eine Geschmacksintensität wie bei gekauftem Vanillezucker.
3. Halbiere die Schoten nacheinander vorsichtig mit dem Messer.
4. Schabe das schwarze Mark mit der Klinge aus den Schotenhälften.
5. Gib alles Vanillemark in die Schüssel zum Zucker.
6. Jetzt musst du das Mark gut mit dem Zucker vermengen. Dafür beginnst du am besten damit, die Vanillepaste mit einem Löffel am Zucker zu verstreichen. Danach rührst und streichst du weiter.
7. Schön weiter vermengen.
8. Bist du zufrieden mit dem Vanillepunkte-Zucker-Verhältnis, kannst du dir den Trichter und das Glas schnappen und den Vanillezucker abfüllen.
9. Schapp dir etwas Reis, packe den Reis in einen leeren Teebeutel und binde ihn mit einer Schnur zu. Dieses Reisbündel legst du, bevor du das Zuckerglas verschliesst, mit hinein. Der Reis hilft dem Vanillezucker Feuchtigkeit zu verlieren. Genau so, wie es der Reis auch im Salzstreuer tut.
10. Du wirst nach ein bis zwei Tagen merken, dass die Feuchtigkeit den Zucker an manchen Stellen etwas zusammenkleben lässt. Daher schüttelst du das Glas täglich einmal gut durch, bis der Reis nach einer Woche sämtliche Feuchtigkeit in sich aufgenommen hat.
Am Schluss kannst du, falls du magst, die halbierten, leeren Schoten in den Zucker stecken. Sie geben zusätzlich Geschmack ab, wenn auch nicht annähernd so viel wie das Mark. Beim Reis habe ich zu Rundkorn gegriffen. Mal sehen, vielleicht werde ich mir eines Tages daraus eine Mini-Portion Milchreis kochen.
Da ich noch einige Schoten übrig habe, steht als Nächstes die Herstellung von Vanillesirup an. Ich melde mich wieder, sobald ich Sirup habe, der besser als derjenige von Monin schmeckt.
Wohl bekomm's!
Titelfoto: Martin JudDer tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.