Sony OLED KD65A8
65", OLED, 4K, 2020
Sonys A8-OLED-Fernseher kann nichts, was andere TV-Hersteller nicht auch können und spielt trotzdem ganz oben in der OLED-Liga. Nur Next-Gen Gamer gucken in die Röhre. Mal wieder.
Zum Schreien gut. Ich könnte das Fazit, das ich vergangenes Jahr zum AG9 gezogen hatte, gleich wieder ziehen. Nicht zu Sonys 2019er-OLED-Flaggschiff. Zum A8 diesmal. Das ist Sonys aktuelles Flaggschiff. Oder Schlachtross. Kavallerie. Super-Plötz. Such dir was aus. Der A8 wird allen Superlativen gerecht. Zumindest fast.
Moment. Moooment. Auf AG9 folgt A8? Sehr witzig, Sony. Warum nicht AG10? Oder römisch AGX? Auch AH9 passt, wenns nach Alphabet gehen soll. Das ergäbe sogar Sinn. Aber nö. Du entfernst einen Buchstaben und zählst von 9 rückwärts. Ta-daa, irgendwo im Sony-Marketing klopfen sich ein paar Leute auf die Schultern und finden «haben wir gut gemacht». Grossartig.
Aber gut. Ignorieren wir, dass es den eigentlichen AG9-Nachfolger durchaus gäbe, dass er A9 heisst und dass dessen Namensgebung nicht zwingend logischer ist. Sonst müssten wir darüber reden, dass Sony den A9 mit nur einer Bilddiagonale auf den Markt gebracht hat: 48 Zoll. Das würde dann die Frage in den Raum werfen, wieso nicht gleich auch 55 oder 65 Zoll. Richtige Heimkino-Grössen halt. Und nein, 48 Zoll ist keine richtige Heimkino-Grösse.
Wie gesagt: Ignorieren wir all das. Im Heimkino der Grossen ist der A8 zu Sonys TV-Speerspitze befördert worden. Und die ist verdammt gut. So gut sogar, dass sie LGs GX, bisher mein OLED-«TV of the year»-Kandidat numero uno, vielleicht sogar vom Thron stösst.
First things first: Der 65-Zoll-Fernseher wurde mir von Sony zum Testen zur Verfügung gestellt, geliefert und aufgebaut. Dafür gab’s ein Kaffee von mir. Und ein Glas Wasser.
So. Was kann der TV? Den Anfang mache ich mit «Jurassic World: Fallen Kingdom». Den Film habe ich bereits auf so vielen Fernsehern gesehen, dass ich schnell erkenne, was mir am Bild gefällt, wo ich Schwächen sehe – und wo Stärken.
Was mir ins Auge sticht: Die natürliche Farbwiedergabe. Natürlich in dem Sinne, dass da nichts übertrieben knallig oder mies kalibriert wirkt. Der Dino-Dschungel etwa, der gottseidank nicht radioaktiv grün wirkt. Schön. Dann das angenehm warme Strahlen der Lampe oben links. Und der dunkle Nachthimmel verschmilzt mit den pechschwarzen Kinobalken ober- und unterhalb des Bilds. Das liebe ich an OLEDs: Weil sich die über acht Millionen Pixel des OLED-Panels einzeln ein- und ausknipsen können, ist da, wo Schwarz sein sollte, tatsächlich «echtes» Schwarz. LCD-Bildschirme können das nicht.
Etwas hat mich im Vorfeld des Tests besonders gereizt: Der Vergleich mit LGs GX-OLED-Fernseher. Für viele der aktuell beste TV auf den Markt. Schauen wir’s uns an. Zuerst nochmal Sonys A8 in gross:
Jetzt LGs GX. Aber: Nimm es mit den Vergleichsbildern nicht zu genau. Zwischen den Aufnahmen liegen Monate und unterschiedliches Umgebungslicht. Das kann sich auf die Kamera auswirken. Ich sorge zwar für zumindest ähnliche Lichtverhältnisse, aber Laborbedingungen sind anders.
Wow. Dieser Reichtum an Details im Sony-Bild. Diese Schärfe. Achte auf das Gebüsch links des T-Rex-Rachens. Die Blätter, Zweige und Äste sind deutlich klarer zu sehen als bei LG. Oder die Nöppchen auf der Dino-Zunge. Die ledrige Haut. Ziemlich plastisch. Als ob ich den urzeitlichen Prädator direkt anfassen könnte. Dafür könnte ich Sony die im Vergleich zu LG beinahe zu natürlich und damit entsättigter wirkenden Farben vorwerfen. Ich mag nämlich kontrastreiche Bilder, die den gewissen «OLED-Punch» haben.
