Trendsport Foilen: Atemberaubende Rennen im Indoor-Pool
Weltpremiere: Auf der internationalen Bootsmesse in Düsseldorf wurden erstmals Indoor-Worldcup-Rennen im Pump- und Wingfoilen ausgetragen. Das sportliche Niveau, das internationale Teilnehmerfeld und die Begeisterung des Publikums zeigen, wie stark sich der junge Foil-Sport bereits entwickelt hat.
Gleich zwei Worldcup-Contests wurden auf der Boot- und Wassersportmesse «Boot» in Düsseldorf ausgetragen: im Indoor-Pumpfoilen und Indoor-Wingfoilen. Beide Wassersportarten finden traditionell im Freien statt. Das Wingfoilen mit dem windgepowerten Flügel auf dem Meer oder auf windigen Seen, das Pumpfoilen auf eher stillen Gewässern.
Internationales Teilnehmerfeld mit den Stars der Szene
24 Sportlerinnen und Sportler waren am ersten Messewochenende zum Debüt der Indoor-Meisterschaften eingeladen, darunter Teilnehmende aus der Schweiz, aus Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich, den USA, Neukaledonien und Französisch-Polynesien. Der jüngste Teilnehmer war 14 Jahre alt, die beiden ältesten in ihren 30ern.
Die Stars der Foil-Szene live in einem 60 x 20 Meter grossen Pool zu sehen, war ein Highlight für das Messepublikum. Insgesamt rund 1500 Zuschauende verfolgten die Action an den drei Wettkampftagen vom Beckenrand. Sie feuerten an und jubelten bei spektakulären Manövern in den Ausscheidungsrennen. Die Zieleinläufe waren teilweise so knapp, dass das Zielfoto entscheiden musste.
Für die Athletinnen und Athleten bot der anspruchsvolle Kurs mit eng gesteckten Bojen bei geringer Wassertiefe ganz besondere Herausforderungen. So waren neben sportlichen Höchstleistungen auch einige Stürze zu sehen – vor allem, wenn Foilerinnen und Foiler auf volles Risiko gingen, um noch die letzten Sekundenbruchteile aus ihrer Performance herauszuholen.
Carven und Sprinten mit Beinkraft und Balance
Im Pumpfoilen galt es, mehrere Runden auf einem eng gesteckten Slalomkurs zu fahren. Der Antrieb kommt dabei allein aus eigener Muskelkraft, dem rhythmischen Auf- und Abbewegen der Beine. Nachdem die Vorläufe auf je zwei Runden um die Bojen begrenzt waren, galt es im Finale, drei Runden so schnell und technisch sauber wie möglich zu bewältigen.
Während einige Sportler die Strecke sehr anstrengend fanden, freute sich der Schweizer Balz Müller, einer der Pioniere im Foilsport, über die extra Herausforderung: «Es ist ein so toller Spielplatz hier und die Stimmung ist fantastisch, von mir aus könnten wir auch sechs Runden fahren.»
Um im flachen Wasser auf dem Foil, der Tragfläche, zu bleiben und dabei noch Geschwindigkeit aufzubauen, waren Skills und körperliche Fitness auf höchstem Niveau gefragt. Nicht nur das: «Die mentale Belastung ist krass», sagte Balz, der schon mehrere Weltcup-Rennen und Titel gewonnen hat. «Ein kleiner Fehler und schon bist du raus.»
Schweizerin gewinnt den ersten Indoor-Pumpfoil-Weltcup
Bei den Damen entschied die Schweizerin Sarah Spalinger das Rennen nach drei Läufen gegen die Österreicherin Viola Lippitsch für sich. Dass sie jemals bei einem Weltcup-Race dabei sein und auch noch gewinnen würde, hätte sich die Ärztin aus Zürich nicht träumen lassen, als sie vor drei Jahren mit dem Foilen begann, sagte sie im Gespräch nach dem Rennen.
Bei den Herren gewann der Deutsche Benjamin May den ersten Worldcup-Titel, den es je im Indoor-Pumpfoilen gab. Er setzte sich damit gegen Titouan Galea aus Neukaledonien durch. «Es war ein geniales Rennen, der Slalom-Kurs war perfekt und alles stimmte für mich», sagte er. «Und dann noch vor Heimpublikum zu gewinnen, das so mitging, war etwas ganz Besonderes.»
Windturbinen sorgen für Druck in den Wings
Auf die Pumpfoil-Rennen folgten die Wettkämpfe im Wingfoilen. Um Speed zu gewinnen, wurden die Athletinnen und Athleten mit einem Wakeboard-Lift die ersten Meter auf den Kurs gezogen. Dann sorgten 84 Windturbinen für Druck im Wing, um auf dem Foil übers Wasser zu schweben.
Hier gewann bei den Damen Nia Suarez aus Spanien. «In einem Pool ein Rennen zu fahren, war absolut neu und aufregend», kommentiert die junge Frau, die sich im vergangenen Jahr die Weltmeistertitel im Big Air, Surf Freestyle und Freefly Slalom der Global Wingsports Association (GWA) sicherte. «Die Energie, die Atmosphäre und die Herausforderungen eines Indoor-Kurses machen diesen Contest unvergesslich», sagt sie.
Bei den Herren entschied der 16-Jährige Franzose Axel Gerad das Finale knapp vor Balz Müller für sich. Bis zum letzten Lauf hatte Balz noch in Führung gelegen, auf den letzten Metern sicherte Axel Gerad sich jedoch in einem beeindruckenden Finish den Indoor-Wingfoil-Worldcup-Titel und 5000 Euro Preisgeld.
Debüt der neuen Surf Foil World Tour und Saisonstart der GWA
Das Indoor-Wingfoil-Woldcup-Rennen war der Auftakt der GWA Wingfoil Worldtour. Die Indoor-Pumpfoil-Meisterschaft war der erste Contest der neu gegründeten Surf Foil World Tour (SFT). Die SFT vereint fünf Disziplinen: Downwind Foil, Surf Foil, Wake Foil, Pump Foil und E-Foil, also die nicht windgetriebenen Foilsportarten. «Das Interesse an den Disziplinen wächst und wir wollen hier etwas Eigenes auf die Beine stellen», sagte Tour Manager Tom Hartmann.
Weitere Wettkämpfe, dann im allerdings im Freien, sind in den USA, in Frankreich und auf den Kapverdischen Inseln geplant. «Damit sollen diese Sportarten die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen», sagte Tom Hartmann. Was das angeht, hat das Debüt auf der weltweit grössten Boot- und Wassersportmesse mit dem begeisterten Publikum bereits einen Meilenstein erreicht.
Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.