Spotify «Get Ready With Music»: Wie hört sich mein Outfit an?
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Spotify «Get Ready With Music»: Wie hört sich mein Outfit an?

Laura Scholz
14.10.2022

Mode und Musik spielen in meinem Leben eine grosse Rolle. Spotify will mit einer neuen Funktion beides verbinden. Die Idee klingt gut. Die Umsetzung hat mich irritiert.

Spotify gehört zu der Handvoll Apps, die sich monatlich um die Top drei der meist genutzten Spielsachen auf meinem iPhone drängeln. Kein Wunder: Ohne den richtigen Soundtrack ist das Leben nur halb so schön. Dazu kommt meine enge Beziehung zu Podcasts – seit etwa drei Jahren ist es ernst mit uns. Es gibt eigentlich kaum einen Moment, in dem ich mich nicht auf irgendeine Weise vom schwedischen Streamingdienst beschallen lasse.

Als ich kürzlich mal wieder durch die endlosen Weiten der handlichen Audiothek scrollte, unterbrach mich ein aufdringliches Pop-up bei der Suche nach dem nächsten Song. «Get Ready With Music», schlug Spotify mir vor und versprach, die ideale Playlist basierend auf meinem … Outfit zu generieren. Aha. Wie klingt denn … mein Outfit?

Versuch 1: Getting stuff done – oder auch nicht

Das interessiert mich jetzt schon. Mit einem Fingertippen auf «Los geht’s» bin ich dabei und schon mitten drin. Zuerst möchte die App wissen, wofür ich mich gerade fertigmache. Ich kann wählen zwischen Szenarien wie Party, Chillen, Workout und entscheide mich als Erstes für den Vorsatz «Getting stuff done».

Chillen, Workout, dieses, jenes. Welche Aktion darf es denn sein?
Chillen, Workout, dieses, jenes. Welche Aktion darf es denn sein?

Als Nächstes soll ich mit einem interaktiven Farbkreis die Palette bestimmen, die meinem Outfit entspricht. Weil es aktuell meine Lieblingstöne sind, logge ich Blau, Grün und Lila ein. So weit, so einfach. Der folgende Schritt ist da schon etwas abstrakter. Wie denn der Vibe meines Outfits sei, möchte Spotify wissen. Fuzzy? Fliessend? Voluminös? Glänzend? Tja, gute Frage. Ich entscheide mich für geradlinig, das entspricht meinem Stil wohl am ehesten.

Am Farbkreis-Turntable lege ich drei Töne fest.
Am Farbkreis-Turntable lege ich drei Töne fest.
In pucto Vibe wird die Sache schon abstrakter.
In pucto Vibe wird die Sache schon abstrakter.

Gleich ist es geschafft. Fehlen nur noch mein Name, easy, und ein Foto von meinem Look. Ähm, nein. Die App hat ohnehin schon mehr Informationen über mich, als mir lieb ist, da muss ich nicht auch noch ein Bild von mir hochladen. Das Angebot, diesen Schritt zu überspringen, nehme ich dankend an. «Kein Foto hinzufügen», danke, fertig.

In einer lila Bubble fliegen eine Sonnenbrille und andere Accessoires über meinen Smartphone-Bildschirm. Meine persönliche, ganz meinem Stil entsprechende Playlist sei nun fertig. «Getting stuff done». Auf geht’s. Mein «Color Code»: Schwarz, Blau, Blau. Was ist aus Grün und Lila geworden? Egal. Die Aufregung ist gross. Ich starte die Playlist. Und bin etwas ratlos. Von den 30 kuratierten Interpreten kenne ich genau drei. Keiner der Songs entspricht auch nur annähernd meinem Geschmack oder Algorithmus. Hört sich irgendetwas davon geradlinig, schwarz oder blau an? Ich hab nicht den blassesten Schimmer.

Enttäuscht zappe ich noch ein wenig durch die feilgebotenen Titel und beschliesse, dem Feature eine zweite Chance zu geben.

Versuch 2: Party, Party, Party

Ok, das ganze Prozedere noch mal. Mein Outfit schreit Party, im Farbkreis will ich diesmal Orange, Rosa und Grün für mich walten lassen, der Vibe: Voluminös. Ja, mein Name ist immer noch Laura, nein, ich möchte auch jetzt kein Foto von mir hochladen. Fertig.

«Hold Me Closer» von Elton John und Britney Spears? Wenn’s sein muss. «Señorita» von Shawn Mendes und Camila Cabello? Im Ernst?! «Swalla» von Jason Derulo, Nicki Minaj und Ty Dolla $ign? Joa. Meine Partystimmung hält sich in Grenzen, voluminös ist einzig das Fragezeichen auf meiner Stirn. Auch von der zweiten Playlist fühle ich mich nicht abgeholt. So gar nicht.

Mein Fazit

Du sag mal, Spotify: Was soll das denn? Du erstellst mir Mixtapes. Du weisst, was ich «On Repeat» höre und zauberst jeden Freitag einen «Release Radar» aus dem Hut. Zu jedem Jahresende lässt du mich mit erschreckend genauen Statistiken wissen, wer mein Lieblingskünstler ist, wie viele Stunden Podcast ich gehört habe und welches Genre bei mir hoch und runterläuft. Ich dachte, du kennst mich. Und ich dachte, du weisst, was deine Stärken sind. Hörverläufe und Algorithmen nämlich. Wo sind die bei deinem neuen Feature «Get Ready With Music» abgeblieben?

Ich bin nicht überzeugt. Eigentlich sogar ein bisschen enttäuscht. Ich liebe die App weiterhin, aber auf diese Schnapsidee kann ich verzichten. Alle, die sie trotzdem ausprobieren möchten, brauchen einen Spotify-Account und diesen Link: getreadywithmusic.byspotify.com.

Verrate mir doch in den Kommentaren, ob dein Style sich besser anhört als meiner.

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Immer zu haben für gute Hits, noch bessere Trips und klirrende Drinks.


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