Unfallchirurgin warnt: Diese 5 Dinge solltest du mit Kindern nie machen
Mit ihrem Instagram-Video geht eine deutsche Unfallchirurgin und Notärztin viral. Julia Rehme-Röhrl sagt darin, was Eltern unterlassen sollten, um Verletzungen bei ihren Kindern zu vermeiden. Weil sie selbst «einfach schon zu viel gesehen und erlebt» habe.
Julia Rehme-Röhrl ist Fachärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie, Notärztin, Mutter – und seit eineinhalb Jahren auch noch Content Producerin. «Notarztmami» nennt sie sich auf Instagram, wo sie anderen Eltern medizinische Tipps gibt. Knapp 22 000 Followerinnen und Followern zählt die Deutsche inzwischen. «Aus meinem Hobby ist eine nette Insta-Seite geworden», schreibt sie auf ihrer Website. Sie wolle einfach Medizin verständlich und gratis erklären, «eben fundierte Infos vom Profi».
Ein Reel sticht seit Kurzem aus ihrem Instagram-Feed heraus: Im weissen Arztkittel zählt sie eindringlich fünf Dinge auf, die sie als Unfallchirurgin und Mutter nie machen würde, um Gefahren zu vermeiden. Über eine Million Menschen haben das Video inzwischen gesehen, 22 000 Mal wurde es geherzt, mehr als 400 Kommentare gingen unter dem Post ein. Es handle sich um ihre eigene Meinung, schreibt Julia Rehme-Röhrl dazu. «Ich habe als Unfallchirurgin und Notärztin einfach schon zu viel gesehen und erlebt.»
1. Ohne Helm fahren
Nie würde sie selbst ohne Helm Fahrrad fahren, sagt Julia Rehme-Röhrl. Auch nicht Motorroller oder Roller. «Und ich würde auch nicht mein Kind ohne Helm fahren lassen. Auch nicht im Fahrradanhänger.»
Wieso, führt sie nicht weiter aus. Braucht sie aber auch nicht, die Gründe liegen einerseits auf der Hand. Andererseits legt die Community mit eigenen Erfahrungen nach: «Unser Sohn ist letztens so unglücklich mit dem Laufrad gestürzt, dass der Helm ordentlich gelitten hat», kommentiert eine Userin, ein Beispiel von vielen. «Zum Glück nur der Helm. In dem Moment wo man fällt, hat man einfach keine Kontrolle über seinen Körper und gerade Kinder klatschen so unkontrolliert auf den Boden und dann oft mit dem Kopf voran.» Julia Rehme-Röhrl bestätigt: «Ganz genau so ist es!»
2. Mit Jacke anschnallen
«Ich würde nie mit einer dicken Jacke angeschnallt im Auto sitzen», listet die Ärztin zweitens auf. Der Gurt sei schliesslich dafür da, dass er eng anliege und schütze. «Und diese dicke Jacke verhindert das, auch bei unserem Kind. Und auch, wenn es nur eine kurze Strecke ist. Ihr müsst die Jacke ausziehen.»
Eine Gefahr, die zwar den meisten bekannt ist, aber – Hand aufs Herz – wohl viele Eltern ab und an vernachlässigen. «Ich würde das auch gerne umsetzen, aber bin da etwas ratlos, wie ich es machen soll», beschreibt eine Mutter das Dilemma unter dem Post: «Wir fahren oft nur kurze Strecken, in der Zeit wird das Auto im Winter nicht mal warm. Soll ich da wirklich bei Minusgraden die Jacke ausziehen? Der Sitz ist auch eiskalt.»