Ansichtssache, schätze ich. Aber lass uns noch ein paar weitere Vergleiche derselben Szene anschauen.
Den Vergleich mit anderen Hersteller braucht Sonys A8 überhaupt nicht zu scheuen. Panasonics Spitzen-OLED-TV 2019 ist viel zu kühl. Das hatte ich dem TV auch schon in dessen Test angeprangert. Der China-Hersteller TCL kommt mit seinen Mini LEDs schon näher ran. Dessen Technologie erkläre ich im X10-Test noch genauer. Typisch fürs LCD-Bild des X10: Es strahlt heller. Gut zu sehen an den Laternen oben links, die den schwarzen Nachthimmel überstrahlen. Dafür würdest du tagsüber, etwa im lichtdurchfluteten Wohnzimmer, das Bild besser erkennen.
Nächste Szene. Dieses Mal eine hellere, um zu sehen, wie sich die Detailwiedergabe in helleren Szenen macht.
Nochmals: Ich mag diese bodenständige Natürlichkeit in Sonys Farbwiedergabe. Auf mich wirkt sie wie ein Statement. Ein selbstsicheres noch dazu. Sony will nicht überlegene Bildqualität suggerieren, indem es Kontrastwerte pusht. Sony beharrt auf Natürlichkeit. Sympathisch. Das rötlich-braune Orange in diesem Bild etwa wirkt bei anderen Herstellern meist viel gelber. Das ist auffälliger, aber weniger natürlich.
Schau dir Sonys A8 nochmals in gross an:
Und jetzt LGs GX in gross:
Siehst du, was ich meine? LGs Bild knallt mehr – auf die Farben bezogen –, holt mehr Punch aus dem Quellmaterial raus. Im Vergleich zu Sony wirkt das Bild aber etwas zu gelb. In der Reflektion der Flugzeug-Fensterscheiben hat’s gar einen leichten Grünstich. Dazu ist die Sonne im Hintergrund bei Sony deutlicher als Kugel erkennbar. Das spricht nicht nur für einen besser kalibrierten Fernseher, sondern auch für überlegene Helligkeitsabstufungen.
Klar, da gibt’s Bildeinstellungen, mit denen sich Vieles korrigieren liesse. Für Tests belasse ich die Voreinstellungen dennoch so, wie sie aus der Verpackung genommen sind. Ich will die TVs so testen, wie sie von den meisten Kunden verwendet würden – und auch genau so, wie sich Hersteller das perfekte TV-Bild vorstellen.
Zurück zu den Vergleichen.
Auch hier: In Punkto Natürlichkeit schlägt Sonys A8 seine Konkurrenz. Dafür handhabt Panasonic die Helligkeitsabstufungen mit Bravour. Das siehst du an der kugelförmigen Sonne. TCLs X10 hingegen fällt in dieser hellen Szene deutlich zurück.
Ausgerechnet. Den hell strahlenden LCD-TVs wird nämlich nachgesagt, dass sie ihre Stärken in hellen Szenen ausspielen. Aber hier fehlt dem X10 der Punch. Da ist einfach nur ein viel zu blass wirkendes Bild. Gerade verglichen mit seiner OLED-Konkurrenz.
Ein gutes Beispiel, das zeigt, wie sich True Black – echtes Schwarz, aber darauf komme ich noch – auf die Farbdarstellung von Fernsehern auswirkt: Dank dem grösseren Unterschied zwischen Hell und Dunkel wirken OLED-Farben deutlich kräftiger.
Nächste Disziplin. Der Prozessor. Sony verbaut da das dritte Jahr hintereinander den X1-Ultimate-Prozessor. Der galt schon im AF9, Sonys 2018er-OLED-Flaggschiff, als sehr zukunftssicher. Entwickelt wurde nämlich mit dem Ziel, Sonys 8K-Fernseher mit genug Leistung zu versorgen.
Stell dir den Prozessor eines Fernsehers als Gehirn vor. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Bildsignale zu empfangen, zu verarbeiten und darzustellen. Verarbeiten heisst, dass er miese Bildqualität erkennt und sie aufwertet. Etwa, wenn du eine Serie wie «The Walking Dead» schaust. Die ist bewusst auf 16mm-Film aufgenommen worden. So, dass eine altmodische Körnung samt Bildrauschen das Gefühl einer kaputten, postapokalyptischen Welt erzeugt.
