«The Mandalorian», Staffel 2: Kapitel 11: Die Thronerbin
Mando und Baby Yoda haben den Angriff der Horror-Eisspinnen überlebt. Ihre Suche nach den Jedi führt sie jetzt nach Trask, ein Meermond, auf dem «Clone Wars»- und «Rebels»-Fans voll auf ihre Kosten kommen.
Eines vorweg: Das ist eine Folgenbesprechung. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst «The Mandalorian – Chapter 11: The Heiress» an, bevor du weiterliest.
Was bisher geschah? Din Djarin, der Mando (Pedro Pascal) muss das Kind – Fans nennen es liebevoll Baby Yoda – zu den Seinen zurückbringen, den Jedi. Mando hofft, durch das Untergrundnetzwerk anderer Mandalorianer-Clans herauszufinden, wo sich welche aufhalten könnten.
Geführt hat ihn sein Weg zunächst nach Tatooine. Gefunden hat er zwar keinen Mandalorianer, dafür aber Boba Fetts Rüstung. Und die Information, dass sich Mandalorianer auf dem Meermond Trask befinden. Der Flug dahin: Zuerst eine Auseinandersetzung mit X-Wing-Piloten der Neuen Republik, dann eine Bruchlandung auf einem Eisplaneten und schlussendlich der Angriff der Eisspinnen.
Stressig, sowas. Im von Regisseurin Bryce Dallas Howard inszenierten Kapitel 11 – «The Heiress» wird’s nicht weniger stressig. Mando wird hintergangen, dann gerettet, dann angeheuert, dann so ein bisschen hintergangen, und schlussendlich kriegt er mal wieder einen Tipp. Der hat’s aber in sich.
Das sind die besten WTF-Momente und Easter Eggs der Folge.
Meermond Trask: Eine Augenweide… à la «Star Wars»
Es gibt was, das liebe ich an «Star Wars» mehr als alles andere. Das Konzept der «verbrauchten Zukunft». Es definiert «Star Wars» wie kein zweites Stilelement. Immer schon. Und war anno dazumals etwas nie Dagewesenes. Denn gerade in Science-Fiction-Filmen und -Serien der 1970er-Jahre ist die Zukunft oft sauber, poliert, glänzend-weiss und perfekt. Futuristisch halt. George Lucas’ «Star Wars» nicht. Sein Universum ist schmutzig, rostig und kaputt. Eben: verbraucht.
George Lucas Inspiration: Die ersten Apollo-Missionen der Nasa. Die Trägerraketen samt den bemannten Kapseln mochten vor dem Abflug zwar neu und unverbraucht aussehen. Bei ihrer Rückkehr aber waren sie stets dreckig und verbeult. Im Inneren lagen überall Abfall, Müll und leere Dosen. Lucas übernahm das. Denn sein Sci-Fi-Fantasy-Epos «Star Wars» sollte realistisch und greifbar wirken.
Der Meermond Trask ist genauso dreckig und greifbar. Ein schmutziger Ort, mit einem Hafen, das verruchter nicht wirken könnte. Die Witterung des gnadenlosen Wetters der See nagt an Raumschiffen und Häusern. Fischer – vor allem grobe Mon Calamari und Quarren – kehren mit ihren Booten ein und aus. Gleichzeitig floriert der Schwarzmarkt. Der Gestank des nahen Fischmarktes rieche ich beinahe bis in meine Wohnung. Und der Regen prasselt schwer auf die Beskarrüstung des Mandalorianers.
Das zeigt: Auch in Serienformat bleibt sich «Star Wars» treu. Dieses «rauhe See»-Setting ist zwar neu, könnte mit seiner Heruntergekommenheit und Alienbewohnern trotzdem in keinem anderen Universum stattfinden. Auch in dieser Folge arbeitet «The Mandalorian» weiterhin an seiner eigenen Mythologie.
Auftritt der Thronerbin
Mando landet also auf Trask. Eine geheimnisvolle Frau mit Kapuze beobachtet ihn aus dem Schatten heraus. Den Shot haben wir in den Trailern schon zig-mal gesehen. Gespielt wird die mysteriöse Kapuzen-Frau von Sasha Banks. Erinnerst du dich noch an meinem Tipp aus der letzten Folgenbesprechung? Sabine Wren. Tja. Ich lag falsch.
