Sonos Beam Gen 2 im Test: Hat sich das lange Warten gelohnt?
Produkttest

Sonos Beam Gen 2 im Test: Hat sich das lange Warten gelohnt?

Luca Fontana
15.10.2021

Neues von Sonos: Die zweite Generation der kleinen, aber teuren Beam-Soundbar ist da. Was hat Sonos seit der letzten Beam verbessert?

Gut drei Jahre. Sonos hat sich Zeit gelassen, ein Update zur kompakten Soundbar zu bringen. Kompakt, weil sie in kleinen Wohnungen und Zimmern für anständigen Sound sorgen soll. Viel Neues hat sich bei der Beam Gen 2 trotz der langen Wartezeit nicht getan. Aber diese eine Neuerung, die lässt aufhorchen.

Dolby Atmos.

Dolby Atmos möglich macht der neue Prozessor. Zumindest virtuelles Dolby Atmos. Sonos sagt nämlich, der Prozessor sei 40 Prozent schneller als noch in der Beam Gen 1. 40 Prozent wovon? Sagt Sonos nicht. Es ist einfach eine Zahl, die da beeindrucken soll, aber stattdessen alles und nichts bedeuten könnte.

In diesem Fall eher alles, ausnahmsweise.

Wait, what. Virtuelles Dolby Atmos?

Soundbar-Hersteller reden ständig von grossartigem, raumfüllendem Sound dank ausgeklügelten 3D-Soundeffekten, die ohne zusätzliche Lautsprecher im Raum auskommen. Dafür muss der Ton digital manipuliert werden. Komplizierte Berechnungen und Algorithmen sorgen dafür, dass du einen Ton hinter dir hörst, obwohl da gar keine Lautsprecher sind; die einzige Tonquelle bleibt die Soundbar vor dir.

Genau da kommt der Prozessor ins Spiel: Je besser der Prozessor, desto komplexer die Berechnungen.

Klein, aber oho – wenn auch teuer.
Klein, aber oho – wenn auch teuer.

Die Beam Gen 2 kann dank ihrem verbesserten Prozessor nun auch Dolby-Atmos-Signale verarbeiten und wiedergeben. Das bedeutet nicht per se bessere Audioqualität. Jedenfalls keine, die du von normalem Surround Sound unterscheiden kannst. Und schon gar nicht bedeutet das Marketing-Bla-Blub wie «Ton von oben» dank Hokuspokus-Trara wie «Wandabstrahlung».

Es sei denn, du hörst auch das Gras des Nachbars wachsen.

Es ist vor allem die Information übers Audio, die bei Dolby Atmos besser und auch für Otto-Normal-Ohren gut hörbar ist. Denn bei Dolby Atmos werden Töne nicht einfach auf einen Kanal gelegt. Stattdessen werden Dinge, die sich bewegen, einem simulierten Objekt zugeordnet – etwa Rennautos oder Dialoge. Dolby nennt sie «dynamische Audio-Objekte». Komplexe Algorithmen trennen diese Audio-Objekte vom Hintergrundrauschen und positionieren sie punktgenau im Raum.

  • Hintergrund

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    von Luca Fontana

Das ist tatsächlich mal kein Marketing-Sprech, sondern hochkomplexe Mathematik und Physik für deine Ohren. Dennoch: Egal wie viele Algorithmen und Technologien dir und deinem Ohr da was vorgaukeln wollen – solange nicht überall im Zimmer Lautsprecher verteilt sind wie im Kino, bleibt das Versprechen von echtem 3D-Sound reines Marketing.

Darum: Virtuelles Dolby Atmos, auch wenn das Sonos und die anderen Hersteller nicht gerne hören.

Vor dem Start: What’s in the Beam?

Wie gut macht sich nun die neue Beam? Im Vergleich zur ersten Beam ist im Inneren alles beim Alten geblieben. Es ist ja nicht so, dass die Audio-Experten aus Santa Barbara, Kalifornien, da gross was an der Klangarchitektur zu verbessern gehabt hätten.