Okay, nicht schlecht. Der Prozessor erkennt das HD-Bildsignal definitiv als schlechte Qualität. Das Bild wird darum aufgewertet, Rauschen entfernt, die Kanten geglättet und die Farben verstärkt. Dazu rechnet der Prozessor die fehlenden Pixel-Informationen: HD-Auflösung hat 1920×1080 Pixel. Insgesamt also etwas mehr als 2 Millionen Pixel. UHD-Fernseher haben aber 3840×2160 Pixel. Also etwas mehr als 8,3 Millionen Pixel.
Mit anderen Worten: 75 Prozent des Bilds sind gerechnet. Schauen wir genauer hin.
Und jetzt vergleichen wir das, was der Sony-Prozessor da prozessiert, mit LGs Prozessor-Arbeit.
Im Vergleich verliert Sony. Das ist zwar Meckern auf hohem Niveau. Aber achte dich auf den Hintergrund links von Negans Gesicht (das ist der rechte Charakter). Bei Sony rauscht’s wie bei einem Schneesturm in Sibirien im Winter. Dazu ein leichter Grünstich und ein viel zu mattes Schwarz. Da sehen die Farben bei LG viel kräftiger aus.
Am enttäuschendsten finde ich die Details. Gut zu sehen bei den Bartstoppeln. Die Härchen sind bei LG genau zu erkennen. Oder die Grübchen. Um Negans Augen herum. Auf der Stirn.
Mehr Vergleiche? Sicher.
Interessant. Es ist ausgerechnet das Sony-Bild, das für mich am wenigsten natürlich aussieht. Das Rot knallt eindeutig zu laut. Panasonic macht in dieser Hinsicht den besten Job. Dafür wirkt das Bild bei LG unheimlich klar. Beinahe wie eine UHD-Blu-ray. Und trotz Kräftigkeit wirken die Farben nicht unnatürlich. Sony kann wenigstens in Punkto Schärfe mithalten.
Long story short: LG krallt sich die Upscaling-Krone. Sony und Panasonic sehe ich auf etwa gleicher Höhe.
Du siehst, UHD-HDR-Material wie aus «Jurassic World» ist eigentlich immer total super. Da sind Unterschiede bei Bewegtbildern oft kaum oder nur mit geübten Auge sichtbar. Die Spreu vom Weizen trennen weniger optimale, HD-SDR-Inhalte wie «The Walking Dead».
Bevor wir den Abschluss mit Design und Anschlüsse machen noch dies: Der TV-Prozessor ist nicht nur für die Bildverarbeitung verantwortlich, sondern auch fürs Betriebssystem. Im Falle Sonys läuft Googles Android 9.0 Pie, Googles neuester Version von Android TV.
Jep, das ist flüssig und schnell. Kein Vergleich zu TCLs X10-Version von Android TV. Zu Android TV gehört auch, dass Chromecast standardmässig integriert ist. Genauso wie Apps von Netflix und Disney+. Beide unterstützen Dolby Vision und Dolby Atmos. Googles Video-on-Demand-Konkurrenz – Amazon Prime Video – ist auch da. Schön. Allerdings nur mit HDR10 und maximal Dolby Surround 5.1.
AppleTV gehört nicht zu den unterstützten Apps. Keine Macht der Android-Konkurrenz, was Google?
Kurz zum Sound. Der ist gut. Verdammt gut. Bei Sony kommen keine herkömmlichen Lautsprecher zum Einsatz. Im ultradünnen OLED-Panel hätten die kaum genug Platz, Luft zum Schwingen und somit für raumfüllenden Klang zu sorgen. Stattdessen bringen sogenannte Aktuatoren die Bildoberfläche selbst zum Schwingen. Dazu kommen zwei 5-Watt-Subwoofer auf der Rückseite des TVs, die für ordentlichen Rumms sorgen. Insgesamt also ein 2.2-Sound-System.
Das Konzept ist zwar nicht neu, aber nach wie vor super. Ich bin ja sonst kein Fan von integrierten TV-Lautsprechern. Bei Sonys «Acoustic Surface Audio» werde ich aber schwach. Zumindest eine durchschnittliche Soundbar ersetzt die Technologie locker. Entsprechend hoch auch der Preis des Fernsehers, der eher etwas über der Konkurrenz liegt.
Designmässig erfindet sich Sonys A8 nicht neu. Schmaler Rahmen. Minimalistisch und unauffällig. Dazu ein dünnes Panel. Und mit dünn meine ich dünn.
