Sony ZV-E1: Hochwertige Videokamera mit leichter Bedienung
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Sony ZV-E1: Hochwertige Videokamera mit leichter Bedienung

David Lee
29.3.2023

Die Vollformatkamera Sony ZV-E1 vereint ein einsteigerfreundliches Konzept mit hoher Qualität. Zu den neuen Funktionen gehört ein Bildstabilisator, von dessen Wirksamkeit ich mich bereits überzeugen konnte.

Die Sony ZV-E1 richtet sich an Leute, die Videos schnell und einfach produzieren wollen. Sie kann zwar auch fotografieren, ist aber nicht in erster Linie dafür gemacht. Daher bezeichnet Sony das Gerät auch als Vlogging-Kamera. Zwar werden wahrscheinlich die wenigsten Käufer einen Vlog – also ein Video-Tagebuch – erstellen, doch die Art der Produktion dürfte bei Reisevideos oder anderen Gelegenheiten ähnlich sein.

Sämtliche Kameras der ZV-Serie sind in diesem Sinne Vlogging-Kameras. Begonnen hat die Serie mit der Kompaktkamera ZV-1, dann kam die APS-C-Kamera ZV-E10, und nun die ZV-E1 – eine Vollformatkamera. Sie bietet die gleichen Features wie die bestehenden ZV-Kameras plus einige neue. Und natürlich eine höhere Bildqualität.

Sony ZV-E1 (12.10 Mpx, Vollformat)
EUR2140,59

Sony ZV-E1

12.10 Mpx, Vollformat

Sony ZV-E1 (12.10 Mpx, Vollformat)
Kamera
EUR2140,59

Sony ZV-E1

12.10 Mpx, Vollformat

Die wichtigsten Eckdaten

Der Sensor der ZV-E1 hat eine Auflösung von 12 Megapixeln. Zum Fotografieren ist das wenig, für 4K-Videos reicht es aber aus. Eine tiefere Pixelzahl kann da sogar ein Vorteil sein. Denn sie bedeutet, dass weniger gerechnet werden muss. Zudem sind die einzelnen Pixel schön gross, was sich positiv auf die Bildqualität auswirkt.

Der Body ist für eine Vollformatkamera sehr leicht und kompakt. Er wiegt 483 Gramm und misst 121 × 72 × 54 Millimeter. Das liegt auch daran, dass er keinen Sucher hat. Auf der Oberseite befindet sich ein Array mit drei Mikrofonen, die den Ton von allen Seiten aufnehmen können. Darauf lässt sich ein Windschutz aufsetzen. Die Kamera hat eine Zoom-Wippe und eine rote Leuchte, die dir von vorne anzeigt, ob die Aufnahme läuft. Und natürlich einen dedizierten Video-Aufnahme-Knopf. Der Bildschirm lässt sich ausklappen und um 180 Grad drehen. Das alles ist nicht neu, sondern gibt es auch in den früher erschienenen ZV-Kameras.

Die Bedienelemente der ZV-E1 sind auf Video ausgerichtet.
Die Bedienelemente der ZV-E1 sind auf Video ausgerichtet.
Quelle: David Lee

Die Videofähigkeiten des Neuzugangs gehen aber deutlich über die anderer ZV-Kameras hinaus. 4:2:2-Abtastung und 10 Bit Farbtiefe sind ebenso vorhanden wie die Farbprofile S-Cinetone und S-Log 3. Dazu kommen fortgeschrittene Hilfen wie Zebra-Anzeige oder Focus Mapping.

4K kann die ZV-E1 momentan mit bis zu 60 Frames pro Sekunde (FPS) aufnehmen, Full HD mit bis zu 120 FPS. Sony hat ein Firmware-Update in Aussicht gestellt, mit dem diese Werte verdoppelt werden: bis zu 120 FPS in 4K und 240 FPS in Full HD.

Mit der ZV-E1 bekommst du zudem einen Top-Autofokus: Sony-Kameras sind führend in der Motiverkennung und diese Kamera befindet sich auf dem aktuellsten Stand in der Entwicklung von Sony.

Unterschiede zur Alpha 7S III und zur FX3

Nun hat Sony bereits mehrere Vollformatkameras mit starken Video-Funktionen im Angebot. Insbesondere die Alpha 7S III und die FX3 haben einiges mit der ZV-E1 gemeinsam, etwa den Sensor und nach dem versprochenen Update für die ZV-E1 auch die maximale Framerate. Was ist also der Unterschied?