Konkret heisst das:

  • Vier elliptische Mitteltöner geben mittlere Sprachfrequenzen und sonstige mittlere Frequenzen wieder.
  • Ein Hochtöner in der Mitte gibt die hohen Frequenzen wieder. Wichtig für Dialoge.
  • Fünf digitale Verstärker der Klasse D und drei passive Strahler sollen den Sound satt und raumfüllend machen.
  • Insgesamt kommt die Sonos Beam Gen 2 auf 220 Watt Ausgangsleistung.
Abgesehen vom Lautsprechergitter sieht die Beam noch genau gleich aus.
Abgesehen vom Lautsprechergitter sieht die Beam noch genau gleich aus.

Für den Test kalibriere ich die Beam zuerst im Schlafzimmer – nicht im Wohnzimmer, das wäre zu gross für die Beam. Das Kalibrieren geht mit der Trueplay-Funktion der Sonos-App: Während ich mit Handy rumfuchtelnd durchs Zimmer schlurfe, sendet die Beam sonarartige Signale aus. Ich stelle mir vor, wie sie gerade eine auf Grundriss und Zimmerhöhe angepasste Klangbühne erstellt. So, dass später meinen Ohren dort Lautsprecher vorgegaukelt werden kann, wo gar keine sind.

Trueplay gibt’s allerdings nur in der Sonos-App von Apple iPhones- und iPads. Android-Nutzer:innen gucken in die Röhre. Schade. Eigentlich ein mittelgrosser Skandal. Oder um es mit den Worten von Redaktionskollegin und Audioexpertin Livia Gamper zu sagen:

«Das ist echt richtig dumm.»

Sonos und Atmos beim Filmegucken

Um zu hören, wie die Beam klingt, habe ich mir unter anderem meine Lieblings-Rennszene aus «Ford vs Ferrari» angeschaut – jene, die nachts spielt, während des 24-Stunden-Rennens von Les Mans. Der Film gehört zu meinen absoluten Favoriten. Darum weiss ich ziemlich genau, wie sich der Sound anzuhören hat.

Quelle: UHD-Blu-Ray, englische Dolby-Atmos-Tonspur.

Es ist dunkel. Es regnet. Die Sicht ist furchtbar. Immer wieder presst Fahrer Miles mit seinem unverkennbar britischen Akzent ein «bloody hell!» zwischen den Lippen hervor. Wortfetzen, die ich inmitten einer wundervollen Klang-Kakofonie aus dumpfen Regenprasseln, fauchenden Motoren, schlitternden Reifen und knarzenden Boliden, die es ob der wirkenden G-Kräfte beinahe auseinanderreisst, glasklar hören kann.

Das ist es, was Atmos ausmacht.

Ein Beispiel: Wenn ich die deutsche Surround-Mischung auswähle – eine deutsche Atmos-Tonspur hat die Disc nicht –, geht der schwere Regen irgendwo im Bass unter. Das Abbrechen von Teilen, das Quietschen der Räder, das Knattern des protestierenden Getriebes – alles Dinge, die ich in der Atmos-Mischung viel deutlicher vom Hintergrundlärm unterscheiden kann als in der Surround-Mischung.

Design trifft auf Qualität – jep, Marketing kann ich auch.
Design trifft auf Qualität – jep, Marketing kann ich auch.

Fast schon wähne ich mich mitten im Rennen. Gerade, wenn ich meine Augen schliesse. Die Soundkulisse ist breit, füllt mein Schlafzimmer ohne Probleme auf und wirkt dabei nie überfrachtet. Genau das ist mir wichtig. Genau darum habe ich mir ausgerechnet diese Szene ausgesucht: Billige Soundbars – oder schlecht eingestellte – würden blechern und plump klingen.

Der Grund: Günstige Soundbars mit weniger leistungsfähigen Prozessoren nutzen besagte digitale Audio-Manipulation – DSP –, um ihren Ton nach mehr klingen zu lassen, als da eigentlich ist. Denn wenn Ton ein Muskel ist – ein digitaler Muskel – dann ist zu viel DSP wie Anabolika. Die Manipulation des Tons wirkt nicht mehr organisch und warm, sondern künstlich und kalt. Oder eben: nach einer überfrachteten Klang-Kakophonie aus willkürlichem Rumms und Pomp.