OLED-TVs benötigen nämlich keine dedizierte Hintergrundbeleuchtung, die Pixel zum leuchten bringen. Es sind die OLED-Pixel selbst, die leuchten, sobald sie unter Strom gesetzt werden. Im Umkehrschluss heisst das: Da, wo das Bild Schwarz sein soll, schalten sich die Pixel einfach aus. Erinnerst du dich noch daran, wie ich oben von «echtem» Schwarz geredet habe? Voilà: Nur wo kein Licht ist, ist Schwarz tatsächlich schwarz.
LCD-Pixel leuchten nicht von selbst. Darum benötigen sie eine LED-Hintergrundbeleuchtung. Und darum ist ihr Schwarz auch nicht wirklich schwarz. Die Hintergrund-LEDs jedenfalls brauchen Platz. Entsprechend dicker als OLED-Fernseher sind LCD-Fernseher.
Vergleich mal die Paneldicke des A8 mit meinem Zeigefinger:
Das da oben, das sind etwa 0,6-Zentimeter-Paneldicke unter meinem Finger. Klar, weiter unten am Gehäuse kommt noch die ganze TV-Hardware dazu. Netzteil, Prozessor und so. Insgesamt ist der A8 dann auf 5,2 Zentimeter dick. Immer noch beeindruckend.
Dann aber diese Standfüsse. Diese zwei voneinander abgewinkelten, metalligen Entenfüsse, die uninspirierter kaum füsseln könnten.
Ich verstehs einfach nicht. Sony hat da in den vergangenen Jahren stets für richtig knackige TV-Designs gesorgt. Erinnerst du dich noch an den AF9? Der hat ja nicht auf seinem Standfuss «gesessen», sondern sich eher daran angelehnt. Ein bisschen so wie ein Bilderrahmen, den du nicht aufhängst, sondern auf dem Tisch stehen hast.
Schade, bleibt sich Sony da nicht treu. Aber gut. Abgesehen von den Standfüssen gibt’s nichts, was ich am Aussehen des Fernsehers zu bemängeln hätte. Kritischer sieht’s bei den Anschlüssen aus.
Merkst du was? Es fehlt HDMI 2.1. Schon wieder. Das habe ich Sony auch letztes Jahr angekreidet. Dass sich seitdem nichts an der HDMI-2.1-Front getan hat, ist eine Blamage für Sony.
Denn: Gamer gucken in die Röhre. Ausgerechnet Gamer. Die wollen ja mit Sony in eine neue Ära des Gamings schreiten. Mit der in wenigen Wochen erscheinenden Sony Playstation 5. Die Konsole dafür hätte Sony also. Aber nicht den OLED-Fernseher.
Vorteile des Next-Gen Gamings, namentlich UHD-Auflösung bei HDR-Qualität und 120 Frames pro Sekunde, lassen sich nur dann geniessen, wenn die von der Konsole generierten, riesigen Datenmengen schnell genug zum Fernseher gelangen. Dafür braucht’s HDMI 2.1. Sonys HDMI-2.0b-Schnittstelle ist zu langsam für sowas. UHD-Material gibt’s darum maximal bei 60 Frames pro Sekunde. Das ist lausig und so gar nicht zukunftssicher.
Sorry, Sony. Aber das ist ein sensationelles Eigentor, das du da geschossen hast. Zumindest für jene Käufer, die an Next-Gen Gaming interessiert sind. Immerhin ist der Input Lag im Game Mode auf gute 18.7 Millisekunden gedrückt worden. Der war vergangenes Jahr noch deutlich höher.
Dass sämtliche OLED-Panels, die du in OLED-Fernsehern vorfindest, aus der Fabrik LG Displays stammen, ist ein offenes Geheimnis. Was ein Sony-OLED-TV von einem LG-, Panasonic- oder Philips-OLED-TV unterscheidet, ist im Grunde also nur, wie die einzelnen OLED-Pixel angesteuert werden.
Klingt nach kleiner Ursache mit grosser Wirkung. Unwahr ist das nicht. Und was Sony mit seinen OLED-Panels veranstaltet, ist tatsächlich verdammt gut. Vor allem in zwei Dingen.
Gerade bei UHD-HDR-Material sehe ich Sony an der Spitze. Oder zumindest gleichauf mit LGs OLED-TVs. Wechselt somit die Krone des meiner Meinung nach besten OLED-Fernsehers des Jahres von LG zu Sony?
Nein. Das liegt an LGs überlegenen Upscaling. Guckst du dir nämlich Inhalte «minderwertiger» Qualität an, dann macht Sony einen sehr guten, aber nicht den besten Job. Dazu das fehlende HDMI 2.1. Für passionierte Gamer wohl ein KO-Kriterium.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»