Angesichts der Gefahr, die von einer dicken Jacke ausgeht, ist die Antwort klar: Ja, solltest du trotzdem. «Nach dem Aufprall werden zuerst die voluminösen Textilien komprimiert, erst dann wird der Körper vom Gurt abgebremst. Dabei gehen wertvolle Millisekunden verloren», erklärt Michael Pfäffli, Leiter Unfallforschung und Prävention bei der Axa-Versicherung, in einem Blog zum Thema. In den meisten Autos ist der Innenraum heutzutage ohnehin nach wenigen Minuten aufgeheizt. Und alternativ kannst du die Jacke als Decke umfunktionieren und über das angeschnallte Kind legen.
3. Trampolin für Kinder
Kinder können die Schwingungen eines Trampolins kaum einschätzen, sagt Dr. Julia Rehme-Röhrl. «Und erst recht nicht, wenn andere Kinder auf dem Trampolin sind.» Sie findet in ihrem Video klare Worte: «Ich würde euch sehr empfehlen: Kauft kein Trampolin, nicht, bevor das Kind circa acht Jahre alt ist.»
Ein wunder Punkt, wie die Flut an Kommentaren zeigt. «Das mit dem Trampolin habe ich als einziges nie ernst genommen, bis was passiert ist, leider. Dem Kind geht es heute gut, aber das Leid hätte man sich sparen können», kommentiert eine Userin. Die Zahlen dazu sprechen Bände: 40 000 Trampolin-Unfälle ereignen sich gemäss einer Untersuchung der Abteilung für Kinderchirurgie des Uniklinikums Würzburg jährlich in Deutschland. Und 68 Prozent davon passieren, wenn mehrere Kinder gleichzeitig springen.
4. Ein Hochbett kaufen
Auch von einem Hochbett rät die Ärztin wärmstens ab. Das Kind könne «sehr leicht» runterfallen, und zwar auch noch im höheren Alter. Nämlich dann, wenn es tief und fest schläft. «Der Sturz von einem Hochbett kann sehr gefährlich sein und bis zur Querschnittlähmung und ganz schlimmen Verletzungen – auch am Schädel – führen», so Dr. Julia Rehme-Röhrl.
Wie sehr die Gefahr unterschätzt wird, bestätigt eine Studie der Universität Leipzig. Am meisten führten die Hochbett-Unfälle zu Knochenbrüchen bei Kindern, heisst es. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Kinder unter sechs Jahren besonders gefährdet sind. Erst ab zehn Jahren werden Brüche unwahrscheinlicher.
5. Sich auf Schwimmhilfen verlassen
Der fünfte und letzte Tipp der Unfallchirurgin: sich nie auf eine Schwimmhilfe verlassen. «Egal wie gut sie ist, ihr müsst eure Kinder beobachten», sagt Dr. Julia Rehme-Röhrl über die Gefahr des Ertrinkens. Und ermahnt am Ende: «Ihr seid die Lebensversicherung eurer Kinder.»
Es ist der am wenigsten diskutierte Ratschlag – ausnahmslos pflichtet die Community in den Kommentaren bei. Ein Beispiel: «Mein Kind trägt in der Nähe von Gewässern immer eine Schwimmweste, aber das ist die Notlösung falls ich mal unaufmerksam bin (ich gebe mein allerbestes, ihn nie aus den Augen zu lassen, aber ich bin ein Mensch) und dann habe ich zumindest noch einen kleinen Trumpf, den ich hoffentlich nie brauche.»
Ein weiterer kleiner Trumpf in diesem Zusammenhang ist die Farbe der Badehose. Wieso, erfährst du in folgendem Beitrag:
Dr. med. Julia Rehme-Röhrl betont in ihrem Post ebenso: Das sei lediglich ihre persönliche Top 5 an Dingen, die sie als Ärztin und Mutter unterlasse – die Liste liesse sich noch lange erweitern. Klar, liess die Video-Fortsetzung nach dem Grosserfolg ihres Reels dann auch nicht lange auf sich warten. Vor ein paar Tagen hat «Notarztmami» mit dem zweiten Teil und drei weiteren Don’ts nachgelegt.
Titelfoto: ShutterstockAnna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.