Das Gefühl gibt mir die Sonos Beam Gen 2 nie. Gerade für ihre Grösse fabriziert sie einen erstaunlich organischen Sound. Selbst ohne separaten Subwoofer. TCLs Ray Danz, etwa 200 Franken günstiger, finde ich ähnlich genial. Die Ray Danz hat aber auch einen separaten Subwoofer – nicht in jeder kleinen Stadtwohnung oder Zimmer ideal.

Wie hört sich Musik an?

Sonos-typisch lässt sich die Beam Gen 2 auch als Multiroom-Speaker nutzen. Das Einbinden ins Heimnetzwerk geht einigermassen intuitiv über die Sonos-S2-App. Ich habe mir dazu Google Assistant als Sprachassistentin eingerichtet. Alexa würde alternativ auch gehen. Damit das Abspielen von Musik via Spotify auf Sprachbefehl klappt, muss ich allerdings meinen Spotify-Account von Sonos trennen und neu verbinden.

Wie hört sich das an? Richtig gut. Ich erklär’s dir am Beispiel von John Powells «This is Berk» aus «How to train your Dragon». Den habe ich schon beim Sonos-Arc-Test benutzt. Schliesslich hat der Score alles: Ruhige, gemächliche Passagen. Wunderschön komplexe und vielseitige Architekturen. Laute Passagen, wild und ungezähmt. Ich weiss genau, wo der Bass brummen muss.

Und wo ich den «Punch» spüren will.

Der Score fängt mit bedächtig vor sich hin grummelnden Blechinstrumenten an. Sie spielen das Thema von Berk, das Wikingerdorf des Films. Bei der Sonos Arc, Sonos Premium-Soundbar fürs grosse Wohnzimmer, klingen die Posaunen stark und voluminös. Bei der Sonos Beam weniger. Aber nicht viel. Dann setzen die Streicher an. Irgendwo meine ich, eine Klarinette zu hören. Ganz so klar wie bei der Arc hebt sie sich aber nicht von den Trommeln im Hintergrund ab, die sachte und leise den Takt angeben.

Minute 1:10. Die Action-Passagen. Ein komplexer, schwieriger Übergang. Stark und Voluminös. Für viele Soundbars herausfordernd. Denn die Percussion setzt zum Crescendo an. Der Sonos-Beam-Bass will auch, hinkt aber etwas hinterher. Im Film fliegt die imaginäre Kamera gerade über das Dorf der wahnwitzigen, bald schon Drachen reitenden Wikinger. Die Soundbar füllt den Raum gut aus. Erinnert mich daran, wieso ich diesen Part so mag.

Schön: Wo die Streicher bei anderen Soundbars in den Höhen etwas gar mittig positioniert klingen, füllen sie mein Schlafzimmer weiterhin gut aus. Gut – nicht perfekt. Mir ist zu jeder Zeit bewusst, dass der Ton aus der Soundbar vor mir kommt und nicht von einem Live-Orchester in meinem Schlafzimmer gespielt wird – darin ist die Sonos Arc einfach viel besser.

Genau, um solche Kleinigkeiten rauszuhören, ist die Musik aus Berk so perfekt für solche Tests.

Zum Abschluss: So steht’s um Anschlüsse und DTS

Ein abschliessendes Wort zu den Anschlüssen. Da ist weiterhin nur ein einziger HDMI-eARC-Eingang. Etwas bieder für den Preis. Da hätte mindestens ein zusätzlicher HDMI-2.1-Anschluss drinliegen müssen. Dringelegen hat immerhin ein HDMI-zu-Toslink-Adapter, falls dein Fernseher etwas älter ist und keine ARC- oder eARC-Schnittstelle hat.

Macht das soundtechnisch einen Unterschied? Ja. Die optische Toslink-Schnittstelle hat zwar genügend Bandbreite, um problemlos Surround-Sound wie etwa Dolby Digital 5.1 vom Fernseher auf die Soundbar zu übertragen. Aber für High-Res-Audioformate wie Dolby Atmos oder DTS:X ist die Bandbreite zu gering. Spielst du Dolby Atmos ab, hörst du stattdessen einfach Dolby Digital 5.1. Kein Drama, also. Ausser, du willst dir die Beam genau wegen Dolby Atmos zulegen.