Banks spielt eine von drei Mandalorianern. Sie tauchen zur Rettung des auf dem Fischkutter hintergangenen Din Djarins auf. Die Enttäuschung, es nicht mit Sabine zu tun zu haben, weicht schnell der Freude. Denn die Anführerin der drei Mandalorianer – nicht Banks – ist genauso wie Sabine eine alte Bekannte aus den Animationsserien «The Clone Wars» und «Rebels».
Es ist Bo-Katan Kryze.
Gespielt wird Bo-Katan von «Battlestar Galactica»-Schauspielerin Katee Sackhoff. Sie lieh schon in den Animationsserien ihre Stimme an Bo-Katan. Nettes Detail. Und überhaupt: Bo-Katan hat eine bewegte «Star Wars»-Vergangenheit. Auch als titelgebende Thronerbin.
Sie ist die jüngere Schwester von Satine Kryze, zu Zeiten der Klonkriege Herzogin und damit Herrscherin über Mandalore, dem Heimatplaneten der Mandalorianer. Aber anders als ihre ältere Schwester verschwor sich Bo-Katan dem Kodex ihrer kriegerischen Vorfahren und schloss sich dem Clan der Death Watch an, die die «alten Wege» aufrecht erhalten. «This is the way». Kommt dir das bekannt vor?
Aber die Death Watch wurde zunächst von Count Dooku und nach dessen Tod von Darth Maul von Innen korrumpiert und manipuliert. Zusammen mit der Death Watch und anderen Unterwelt-Organisationen, etwa der aus «Solo: A Star Wars Story» bekannten Crimson Dawn, gründete Maul das Schattenkollektiv, tötete Satine Kryze und übernahm die Herrschaft Mandalores.
Vom Verrat Mauls und dem Tod ihrer Schwester erschüttert, verliess Bo-Katan die Death Watch und bat die Galaktische Republik und Jedi-Ritterin Ahsoka Tano um Hilfe. In einer alles entscheidenden Schlacht befreite sie Mandalore vom Einfluss der Death Watch und Darth Mauls. Diese Schlacht ging als die letzte Schlacht der Klonkriege in die Geschichtsbücher des Universums weit, weit entfernt ein.
Bo-Katan wurde zur neuen Herrscherin Mandalores. Allerdings nur, bis das neugegründete Galaktische Imperium sie wieder absetzte. Jahre später, kurz vor den Ereignissen von «Star Wars – Episode IV: A New Hope», kehrte sie zusammen mit Sabine Wren, die mittlerweile das Darksaber trug, nach Mandalore zurück. Zusammen erkämpften sie die Freiheit Mandalores. Sabine übergab das Darksaber Bo-Katan, und machte sie so erneut zur Herrscherin Mandalores.
Jahrelang versuchte das Imperium, die Kontrolle über Mandalore zurückzuerlangen. Erfolglos. Also griff es zu radikalen Mitteln: Wenn es Mandalore nicht kontrollieren konnte, dann soll niemand es kontrollieren. Es kam zur Grossen Säuberung, das genaue Jahr ist unbekannt, aber die mandalorianische Rasse wurde beinahe ausgerottet, das wertvolle Beskar-Stahl gestohlen und der Planet unbewohnbar gemacht.
Ein Fluch laste seit dem auf Mandalore, so Din Djarin in dieser Folge, und jeder, der nach Mandalore zurückkehrt, sterbe. Bo-Katan widerspricht. Er solle nicht alles glauben, was man sich so erzähle. Mehr sagt sie dann aber auch nicht.
Was hat es mit dem Darksaber auf sich?
Jedenfalls ist die Säuberung dafür verantwortlich, dass die wenigen verbliebenen Mandalorianer nun versteckt im Schatten leben, aus den Überbleibseln des Beskar-Stahls ihre Rüstungen schmieden und die alten Wege des Mand’alor befolgen.
Mand’alor. Ein ehrfurchtgebietender Titel, der dem gebührt, der die kriegerischen Mandalorianer anführt. Vor über tausend Jahren trug ihn Tarre Vizsla, der gleichzeitig auch der erste Mandalorianer war, der im Orden der Jedi aufgenommen wurde. Der Legende nach war er es, der das Darksaber schmiedete, ein von dunklen Energien erfülltes, schwarzes Schwert, das selbst den Lichtschwertern der Jedi standhält. Seit dem ist das Schicksal des Mand’alor eng mit dem des Darksabers verbunden: Wer das Darksaber trägt, trägt das Symbol der Macht Mand’alors und führt damit das Volk der Mandalorianer an.