Die Alpha 7S III ist eine Hybrid-Kamera: Fotografie ist genauso wichtig wie Video. Darum bietet diese Kamera die bekannten Bedienelemente, die fürs Fotografieren praktisch sind: etwa ein Rad für den Belichtungsmodus oder für die Belichtungskorrektur. Oder einen Joystick, mit dem du den Fokus schnell verschieben kannst. Und vor allem hast du einen Sucher.

Die FX3 ist von der Bedienung her wie die ZV-E1 auf Videoproduktion ausgelegt. Zum Fotografieren sind beide Kameras nicht besonders praktisch. Der Unterschied zwischen der FX3 und der ZV-E1 besteht darin, dass die FX3 für eine professionelle und aufwendige Videoproduktion gedacht ist. Sie hat zum Beispiel Gewinde für den Einbau in ein Rig und einen Audio-Griff für den Anschluss von XLR-Mikrofonen. Tasten sind mit «Zebra» oder «Peaking» beschriftet. Für Einsteiger kann das ziemlich abschreckend wirken.

Die ZV-E1 ist dagegen auf eine einfachere Video-Bedienung ausgerichtet. Die Bedienelemente sind videozentriert, aber du verstehst das meiste auch, wenn du kein professioneller Video-Producer bist. Zudem gibt es die typischen Video-Hilfen der ZV-Reihe. Einige davon sind bei der ZV-E1 neu.

Von der Ausrichtung abgesehen, unterscheiden sich die drei Kameras auch im Preis. Die ZV-E1 kostet nur halb so viel wie die FX3 und ist auch deutlich günstiger als die A7S III. Auch wenn die FX3 mit einem luftgekühlten Gehäuse vor Überhitzung geschützt ist, scheint sie mir im Vergleich etwas gar teuer. Und bei der Alpha 7S III stellt sich die Frage, ob eine Hybrid-Kamera mit nur 12 Megapixeln heutzutage noch weit über 3000 Franken wert ist.

Sony ZV-E1 (12.10 Mpx, Vollformat)
Kamera
EUR2140,59

Sony ZV-E1

12.10 Mpx, Vollformat

Sony Alpha 7S III (12.10 Mpx, Vollformat)
Kamera

Sony Alpha 7S III

12.10 Mpx, Vollformat

Sony Alpha FX3 Cinema Line (12.10 Mpx, 120p)
Videokamera
EUR5819,90

Sony Alpha FX3 Cinema Line

12.10 Mpx, 120p

Die neuen ZV-Features

Eine neue Funktion ist die Auto-Rahmung. Dabei zoomt die Kamera digital ins Bild und vergrössert so ein ausgewähltes Motiv. Du kannst zwischen drei Ausschnittgrössen wählen. Der Witz daran: Bewegt sich das Motiv im Bild, fährt der Rahmen mit. Beim Beenden des Trackings zoomt die Kamera wieder heraus. Unter Umständen ersparst du dir so eine aufwendige Nachbearbeitung mit Keyframes. Ob es in der Realität brauchbar ist, kann ich nach meinem kurzen Ausprobieren nicht sagen.

Die niedrige Auflösung der Kamera stört bei diesem Feature. Mit 12 Megapixeln hast du bei 4K nicht viel Spielraum: Es muss fast der gesamte Sensor genutzt werden, um die nötige Auflösung zu erreichen. Dementsprechend reicht es beim Hereinzoomen nicht mehr für echtes 4K. Auf der grössten Zoomstufe siehst du den Auflösungsverlust deutlich. Im folgenden Vergleich habe ich zwei Mal das gleiche Motiv mit dem gleichen Bildausschnitt aufgenommen. Einmal normal und einmal mit Auto-Rahmung. Die Aufnahme aus der Auto-Rahmung ist viel weniger scharf. Zur Verdeutlichung habe ich jeweils einen Bildausschnitt vergrössert.

Ein Ausschnitt aus einem 4K-Frame.
Ein Ausschnitt aus einem 4K-Frame.
Quelle: David Lee
Zum Vergleich die Schärfe bei der Auto-Rahmung: Das ist nicht mehr echtes 4K.
Zum Vergleich die Schärfe bei der Auto-Rahmung: Das ist nicht mehr echtes 4K.
Quelle: David Lee

Ebenfalls mit Rahmen arbeitet ein neuer Bildstabilisator. Er gleicht unruhige Handbewegungen viel besser aus als die bisherigen Bildstabilisierungen von Sony. Des Weiteren bietet die ZV-E1 den Stabilisator «SteadyShot Dynamic Active», der ebenfalls sehr gut ist. Und ebenfalls neu.