Ein bisschen gar wenig Anschlussmöglichkeiten für so eine teure Soundbar
Ein bisschen gar wenig Anschlussmöglichkeiten für so eine teure Soundbar

Apropos: Sonos und DTS vertragen sich nicht. Seit Jahren. Irgendwas von wegen Lizenzen. DTS-Audioformate wurden darum lange Zeit in ein plumpes Stereo-2.0-Signal umgewandelt. Ein K.O.-Kriterium für ein Produkt, das so viel kostet; DTS ist eines der verbreitetsten Audioformate der Welt, besonders auf Blu-Rays.

Mittlerweile scheinen sich die harten Fronten aufzuweichen. Ein wenig. Sonos hat nämlich angekündigt, per Ende Jahr DTS Digital Surround 5.1 unterstützen zu wollen. Nicht aber High-Res-Formate wie DTS:X oder DTS-HD. Ärgerlich. Noch ärgerlicher: Österreich und die Schweiz bekommen das Update nicht. Ob und wann DTS-5.1-Unterstützung jemals zu uns kommen wird, konnte Sonos auf Anfrage nicht sagen.

Das Lautsprechergitter ist neu: Polycarbonat, dasselbe Material, aus dem das Lautsprechergitter der grösseren Sonos Arc gemacht ist.
Das Lautsprechergitter ist neu: Polycarbonat, dasselbe Material, aus dem das Lautsprechergitter der grösseren Sonos Arc gemacht ist.

Eine gute Nachricht habe ich trotzdem. Seit einem Update von Anfang Jahr unterstützt Sonos immerhin Dolby Multichannel PCM. DTS-Tonspuren werden seitdem als Dolby-Multichannel-PCM-7.1 ausgespielt. Die verlieren zwar etwas an Volumen und Dynamik im Vergleich zum Original, sind aber um Welten besser als Stereo 2.0.

Update 20.10.2021, 17:15 Uhr: Sonos nimmt die mir gegenüber bestätigte Info, dass DTS Digital Surround nicht nach Österreich und in die Schweiz kommen wird, zurück. Neu gilt: DTS Digital Surround kommt Ende Jahr auch in die Schweiz.

«Sonos bestätigt, bis Ende Jahr die Unterstützung für die Dekodierung von DTS Digital Surround über die S2-Plattform auf Playbar, Playbase, Amp, beiden Generationen von Beam und Arc auch in der Schweiz.»

Update 17.11.2021, 12:00 Uhr: Das Update ist ab sofort auch in der Schweiz verfügbar und kann via Sonos-S2-App durchgeführt werden.

Fazit: Ein Upgrade lohnt sich nur, wenn du unbedingt Dolby Atmos willst

Die zweite Generation der Sonos Beam klingt sehr gut, auch wenn sie Sonos-typisch etwas zu teuer ist. Gerade an den mangelnden, zusätzlichen HDMI-Eingängen und an der immer noch fehlenden Unterstützung von DTS-Formaten gemessen (Aber: Siehe Update oben). Immerhin schafft Dolby Multichannel PCM eine vernünftige Alternative.

Wem würde ich die Sonos Beam Gen 2 also empfehlen? Jenen, die sich eine qualitativ hochwertige Soundbar für ihre kleine (Stadt-)Wohnung zulegen wollen. Oder fürs Schlafzimmer. Den Hobbyraum. Du verstehst. Die Beam ist auch super-handlich und angenehm klein. Reicht die Beam aus, um auch grosse Wohnzimmer ausreichend satt und voluminös mit Sound auszufüllen? Nein. Das will die Beam auch gar nicht. In dem Fall greifst du lieber zur Sonos Arc oder einer anderen Atmos-fähigen Soundbar.

Samsung HW-Q900T (406 W, 7.1.2 Kanal)
Soundbar

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406 W, 7.1.2 Kanal

Panasonic SC-HTB900EGK (505 W, 3.1 Kanal)
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Würde ich dir die zweite Generation Beam empfehlen, wenn du die erste bereits hast? Kommt drauf an, wie wichtig dir Dolby Atmos ist. Das ist schliesslich das einzige wirklich grosse Upgrade. Alle anderen Formate – und Musik – klingen ziemlich genau gleich wie vorher. Da müsstest du schon unglaublich audiophil sein, um die 40 prozentige Prozessorleistung rauszuhören.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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