So. Spätestens jetzt weisst du, warum das Darksaber, das nach aktuellem Stand der Dinge vom Imperialen Moff Gideon getragen wird, so verdammt wichtig ist. In seinen Besitz ist es wohl durch die Säuberung geraten. Mehr wissen wir nicht.
Kein Wunder jedenfalls, liegt Bo-Katan so viel daran, den Aufenthaltsort des Darksabers rauszufinden und es in ihren Besitz zurückzubringen. Damit könnte sie die verstreuten Clans der Mandalorianer einen und zu alter Stärke führen. Was nicht ganz klar ist: Gehört Din Djarin überhaupt zu den Guten? Bo-Katan bezeichnet ihn als «ein Kind der Watch», religiöse Eiferer, die die alten Wege – etwa niemals den Helm abzulegen – reetablieren wollen.
Redet sie da etwa von der Death Watch? Gehört Din Djarin bewusst oder unbewusst der Death Watch an?
Was dann folgt, ist einfach nur geil. Bo-Katan, ihre zwei mandalorianischen Begleiter und Din Djarin stürmen ein Frachtschiff der Imperialen. Zu viert gegen gefühlt 100. Skrupellos und eiskalt bahnen sie ihren Weg durch die Korridore des Frachtschiffs. Badass Level over 9000. So habe ich mir Mandalorianer vorgestellt. Die übelsten Krieger der Galaxis, bewaffnet bis an die Zähne, jeder einzelne von ihnen eine Ein-Mann-Armee. Lieber, du gehst ihnen aus dem Weg, wenn das Letzte, was du siehst, nicht der ausdruckslose Helm eines Mandalorianers sein soll.
Der Tipp, der mich ausflippen lässt
Zum Schluss hat Bo-Katan vom Imperialen Offizier des Frachtschiffs die Info, nach der sie gesucht hat: Das Darksaber befindet sich tatsächlich im Besitz des Moff Gideon. Sie kennt also ihr nächstes Ziel.
Din Djarin, der Mando, auch. Bo-Katans Angebot, sie bei der Suche nach dem Darksaber zu begleiten, schlägt Mando aus. Sein Weg sei ein anderer. Nämlich, das Kind zu den Jedi zu bringen. Bo-Katan kennt den Aufenthaltsort eines Jedi – eine für «Clone Wars»- und «Rebels»-Veteranen allzu bekannte Jedi – und gibt ihn Preis. Mando soll nach Calodan auf dem Waldplaneten Corvus gehen.
«Dort wirst du Ahsoka Tano finden», sagt Bo-Katan.
Ich hab mir die Szene etwa 20-mal angeschaut, bevor ich diese Zeilen schreiben konnte. The hype is real.
Fazit: Bitte mehr davon!
Jep, «Kapitel 11: Die Thronerbin», hat mich richtig glücklich gemacht. Zunächst das neue und für «Star Wars» bisher nie gesehene Setting einer rauen «Nordsee» samt Fischerdorf und Fischkutter. Das Konzept der verbrauchten Zukunft mal wieder richtig schön zelebriert. So mag ich «Star Wars».
Dann Bo-Katan, die furchtlose Anführerin, perfekt gespielt von Katee Sackhoff. Sie und ihre zwei Mandalorianer-Freunde feuern ein richtiges Action-Feuerwerk ab. Regisseurin Bryce Dallas Howard, die in Staffel 1 mit «Chapter 4: Sanctuary» eine eher schwache Episode abgeliefert hat, gelingt hier das Kunststück einer der besten Episoden der gesamten Serie. Zu schnörkellos, wuchtig und angemessen brutal inszeniert sie die Mandalorianer-Action, um da eine andere Meinung gelten zu lassen.
Wie hat euch die Folge gefallen? Gibt’s noch Easter Eggs, die mir entgangen sind? Schreibt’s in die Kommentare. Nächsten Freitag machen wir mit der Folgenbesprechung von «Chapter 12» weiter. Ich jedenfalls kann’s kaum erwarten, endlich Ahsoka Tano zu Gesicht zu bekommen.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»