In einem Testlauf filmt mich hier Kollege Samuel Buchmann, während er neben mir her geht. Dabei siehst du nacheinander folgende Einstellungen:

  1. Standard Steadyshot (nur optische Bildstabilisierung)
  2. Active Steadyshot (optische und elektronische Bildstabilisierung)
  3. Dynamic Active Steadyshot (optische und aggressive elektronische Bildstabilisierung)
  4. Rahmen-Stabilisator (optische und noch aggressivere elektronische Bildstabilisierung)

Die beiden neuen Stabilisator-Methoden führen zu einem starken Crop. Der Rahmenstabilisator noch etwas stärker als der Dynamic Active Steadyshot. Du siehst das hier nicht, weil wir den Ausschnitt mit dem Zoom-Objektiv angeglichen haben.

Die digitale Verengung des Bildausschnitts reduziert die Auflösung genau so wie bei der Auto-Rahmung. Damit ist die Funktion kein Ersatz für einen Gimbal. Falls du keinen solchen zur Hand hast, ist sie dennoch eine Hilfe: Lieber ein ruhiges Video mit weniger Auflösung als eine verwackelte Aufnahme.

Und noch etwas ist neu: Tritt eine zweite Person ins Bild, kann die Kamera die Tiefenschärfe so erweitern, dass beide Personen im Fokus sind. Dies habe ich nicht ausprobiert.

Die bekannten ZV-Features

Im Produktpräsentationsmodus stellt die Kamera automatisch auf ein Objekt scharf, das du in die Kamera hältst. Das ist nichts Neues in der ZV-Reihe, aber im Vollformat ist der Effekt stärker, weil du mehr Tiefenunschärfe erzeugen kannst. Ich habe das hier mit Blende f/1,8 ausprobiert.

Der Defokus schaltet mit einem einzigen Tastendruck zwischen grosser und kleiner Tiefenschärfe um. Es wird also einfach die Blende geöffnet beziehungsweise geschlossen. Auch dieser Effekt ist im Vollformat grösser.

Der Soft-Skin-Effekt glättet die Haut. Das gab es schon bei der ZV-1, hat mich damals aber nicht überzeugt, weil die Falten zwischendurch plötzlich wieder auf dem Gesicht zu sehen waren.

Bei der ZV-E1 scheint mir der Effekt etwas besser. Die Wechsel zwischen faltigem und glattem Gesicht kommen nur noch vereinzelt vor und fallen auch weniger auf. Dennoch würde ich den Effekt höchstens dezent auf der niedrigen Stufe einsetzen. Neben den temporären Hautfalten stört auch die fehlende Schärfe. Es wirkt ein wenig, als ob mein Gesicht nicht im Fokus wäre.

Hier bügelt der Soft-Skin-Effekt alles glatt.
Hier bügelt der Soft-Skin-Effekt alles glatt.
Quelle: David Lee
Im nächsten Augenblick sind dann die Falten wieder da. Das fällt aber weniger auf als bei der ZV-1.
Im nächsten Augenblick sind dann die Falten wieder da. Das fällt aber weniger auf als bei der ZV-1.
Quelle: David Lee

Erste Einschätzung

Ich habe mich schon immer gefragt, wieso praktische Features wie der Präsentationsmodus nicht auch in hochwertigen Kameras zu finden sind. Mit der ZV-E1 wird das Tatsache. Es ist nicht so, dass man eine möglichst komplizierte Bedienung will, nur damit man sich als Profi fühlen kann.

Nicht bei allen Features bin ich mir sicher, ob sie in realen Projekten einen Nutzen bringen. Die Auto-Rahmung hat Potenzial, ich müsste sie aber genauer testen. Zudem würde diese Funktion mit einer höheren Auflösung wesentlich mehr Sinn machen. Den Soft-Skin-Effekt würde ich höchstens dezent einsetzen, auch wenn er jetzt besser funktioniert als bei der ZV-1. Make-up ist immer noch besser, um Falten vor der Kamera zu minimieren. Und ich persönlich finde es gar nicht schlimm, wenn meine Falten sichtbar sind.

Von solchen Gimmicks darfst du dich auch nicht täuschen lassen: Die Grundqualität dieser Kamera ist sehr solide. Der Autofokus ist wie bei Sony gewohnt auf Top-Niveau. Die Vlogging-Features gibt es obendrauf. Und das zu einem günstigeren Preis als die bisherigen Video-Vollformatkameras. Ich finde das Konzept der ZV-E1 cool und glaube, dass sie ihre Abnehmer finden wird.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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