Florian Bodoky
Produkttest

Teufel Airy TWS Pro im Test: Starker Bass, solide Technik, aber nicht ohne Kompromisse

Teufel hat neue In-Ear-Kopfhörer lanciert. Für rund 200 Franken wollen die Berliner High-End-Musik bieten. In diesem Test erfährst du, ob ihnen das gelingt.

Kabellose In-Ear-Kopfhörer gibt es mittlerweile in unzähligen Varianten – von günstigen Modellen für Einsteiger bis hin zu High-End-Geräten für audiophile Nutzer. Die Teufel Airy TWS Pro zielen auf das vordere Drittel ab: Sie versprechen satten Sound mit kräftigem Bass, eine gute aktive Geräuschunterdrückung (ANC) und eine durchdachte Bedienung. Ich habe die Airy TWS Pro über mehrere Wochen getestet – im Büro, auf Reisen und beim Sport. Dabei haben sie einige Stärken gezeigt, aber auch ein paar Eigenheiten, die nicht jedem gefallen werden.

Unboxing: Schlicht, hochwertig und leicht

Das Ladecase ist angenehm kompakt, besitzt eine matte Oberfläche und fühlt sich hochwertig an. Es ist minimalistisch, funktional und stabil, was gerade im Vergleich zu vielen glänzenden Kunststoff-Alternativen positiv auffällt.

Eine interessante Designentscheidung ist die Farbgebung. Neben dem klassischen Schwarz und Weiss bietet Teufel die Airy TWS Pro in «Misty Green», «Steel Blue» und «Cosmic Teal» an – eine coole Abwechslung zu den typischen Standardfarben. Letzteres ist ein dunkles, leicht glitzerndes Grün. Es erinnert mich etwas an die «Farbgehversuche» anderer Hersteller, die an die Nordlichter erinnern sollen.

Das Case hat eine schicke Farbe und ist hochwertig.
Das Case hat eine schicke Farbe und ist hochwertig.
Quelle: Florian Bodoky

Die Hörer selbst sind mit knapp sechs Gramm pro Stück leicht. Das spüre ich direkt beim ersten Einsetzen: Sie sitzen angenehm im Ohr. Dank der fünf mitgelieferten Silikon-Aufsätze findet sich für nahezu jedes Ohr eine passende Grösse. Für den Komfort ist das ein entscheidender Faktor, denn schlecht sitzende In-Ears können entweder unangenehm drücken oder ständig herausfallen. Beides ist hier nicht der Fall – eine gute Grundlage für längere Hörsessions.

Verarbeitung & Design: Kein Premium, aber solide

Die Materialqualität gefällt mir durchweg gut, allerdings bleibt der Kunststoff der Hörer trotz der matten Oberfläche etwas anfällig für Fingerabdrücke. Das Scharnier des Ladecases könnte hingegen stabiler sein. Metall wäre hier angebrachter gewesen. Das ist kein gravierendes Problem, aber in dieser Preisklasse gibt es Mitbewerber mit noch hochwertigeren Gehäusen. Vorne prangt deutlich, aber nicht störend das Teufel-Branding mit einem Ton-in-Ton gehaltenen T. Rechts findet sich ein USB-C-Port, ein Pairing-Button und vier LEDs, die über Verbindungsstatus und Akkustand Auskunft geben.

Seitlich gibt es vier LEDs zur Batterie- und Statusanzeige.
Seitlich gibt es vier LEDs zur Batterie- und Statusanzeige.
Quelle: Florian Bodoky

Praktisch: Das Case unterstützt kabelloses Laden, was bei In-Ears noch lange nicht zum Standard gehört. Ansonsten kannst du es über den USB-C-Port aufladen.

Klang: Bassliebhaber kommen auf ihre Kosten

Wer basslastige Musik bevorzugt, wird mit den Airy TWS Pro schnell warm. Der Tieftonbereich ist kräftig und voluminös – insbesondere bei Electro-Sound und härteren Klängen. Höre ich Beatsteaks «Summer», meine ich den Bass nicht nur in den Ohren zu hören, sondern beinahe auch im Körper zu spüren. Das verleiht Tracks viel Druck und Dynamik.

Die Mitten sind solide, die Stimmen sind gut verständlich, allerdings fehlt es ihnen etwas an Details. Die Höhen sind der grösste Schwachpunkt: Sie sind oft zu zurückhaltend und verlieren sich etwas hinter dem dominanten Bass. Feine Details, etwa die filigranen Gitarrenklänge in Broilers «Und hier steh’ ich», gehen teilweise unter. Das bedeutet nicht, dass der Klang schlecht ist – er ist einfach klar auf Bassfreunde ausgerichtet. Falls dir der Sound zu basslastig oder zu dumpf vorkommt, kannst du ihn über den Equalizer (EQ) in der App anpassen. Damit lassen sich Höhen anheben oder Bässe abschwächen, um eine ausgewogene Klangsignatur zu erreichen.

Podcasts oder Hörbücher können ohne Anpassung etwas zu scharf klingen, weil Stimmen manchmal leicht überbetont wirken. Eine kleine Korrektur im EQ löst dieses Problem jedoch schnell. Für mich vorteilhaft gegenüber vielen anderen In-Ears beim Musikhören: Es gibt echte Tasten. Der Druckpunkt könnte zwar klarer sein – die Tasten sind schmal und gummiert – aber auf dieser kleinen Flächen ziehe ich das der Touchbedienung dennoch vor.

Physische Buttons sind angenehm bei einer so geringen Grösse.
Physische Buttons sind angenehm bei einer so geringen Grösse.
Quelle: Florian Bodoky

Die Lautstärkeregelung erfolgt per Wischgeste entlang des Stiels. Das funktioniert gut, sobald man sich daran gewöhnt hat – aber es braucht ein paar Versuche, bis man die richtige Stelle findet.

Active Noise Cancelling (ANC): Effektiv, aber nicht überragend

Das Active Noise Cancelling funktioniert zuverlässig, wenn es um konstante Umgebungsgeräusche wie Verkehr oder Motorengeräusche geht. Der Strassenlärm verschwindet, das Brummen im Flugzeug wird angenehm gedämpft. Schwieriger wird es bei Stimmen: Gespräche in der Umgebung werden nur teilweise herausgefiltert. Wer also in einem Grossraumbüro arbeitet und völlige Stille erwartet, wird nicht komplett abgeschirmt. Der Transparenzmodus funktioniert gut für kurze Gespräche – etwa, wenn du im Café bestellen möchtest, ohne die Hörer herauszunehmen. Allerdings hebt er manche Geräusche stärker hervor als andere – durch das verbaute Mikrofon verstärkt – was manchmal ungewohnt wirken kann.

Akkulaufzeit: ANC trübt die Statistik

Die Akkulaufzeit ist solide, aber nicht aussergewöhnlich:

  • Mit ANC: ca. 4 Stunden
  • Ohne ANC: ca. 8 Stunden
  • Mit Ladecase: insgesamt bis zu 32 Stunden ohne ANC

Das ist ordentlich, aber gerade mit aktivierter Geräuschunterdrückung gibt es Modelle mit längerer Laufzeit. Positiv: Das Case kann kabellos geladen werden. Interessant: Bei mir war der linke Stöpsel rund zwei, drei Minuten leer, bevor der rechte die Waffen streckte.

Konnektivität und Mikrofon: Hier kommt der Premium-Twist

Dank Bluetooth 5.2 bleibt die Verbindung stabil und die Reichweite ist gut. Bluetooth 5.3 wäre noch etwas besser – in der Praxis ist das aber nicht so wichtig. In Sachen Codec-Unterstützung gibts Qualcomms AptX Adaptive, AAC und SBC. Besonders AptX Adaptive ist Teufel hoch anzurechnen, aber in diesem Preisrange darf man das auch erwarten. Cool ist die fliessende Multipoint-Funktion: Du kannst die Kopfhörer mit zwei Geräten gleichzeitig verbinden. Das bedeutet, dass du etwa Musik vom Laptop geniesst, dann aber ohne Unterbruch einen Anruf am Handy entgegennehmen kannst.

Nicht besonders überzeugt bin ich von der Aufnahmequalität, trotz sechs verbauter Mikrofone. Meine Stimme klingt sowohl in der Tonprobe als auch bei Videocalls recht blechern. Hier müssen die Berliner noch etwas nachbessern. Immerhin: Die Airy Pro bieten einen Windschutz, sodass die Stimme verständlich bleibt, wenn du auf dem Fahrrad sitzt.

Fazit

Hübsche Bass-Brummer mit ordentlichem Sound

Diese In-Ears sind eine gute Wahl, wenn du auf kräftige Bässe, eine solide Geräuschunterdrückung und eine praktische Steuerung hoffst. Auch die Verarbeitung und das Design überzeugen. Mit dem Ladecase hast du zudem genug Akkulaufzeit für mehr als eine Woche, selbst wenn du jeden Tag mehrere Stunden Musik hörst. Wenn Kopfhörer-Telefonie oder Video-Calls zum täglichen Einerlei gehören, gibt es bessere Alternativen.

Pro

  • druckvoller, intensiver Bass
  • gute Verarbeitung und angenehmer Sitz
  • physische Tasten für präzise Steuerung
  • Multipoint-Konnektivität für zwei Geräte gleichzeitig
  • kabelloses Laden möglich

Contra

  • Höhen könnten präziser sein
  • ANC schwächelt bei hochfrequentem, unregelmässigem Lärm
  • Mikrofon bei Videocalls
Titelbild: Florian Bodoky

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.

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